Im letzten Jahr habe ich einige britische Hefen neu ausprobiert, die ich hier mal zusammengefasst beschreiben wollte.
Imperial A09 (Fuller's): Authentischer Fuller's-Geschmack nach Orangenmarmelade in insgesamt fünf Bieren. Bei 20°C keine Fusel, bei 21°C bereits eine Schärfe schmeckbar. Also besser nicht über 20°C gehen. Einmalig Probleme mit dem berüchtigen Aroma "Cider/roter Apfel", der beim London Porter alles andere überdeckt hat. Zusammenhang mit Röstmalz möglich, ansonsten kein Anhaltspunkt, woher das kam. Hefe flockt sehr stark.
WY1335 (Adnam's): Die Hefe hat exakt die Aromen eingebracht, die man auch beim Adnam's Southwold aus der Flasche schmeckt: Lakritze, Karamell und eine Würzigkeit wie vom Hopfen. In einem Testbier mit 100% Pale Ale Malz und reiner Bitterhopfung wirkte das Bier, als wären Karamellmalz und eine späte Gabe Fuggle dabei gewesen. Sehr interessant, um diese Aspekte zu verstärken. Die Vergärung bei 20°C war ohne Fuselalkohole. Die Hefe ist bis 24°C spezifiziert.
Bei dieser Hefe hatte ich bei beiden gemachten Bieren keinen sichtbaren Chill Haze, während alle anderen Biere mit Kombirast immer Chill Haze haben. Vielleicht frisst die Hefe mehr Proteine?
WY1768 (Young's): Im Sommer zu warm bei 22°C vergoren, hat sie einige Fuselalkohole eingebracht. Der Hersteller spezifiziert bis 22°C. Im Internet liest man von maximal 20°C, was ich so unterschreiben kann. Die Hefe verstärkt den malzigen Geschmack, ansonsten konnte ich keine Aromen klar herausschmecken. Mein Young's-Special-Klon schmeckte sehr ähnlich wie die Cask-Version, die ich im Juni in England trank, von daher denke ich, dass die Hefeherkunft stimmt.
WY1332 (Gale's): Ende September bei 20°C vergoren, als es endlich kühler wurde. Keine Fusel, dafür intensive Aromen nach rote Beeren. Mir hat der Geschmack sehr gefallen. Ein Gale's HSB hatte ich zwar im Juni, allerdings war das eher wässrig und dünn, was den Vergleich erschwert. Mein Bier war definitiv besser als das Original an dem Tag
WY1318 (Not Boddington's): Mit der Hefe habe ich mich viel herumgeschlagen. Zuerst im 19th Century Pale Ale von braumischung.de; da brauchte die Hefe lange, bis sie endvergoren war und noch länger, bis sie sich absetzte. Laut Beschreibung bei Imperial Yeast (A38) benötigt sie viel Sauerstoff. Also Erntehefe in einem Bitter benutzt und viel Sauerstoff gegeben --> Die Hefe setzte sich wochenlang gar nicht ab. Als drittes dann das Meantime Now IPA geklont, aus Erntehefe des ersten Biers mit viel haferhaltigem Starter und viel Sauerstoff vitale, fitte Hefe gewonnen. Gärung verlief super, aber Sedimentation war wieder praktisch nicht vorhanden.
Die Hefe hat bei 18°C einen recht neutralen, aber leicht fruchtigen Charakter. Schmeckt gut und passt zu IPAs, ist mir die Mühe aber nicht mehr wert. Vielleicht wäre das ein Kandidat für Irish Moss, was ich noch nicht benutzt habe.
WLP007 (Whitbread Dry): Sehr tief vergärende Hefe, die stärker flockt als alle anderen, die ich bisher kenne. Aus dem 1l-Messbecher für den Starter fiel ein zusammenhängender Hefekuchen an einem Stück heraus, das war sehr ungewohnt. Es kann auch sein, dass sich die Hefe sehr gut an Behälterwänden festhält, da ich sowohl im Gärbehälter als auch im Partyfässchen beim nächsten Bier ungewollt hohe Vergärgrade hatte. Kann aber auch sein, dass ich schlecht reinige und es zum ersten Mal aufgefallen ist
Die Hefe schmeckt bei 18°C sehr neutral und arbeitet schnell. Eine gute Hefe, um den Job schnell zu erledigen.
Wyeast 1099 (Whitbread): Bei 25°C vergoren macht diese Hefe keine für mich wahrnehmbaren Fuselalkohole, sondern eine komplexe Fruchtigkeit. Der Hersteller spezifiziert 24°C. Es war die perfekte Hefe für den Sommer, wenn die Räume nicht kalt genug werden. Angeblich der gleiche Stamm wie S-04, die bis 26°C spezifiziert ist, die für mich aber ganz anders schmeckt. Auch angeblich der gleiche Stamm wie die Gozdawa PAY7, die auch für einen sehr großen Temperaturbereich spezifiziert ist. Der Vergleich steht da noch aus.