Verhopft und zugenäht

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writerhof
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Verhopft und zugenäht

#1

Beitrag von writerhof »

Liebe Gemeinde,

ich dachte, es wird mal Zeit für etwas Kreativität und mit einem 5 Liter-Sud, an dem ich selbst mal was ausprobiere, ist wenig kaputt. Bei der Hopfengabe habe ich mich dieses Mal allerdings arg verrechnet und bei den gängigen Rechnern komme ich um die 100 IBU raus. Das hatte ich so nicht geplant. Ich hatte in meinem Rezept aus versehen den Hopfen als Aromahopfen statt Bitterhopfen eingestellt, nicht selber nachgerechnet/nachgedacht und nur auf das vertraut, was der Rechner mir sagt, und war damit auf einen recht akzeptablen Wert um die 20/25 IBU rausgekommen.

Jetzt habe ich den ganzen Spaß mit der Hefe angestellt und lasse es mal vergären. Wegkippen werde ich es natürlich nicht. Mir stellt sich aber die Frage, ob ihr glaubt, dass sich die Hopfenbittere am Ende irgendwann „rauslagert“ oder ob ich jetzt einfach ein sehr, sehr bitteres Amber Ale kreirt habe?


Mein „Rezept“ war für 5L:
34,2 % PiMa
22 % CaraRed
22 % Best RedX
9,8 % Melanoidmalz
9,8 % Wiener Malz
2,4 % Sauermalz
Darin habe ich jetzt 6g Simcoe und 13g Amarillo 60min gekocht. Jetzt gärt das Ganze mit der M15 Empire Ale herum.
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Bilbobreu
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Re: Verhopft und zugenäht

#2

Beitrag von Bilbobreu »

Moin,
das ist mir als Anfänger vor Jahren auch mal passiert. Da hatte ich dann einen hellen Bock mit 85 IBU. Die Bittere verschwindet zwar durch Lagerung nicht aber sie bindet sich mit etwas Zeit harmonischer ein. Natürlich gab es damals bei mir Leute, die das Bier nicht mochten. Es gab aber auch welche, die heute noch sagen, dass es eines meiner leckersten Biere war. Gerade Bittere wird individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen. Also keinesfalls wegschütten. Gib dem ganzen 2-3 Monate mehr Zeit als ursprünglich geplant. Es gibt ganz sicher Biertrinker, die das so genau richtig finden.
Gruß
Stefan
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olibaer
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Re: Verhopft und zugenäht

#3

Beitrag von olibaer »

writerhof hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 11:28 Darin habe ich jetzt 6g Simcoe und 13g Amarillo 60min gekocht. Jetzt gärt das Ganze mit der M15 Empire Ale herum.
Wenn Du den Brauwert(a-Säure) der Hopfenpräparate und die Extraktkonzentration der Würze nicht kommunizierst, dann lässt sich nur schwer helfen.
Gruss
Oli
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writerhof
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Re: Verhopft und zugenäht

#4

Beitrag von writerhof »

olibaer hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 11:50
writerhof hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 11:28 Darin habe ich jetzt 6g Simcoe und 13g Amarillo 60min gekocht. Jetzt gärt das Ganze mit der M15 Empire Ale herum.
Wenn Du den Brauwert(a-Säure) der Hopfenpräparate und die Extraktkonzentration der Würze nicht kommunizierst, dann lässt sich nur schwer helfen.
Die Simcoe hat 12,7 % und die Amarillo 9 %. Die Würze hatte beim Anstellen 12,5°P.
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olibaer
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Re: Verhopft und zugenäht

#5

Beitrag von olibaer »

writerhof hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 12:00 Die Simcoe hat 12,7 % und die Amarillo 9 %. Die Würze hatte beim Anstellen 12,5°P.
Dann passen die berechneten ~100 IBU für die 5 L mit 12,5°P - theoretisch.

Die Schüttung dazu schaut eher nach "Spieltrieb" als nach "Rezeptur" aus.
Vielleicht hilft die Dextrinlast der Würze gegen die missglückte Hopfengabe und es stellt sich für dich so ein, wie es Stefan in #2 beschrieben hat :Smile
Gruss
Oli
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Ladeberger
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Re: Verhopft und zugenäht

#6

Beitrag von Ladeberger »

Was für ein Brauwasser kam denn hier zum Einsatz? So eine Schüttung hat das Potenzial, den pH erheblich abzusenken.

Gruß
Andy
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Re: Verhopft und zugenäht

#7

Beitrag von writerhof »

@Oli: Spielerei trifft es ganz gut 😁 wollte ein wenig was mit dem roten Malz ausprobieren. Bin daher sowieso auch offen, was hier am Ende genau rauskommt. Nur das mit dem Hopfen war eigentlich anders gedacht gewesen 😅

@Andy: Ich habe unser normales, recht hartes, Leitungswasser benutzt und es (abgesehen von dem Bisschen Sauermalz) auch nicht weiter behandelt. Wenn ich hier richtig rechne, komme ich, ph-Wert-mäßig gesehen um die 5,3 heraus bei der Maische. Das ist ggf. nicht optimal (hier vllt. lieber das Sauermalz sparen), aber sollte ja im Rahmen sein? Hier gerne mal die „Rohwerte“ meines Brauwassers:

pH-Wert: 7,4

Kationen
  • Natrium 14 mg/l
  • Kalium 2,4 mg/l
  • Magnesium 18 mg/l
  • Calcium 92 mg/l
  • Wasserhärte 17°dH (≙3,04 ‎mmol/l ‎Calciumcarbonat)
Anionen
  • Fluorid 0,1 mg/l
  • Chlorid 38 mg/l
  • Nitrat 28 mg/l
  • Sulfat 34 mg/l
  • Hydrogencarbonat 275 mg/l

LG Stefan
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olibaer
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Re: Verhopft und zugenäht

#8

Beitrag von olibaer »

Writerhof, du bist mein Held.

Du knallst 100 IBU auf eine mit Karbonatwasser bereitete saure Würze und fragst Dich, "ob ich jetzt einfach ein sehr, sehr bitteres Amber Ale kreirt habe"
Wunderbar!

Der Weg ist zwar steinig, aber warum nicht mal versuchen. Toll! :-)
Gruss
Oli
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rakader
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Re: Verhopft und zugenäht

#9

Beitrag von rakader »

writerhof hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 12:43 @Oli: Spielerei trifft es ganz gut 😁 wollte ein wenig was mit dem roten Malz ausprobieren. Bin daher sowieso auch offen, was hier am Ende genau rauskommt. Nur das mit dem Hopfen war eigentlich anders gedacht gewesen 😅

@Andy: Ich habe unser normales, recht hartes, Leitungswasser benutzt und es (abgesehen von dem Bisschen Sauermalz) auch nicht weiter behandelt. Wenn ich hier richtig rechne, komme ich, ph-Wert-mäßig gesehen um die 5,3 heraus bei der Maische. Das ist ggf. nicht optimal (hier vllt. lieber das Sauermalz sparen), aber sollte ja im Rahmen sein? Hier gerne mal die „Rohwerte“ meines Brauwassers:

pH-Wert: 7,4

Kationen
  • Natrium 14 mg/l
  • Kalium 2,4 mg/l
  • Magnesium 18 mg/l
  • Calcium 92 mg/l
  • Wasserhärte 17°dH (≙3,04 ‎mmol/l ‎Calciumcarbonat)
Anionen
  • Fluorid 0,1 mg/l
  • Chlorid 38 mg/l
  • Nitrat 28 mg/l
  • Sulfat 34 mg/l
  • Hydrogencarbonat 275 mg/l

LG Stefan
Nein, das wurde nicht richtig gerechnet. Du hast Restalkalität mit einem Märchenwert verwechselt - es sind 12,6 dH (=3,04 mmol/l) und somit 8,4 dH Restalkalität. Wenn ich diese 12,6 in Calciumionen als Gegencheck rechne, erhalte ich 90 mg/l Ca, alle Werte Anionen und Kationen sind optimal ausgeglichen. Bis auf die Angabe der Wasserhärte stimmen die Werte also. Das ist kein hartes Wasser mit 17 dH, sondern mittelhartes Wasser. Die Werte sind vergleichbar mit den hiesigen an der Donau. Ich habe spaßeshalber die Schüttung mal durchgerechnet und komme bei einem Guss von 50:50 auf pH 6.02. (Gerechnet mit MMuM Wasserrechner und Brew’n Water.) Knapp daneben ist auch daneben.

Abgesehen davon: Unsere Zunge nimmt bis zu 70 IBU wahr, darüber hinaus sind es geschmacklich einfach nur Zahlenwerte und „Brauen auf Anabolika“. Das Problem ist hier aber die Schüttung - da ist eine kratzige Bittere garantiert *schüttel*. Das Rezept ist nicht ausbalanciert. Der BU-GU-Rechner spuckt mir einen absoluten Phantasiewert von 1,98 Bitterness Ratio aus. Zum Vergleich: Für die Hopfenbombe schlechthin, ein Double IPA, wird ein Höchstwert von 1,1 angegeben. Um das einigermaßen passabel und trinkbar zu machen, wären schon 18°P 21,5°P (=1,11) nötig gewesen.

Gruß
Radulph
Zuletzt geändert von rakader am Mittwoch 14. Dezember 2022, 10:05, insgesamt 2-mal geändert.
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Viele Grüße / Regards
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Re: Verhopft und zugenäht

#10

Beitrag von Boludo »

Zur Strafe und als Lerneffekt musst du jetzt alles bis zum letzten Tropfen leer trinken.
(Ich spreche aus Erfahrung).
:Drink
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