Überkarbonisiertes Bier ablüften?

Antworten
liuto
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 250
Registriert: Donnerstag 26. Mai 2016, 14:39
Wohnort: Sankt Augustin

Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#1

Beitrag von liuto »

Hallo,

ich habe mich mit meinem ersten Sud schon bei den dümmsten Braufehlern eingereiht.

Ich habe aus eigener Doofheit statt 6,5g/l volle 6,5g Zucker/Halbliterpulle zugegeben. Theoretisch läuft das auf 9g/l CO2 heraus, klassisches Bäuerchenbier.

Ich versuche jetzt, meinen Anfängerfeler durch Ablassen zu korrigieren. Gar nicht so einfach. Es sind ja nur wenige ccm im Luftraum, es macht kurz "zisch" und weg sind wenige Milligramm CO2. Der Großteil ist im Bier gebunden. Meine Kontrollflasche mit dem Manometer steigt auch immer nach kurzer Zeit wacker wieder auf inzwischen über 2 bar bei 19°C.

Erstaunlich ist, wie unterschiedlich die Pullen zischen. Manche sehr müde, andere wieder mit entschlossenem "sssch...", aber immer weniger als Kaufbier trotz 2,3 bar in der Referenzflasche. Ich habe aber überall gleich zu viel Zucker reingetan.

Ich neige inzwischen zu der Taktik, das einfach zu ignorieren und als Erstsudfeler zu verbuchen, einmal herzhaft fluchen beim Einschütten, einmal herzhaft "Börp" beim Genuß und nächstes Mal einfach richtig machen.

Oder werden mir die Pullen eventuell bei knapp 4 bar errechnetem Enddruck hochgehen? Ich kann es mir kaum vorstellen. So ein Sprudelwasser hat doch viel mehr CO2.

Wir werden sehen.
Gruß von liuto
Benutzeravatar
DerDerDasBierBraut
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 7890
Registriert: Donnerstag 2. Juni 2016, 20:51
Wohnort: Neustadt-Glewe

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#2

Beitrag von DerDerDasBierBraut »

Heile Bierflaschen können IMHO deutlich mehr Druck ab als 4 bar. Einige Händler geben bei den "Kauf-Leerflaschen" für Hobbybrauer deutlich mehr Drucktolleranz an.
Allerdings kannst Du dich nicht 100% drauf verlassen, dass alle Deine Flaschen 100%ig i.O. sind und bei 4 bar können Scherben schon ein Stück weit fliegen. Ich würde den Druck so lange bei 2 bar ablassen, bis er nicht mehr nennenswert ansteigt.
Als mahnendes Beispiel habe ich noch immer das Rüttelband von der Brauereibesichtigung in Flensburg vor Augen. Nach dem Abfüllen und Verkorken fahren dort alle Flaschen in S-Linien über ein Holperband durch eine riesige Halle. Unvorstellbar, wie viele Flaschen da "gefühlt" hochgehen und wie das scheppert.
"Da braut sich was zusammen ... "
"Oh, Bier ;-) !"
"Nein! Was Böses!"
"Alkoholfreies Bier??? ..."
-----------
Viele Grüße
Jens
Benutzeravatar
Seed7
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3304
Registriert: Dienstag 2. April 2013, 18:28
Kontaktdaten:

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#3

Beitrag von Seed7 »

Flaschen so kalt wie moeglich stellen. Mit einer zange und nadel ein kleines loch in der kronkorke machen. Flasche aufwaermen auf raumtemperatur und eine weile stehen lassen. Wen all der druck weg ist flaschen wieder kalt stellen und dann neu verkorken,

Eine unbenuetzte Bierflasche ist gegen ~8bar bestand. Eine benuetzte weniger.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
Benutzeravatar
Bierwisch
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3493
Registriert: Dienstag 15. Mai 2012, 18:02
Wohnort: Thüringen

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#4

Beitrag von Bierwisch »

Kann man so machen Ingo, aber ich würde alles nochmal ins Gärfass geben und warten, bis der Zucker verstoffwechselt worden ist. Dann kannst Du mit der richtigen Menge nochmal abfüllen. Das dauert etwas länger, aber Du hast genau soviel CO2 in den Flaschen wie geplant.

Gruß,
Bierwisch
Der Klügere kippt nach!
Benutzeravatar
Seed7
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3304
Registriert: Dienstag 2. April 2013, 18:28
Kontaktdaten:

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#5

Beitrag von Seed7 »

Bierwisch hat geschrieben:[...] ich würde alles nochmal ins Gärfass geben und warten, bis der Zucker verstoffwechselt worden ist[...]
Ich habe dabei immer angst vor Sauerstoff,

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
Benutzeravatar
Johnny H
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3998
Registriert: Donnerstag 31. Januar 2013, 22:08
Wohnort: Graz, Österreich

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#6

Beitrag von Johnny H »

liuto hat geschrieben:[...]
Ich neige inzwischen zu der Taktik, das einfach zu ignorieren und als Erstsudfeler zu verbuchen, einmal herzhaft fluchen beim Einschütten, einmal herzhaft "Börp" beim Genuß und nächstes Mal einfach richtig machen.

Oder werden mir die Pullen eventuell bei knapp 4 bar errechnetem Enddruck hochgehen? Ich kann es mir kaum vorstellen. So ein Sprudelwasser hat doch viel mehr CO2.
Irgendeine Lösung wirst Du finden müssen. Geplatzte Flaschen sind absolut kein Spaß! Das kommt immer mal wieder vor hier. Zwar nicht oft, aber es sind Flaschen schon regelrecht pulverisiert worden.

Seit es mir in der Küche mal drei auf einen Streich mitgenommen hat und ich die über die gesamte Küche verteilten teilweise winzig kleinen Scherben aufgeputzt habe, habe ich meine Sicherheitsvorkehrungen deutlich erhöht. Zur Nachgärung befinden sich nun alle Flaschen in einer geschlossenen Plastikkiste.

Die Ursache hatte zwar bei mir nichts mit Überkarbonisierung zu tun, sondern mit einem defekten Greta-Verkorker (Zentrierscheiben deformiert und mit scharfen Kanten), aber seither bin ich äußerst sensibel für dieses Risiko.

Es muss nur eine Deiner Flaschen aus irgendeinem Grund angeknackst sein. Das Risiko, die einfach stehenzulassen würde ich nicht eingehen, aber ich würde vermutlich auch nur einfach nach und nach entlüften.

Hast Du eigentlich Kronkorken- oder Bügelflaschen? Aus Deinem Post geht das nicht eindeutig hervor.

Link zum Schlachtfeld-Photo
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
liuto
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 250
Registriert: Donnerstag 26. Mai 2016, 14:39
Wohnort: Sankt Augustin

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#7

Beitrag von liuto »

Danke für die Links und die Warnungen. Die Küche sieht ja wirklich lecker aus.

Ich habe Bügelflaschen. Nicht im Ofen behandelt und die arg zerschrammten vorher aussortiert. Da ich den Zucker direkt in die einzelnen Flaschen dosiert habe, können nicht einzelne Flaschen kraß überkarbonisiert sein. Und die Flaschen stehen im Keller.

Ich habe gestern noch einmal abgelassen. Das habe ich auch weiter vor, falls der Druck steigt, wobei ich mir die Grenze bei 3 bar@19°C gesetzt habe, Das sollten knapp 7g/l sein, was ja nichts Ungewöhnliches ist. Die sind aber nach 3 Tagen noch nicht erreicht worden, das Maximum waren 2,3 bar. Heute morgen war die Kontrollflasche erst bei knapp über 1 bar.

P.S. Ich habe noch einmal genauer nachgerechnet. Ich hatte 13g/l Zucker, damit sollten bei 19°C nicht mehr als 8,2 g/l CO2 und 3,8 bar Spunddruck entstehen. Zweimal abgelassen habe ich schon, ich denke mal, ich kann mich jetzt entspannt zurücklehnen und abwarten.

Noch ein P.S.: den Vorschlag mit dem Gärfaß habe ich auch erwogen, aber es ist eh schon zuviel Alkohol drin. Das Jungbier hatte errechnete 4,8 Vol.%
Benutzeravatar
Johnny H
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3998
Registriert: Donnerstag 31. Januar 2013, 22:08
Wohnort: Graz, Österreich

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#8

Beitrag von Johnny H »

liuto hat geschrieben:[...]
Ich habe Bügelflaschen. Nicht im Ofen behandelt und die arg zerschrammten vorher aussortiert. Da ich den Zucker direkt in die einzelnen Flaschen dosiert habe, können nicht einzelne Flaschen kraß überkarbonisiert sein. Und die Flaschen stehen im Keller.
[...]
Bügelflaschen sind schon mal besser als Kronkorkenflaschen. Bei letzteren verkorken wir Hobbybrauer gerne mal zu stark, und die Kronkorken fungieren dann nicht mehr als Sollbruchstelle für zu hohen Druck (ich glaube >6 bar, aber nagle mich nicht fest). Die Bügelflaschen sind da etwas weniger gefährdet, können aber durchaus auch hochgehen!

Keine Ahnung, wie oft man entlüften muss, aber mit Flaschenmanometer (wenn die Manometerflasche in Bezug auf Volumen und freien Kopfraum vergleichbar ist) hast Du ja eine Orientierung.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
liuto
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 250
Registriert: Donnerstag 26. Mai 2016, 14:39
Wohnort: Sankt Augustin

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#9

Beitrag von liuto »

Ja die ist fast gleich. Ist eine 0,5l-Sprudelflasche. Ich muß mir noch so einen leeren Kasten besorgen, der hält dann die Splitter auch ein bißchen zusammen :Wink
FullSizeRender(24).jpg
FullSizeRender(24).jpg (93.97 KiB) 3786 mal betrachtet
liuto
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 250
Registriert: Donnerstag 26. Mai 2016, 14:39
Wohnort: Sankt Augustin

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#10

Beitrag von liuto »

Gestern die erste Pulle probiert, ok eine halbe, die nicht voll geworden ist. NG ist wohl noch nicht ganz durch, da der Druck noch ganz leicht steigt, 0,1 bar pro drei Tage.
Mann ist das lecker. Immer noch zu viel Cascade, aber der Hammer. Kein Vergleich zu Kaufkölsch, selbst Malzmühle hat nicht annähernd diese Tiefe.

P.S. Karbonisierung ist einwandfrei.
liuto
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 250
Registriert: Donnerstag 26. Mai 2016, 14:39
Wohnort: Sankt Augustin

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#11

Beitrag von liuto »

Ich will mal nicht einen neuen Thread aufmachen.

Der doppelt karbonisierte Erstsud ist inzwischen alle. Auf der Kontrollflasche landete der nach einigem Druckablassen bei 3,1 bar bei 19°C, wenn meine Apps stimmen sind das ungefähr 7 g/l, also ganz mutig karbonisiert für ein Wieß. War auch ein Rülpsbier, wenn man das mal so sagen darf.

Ich habe inzwischen einen Zweitsud gemacht, wie der erste, aber ohne Cascade, den ich nicht mag. Und nur mit der einfachen Portion Zucker karbonisiert. Was mich wundert, ist der Druck in der Kontrollflasche, der ist schon bei 2,9 bar. Die HG habe ich 3 Wochen in Ruhe gelassen und dann abgefüllt. Das kann eigentlich nicht mehr grün gewesen sein. Das Bier geht schon gut zu trinken, sehr lecker. Und ist ist nicht annähernd so rülpsig wie das erste, obwohl der Spunddruck fast gleich ist. Es ist jetzt 20°C im Keller, bei angestrebten 5 g/l sollte ich eigentlich nur 2 bar haben. Sehr eigenartig! Ich war sehr pingelig beim Zuckern, einen Meßbecher des kleinen Helfers pro Flasche.

Alles sehr seltsam.
Gernot
Jan82
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 412
Registriert: Samstag 27. Juli 2013, 16:30

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#12

Beitrag von Jan82 »

Seed7 hat geschrieben: Mittwoch 6. Juli 2016, 07:37 Flaschen so kalt wie moeglich stellen. Mit einer zange und nadel ein kleines loch in der kronkorke machen. Flasche aufwaermen auf raumtemperatur und eine weile stehen lassen. Wen all der druck weg ist flaschen wieder kalt stellen und dann neu verkorken,

Eine unbenuetzte Bierflasche ist gegen ~8bar bestand. Eine benuetzte weniger.

Ingo
Hallo Ingo,

das Thema ist ja schon "etwas" älter. Ich bin aus aktuellem Anlass darauf gestoßen und frage mich ob Du das mit dem Loch im Kronkorken weiterhin empfehlen kannst?
Ich habe ein Tripel mit der WYEAST 1762 Belgian Abbey II gebraut, welches eigentlich auf 5,5g CO₂/Liter eingestellt war. Hatte es zwar über 3 Wochen im Fass, bevor ich in Flaschen gefüllt habe (2 Wochen davon ohne Gäraktivität!). Gereicht hat das aber irgendwie dennoch nicht... In den Flaschen mit der berechneten Menge Traubenzucker hat es nun zwei Monate gedauert bis der sehr seeeehr langsame aber stetige Anstieg des Drucks aufgehört hat. Bin nun bei 7,5 CO₂/Liter gelandet, was mir die Flaschen nicht zum Bersten oder Überschäumen bringt, aber bei der ersten Test-Flasche deutlich zu Champanger-Artig war. Habe tatsächlich erstmal fleißig im Glas gerührt, bis ich das Bier irgendwann als trinkbar empfunden habe...

Beste Grüße, Jan
Benutzeravatar
Seed7
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3304
Registriert: Dienstag 2. April 2013, 18:28
Kontaktdaten:

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#13

Beitrag von Seed7 »

Jan82 hat geschrieben: Montag 23. Januar 2023, 08:37 Ich bin aus aktuellem Anlass darauf gestoßen und frage mich ob Du das mit dem Loch im Kronkorken weiterhin empfehlen kannst?
Ja Jan. Problemlos.

Ingo
"Wabi-Sabi" braucht das Bier.
Jan82
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 412
Registriert: Samstag 27. Juli 2013, 16:30

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#14

Beitrag von Jan82 »

Seed7 hat geschrieben: Dienstag 24. Januar 2023, 07:27
Jan82 hat geschrieben: Montag 23. Januar 2023, 08:37 Ich bin aus aktuellem Anlass darauf gestoßen und frage mich ob Du das mit dem Loch im Kronkorken weiterhin empfehlen kannst?
Ja Jan. Problemlos.

Ingo
Super, dann probiere ich das mal aus. Vielleicht wird das Bier damit etwas trinkbarer :)
Benutzeravatar
Barney Gumble
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2331
Registriert: Freitag 20. August 2010, 15:46
Wohnort: Minga

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#15

Beitrag von Barney Gumble »

Sorry Leute, dass ich das immer wieder an der Stelle anbringen muss, aber deswegen verlasse ich mich persönlich nicht auf Angaben wie mindestens. 3 Wochen (das sieht mit/ohne Rühren, mehr/weniger Volumen, Hefeart/Zustand, Gärtemperatur... evtl immer wieder anders aus) nicht, sondern mache wie eh und je eine SGP.
Ich merke grad bei einem Kölsch wie langsam aber stetig letztere noch runter geht und die Fassprobe ziemlich langsam nachzieht (bald 2 Wochen, nur 10 L, 15 °C). Und das nach mehrmaligem Umschlauchen (dadurch sicher homogene und repräsentative Messungen mit der Spindel). Es sind nur noch so 0,8 °P Differenz aber wenn ich jetzt grün schlauche und zusätzlich normal auf 5 g/L carbonisieren würde, käme ich auch in Eure Richtung, daher gebe ich der Sache ruhig noch eine Woche. Und verlassen tue ich mich nur auf die SGP, meinem Flaschenmanometer traue ich im Übrigen nicht ganz und hab keine Lust mir mehrere zu beschaffen für evtl weitere Restunsicherheit
Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich es sofort auf - das Lesen! (frei nach Henry Youngman)
Wenn ich nicht gleich antworte, liege ich unterm Zapfhahn :Bigsmile
Jan82
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 412
Registriert: Samstag 27. Juli 2013, 16:30

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#16

Beitrag von Jan82 »

Barney Gumble hat geschrieben: Donnerstag 26. Januar 2023, 05:55 ...
Damit hast Du natürlich mehr als recht!

Tatsächlich habe ich auch eine Schnellvergärprobe gemacht - und die Differenz dummerweise nicht beachtet. Bzw. nicht beachtet ist nicht ganz korrekt. Ich habe grad nochmal in meine Aufzeichnungen gesehen: Abgefüllt habe ich nach 4 Wochen. Bereits nach gut einer Woche ist rein gar nichts mehr passiert. Darauf hin habe ich das Fass wärmer gestellt und die Hefe mehrfach ausgeschwenkt, was keinerlei Effekt hatte. Nach knapp drei Wochen Stillstand bin ich dann davon ausgegangen, die Schnellvergärprobe vielleicht falsch abgelesen oder den Wert falsch notiert zu haben. Was offensichtlich ein Trugschluss war ;) Ich gehe mittlerweile davon aus, dass Abfüllen und mit Traubenzucker füttern die Hefe wieder aufgeweckt haben...

Für mich ist das Fazit in Zukunft besser zwei Schnellvergärproben zu machen, diese länger aufzubewahren und bei zu großer Differenz diese dann beim Abfüllen mit einzuberechnen.
Benutzeravatar
afri
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 5867
Registriert: Donnerstag 17. Januar 2013, 21:19
Wohnort: 31840 Hessisch Oldendorf

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#17

Beitrag von afri »

Ich habe schon mehrfach erlebt, dass die SVP wie erwartet stets weniger Extrakt anzeigte, bis er irgendwann wieder anstieg. Ursache, ich glaube hier im Forum erfahren: Verdunstung (ich decke nur mit einem Papiertuch ab gegen Insekten). Insofern sollten SVPn danach beurteilt werden wie lange sie stehen gelassen werden und was währenddessen passiert. Wer den nach drei Wochen wieder gestiegenen Extraktgehalt der SVP zugrunde legt (bei der Abfüllung), könnte allein daher übercarbonisieren, weil die Verdunstung der Probe nicht beachtet oder bedacht wurde.
Achim
Bier ist ein Stück Lebenskraft!
jaulinho
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 244
Registriert: Donnerstag 2. Dezember 2021, 11:46
Wohnort: Saarbrooklyn - Saarland

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#18

Beitrag von jaulinho »

Das ist einer der Gründe, warum bei mir die NG nur noch im Keg stattfindet. Da stellst Du Deinen Druck ein, vergisst das Keg für ein paar Wochen und füllst dann in Flaschen ab. Fertig.

LG
Tom
Benutzeravatar
Barney Gumble
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2331
Registriert: Freitag 20. August 2010, 15:46
Wohnort: Minga

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#19

Beitrag von Barney Gumble »

afri hat geschrieben: Donnerstag 26. Januar 2023, 21:47 Ich habe schon mehrfach erlebt, dass die SVP wie erwartet stets weniger Extrakt anzeigte, bis er irgendwann wieder anstieg. Ursache, ich glaube hier im Forum erfahren: Verdunstung (ich decke nur mit einem Papiertuch ab gegen Insekten). Insofern sollten SVPn danach beurteilt werden wie lange sie stehen gelassen werden und was währenddessen passiert. Wer den nach drei Wochen wieder gestiegenen Extraktgehalt der SVP zugrunde legt (bei der Abfüllung), könnte allein daher übercarbonisieren, weil die Verdunstung der Probe nicht beachtet oder bedacht wurde.
Achim
Klar die SVP ist im wahrsten Sinne des Wortes angreifbar, wenn damit was passiert, was mit dem Fass nicht passiert, laufen die auseinander und man interpretiert falsch. Ich habe da v. a. Angst vor einer Infektion (dann evtl Übervergärung im Vergleich zum Fass), neben der mangelnden Repräsentativität wegen schlechtem Rühren vor der Abnahme oder zuwenig Volumen der wichtigste Unsicherheitsfaktor mE.

Das Argument mit dem Wiederanstieg verstehe ich jetzt zwar (nach einem kurzen Denkhänger) aber eigentlich messe ich die SVP täglich, das sähe ich falls die wieder ansteigt. Manchmal ist die Fassgärung fast gleich schnell und da würde ich sofort merken, wenn die SVP auf einmal über dem Fass liegen würde.
Wie ich Jan82 verstehe, hatte er dem weiteren Abfall der SGP nicht getraut, einen Wiederanstieg hatte er nicht (korrigiert mich wenn ich falsch liege).
Ich persönlich habe diesen Verdunstungseffekt tatsächlich noch nie beobachtet. Eher dass in seltenen Fällen die SGP langsamer war oder über der Fassprobe stoppte und das schiebe ich auf mangelnde Reptäsentativität.
Vg
Shlomo
Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich es sofort auf - das Lesen! (frei nach Henry Youngman)
Wenn ich nicht gleich antworte, liege ich unterm Zapfhahn :Bigsmile
Jan82
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 412
Registriert: Samstag 27. Juli 2013, 16:30

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#20

Beitrag von Jan82 »

Barney Gumble hat geschrieben: Freitag 27. Januar 2023, 07:57 Wie ich Jan82 verstehe, hatte er dem weiteren Abfall der SGP nicht getraut, einen Wiederanstieg hatte er nicht (korrigiert mich wenn ich falsch liege).
Ich persönlich habe diesen Verdunstungseffekt tatsächlich noch nie beobachtet.
Tatsächlich hab ich den Verdunstungseffekt auch schonmal beobachtet - länger her, bei einem anderen Sud. Allerdings war ich mir auch da im Nachhinein nie 100% sicher, ob es nicht vielleicht auch ein Messfehler war.
In diesem Fall habe ich weniger der SGP nicht getraut als meiner Aufzeichnung. Schnellvergärprobe war bereits entsorgt, sich absolut nicht mehr bewegende Gärung und letzte SGP Messung passten für mich einfach nicht zusammen. Folglich hab ich das ganze als Mess- oder Aufschreib-Fehler abgestempelt.

Uns so bitter das ist, beinahe wäre es mir dieser Tage wieder so ergangen! Habe aktuell ein Bier mit der Mangrove Jack's Empire Ale M15 in der Gärung. Schnellvergärprobe war seit mehreren Tagen unverändert. Hauptgärung im Fass nach weniger als 48 Stunden ebenfalls durch. Vergärgrad passte zu den Angaben der Hefe. SGP und Jungbier stimmten bis auf 0,2 Brix überein. Also eigentlich alles bereit für die Abfüllung... Unter 2 Wochen Wartezeit fülle ich aber generell nicht mehr ab, außerdem stand noch Hopfenstopfen an.
Ich hab also ein paar tage gewartet, dann für 3 Tage gestopft - und nur weil ich zuvor über Hop Creep gelesen hatte und gucken wollte ob dergleichen passiert nochmal weiter abgewartet. Dann aus Gewohnheit nochmal die SGP abgelesen, Wert aufgeschrieben, Probe entsorgt weil Wert auch nach nun 2 Wochen unverändert.
Dann wollte ich den Wert vom Schmierzettel in meine Tabelle übertragen und es war doch gar nicht der selbe wert sondern 1 Brix weniger! tatsächlich hab ich in dem Moment wieder einmal gedacht "Mist, vermutlich falsch aufgeschrieben" - nachprüfen konnte ich es nicht mehr. Becshlossen mit der Abfüllung nochmal lieber eine Woche zu warten. Und genau einen Tag bevor ich abfüllen wollte - wohlgemerkt nach fast 3 Wochen Stillstand! - hat die Hefe wieder los gelegt und ist mittlerweile sogar 0,5 Brix unter dem zuletzt gemessenen Wert der SGP. So richtig schnell war also auch diese nicht.

Min Fazit ist jedenfalls aktuell die SGPs länger aufzubewahren (vielleicht nach ein paar Tagen verschlossen, gibt ja Spritzen mit Verschluss), immer zwei SGPs von einem Sud zu machen, und insgesamt lieber länger zu warten bis zur Abfüllung...

Dachte lange nun hab ich den Dreh raus - aber so ganz kontrollieren lässt sich dann doch wieder nicht alles.
Benutzeravatar
Barney Gumble
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 2331
Registriert: Freitag 20. August 2010, 15:46
Wohnort: Minga

Re: Überkarbonisiertes Bier ablüften?

#21

Beitrag von Barney Gumble »

Vorsorglich: bei brix immer den Alkoholfehler beachten!
Vg Shlomo
Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich es sofort auf - das Lesen! (frei nach Henry Youngman)
Wenn ich nicht gleich antworte, liege ich unterm Zapfhahn :Bigsmile
Antworten