Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

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RicFlair
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Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#1

Beitrag von RicFlair »

Moin zusammen,

da ich heute Mittag einen Sud ansetzen möchte, fiel mir gestern Abend beim Einschlafen noch eine, bzw mehrere zusammenhängende Frage(n) ein.
Beim ersten Sud hatte ich das Problem, dass ich trotz Nachguss, am Ende nur so 17 statt 20 Liter im Gärbottich hatte. Ich vermute zu viel Verlust beim Kochen (Mit Deckel? Ohne?). Jetzt habe ich - ich glaube es war im Laudage - gelesen, ich kann bei sowas zum Ende, notfalls einfach auffüllen?

1.) Ist das korrekt? Ich habe das nur an dieser einen Stelle gelesen und bin mittlerweile sehr vorsichtig, was Informationen angeht, die ich nur in einer Quelle finde.

2.) Wenn korrekt, kann ich da auch recht kaltes (eiskaltes?) Wasser nehmen, um mir direkt beim Runterkühlen zu helfen?

3.) Man sagt ja einen Liter frisst die Hefe. Nachdem ich den ersten Gärbottich leer hatte - ja, stimmt. Würde ich dann auf 20L auffüllen, wenn das Rezept für 20L ist, oder direkt auf 21L? Sprich, saugt sich die Hefe nur mit H2O voll und trennt die restlichen Bestandteile der Würze dabei ab, oder würde ich damit die Würze, die laut Rezept vorhanden ist, unnötig verdünnen?


Danke!

Daniel
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dieck
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#2

Beitrag von dieck »

Die Menge die nachher rauskommt hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Verdampfungsmenge ist eine davon.
Die Angabe im Rezept ist kein Faktor ;)


Das Stichwort dazu heisst Sudhausausbeute.

Du füllst nicht einfach auf weil Menge fehlt.
Du verdünnst, und das nur wenn deine Stammwürze zu hoch ist (und maximal bis runter auf den Zielwert des Rezepts)

Es gibt Verdünnungsrechner / Mischkreuzrechner die helfen die passende Menge zu ermitteln.

Das Leitungswasser in Deutschland ist recht gut, und einige nutzen es wohl kalt. Andere kochen es noch schnell im Wasserkocher einmal auf.
20L-"Einkocher"-Klasse. Neugierig neue Dinge auszuprobieren, im Rezept und in der Technik...
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guenter
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#3

Beitrag von guenter »

Ich mache das genau so, eiskaltes Brauwasser dazu bis die Zielstammwürze erreicht ist. Damit kühle ich nebenbei meist runter auf 80°.
Bier trinken ist besser als Quark reden! :Drink
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schwarzwaldbrauer
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#4

Beitrag von schwarzwaldbrauer »

Habe immer 2l gefrorenes Wasser in Joghurtbechern in der Gefriertruhe. Bei Ende der Kochzeit messe ich Stw. und wenn vorher alles sauber lief brauche ich 1...2 l zum Verdünnen. Wenn die Eisklötze dann geschmolzen sind bin ich schon ziemlich nah an den 80°C.

Grüßle Dieter
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olibaer
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#5

Beitrag von olibaer »

Hi Daniel,
RicFlair hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 09:46 2.) Wenn korrekt, kann ich da auch recht kaltes (eiskaltes?) Wasser nehmen, um mir direkt beim Runterkühlen zu helfen?
Wie Günter(#3) und Dieter(#4) bereits sagten, ist die Rückverdünnung mit Eis oder mit Eiswasser (= Brauwasser) im Heißbereich kein Problem. Ganz im Gegenteil treten kontrolliert zwei (positive) Effekte gleichzeitig auf:
  • °P einstellen
  • Abkühlung nach dem Kochen
Zu beachten bleibt, dass eine Verdünnung mit (Brau)Wasser auf sämtliche Würze/Bierqualitäten wirkt - schlussendlich eine resultierende Gesamtmenge in ihrer Zusammensetzung manipuliert. Auch dieser Vorgang hat seine Grenzen!
Gruss
Oli
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#6

Beitrag von afri »

RicFlair hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 09:46 (Mit Deckel? Ohne?)
Ohne. Die meisten brauen wohl in geschlossenen Räumen, weswegen eine wie auch immer geartete Brüdenabzugmöglichkeit bestehen sollte, hier gibt es verschiedene Lösungen, aber Deckel drauf ist keine davon.
Ansonsten schließe ich mich den anderen an: wenn du 3l zuwenig hast, wie sieht dann deren STW aus? Wenn zu hoch kannst du verdünnen wie geschrieben, aber ich habe nirgends gelesen dass du die gemessen hättest. Du kannst die hoffentlich messen, oder?
Achim
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#7

Beitrag von RicFlair »

So, nach fertigem Brauvorgang melde ich mich mal wieder zurück.

Von 10,5L Hauptguss und 17L Nachguss sind jetzt 18L im Gärbottich angekommen.
Rezept sagt 20L bei 3,9Kg Schüttung, 12°P Stammwürze und 64% Sudhausausbeute.
Ich bin jetzt, wie gesagt, bei 18L und 12°P (bei 25°C gespindelt, also 12,3°P nach Korrekturtabelle). Sobald es auf 20°C runter ist, werde ich nochmals Spindeln und auch mit dem geeichten Refraktometer nachmessen.


Aktuell müsste ich also eigentlich 18,7L haben, um bei 20°C, mit meiner Stammwürze, auf deren Sudhausausbeute zu kommen. Oder hab ich das falsch verstanden? Denke, da gehen "nur" 18L doch i.O. Oder?

afri hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 21:34 Ohne. Die meisten brauen wohl in geschlossenen Räumen, weswegen eine wie auch immer geartete Brüdenabzugmöglichkeit bestehen sollte, hier gibt es verschiedene Lösungen, aber Deckel drauf ist keine davon.
Hey Achim,
meine Brüdenvariante, war unter'm Fenster kochen, mit Ventilator drüber, der alles rauspustet. ;-)
Haube kommt dann irgendwann.
RicFlair
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#8

Beitrag von RicFlair »

Und bei 20°C habe ich 12,6 Brix im Refraktometer gemessen. MMuM sagt, das wären dann 12,2°P. Dann scheint es ja fast zu zu stimmen, was ich eben gemessen habe und ich müsste 0,9L nachkippen, um auf 62% zu kommen?
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brauflo
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#9

Beitrag von brauflo »

Die Sudhausausbeute kannst Du nicht einfach übernehmen - schon gar nicht "darauf hinarbeiten".
Sie ist von vielen Faktoren abhängig.
Unter anderem von der Anlage, von der Maische- und Läuterarbeit.
Das bedeutet:
Du wirst mit Deiner Anlage Deine Sudhausausbeute mit der Zeit selbst ermitteln.
Irgendwann kennst Du Deine Anlage und hast Deine Prozesse so weit im Griff, daß es da keine größeren Schwankungen mehr gibt.

"Deine" Sudhausausbeute benötigst Du um fremde Rezepte auf Deine Anlage zu übertragen.

Hier ist ein informativer Artikel von der Seite Maische Malz und Mehr (MMuM) zu dem Thema.

https://www.maischemalzundmehr.de/index ... usausbeute

Bin gerade nicht zu Hause - daher habe ich den Brücklmeier nicht zur Hand. Dort wird sicher auch einiges Schlaues drin stehen.
Und im Forum findest Du noch reichlich Threads zum Nachlesen...

Mir scheint - und das ist keinesfalls als Vorwurf gemeint sondern als guter Rat - du musst noch viel lesen....
...sehr viel...
Und viel brauen...

Das wird schon!

Viele Grüße

Florian
________________________________________________________________

... wollte ich immer schon mal machen...


Meine Vorstellung:
viewtopic.php?p=184866#p184866
RicFlair
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#10

Beitrag von RicFlair »

Ooooh, JETZT hat es klick gemacht. Die Sudhausausbeuten-Thematik hat mich schon öfters verwirrt. Insbesondere durch die Angabe, dass die Malzmischungen, die ich hatte, immer davon sprachen, dass sie für 20L sind. Danke! Der Hinweis war der Verständnisschlüssel. Oh mann....

Ja, ich lese und lese und lese. Ich habe noch kein Hobby gehabt, wo sich hinter jedem Schritt und jedem Begriff, soviele voneinander abhängige Erklärungen und Berechnungen befanden. Aber es ist einfach genial. Allerdings ist es wirklich anfangs verwirrend, wieviele widersprüchliche Angaben es zu manchen Punkten gibt, bis man sich wirklich mit der Materie beschäftigt, die Hintergründe versteht und dann einfach selbstständig abarbeiten kann.
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Räuber Hopfenstopf
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Re: Wasser vor der Gärung nachkippen um auf 20L zu kommen?

#11

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Die gegen von etwa 20 Liter bei 64 % aus. Die kann aber von etwas über 50 % bis um die 70 % schwanken. Die 64 sind schon recht realistisch, aber es läuft nicht immer gleich. Die Stammwürze sollte einigermaßen passen. Ob es dann hinterher ein Liter mehr oder weniger ist, weiß man erst, wenn es fertig ist.
Mit der Erfahrung kann man das Ergebnis einigermaßen genau abschätzen. Wichtig z. B. für die Hopfengaben. Die sollte sich an der tatsächlichen Ausschlagmenge orientieren. Sonst wird es zu bitter oder nicht bitter genug.
Wichtig ist auch, nicht pingeliger zu sein als unsere Messmethoden zulassen. Proben vernünftig temperieren ist wichtig. Bei Spindeln kann man kompensieren, bei Refraktometern eher nicht. Und dann nicht an der zweiten Nachkommastelle verzweifeln. Viel genauer als +/- 0,3 Plato können wir sowieso nicht messen.
Viele Grüße
Björn

Allen wird bekannt gemacht, dass keiner in die Jeetze kackt - denn morgen wird gebraut.
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