Queckenbier

Alles, was mit dem Thema Historische Biere, Grut- bzw. Kräuterbiere, Gewürzbiere, aber auch mit Sake Brauen oder Brauen mit ungewöhnlichen Fermentationsarten zu tun hat
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§11
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Queckenbier

#1

Beitrag von §11 »

Eines der Pferde, das bei uns im Stall steht, hat Diabetes. Aus diesem Grund muss das Heu eingeweicht werden, wodurch der Zucker ausgewaschen wird. Das Wasser, das dabei über bleibt hat die Farbe eines Münschner Dunkel.

Das hat mich natürlich interessiert. Laut Internet kann Heu tatsächlich einen relativ hohen Zuckergehalt bis zu 20% und mehr mitbringen, Liegt ja der Gedanken nahe das man aus Heu auch "Bier" machen kann.

Beim weiteren Stöbern bin ich dann tatsächlich auf Rezepte für Queckenbier gestoßen. Das muss ich im Frühjahr glatt mal testen
Queckenbier.
Das Queckenbier, welches bald trinke bar wird , aber nur wenige Wochen sich hält, kann man auf folgende Art machen : Man sammelt beim Umackern oder Umgraben der Felder die Wurzelhalme der Quecke (Triticum repens), welche bekanntlich in anderer Hinssicht ein sehr nachtheiliges Unkraut ist. Als, dann wäscht man sie und trocknet sie wie Heu. Gesezt, man wollte nun davon 50 Quart Bier bereiten. Man nimmt dann 55 Pfund trockne Quecken und 10 Pfund Hopfen. Die Quecken schneidet man auf der Hckerlingbank ( oder Strohschneidemaschine ) in kleine Stücke und kocht sie nun mit 85 Quart Wasser zwei Stunden lang gelinde. Hernach zieht man die Würze ab und kocht sie mit dem Hopfen abermals eine Stunde lang. Nach dem Abkühlen seht man ihr 1/4 Pfund Hefen zu und behandelt es auf dem Gährbottich wie Kartoffelbier. Zuletzt bringt man es auf Fässer.
Queckenbier. Nach einem Bericht von Gerger im österr. Landwirtsch. Wochenbl. werden die Quecken im Februar bis März, ehe sie Graskeime getrieben haben, gesammelt, gewaschen, getrocknet , zu Häcksel geschnitten und auf einem luftigen Boden unter Umrühren getrocknet ; sodann werden sie gedroschen und geputzt. Man nimmt zur weiteren Verarbeitung auf 100 l Wasser 10 kg Quecken, weicht sie abends in Wasser ein und bringt sie am nächsten Morgen zum Kochen ; aufschwimmende Unreinigkeiten werden entfernt und die Flüssigkeit nach einstündigem Kochen , bei vorherigem Zusatz von Hopfen, abgezogen, gekühlt und mit einer Kleinigkeit Hefe angestellt. Nach der Vergärung wird auf Flaschen gezogen ; nach 4-8 Tagen ist die Flüssigkeit trinkbar ; Haltbarkeit im Sommer gegen 4, im Winter gegen 8 Wochen.
Im Jahre 1772 hat man auch eine Methode angegeben, Queckenbier zu brauen , um den Armen bey dem Getraidemangel ein wohlfeiles Bier zu verschaffen. Man sammlet die Graswurzeln , ⋅ Peden , oder Quecken im Frühjahr oder auch spät im Herbst, wäscht im Wasser alle Unreinigkeiten davon ab, und schneidet sie ungefähr so klein als Heckerling. ' Hernach werden sie getrocknet, und man hat sich nur zu hüten, daß die geschnittenen Wurzeln nicht allzu dick auf einen Haufen zu liegen kommen, weil sie, außer dem Dumpfig werden, auch anfangen zu keimen , wovon das Bier nothwendig nach Gras schmecken würde. Zuletzt werden sie ganz hart geörret. Wenn solches geschehen , stößt oder mahlet man sie gröblich, und verfährt hernach damit, als ob man Bier von Malz brauen wollte, nur mit dem Unterscheid, daß man die Queckenwurzeln stark auskochen, auch wohl etwas Hopfen dazu nehmen muß. Alsdenn stelit man Diesen abgekochten Trank mit guten Bierhefen an einen warmen Ort. Wenn er zureichend gegohren hat, fasset man ihn auf, und hat sich alsdenn eines guten Biers zu versichern, welches nach Belieben stark oder schwach gemacht werden kann , nachdem es mit viel oder wenig Wurzeln gebrauet worden , mit welchen man gar nicht nöthig hat zu geizen, weil sie umsonst und im Ueberfluß zu haben sind. Im Sommer taugen sie nichts zu dieser Absicht, weil sie dann zu sehr verwachsen sind, und nur erst im späten Herbst, wenn das Gras davon verwelket ist, ihre Kräfte wieder bekommen. Siehe Berlinische Sammlungen zur Beförderung der Arzneywissenschaft #. s. w. 5 Band. 1. Stück S. 99, 1 1 S.
Queckenbier. 46 Pfund reine Quecken werden auf der Hexelbanck klein geschnitten, mit 54 Quart Wasser gekocht , durchgeseiht , mit 4 Loth Hopfen bis auf 30 Quart eingekocht , mit 4 Loth Hefen angesetzt , und wie gewoehnlich damit ver fahren. So erhaelt man ein angenehmes starkes Getraenk wie Weitzenbier. -Landmann ! Nun klage nicht ueber Abgaben - Trink Bier ohne Geld ! Es waechst dir im Feld !
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
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renzbräu
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Re: Queckenbier

#2

Beitrag von renzbräu »

Spannend. Die meisten Quellen gehen eher von den Wurzeln aus. Ich hatte auch schon mal überlegt, ob man mit Grummet (=letzter Schnitt) die Heu-Aromen ins Bier bekommt.
Werde es mal mit Stopfen testen, ob man das überhaupt will, wenn historische Quellen eher das Gras verwerfen.
Grüße Johannes

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maecki-maecki
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Re: Queckenbier

#3

Beitrag von maecki-maecki »

Als Quecke kenne ich nur die ‚falsche Gerste‘ oder ‚Haargerste‘… Ob das auch mit anderen Gräsern geht? Braucht ja Zucker und/oder Stärke und Enzyme…

Mäcki
Bolban
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Re: Queckenbier

#4

Beitrag von Bolban »

Ich bin Gärtner und dachte auch gleich eher an die weißen Wurzeln (die im Beet sehr nervig sind) Da bin ich mal auf Bilder gespannt.
Pura Vida

Re: Queckenbier

#5

Beitrag von Pura Vida »

Ich denke, dass hier möglicherweise ein Missverständnis vorliegen könnte. In den zitierten Quellen ist die Rede von Wurzelhalmen. Damit dürften die Rhizome gemeint sein. Das sind der vegetativen Ausbreitung dienende, unter der Erdoberfläche befindliche Sprosse, keine Wurzeln.
Die Quellen sprechen davon sprechen, die Ernte der Quecken während der Vegetationsruhe vorzunehmen. Es scheint plausibel, die Ernte während dieser Zeit vorzunehmen, da während der Vegetationsruhe erhöhte Gehalte an Reservestoffen, wie Stärke oder auch Saccharose, in den Spross eingelagert sein dürften.
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flying
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Re: Queckenbier

#6

Beitrag von flying »

Da kommen gleich wieder Kindheitstraumata hoch. Dem Vater beim Umgraben des Schrebergartens helfen müssen und Queckengeflecht auslesen, während man eigentlich auf den Fußballplatz will... :redhead

Die Ausbeute ist allerdings gering. Nach stundenlangen Umgraben hatte man ein Eimerchen voll Quecken. Voller Erde und frisch. Getrocknet sicher ein paar Grämmchen...

Getrocknete Quecken sind in der Naturheilkunde bekannt. Sie gelten als harntreibend, entschlackend und blutreinigend. Im osteuropäischen Raum spielen sie als Heil, Tierfutter- und Nahrungsmittel eine Rolle. Wäre schon eine spannende Sache so ein Queckenbier aber an ausreichende Mengen in entsprechender Qualität zu kommen halte ich für schwierig wenn man nicht gerade Landwirt ist...?

Gräser als Zuckerquelle ist ja nicht neu. Quecken gehören zu den Süßgräsern, genau wie Zuckerrohr.
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
Bolban
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Re: Queckenbier

#7

Beitrag von Bolban »

Pura Vida hat geschrieben: Dienstag 20. Dezember 2022, 23:25 Ich denke, dass hier möglicherweise ein Missverständnis vorliegen könnte. In den zitierten Quellen ist die Rede von Wurzelhalmen. Damit dürften die Rhizome gemeint sein. Das sind der vegetativen Ausbreitung dienende, unter der Erdoberfläche befindliche Sprosse, keine Wurzeln.
Die Quellen sprechen davon sprechen, die Ernte der Quecken während der Vegetationsruhe vorzunehmen. Es scheint plausibel, die Ernte während dieser Zeit vorzunehmen, da während der Vegetationsruhe erhöhte Gehalte an Reservestoffen, wie Stärke oder auch Saccharose, in den Spross eingelagert sein dürften.
Da Quecken unter die Wurzelunkräuter fallen, ist jedes Wurzelstück ein Sproß (Rhizom). Ohne Dir zu nahe treten zu wollen, glaube ich, das Du keinen Garten/von Garten wenig Ahnung hast :-). Jeder mit Quecken im Nutzgarten weiß, dass des Gras aus jedem unausgegrabenen Wurzelstück wiederkommt. Die Quecke ist neben dem Giersch und der Ackerwinde das wohl nervtötenste Wurzelunkraut unseres Breitengrades. Wobei sich hierbei jetzt die Frage aufdrängt, ob es eigentlich auch ein Gierschbier/Ackerwinden-Ale gibt.....
Pura Vida

Re: Queckenbier

#8

Beitrag von Pura Vida »

Interessant, was du aus meiner Nachricht alles herausliest und vielen Dank für deine Meinung. Wahrscheinlich hast du recht. Das war nur meine bescheidene und unmaßgebliche Meinung als ausgebildeter Staudengärtner und Pflanzenphysiologe. Ich vermute, dass deine Expertise aus dem Zierpflanzenbau stammt?
Für den Anfang, um die Grundlagen zu schaffen:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kormus
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Rhizom# ... 0Rhizom%20
https://propg.ifas.ufl.edu/07-geophytes ... izome.html (Leptomorpher Rhizomtyp)

Und doch, ich habe sogar einen Garten :-) Wenn du das nächste mal in Bamberg Malz holst, kannst du gerne bei mir vorbeikommen. Dann zeige ich dir den Garten gerne mal.
Jedes Wurzelstück ist ein Spross. Ich hau mich weg.
Bolban
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Re: Queckenbier

#9

Beitrag von Bolban »

Ja, bei der Quecke (!) ein sogenannter unterirdischer Spross, Du Staudenspezi. :Greets
Les mal Deine eigenen Links, da stehts nämlich auch drin.
Ganz schön empfindlich Meister.

Viele Grüße vom "Zierpflanzer", der sich grad wechhaut, weil ein Staudengärtner von der Quecke so wenig weiß.
Pura Vida

Re: Queckenbier

#10

Beitrag von Pura Vida »

Keine Ahnung was du willst. Ich kann dir leider nicht folgen. Du kannst es mir gerne per PN erklären. Bringt uns bei dem Thema leider nicht weiter.

Edit: Ich denke, die Verwirrung rührt daher, dass du von einem Wurzelstück schreibst, eigentlich aber Wurzelstock meinst???
Zuletzt geändert von Pura Vida am Donnerstag 22. Dezember 2022, 22:49, insgesamt 1-mal geändert.
Bolban
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Re: Queckenbier

#11

Beitrag von Bolban »

Geht mir genauso.
Pura Vida

Re: Queckenbier

#12

Beitrag von Pura Vida »

S.o.
Bolban
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Re: Queckenbier

#13

Beitrag von Bolban »

Ja, der "Wurzelstock", das Wurzelrhizom mit den schlafenden Äuglein, meine Güte. Die mini Feinwurzeln daran treiben freilich nicht aus. Bist fei ein ganz schöner Erbsenzähler.
Zuletzt geändert von Bolban am Donnerstag 22. Dezember 2022, 23:10, insgesamt 1-mal geändert.
Pura Vida

Re: Queckenbier

#14

Beitrag von Pura Vida »

Wenn die Begriffe nicht stimmen, stimmen die Worte nicht. Wenn die Worte nicht stimmen, stimmen die Taten nicht.

Die Unklarheiten hätte man vermeiden können.
Ich bin raus hier.
Bolban
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Re: Queckenbier

#15

Beitrag von Bolban »

Pura Vida hat geschrieben: Donnerstag 22. Dezember 2022, 23:09 Wenn die Begriffe nicht stimmen, stimmen die Worte nicht. Wenn die Worte nicht stimmen, stimmen die Taten nicht.

Die Unklarheiten hätte man vermeiden können.
Ich bin raus hier.
Sei mir nicht bös gell, aber Du übertreibst. Im Übrigen waren die Begriffe recht eindeutig gewählt.
Bolban hat geschrieben: Donnerstag 22. Dezember 2022, 00:10 Da Quecken unter die Wurzelunkräuter fallen, ist jedes Wurzelstück ein Sproß (Rhizom).
Zieh' Dich bitte das nächste Mal nicht mehr an sowas hoch.
Ich wünsch Dir schöne Weihnachten & hoffe Dich nicht gekränkt zu haben.Das ist ehrlich gemeint. :Drink


vg
Wolfgang
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