Kosten pro Liter in eigener Herstellung

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
Antworten
Sascha77
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:14

Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#1

Beitrag von Sascha77 »

Hallo, ich beschäftige mich aktuell mit dem Bierbrauen (bislang eher Schnapps gebrannt).

Meine Frage: mit welchen Kosten muss ich für den Liter Pils kalkulieren?

Ich weiß dass eigenes Bier sich vor dem Hintergrund der ersten Investitionen nicht rechnet, von der Arbeitszeit ganz zu schweigen aber ich bin jemand der gerne Dinge selbst ausprobiert und macht. Vielleicht ein mir gebliebener kindlicher Eifer.

Dennoch würde ich gerne mal einen Literpreis wissen. Hat doch sicher schon mal jemand von Euch hochgerechnet.

Ich selbst würde 800 Liter im Monat selbst benötigen, womit ein Abnehmer schonmal gefunden wäre. Ja ich weiß, Zollanmeldung, Lebensmittelaufsicht, etc. Das wäre kein Problem da wir bereits Lebensmittel zubereiten und mit den Ämtern in Kontakt stehen.

Die 800 Liter kaufe ich monatlich zu aktuell 2,30 ein.
Zuletzt geändert von Sascha77 am Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:44, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Frommersbraeu
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 757
Registriert: Samstag 11. April 2020, 08:44

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#2

Beitrag von Frommersbraeu »

Hi Sascha,

Das hat mit Sicherheit jeder mal berechnet, allerdings helfen dir meine Literkosten nicht allzu viel, da ich Großabnehmer unter den Kleinen bin :redhead

Zur Groben Orientierung, du möchtest 20 Liter brauen, dafür wirst du ca. 4kg Malz (je 2,80€) brauchen, unnötig viel Hopfen (100g - 4,50€ bei deutschen Sorten) und eine Packung Hefe (kanpp 3 €)

Macht unterm Strich 0,93€ / Liter, wobei der Hopfen auch für einen zweiten Sud noch locker reicht, hinzu kommen dann noch Versandkosten, Wasser und Gas oder Strom. Gibt auch Versandhäuser die Hopfen Gramm weise anbieten aber sobald du 2 Shops brauchst, fressen die Versandkosten den Vorteil wieder auf...

Du siehst also, in dieser Menge kann man nicht konkurrenzfähig brauen, wenn man mal die Angebote vom Getränkehandel anschaut. Es geht eher um die Leidenschaft als ums Sparen
Schöne Grüße
Patrick


Brauen ist wie ein Überraschungsei:
Spiel, Spaß und Scho.. ach ne Bier!
:Drink
Meine Seminarbrauerei acidusbraeu.de
Sascha77
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:14

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#3

Beitrag von Sascha77 »

Ich würde nach ersten Tests 800 Liter monatlich brauchen. Betreibe 2 Gastronomien und die Überlegung liegt nahe, ein exklusives eigenes Bier anzubieten.
Benutzeravatar
Räuber Hopfenstopf
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2119
Registriert: Mittwoch 15. Juli 2020, 07:50

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#4

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Das größere Problem ist doch die Hardware. Sudhaus, Mühle, Lagertanks. Die paar Groschen für Malz, Hopfen und Hefe sind überschaubar. Und jemand muss es reproduzierbar hinbekommen.
Ich habe gerade ein Sudhaus von Ss Brewtech 159 Liter mit 4 Gär/Lagertanks gesehen. Da liegt man mit Anschluss und Kühlung bei ca. 40.000 € (ohne Bauarbeiten).
Viele Grüße
Björn

Allen wird bekannt gemacht, dass keiner in die Jeetze kackt - denn morgen wird gebraut.
Steht am Bierbrunnen in Salzwedel
Benutzeravatar
gloserbräu
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 317
Registriert: Montag 30. November 2020, 17:19
Wohnort: Bamberg

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#5

Beitrag von gloserbräu »

Schließe mich den Vorrednern an. Was du leicht berechnen kannst sind die Einzelkosten für dein Produkt (Malz, Hefe, Wasser, Hopfen, Biersteuer). Diese Einzelkosten kannst du im Prinzip direkt jedem produzierten Liter zuordnen.

Problematisch sind hierbei eher die Gemeinkosten (fallen an, und sind nicht direkt dem fertigen Liter Bier zuordenbar). Hier zum Beispiel die Abschreibung deiner Brauanlage über die tatsächliche (nicht steuerliche!) Nutzungsdauer oder auch Miete, Heizung, Strom, Gas, etc. Da kann man zum Beispiel versuchen eine kalkulatorische Schlüsselung auf den fertigen Liter Biervornehmen, was natürlich abhängig ist, wie oft du braust und welchen Ausstoß du hast usw usw usw.

Möglich ist es dies auszurechnen und vorab zu prognostizieren, aber sicher nicht trivial...

VG Jonas
Benutzeravatar
renzbräu
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1432
Registriert: Montag 27. Juli 2020, 17:32
Wohnort: South Upperfranconian Lowlands

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#6

Beitrag von renzbräu »

Sascha77 hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:45 Ich würde nach ersten Tests 800 Liter monatlich brauchen. Betreibe 2 Gastronomien und die Überlegung liegt nahe, ein exklusives eigenes Bier anzubieten.
Schau dich doch lieber nach Brauereien um, die Bier im Lohnbrauverfahren für dich brauen: Die haben die Hardware und das know how und brauen dir bzw mit dir dein Bier. Exklusiv.
Zur Rezeptentwicklung und für den Spaß kannst du ne 20-50 Liter Anlage betreiben :Smile
Grüße Johannes

- hausgebraut, handgeklöppelt & mundgetrunken -
Benutzeravatar
Beerkenauer
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1546
Registriert: Samstag 11. Februar 2017, 15:45
Wohnort: Südl Odenwald - Rhein-Neckar

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#7

Beitrag von Beerkenauer »

renzbräu hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 07:56
Sascha77 hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:45 Ich würde nach ersten Tests 800 Liter monatlich brauchen. Betreibe 2 Gastronomien und die Überlegung liegt nahe, ein exklusives eigenes Bier anzubieten.
Schau dich doch lieber nach Brauereien um, die Bier im Lohnbrauverfahren für dich brauen: Die haben die Hardware und das know how und brauen dir bzw mit dir dein Bier. Exklusiv.
Zur Rezeptentwicklung und für den Spaß kannst du ne 20-50 Liter Anlage betreiben :Smile
Genau das würde ich auch vorschlagen. Lass Dir von einer Lohnbrauerei mal ein Angebot machen und dann siehst Du was der Liter Bier Dich da kostet.
Zudem hast Du dann auch keine Probleme bzw Aufwand bei und mit der Herstellung.

Stefan
Mein Motto: Add more hops!
30L-Klasse; 50l Topf, 3.5k Induktion, Thermoport mit Läuterhexe, 2x Edelstahl Gärfaß, 2x Kühlschrank mit Inkbird, NC-Kegs und GDA für Flaschen.
Safari-Guide
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 408
Registriert: Montag 21. September 2020, 12:09

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#8

Beitrag von Safari-Guide »

800l Bier würde ich auch für 2,30 kaufen :Bigsmile - ich nehme an, du meinst pro Liter und auch im Fass?

Im Ernst: ich würde ggf. auch mal mit deiner Brauerei reden, ob sie dir nicht auch einen eigenen Sud nach deiner Rezeptur liefern könnten und was die Sudmindestmenge bei ihnen ist? Das wird dann vermutlich etwas teurer, aber du musst dir dann die Frage stellen, ob du diesen Mehrpreis (lass es mal 1€/l sein...) auch entsprechend durch deinen höheren Bierpreis und / oder zusätzlichen Umsatz wieder rein holen kannst...

Ich nehme mal an, dass du keinen Brauereivertrag bei deiner Gastronomie hast, so dass du auch aus der Abnahmeverpflichtung raus kommst?

Den Preis pro Liter (Achtung das ist vermutlich auch noch MWSt / USt mit enthalten!) der Brauerei wirst Du sicherlich nicht durch Selbstbrauen erreichen, vermutlich nicht mal von den variablen Kosten, von den Cash-Kosten der Anlage oder gar deiner Arbeitszeit ganz zu schweigen. Wenn du das aus Kostengründen machen willst, dann lass es...

Erik
Benutzeravatar
Sebasstian
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1558
Registriert: Freitag 26. August 2016, 11:54
Wohnort: Jena-Ziegenhain

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#9

Beitrag von Sebasstian »

Das Problem ist aktuell, dass jede Aussage morgen schon wieder falsch ist. Die Preise für alles gehen durch die Decke.
Meine Mälzerei hat zB schon keine Preisliste mehr, nur noch Tagespreise auf Anfrage.
Ich hab kürzlich mal ne Auswertung gemacht. Die Zahlen sind Vergleich von meinen Einkaufspreisen ca. Frühjahr 2021 vs. Herbst 2022.
Ende Fahnenstange nicht erreicht. Flaschenlieferant hat zB für Januar 2023 + 20% angekündigt. usw...
Preissteigerungen.PNG
Grüße,
Sebastian
Benutzeravatar
renzbräu
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1432
Registriert: Montag 27. Juli 2020, 17:32
Wohnort: South Upperfranconian Lowlands

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#10

Beitrag von renzbräu »

Die Idee eines exklusiven, eigenen Bieres ist gut. Wohin soll die Reise gehen? Welches Bier soll es werden? IPA? Oder dunkel und schwer? Saisonal wechselnde Biere? Bei gastronomischen bzw gewerblichen Projekten benötigt das Bier ja eine gewisse Mehrheitsfähigkeit und eine Kundschaft, die bereit ist, das zu kaufen und zu trinken.
Meine Frage: mit welchen Kosten muss ich für den Liter Pils kalkulieren?
Ich weiß nicht, ob für ein besonderes Pils auch der Markt da ist.
Dann ist da noch der Bereich der Rezeptentwicklung: Nur weil die Idee gut ist, heißt das noch nicht, dass das Bier auch so wird. Das ist wieder ein Punkt für die Lohnbrauerei. Da gibt es Brauer und Brauinnen, die die Erfahrung mitbringen.
Grüße Johannes

- hausgebraut, handgeklöppelt & mundgetrunken -
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9357
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#11

Beitrag von §11 »

Sascha77 hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:24 Hallo, ich beschäftige mich aktuell mit dem Bierbrauen (bislang eher Schnapps gebrannt).

Meine Frage: mit welchen Kosten muss ich für den Liter Pils kalkulieren?

Ich weiß dass eigenes Bier sich vor dem Hintergrund der ersten Investitionen nicht rechnet, von der Arbeitszeit ganz zu schweigen aber ich bin jemand der gerne Dinge selbst ausprobiert und macht. Vielleicht ein mir gebliebener kindlicher Eifer.

Dennoch würde ich gerne mal einen Literpreis wissen. Hat doch sicher schon mal jemand von Euch hochgerechnet.

Ich selbst würde 800 Liter im Monat selbst benötigen, womit ein Abnehmer schonmal gefunden wäre. Ja ich weiß, Zollanmeldung, Lebensmittelaufsicht, etc. Das wäre kein Problem da wir bereits Lebensmittel zubereiten und mit den Ämtern in Kontakt stehen.

Die 800 Liter kaufe ich monatlich zu aktuell 2,30 ein.
Die Frage lässt sich pauschal schwer beantworten und die Kosten sind schwer von einer Situation auf die andere übertragbar.

Die Rohstoffkosten sind bei Bier nur ein Teil der Kosten. Was ebenfalls zu Buche schlägt ist Energie, Arbeitszeit (inklusive Nebenkosten) und Anlage/ Abschreibung. Steuern usw. sind wiederum übertragbar.

Eine Herausforderung ist, während Rohstoffkosten noch mehr oder weniger linear verlaufen, sind Kosten für Energie und Arbeitszeit absolut anlagenspezifisch und werden zudem vom Prozess beeinflusst.

Ein Beispiel. Zu Hause braue ich an einem Brautag etwa 18 Liter Bier und brauche dafür grob 6 Stunden. In der Brauerei braue ich in der gleichen Zeit etwa 50hl. Rechnen wir einfach mal mit 30 EUR/ h Lohn und Nebenkosten, so hat der Liter zu Hause etwa 10 EUR/ Liter Lohnkosten, während in der Brauerei nur etwa 4 Cent/ Liter anfallen.

Der Energieverbrauch je Liter verhält sich ähnlich. Während größere Anlagen viele Möglichkeiten der Energierückgewinnung bieten, ist das bei Kleinanlagen eher die Ausnahme. Dazu kommt das bei Kleinanlagen das Verhältnis Oberfläche zu Volumen größer ist und damit auch die Energieverluste. Der Energieverbrauch ist aber auch vom Anlagetyp abhängig und wird letztendlich auch vom Prozess beeinflusst. Beispiel, wird einmal in der Woche gebraut, besteht wenig Möglichkeit Energie, in Form von Abwärme und Warmwasser zu nutzen. Braut man täglich, kann das Warmwasser des Kühlers zum Einmaischen verwendet werden.

Zu guter letzt spielt auch das Bier das gebraut wird eine Rolle. Ist ein Weißbier nach 1-2 Wochen aus dem Tank in der Flasche/ Fass, braucht ein Pils 4-6 Wochen im kalten Keller. Sowohl Energie als Anlagenkosten werden dadurch beeinflusst.

Sehr lange Rede, kurzer Sinn, es kommt drauf an und ist eigentlich nur im Rahme einer tiefgreifender Studie zu beantworten. Aber es gibt durchaus Leute die das können.

Schöne Grüße

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9357
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#12

Beitrag von §11 »

Nachtrag:

Hab grad noch mal in die AfA Tabelle des Bundesministerium der Finanzen geschaut. Ein Sudhaus wird in der Regel über 14 Jahre abgeschrieben.

Beispiel 1: Du kaufst dir ein paar Pötte aus Italien und braust weitestgehend manuell. Kosten 5,000 EUR. Macht etwa 4 Cent je Liter, dafür eben, wie vorher beschrieben, höher Kosten für Energie und Arbeitszeit.

Beispiel 2: Du willst Arbeitszeit und Energie optimieren und investierst in ein automatisches Sudhaus, das ein Mitarbeiter „nebenbei“ steuert. Kosten 500.000 EUR, also auch 100 mal so viel pro Liter.
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9357
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#13

Beitrag von §11 »

Nachtrag 3:
Was ist denn bei 230 EUR je hl „drin“. Liefert die Brauerei Gläser etc.? Ist die Schankanlage von der Brauerei? Hast du evtl. Kredite bei der Brauerei? Gibt es eine Rückvergütung?

Ich frage, weil 230 EUR/ hl schon einigen Spielraum lässt. Lohnsude des eigenen Biers sind da schon machbar.
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Benutzeravatar
Räuber Hopfenstopf
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2119
Registriert: Mittwoch 15. Juli 2020, 07:50

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#14

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Ich weiß nicht, ob für ein besonderes Pils auch der Markt da ist.
Guter Punkt. Unser Dorf hat sowas vor zwei Jahren gemacht. Der Sid wurde als Lohnsud bei einer Brauerei in Hamburg gebraut. Die Gerste kam hier vom Acker, gemälzt wurde im kleinen Maßstab.
Das Bier war ein Pils, etwas süffiger und mit einer kleinen Prise Comet. Sehr lecker, aber aus meiner Perspektive auch ziemlich unauffällig. Es war unglaublich, wieviele der Standard Pilstrinker das schon exotisch und zuviel empfanden. Den Mainstream erreicht man wohl nicht mit Stout, Porter, Saison und IPA, wenn drei Krümel Comet im Whirlpool schon zuviel sind.
Viele Grüße
Björn

Allen wird bekannt gemacht, dass keiner in die Jeetze kackt - denn morgen wird gebraut.
Steht am Bierbrunnen in Salzwedel
Sascha77
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:14

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#15

Beitrag von Sascha77 »

§11 hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 12:55 Was ist denn bei 230 EUR je hl „drin“. Liefert die Brauerei Gläser etc.? Ist die Schankanlage von der Brauerei? Hast du evtl. Kredite bei der Brauerei? Gibt es eine Rückvergütung?
230 pro Hektoliter ist nur das Bier, für Gläser zahlen wir aber dafür sind wir nicht brauereigebunden.

Wir haben oft geschlossene Gesellschaften und bieten denen auch eine sehr billige Alternative an, da wir für das günstige Bier nur 1,10 pro Liter zahlen.

Und wenn die Kunden den Preisunterschied hören entscheiden sich viele für das günstigere Pils. Es ist halt nicht schlechter sondern macht keine Werbung während man bei dem Markenbier die Bundesliga finanziert.

Also wir sind total frei, alles ist abbezahlt und als letztens der Durchlaufkühler defekt war, haben wir halt nen Techniker kommen lassen und 700 Euro bezahlt.

Für mich gäbe es ehrlich nur wenige Szenarien, wann ich eine Brauereibindung eingehen würde:

1. die Brauerei ist so beliebt (Lokalpatriotismus) dass eh keiner was anderes trinkt.
2. Das Finanzamt will Steuern die ich nicht zahlen kann und die Brauerei rettet meine Existenz. 😂

Ansonsten ist Brauereibindung kacke. Kenne jemanden aus dem Vertrieb einer Brauerei, der setzt sich auch unbemerkt in seinem Wagen vor die Gastronomien und kontrolliert ganz genau, ob da nicht heimlich fremde Fässer angeliefert werden. Und dann rennt er da rein und macht die zur Sau und droht mit der vertraglich vereinbarten Konventionalstrafe. Da ist nicht mehr viel mit Partnerschaft sondern der behandelt seine gebundenen Kneipen, als wenn das seine Angestellten wären.
Benutzeravatar
Malzknecht
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 737
Registriert: Freitag 2. Juni 2017, 09:17
Wohnort: Ascheberg (Westf)

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#16

Beitrag von Malzknecht »

Moin,

ich habe dazu vor einer Weile mal ein Beitrag zu verfasst. Vielleicht hilft der dir. Aber wie die anderen schon gesagt haben, ist es sehr individuell.

https://malzknecht.de/brauen-lernen/das-kostet-unser-bier-haettest-du-das-gedacht/

Vg Tobi
Viele Grüße,
Tobi

Malzknecht.de - Mein Hobbybrauer Blog
Bier & Brauen - Mein Hobbybrauer Podcast
Benutzeravatar
olibaer
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2827
Registriert: Dienstag 6. April 2004, 00:49
Kontaktdaten:

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#17

Beitrag von olibaer »

Malzknecht hat geschrieben: Freitag 2. Dezember 2022, 07:49 ich habe dazu vor einer Weile mal ein Beitrag zu verfasst…
https://malzknecht.de/brauen-lernen/das-kostet-unser-bier-haettest-du-das-gedacht/

Vg Tobi
Toller Einstieg für den ersten Durchblick 👍
Gruss
Oli
_____________________________
https://brewrecipedeveloper.de

Brauwasser - bitte hier entlang
Gärschwierigkeiten - bitte hier entlang
Grundlagen Karbonisierung - bitte hier entlang
Rezeptberatung anfragen - bitte hier entlang
Benutzeravatar
R0B
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 119
Registriert: Samstag 16. November 2019, 13:54

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#18

Beitrag von R0B »

Um mal auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen: hier sind mal die Werte aus dem Brewfather von meinem letzten Pils auf meiner kleinen Anlage. Ein klassisches herbes Pils ohne weitere Hopfenspielereien, das dürfte ja ziemlich genau das sein, was du für den Otto-Normalbiertrinker brauchst.

Malz: 7,05€
Hopfen: 2,23€
Hefe: 4,83€
Gesamt: 14,11€ (0,67€ pro Liter)
Energie und Wasser sind hier noch nicht eingerechnet, ist aber in der Summe überschaubar.

Das Ganze bezieht sich auf einen Sud mit meinem 27l Einkocher, die Menge ist also echt nicht viel. Im Normalfall braue ich damit ein 19l NC KEG voll.

Ich werde mich in Kürze vergrößern auf einen 80l Kessel, da kann man dann natürlich auch ganz anders einkaufen. Hopfen wird z.B. schlagartig billiger, wenn man nicht die 100 g Packs kauft, sondern direkt 1 oder 5 kg. Bei Malz und Hefe sieht das genauso aus, über die Menge gehen die Preise sehr schnell runter. Du bist mit deinen 800l ja 10 mal so groß, da sollte man eigentlich gute Preise hinkriegen.

Und was die Produktion betrifft: wenn du Spaß am Brauen hast wüsste ich nicht, warum man nicht z.B. mit einer 150l-Anlage von Brewtools oder Braumeister oder was auch immer klar kommen sollte. Die kostet bei weitem keine 40k€. Wenn du zweimal die Woche braust, solltest du die 800l eigentlich problemlos zusammenkriegen.

Und ganz ehrlich? Ich feiere das immer sehr, wenn ich irgendwo zu Gast bin, wo selbstgebrautes Bier ausgeschenkt wird, das ist eine wirklich tolle Sache! Wenn man den Gästen sagen kann: "Ja, das ist selbstgemacht. Kommt da vorne aus diesem Kessel.", das zieht. Und wenn ihr eh schon lebensmitteltechnisch fit seid und die passende Infrastruktur drumherum habt: mach' das! :-)
Benutzeravatar
maecki-maecki
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 819
Registriert: Mittwoch 30. März 2022, 22:17

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#19

Beitrag von maecki-maecki »

Was noch nicht erwähnt wurde: Es gibt auch noch das Konzept des ‚Gypsy Brewers‘.
Wenn Du hinreichend viel Erfahrung hast (ist aber wohl noch nicht gegeben) kannst Du Dich mit Deinem Sud auch bei manchen Brauereien einmieten und auf deren Anlage brauen. Der Vorteil ist die Prozess- und Rezepthoheit und die relativ einfache Umstellung auf eigene Anlage in der Zukunft falls sich das dann anbietet.

Insgesamt ist das dann auch eine Frage der Vielfalt und Braufrequenz: 8hl/Monat kann eben bedeuten 6 mal auf der eigenen 150Liter Anlage zu brauen (Energie- und Arbeitskostenwahnsinn aber immer frisches Bier und potentiell viele Sorten) oder auch alle halbe Jahr mal 50 hl zu brauen (bzw brauen zu lassen). Kühl- und Lagerkapazität muss dann halt ebenso kalkuliert sein.


Mäcki
Benutzeravatar
Alt-Phex
Moderator
Moderator
Beiträge: 9882
Registriert: Mittwoch 1. Februar 2012, 01:05
Wohnort: Düsseldorf

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#20

Beitrag von Alt-Phex »

Die 1 bis 2 Euro, die du jetzt für den Liter Bier bezahlst, wirst du nicht unterbieten können. Ganz im Gegenteil. Wenn du nicht draufzahlen willst, wirst du einen Verkaufspreis von 5 bis 10 Euro pro Liter anpeilen müssen. Geht es dir ums Geld sparen dann vergiss das mit dem selber brauen lieber wieder.

Malzknecht hat das ja schon gut zusammen gefasst warum und wieso diese Kosten entstehen. :thumbup
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
Benutzeravatar
Beerserker
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 38
Registriert: Dienstag 20. März 2018, 19:50

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#21

Beitrag von Beerserker »

Bevor du hier alle für verrückt erklärst, muss man dazu aber auch sagen, dass sich hier viele tummeln, die zum Eigenbedarf auch Biere brauen, für die sie im Handel recht hohe Preise zahlen. IPAs kosten dort zwischen 2 und 15 Euro die Flasche/Büchse, ein gutes Saures 10-40 Euro für 0,75l (gelagert wird's da auch schnell noch teurer) und Eisbock für +/- 200 Euro/0,3l findet durchaus auch seine Abnehmer.
:Grübel ok... irgendwie macht es das gerade nicht besser :Wink
Be formless, shapeless ! Like beer.
You put beer into a bottle, it becomes the bottle.
You put beer into a glass, it becomes the glass.
Beer can flow, or it can crash.
Be beer my friend
(Bruce Lee)
Benutzeravatar
afri
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 5867
Registriert: Donnerstag 17. Januar 2013, 21:19
Wohnort: 31840 Hessisch Oldendorf

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#22

Beitrag von afri »

Beerserker hat geschrieben: Freitag 2. Dezember 2022, 17:03IPAs kosten dort zwischen 2 und 15 Euro die Flasche/Büchse, ein gutes Saures 10-40 Euro für 0,75l (gelagert wird's da auch schnell noch teurer) und Eisbock für +/- 200 Euro/0,3l findet durchaus auch seine Abnehmer.
Das mag sein, aber wenn man davon leben will, geht es nur über Literzahl und von einem 20€/l-Bier werden eher weniger Liter abgesetzt, als von Radebitsteiner zu einem Zehntel dieses Preises. Schätze ich jedenfalls.
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9357
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#23

Beitrag von §11 »

Also da halte ich dagegen. Fassbier in der eigenen Gastronomie abgesetzt lassen sich 3,20 sicherlich unterbieten. Selbst die 1 Euro lassen sich, wir reden hier von Pils, unterbieten. Das sind 100 Euro/ hl, das schaffe ich sogar als Lohnsud.

Cheers

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Benutzeravatar
Beerserker
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 38
Registriert: Dienstag 20. März 2018, 19:50

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#24

Beitrag von Beerserker »

afri hat geschrieben: Freitag 2. Dezember 2022, 22:25
Beerserker hat geschrieben: Freitag 2. Dezember 2022, 17:03IPAs kosten dort zwischen 2 und 15 Euro die Flasche/Büchse, ein gutes Saures 10-40 Euro für 0,75l (gelagert wird's da auch schnell noch teurer) und Eisbock für +/- 200 Euro/0,3l findet durchaus auch seine Abnehmer.
Das mag sein, aber wenn man davon leben will, geht es nur über Literzahl und von einem 20€/l-Bier werden eher weniger Liter abgesetzt, als von Radebitsteiner zu einem Zehntel dieses Preises. Schätze ich jedenfalls.
Absolut - von dem teuren Bier wird man wahrscheinlich in einer klassischen Pilstrinker-Gastwirtschaft gar nichts absetzen, sondern eher die Kundschaft komplett vergraulen.
Mir ging es lediglich darum, zu veranschaulichen, dass es dem Großteil der Gruppenmitglieder nicht darum geht, möglichst billig große Mengen Bier herzustellen, sie daher höhere Kosten nicht scheuen und auch mal relativ viel Geld in einem Sud versenken. Ist halt eine ganz andere Herangehensweise. Da entstehen meist natürlich keine Biere, die man kommerziell lohnenswert für unter 3,20 € pro Liter verkaufen könnte.
Be formless, shapeless ! Like beer.
You put beer into a bottle, it becomes the bottle.
You put beer into a glass, it becomes the glass.
Beer can flow, or it can crash.
Be beer my friend
(Bruce Lee)
Benutzeravatar
Sebasstian
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1558
Registriert: Freitag 26. August 2016, 11:54
Wohnort: Jena-Ziegenhain

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#25

Beitrag von Sebasstian »

Natürlich kann das Konzept einer Gasthausbrauerei absolut aufgehen, auch für den Gastronomen/Hausbrauer finanziell attraktiver sein als Kaufbier. Gibt hunderte Beispiele die das zeigen. Vorrausgesetzt das Bier ist gut!
Ich denke das ist hier nicht ganz das richtige Forum für die Fragestellung im Kontext Gastro und 8hl/Monat. :Wink
Wir haben da alle ne Meinung, aber nur die wenigsten wirklich Erfahrungen. Die Info was unsereiner Hobbybrauer für nen Liter bezahlt kann dem Threadersteller nur bedingt nützlich sein glaub ich.
Grüße,
Sebastian
Sascha77
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:14

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#26

Beitrag von Sascha77 »

Ja das stimmt. Ich finde die Idee der Lohnherstellung aber ganz interessant. Hatte ich noch gar nicht dran gedacht dabei hat ein Bekannter sogar ne Brauerei.
Habe den mal gefragt und selbst bei deren Anlage kommen die nicht an die Preise des günstigen Industriebieres.
Naja meine Intention ist immer, Kosten zu reduzieren und somit werde ich das Thema „eigenes Bier“ wohl da Acta legen und schauen dass ich bei meinen Bezugsquellen bleibe.
Sascha77
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:14

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#27

Beitrag von Sascha77 »

Andersrum hat mir dieses Forum auf andere Weise geholfen.
Werde jetzt Leitungswasser im 50l KEG zwangskarbonisieren und dann über die Zapfanlage laufen lassen. Immer kaltes Sprudelwasser und kein Kisten schleppen mehr. Also ein Soda Stream in Groß.
Kubikmeter Leitungswasser (1000l) kostet 1,80
Liter Mineralwasser kostet 0,34 also 340 Euro
Ein Kubikmeter ist auch unser jährlicher Verbrauch.
Einfacher kann man nicht sparen also schonmal Danke. Sollte ich nur einmal in eine Osmoseanlage investieren, damit das Wasser auch qualitativ gut ist.
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9357
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#28

Beitrag von §11 »

Sascha77 hat geschrieben: Montag 5. Dezember 2022, 03:22 Andersrum hat mir dieses Forum auf andere Weise geholfen.
Werde jetzt Leitungswasser im 50l KEG zwangskarbonisieren und dann über die Zapfanlage laufen lassen. Immer kaltes Sprudelwasser und kein Kisten schleppen mehr. Also ein Soda Stream in Groß.
Kubikmeter Leitungswasser (1000l) kostet 1,80
Liter Mineralwasser kostet 0,34 also 340 Euro
Ein Kubikmeter ist auch unser jährlicher Verbrauch.
Einfacher kann man nicht sparen also schonmal Danke. Sollte ich nur einmal in eine Osmoseanlage investieren, damit das Wasser auch qualitativ gut ist.
Achtung, Mineralwasser ist aber etwas anderes als karbonisiertes Leitungswasser. Das letztere musst Du als Tafelwasser anbieten.

Cheers

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Benutzeravatar
Frommersbraeu
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 757
Registriert: Samstag 11. April 2020, 08:44

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#29

Beitrag von Frommersbraeu »

Sascha77 hat geschrieben: Montag 5. Dezember 2022, 03:18 Naja meine Intention ist immer, Kosten zu reduzieren und somit werde ich das Thema „eigenes Bier“ wohl da Acta legen und schauen dass ich bei meinen Bezugsquellen bleibe.
Schade, dass du diese Idee so schnell begräbst. Ich würde in deinem Fall, wenn die Motivation des selbst machens eh vorhanden ist, mal versuchen ein Nischenprodukt anzubieten.
Wenn du dir einen Vollautomaten (Klarstein, Grainfather, Brewtools, Braumeister, etc.) zulegst und ein spritziges Pale Ale für den Sommer o.ä. zusätzlich als Alternative zum 08/15 Pils anbietest, dann kannst du dafür auch 1€/ Glas mehr verlangen. Die Investition ist überschaubar, der Arbeitsaufwand hält sich bei Fassabfüllung in Grenzen und du hast dein Angebot erweitert
Schöne Grüße
Patrick


Brauen ist wie ein Überraschungsei:
Spiel, Spaß und Scho.. ach ne Bier!
:Drink
Meine Seminarbrauerei acidusbraeu.de
Benutzeravatar
rakader
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 5007
Registriert: Dienstag 1. Dezember 2015, 10:45
Wohnort: Karpaten & Niederbayern
Kontaktdaten:

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#30

Beitrag von rakader »

Sascha77 hat geschrieben: Freitag 2. Dezember 2022, 05:18
§11 hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 12:55 Was ist denn bei 230 EUR je hl „drin“. Liefert die Brauerei Gläser etc.? Ist die Schankanlage von der Brauerei? Hast du evtl. Kredite bei der Brauerei? Gibt es eine Rückvergütung?
Wir haben oft geschlossene Gesellschaften und bieten denen auch eine sehr billige Alternative an, da wir für das günstige Bier nur 1,10 pro Liter zahlen.

Und wenn die Kunden den Preisunterschied hören entscheiden sich viele für das günstigere Pils. Es ist halt nicht schlechter sondern macht keine Werbung während man bei dem Markenbier die Bundesliga finanziert.

Ansonsten ist Brauereibindung kacke.
Ich glaube nach ein wenig querlesen, dass Du mit Deiner Frage nach den Kosten die falsche Priorität setzt. Du solltest erst einmal Dein Publikum analysieren und Dich dann fragen, ob eine Gasthausbrauerei zu Dir und Deinem Publikum passt ODER ob Du damit eine andere, zahlungkräftigere Klientel ansprechen willst.

Wie Vorredner schon gesagt haben, mit Industriebier kann man preislich nicht mithalten - das steht bei Gasthausbrauen auch nicht im Mittelpunkt.

Mit meinem Compagnon habe ich aktuell Im Ausland genau die Diskussion: Ein in Renovierung bestehendes Gasthaus (Dach, alles neu) soll den Ort beleben und wieder zum Dorfmittelpunkt werden. Dazu eine ebenfalls renovierte Klosterbrauanlage mit 10hl. Busgruppen spülen viel Umsatz in Lokal, aber wenig Gewinn - oder doch auf die zahlungskräftigere Klientel aus der Akademikerschicht setzen, die für ein Bier auch mal einen Aufpreis zahlen, weil sie was besseres wollen? Für die Akademiker muss etwas geboten werden (Werbung, Marketing), damit sie aus der 8km entfernten Uni- und Autostadt (Autobahnanschluss, trotzdem sehr dörflich) anreisen. Vorteil: Taxi ist dort so billig wie bei uns ÖPNV. Beim Reisebus übernehmen das Reiseveranstalter. Problem: Beide Kundengruppen passen nicht zusammen. to be continued.

Die Frage nach Menge und Kosten stellt sich dann erst, wenn die erste, grundlegende Entscheidung gefallen ist. Man muss es wollen, und es braucht Mitstreiter - das hat weniger mit Geld, als mit Überzeugung und Positionierung zu tun. Wenn Du es nur wegen Heller und Pfennig machen willst, ist das Gasthausbrauen kein Konzept für Dich.

Gruß
Radulph
---
Viele Grüße / Regards
Radulph Kader
Rezepte, Tipps und Stories von Malte by Stubby Hobbs
Neu: Serie Brauzucker selber machen
"Wenn wir noch aufstehen können, bleiben wir da. Wenn wir nimmer aufstehen können, gehn wir heim."
Scheibelhund
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 533
Registriert: Mittwoch 22. Oktober 2014, 01:11

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#31

Beitrag von Scheibelhund »

Der Hersteller meiner Anlage schreibt bei Kostenrechnung 41 ct pro Liter, Material und Energie, dürfte nicht mehr aktuell sein, laß es 60 ct sein, dann ist es Unterschied zu den 2,30 € von 1,70 €. Mal 800 sind im Monat 1360 € und im Jahr gut 16000. Davon muß das Personal und die Anlage bezahlt werden. Wenn man die Räumlichkeiten dafür hat sollte das funktionieren. Am besten nach dem Hausbräu-Konzept, dann braucht man keine teuren Drucktanks. Dann ist das Equipment schon für 20 bis 25 000 € zu haben.

Wir haben diesen Schritt vor 10 Jahren gemacht und könnten uns die hohen Preise fremnder Brauereien gar nicht mehr vorstellen. Wir hatten vorher eh schon sehr günstiges Bier. Seitdem haben wir 80.000 € nicht an die Brauerei zahlen müssen sondern an unser Personal und unsere Rücklagen
Im Winter trink' ich und singe Lieder
aus Freude, daß der Frühling nah ist,
und kommt der Frühling, trink' ich wieder,
aus Freude, daß er endlich da ist.
Benutzeravatar
rakader
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 5007
Registriert: Dienstag 1. Dezember 2015, 10:45
Wohnort: Karpaten & Niederbayern
Kontaktdaten:

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#32

Beitrag von rakader »

Abgesehen von den Herstellungskosten, ist der Standort und das Einzugsgebiet entscheidend, ob man a) günstige Bezugsquellen hat und b) ob man höhere Preise durchsetzen kann. Auf dem Land dürfte das schwieriger sein.

Wie §11 in seinem Beitrag gesagt hat, lässt sich das pauschal nicht beantworten. Mit einem Businessplan kann man das aber individuell budgetieren. Wie einige Vorredner schon erwähnt haben, ist der Anlagentyp entscheidend - oder eben die Verfügbarkeit einer Lohnbrauerei.

Edit: Man kann auch das Konzept eines Braukollegen hier nebenan kopieren/weiterentwickeln: Er braut auf seinem Ausflugsdampfer in Schärding als Schaubrauerei und für den Ausschank als begeisterter Hausbrauer mit Speidel Braumeister. 800 Liter sind damit natürlich nicht zu schaffen - aber vielleicht als Ergänzung und dann organisch wachsen?
Zuletzt geändert von rakader am Dienstag 6. Dezember 2022, 07:28, insgesamt 1-mal geändert.
---
Viele Grüße / Regards
Radulph Kader
Rezepte, Tipps und Stories von Malte by Stubby Hobbs
Neu: Serie Brauzucker selber machen
"Wenn wir noch aufstehen können, bleiben wir da. Wenn wir nimmer aufstehen können, gehn wir heim."
Benutzeravatar
afri
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 5867
Registriert: Donnerstag 17. Januar 2013, 21:19
Wohnort: 31840 Hessisch Oldendorf

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#33

Beitrag von afri »

Sascha77 hat geschrieben: Montag 5. Dezember 2022, 03:22Sollte ich nur einmal in eine Osmoseanlage investieren, damit das Wasser auch qualitativ gut ist.
Vorsicht, dass du dir damit nicht ins eigene Knie schießt. Mineralwasser hat seinen Namen von den enthaltenen Mineralien, wenn du die herausosmotisierst, erlangst du vielleicht gutes Brauwasser, aber das Gegenteil dessen was du vermutlich selbst willst.

Deine Intention kann ich hingegen gut verstehen, wir haben hier gut schmeckendes und hartes Wasser, das müsste noch nicht einmal carbonisiert werden um gut anzukommen (verglichen mit Gemeinden im Umland, die fast kalkfreies Stauseewasser beziehen). Hier würde ich ebenfalls das Leitungswasser carbonisieren statt es in Kisten zu schleppen, hätte ich das Bedürfnis. Aber das zu entsalzen käme mir nicht in den Sinn, außer zur Aufbereitung für Bier.
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
Benutzeravatar
rakader
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 5007
Registriert: Dienstag 1. Dezember 2015, 10:45
Wohnort: Karpaten & Niederbayern
Kontaktdaten:

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#34

Beitrag von rakader »

afri hat geschrieben: Montag 5. Dezember 2022, 21:41
Sascha77 hat geschrieben: Montag 5. Dezember 2022, 03:22Sollte ich nur einmal in eine Osmoseanlage investieren, damit das Wasser auch qualitativ gut ist.
Vorsicht, dass du dir damit nicht ins eigene Knie schießt. Mineralwasser hat seinen Namen von den enthaltenen Mineralien, wenn du die herausosmotisierst, erlangst du vielleicht gutes Brauwasser, aber das Gegenteil dessen was du vermutlich selbst willst.

Deine Intention kann ich hingegen gut verstehen, wir haben hier gut schmeckendes und hartes Wasser, das müsste noch nicht einmal carbonisiert werden um gut anzukommen (verglichen mit Gemeinden im Umland, die fast kalkfreies Stauseewasser beziehen). Hier würde ich ebenfalls das Leitungswasser carbonisieren statt es in Kisten zu schleppen, hätte ich das Bedürfnis. Aber das zu entsalzen käme mir nicht in den Sinn, außer zur Aufbereitung für Bier.
Das hat doch nichts mit Gegenteil zu tun - es fehlt nur der Schritt nach der Osmose. Mineralwasser ist nicht unbedingt gutes Brauwasser. Ob es passt, entscheidet nicht zuletzt der Bierstil. Besser ist der Begriff Trinkwasser. Mein Brau-Kompagnon hat in Rumänien einen eigenen Brunnen, aus dem für Firmen und Fabriken Trinkwasser in 12-19l-Kanistern per Umkehrosmose hergestellt wird. Das verwenden wir passend aufgesalzen auch fürs Bier. Osmosewasser ist einfach besser handhabbar. Mit dem harten Münchener Brauwasser kann man kein Pils brauen, durch eine Osmoseanlage gejagt und angepasst schon.

Gruß
Radulph
---
Viele Grüße / Regards
Radulph Kader
Rezepte, Tipps und Stories von Malte by Stubby Hobbs
Neu: Serie Brauzucker selber machen
"Wenn wir noch aufstehen können, bleiben wir da. Wenn wir nimmer aufstehen können, gehn wir heim."
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9357
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Kosten pro Liter in eigener Herstellung

#35

Beitrag von §11 »

Mineralwasser ist in Deutschland (natürlich) gesetzlich geregelt (nämlich in der Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (Mineral- und Tafelwasser-Verordnung)). Das hat nur in zweiter Ebene etwas mit der Wasserbeschaffenheit zu tun. In München kommt, z.B. Wasser aus dem Hahn, das den Eigenschaften nach durchaus ein Mineralwasser sein könnte. Trotzdem wird daraus Max. Tafelwasser. Im übrigen wäre ich vorsichtig Mineralwasser offen auszuschenken, auch das ist nämlich gesetzlich geregelt.

Cheers

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Antworten