Dip hopping?

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Thorsten68
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Dip hopping?

#1

Beitrag von Thorsten68 »

Hallo zusammen,
Die Suche im Forum nach "dip hopping" hat nicht viel ergeben. Den deutschen Begriff kenne ich nicht.

Hat schon jemand dip-hopping betrieben?

https://www.wildabouthops.nz/dip-hopping.html
Kurze Beschreibung : Ca. 1 Stunde vor dem Abkühlen der Würze eine Art "Hopfentee" aus 60-75 Grad heissem Wasser im Fermenter zubereiten, Hopfen hinzufügen. Abkühlen lassen und auf diesen Hopfentee die gekühlte Würze drauf und dann wie gewohnt anstellen.

Das soll die "grasigen, grünen, adstingierenden" Geschmacksstoffe vermindern, die reslichen Aromen aber stark betonen. Kann auch als Alternative zum Stopfen gemacht werden.

Gibt es Erfahrungswerte zum dip hopping hier im Forum? Was habt ihr als Nachteile/Vorteile erlebt?

Ich denke drüber nach ob ich Hopfenstopfen durch Dip hopping ersetzen, weil ich nicht komplett Sauerstoffrei arbeite und auch in Flaschen abfülle. (Stichwort Oxidation)

Grüße
Thorsten
Colindo
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Re: Dip hopping?

#2

Beitrag von Colindo »

Hi Thorsten,

es gibt Brauereien in England, die das traditionell machen. Worin der Unterschied zum Whirlpool bestehen soll, ist aber nicht ganz klar. In beiden Fällen ziet der Hopfen bei unter 80°C, also passiert physikalisch nichts anderes. Ich denke heutzutage ist so etwas auf dem absteigenden Ast.
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§11
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Re: Dip hopping?

#3

Beitrag von §11 »

Das IPA der Ballantine Brewing Co. aus Newark, New Jersey wurde so ähnlich „gestopft“. Es wurde eine Art Hopfentee produziert, der allerdings destilliert wurde. Der wurde dann zugesetzt. Angeblich war das Bier sehr gut, leider wurde aber die Produktion in den 1990ern eingestellt

Michael Jackson (nicht der King of Pop) hat es so beschrieben „wonderfully distinctive … an outstanding American ale unique in its fidelity to the East Coast tradition of Colonial ales,”

Cheers

Jan
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Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
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hiasl
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Re: Dip hopping?

#4

Beitrag von hiasl »

In der BYO May-June 2021, Vol 27, No 3 war ein Artikel zu dem Thema drin.
Hast ne PN!
Gruß
Matthias
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Re: Dip hopping?

#5

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

hiasl hat geschrieben: Freitag 3. Februar 2023, 09:33 In der BYO May-June 2021, Vol 27, No 3 war ein Artikel zu dem Thema drin.
Hast ne PN!
Damit alle anderen auch was davon haben:
https://byo.com/article/dip-hopping/

War übrigens im ursprünglich verlinkten Beitrag auch enthalten.

@Thorsten: interessantes Thema, danke für den Hinweis.
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Wintermuffel
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Re: Dip hopping?

#6

Beitrag von Wintermuffel »

Das klingt ja sehr interessant.
Das teste ich beim nächsten Paleale

Danke für den Hinweis
Man ist nie zweimal durch den selben Wind.

Gruß
Heiner
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Herbert52
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Re: Dip hopping?

#7

Beitrag von Herbert52 »

Vielen Dank Thorsten,
ein sehr interessanter Beitrag, aber wie mir scheint, auch ein sehr weites Feld. Das bietet viel Raum für Experimente.
Auch ich werde mal eines der aufgeführten Rezepte versuchen, mal sehen was daraus wird. Einen genauen Überblick zur Vorgehensweise habe ich aber noch nicht. Ich werde den Beitrag von BYO noch mal lesen müssen.
Gruß Herbert
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Re: Dip hopping?

#8

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Hier noch ein langes Video wo auch die beiden Brauer von Fair State und Arbeiter zu Wort kommen: https://www.youtube.com/watch?v=LUo2Ia658Mg
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Re: Dip hopping?

#9

Beitrag von Thorsten68 »

Freut mich, dass das Thema so einige anspricht. Danke an alle für die zusätzlichen und weiterführenden Hinweise. Ich finde es auch spannend und werde es bei meinem nächsten Pale Ale mit Motueka ausprobieren.

Es gibt tatsächlich mehrere Methoden (in Wasser oder in Würze, verschiedene Temperaturen, verschiedene "Zieh"-Zeiten. Wie im Bericht von @DrFludribusVonZiesel und @hiasl erwähnt: Ganz viel Potential zum Experimentieren.
Ob ich das mit Wasser oder Würze mache, entscheide ich noch.
Interessant finde ich: Der Hopfen bleibt die gesamte Hauptgärung im Fermenter, verweilt deshalb länger als beim Stopfen -und dennoch scheinen sich die adstringierenden und "grünen" Geschmackselemente beim Ziehen des Tees zu verflüchtigen und nicht zum Hop-Burn zu führen.
Nochmal: Das sind keine eigenen Erfahrungswerte, sondern das was ich aus den Berichten und Videos herauslese. In U-Toob gibt es noch ein paar dazu.
Ein Video über ein Neipa, das eigentlich hazy werden sollte, macht aber auch klar, dass das ganze nicht mehr so hazy wird im Vergleich zum Stopfen.
Und die Hefe muss sich natürlich auch während der ersten Phase der Hauptgärung auch mit entsprechend viel Hopfen im Bodensatz "herumärgern",
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Re: Dip hopping?

#10

Beitrag von Thorsten68 »

DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Freitag 3. Februar 2023, 13:48 Hier noch ein langes Video wo auch die beiden Brauer von Fair State und Arbeiter zu Wort kommen: https://www.youtube.com/watch?v=LUo2Ia658Mg
Danke dafür, auch sehr interessant. Hier wird auch Dip-Hopping mit Dry-Hopping kombiniert.
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Re: Dip hopping?

#11

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Ich werde morgen gleich erste Tests mit der Methode machen und mein geplantes IPA zweiteilen (hoffe die Hefe kommt pünktlich). Einmal wird die Dryhop-Gabe normal gestopft und einmal gedippt. Bin sehr gespannt auf die Ergebnisse und werde berichten. :Drink
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Re: Dip hopping?

#12

Beitrag von Thorsten68 »

DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Freitag 3. Februar 2023, 14:57 Ich werde morgen gleich erste Tests mit der Methode machen und mein geplantes IPA zweiteilen (hoffe die Hefe kommt pünktlich). Einmal wird die Dryhop-Gabe normal gestopft und einmal gedippt. Bin sehr gespannt auf die Ergebnisse und werde berichten. :Drink
Da ist gleich ein erster Vergleichssud. Viel Erfolg!
Mein nächstes Pale Ale ist erst in einem Monat dran, vielleicht gibt es bis dahin ja schon ein Ergebnis. Danke.
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Re: Dip hopping?

#13

Beitrag von Thorsten68 »

Meine wichtigste Fragestellung muss man am Ende wahrscheinlich durch Versuch herausfinden: Inwieweit wird die Bitterung beeinflußt? Welchen Einfluß hat die Dip-Hop Menge und Verweilzeit auf die Bitterkeit des Bieres?

Was die Isomierung bei Wärme angeht, kann man ggf. eine ähnliche Bitterung wie beim Whirlpool ansetzen, der ja auch <= 80 Grad stattfindet.
Ein Ale bleibt dann allerdings rund 7-9 Tage in der Hauptgärung, bevor das Jungbier vom Hopfen und der Hefe genommen wird. Bei ca. 3 Gramm Hopfen (8% alpha) je Liter könnte das eine ganze Menge Bitterkeit hervorrufen. Oder kann man das wegen der geringen Temperaturen vernachlässigen?

Hat irgendjemand eine Idee, wie man das ansetzen könnte? Gibt es Faustregeln inwieweit sich Kalthopfung auf die Bitterkeit auswirkt?
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Re: Dip hopping?

#14

Beitrag von guenter »

Thorsten68 hat geschrieben: Freitag 3. Februar 2023, 18:31 Hat irgendjemand eine Idee, wie man das ansetzen könnte? Gibt es Faustregeln inwieweit sich Kalthopfung auf die Bitterkeit auswirkt?
Kleiner 80°C kann man die Bitterstoffe vernachlässigen.
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Re: Dip hopping?

#15

Beitrag von Colindo »

Oha, sieht aus als hätte ich das anfangs falsch verstanden. Also eine Mischung aus Whirlpool und Dry-Hopping. Da eine Whirlpoolhopfung auch keine adstringierenden Elemente einbringt, denke ich, dass die anfänglich hohe Temperatur die Stoffe verändert.

Das lange Drinlassen des Hopfens ist bei manchen Hopfensorten heute noch üblich. Fuller's stopft mit Target beim Anstellen und lässt den Hopfen für die Dauer der Hauptgärung im Gärgefäß. Die hohe Kontaktzeit zwischen Hefe und Hopfen erhöht die Biotransformation und sorgt noch mal dafür, dass weniger adstringierende Stoffe herauskommen.

Und bei Cask Ale wird das Hopfenstopfen immer für die Dauer der Reifung, ca. 14 Tage, gemacht. Da ist es dann aber wichtig, keine zu harzigen Hopfen zu nehmen.
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Re: Dip hopping?

#16

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

guenter hat geschrieben: Freitag 3. Februar 2023, 18:36
Thorsten68 hat geschrieben: Freitag 3. Februar 2023, 18:31 Hat irgendjemand eine Idee, wie man das ansetzen könnte? Gibt es Faustregeln inwieweit sich Kalthopfung auf die Bitterkeit auswirkt?
Kleiner 80°C kann man die Bitterstoffe vernachlässigen.
Kann man so nicht sagen. Lesematerial auf englisch:

https://www.hopsteiner.com/blog/breakin ... itterness/

Quintessenz:
Dr. Maye, can you explain how dry hopping causes the bitterness in beer to change?

Dry hopping can make beer less bitter or more bitter, depending on your starting IBUs (International Bitterness Units) and the amount of hops you use when dry hopping. This is due to the change in hop acid composition that takes place when you dry hop. Isoalpha acids, which are not extremely soluble, are responsible for giving beer its bitterness. When you dry hop a high IBU beer, for example, the hop pellets absorb and remove significant amounts of those isoalpha acids and add humulinones and alpha acids, which are soluble and less bitter. This change in hop acid composition can change the bitterness intensity of the beer.
Stopfen kann Biere also sowohl bitterer als auch "milder" machen.

Und wers dann ganz genau wissen will:

http://scottjanish.com/increasing-bitte ... y-hopping/

http://scottjanish.com/dry-hopping-effe ... u-testing/
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Re: Dip hopping?

#17

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Ich habe wie versprochen beim letzten IPA dipgehoppt/gediphoppt ( :puzz :Ahh ) und habe das Ergebnis nun im Glas.

Leider hab ich das Stopfen beim anderen Bier aufgrund eines Noobfehlers (Kühlschrank war belegt, daher konnte ich keinen CC machen und habe ein - zu kleines - Tee-Ei für zuviel Hopfen verwendet) verkackt und kann daher keinen repräsentativen Vergleich zwischen den beiden Bieren ziehen, da das gestopfte kaum fruchtige Aromen der Stopfhopfen aufweist.

Ich habe insgesamt 40g (4g/l) vorgelegt (Citra, Centennial und Chinook) und mit etwa einem halben Liter 80°C heißen Wasser übergossen. Gär- und somit Kontaktdauer der Hopfen war etwas mehr als eine Woche.

Es schmeckt fruchtig, aber anders und weniger intensiv als man es vom Stopfen kennt. Außerdem merke ich eine Adstringenz und einen intensiv grasigen Geschmack, der beim anderen Bier nicht vorhanden ist. Es ist fast als würde man auf einem Pellet rumlutschen, auch die Bitterkeit ist gefühlt viel eindringlicher (beide Biere haben 70 IBU bei 12°P). Insgesamt also ein eher durchwachsenes Ergebnis. Da das Bier aber erst seit einer Woche in der Flasche ist, halte ich eine Veränderung durchaus für möglich und melde mich wieder falls diese eintritt.

Soweit ein erster Eindruck über diese Methode von meiner Seite.
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Re: Dip hopping?

#18

Beitrag von Barney Gumble »

Was es wie immer bräuchte wäre hier ein splitsud, weil bei mir jedes zweite auch mit gutem Wasser gebraute IPAs zu adstringierend und genau wie der Dr. schreibt rauskommen ganz ohne dip. Wäre was für mein IPA, aber mir werden wohl die Gärgefäße knapp..
Edit: ach sorry, ist ja gemacht, nicht gscheid gelesen :redhead
Zuletzt geändert von Barney Gumble am Sonntag 19. Februar 2023, 19:37, insgesamt 2-mal geändert.
Als ich von den schlimmen Folgen des Trinkens las, gab ich es sofort auf - das Lesen! (frei nach Henry Youngman)
Wenn ich nicht gleich antworte, liege ich unterm Zapfhahn :Bigsmile
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Re: Dip hopping?

#19

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Habe ja einen Splitsud gemacht, das zweite Bier aber schlecht gestopft. IBUs sind aber gleich und das zweite Bier gar nicht kratzig.
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Herbert52
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Re: Dip hopping?

#20

Beitrag von Herbert52 »

Bei meinem letzten Sud mit Vital, Saaz Brillant, Polaris, Pilsener habe ich 3 Varianten durch Splitsud erstellt. 1. nur Wirlpool Hopfen Polaris, 2. gestopft in der HG 2ter Tag 36h 4g/l Polaris 2g/l Hüll. Melon, 3. DIP gestopft gleiche Hopfen, gleiche Menge, wie zuvor. in den Gärbehälter, 2 Liter 80°C Würze zugegeben. danach die abgekühlt Würze mit Anstelltemperatur 12°C aufgefüllt auf 25 Liter. Ergebnis, das Jungbier mit Dip Hopfung hat einen sehr intensiven, aromatisch fruchtigen Geruch, deutlich stärker als das gestopft Bier. Ob der Vergleich zum gestopften Bier richig ist muss ein zweiter Versuch mit gleicher Hopfen Kontaktzeit zeigen. Das DIP Bier ist deutlich bitterer aber trinkbar. Die weitere Reifung muss abgewartet werden.
Gruß Herbert
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Re: Dip hopping?

#21

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Kleines Resumée zum Diphopping:

der Hopfengeschmack ist auch nach 3 Monaten noch schön intensiv und deutlich vorhanden. Die heftige Bitterkeit hat sich jedoch kaum verändert.

Wenn man das in die Rezeptplanung einfließen lässt, kann man mit dieser Technik sicher ein sensationelles Bier zaubern. Interessant zu wissen wäre, ob sich die kratzige Bitterkeit bei höherer Dosis noch verstärkt und wie man anhand der Hopfenauswahl hier vll gegensteuern könnte.

Auf jeden Fall lohnenswert, hier weitere Versuche anzustellen.
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Re: Dip hopping?

#22

Beitrag von Herbert52 »

@DrFludribusVonZiesel,
ich habe in meinem Beitrag zuvor auch schon von einem sehr positiven Ergebnis geschrieben. Ich bin der Meinung, dass das Ergebnis so positiv ist und Grund genug ist, weitere Versuche zu tätigen. Ich glaube, wenn beim Kochen, kein Hopfen zum Bittern gegeben wird, bekommt man sicher sehr ansprechende Biere, mit sehr starker Hopfenaromatik. Ich werde jetzt verschiedene Verfahren bei meinen geplanten Saisons und NEIPA's ausprobieren, mit unterschiedlichen Hopfenmengen und unterschiedlichen Kontaktzeiten.
Gruß Herbert
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Re: Dip hopping?

#23

Beitrag von Thorsten68 »

DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Freitag 5. Mai 2023, 22:52 Kleines Resumée zum Diphopping:

der Hopfengeschmack ist auch nach 3 Monaten noch schön intensiv und deutlich vorhanden. Die heftige Bitterkeit hat sich jedoch kaum verändert.

Wenn man das in die Rezeptplanung einfließen lässt, kann man mit dieser Technik sicher ein sensationelles Bier zaubern. Interessant zu wissen wäre, ob sich die kratzige Bitterkeit bei höherer Dosis noch verstärkt und wie man anhand der Hopfenauswahl hier vll gegensteuern könnte.

Auf jeden Fall lohnenswert, hier weitere Versuche anzustellen.
Ein Parameter wäre auch statt 80 Grad nur mit 60-70 Grad den Hopfen zu übergiessen. Das ist die Themperatur, die ich meistens gefunden habe.
Man kann ja auch testweise einen Hopfentee machen: Einen mit 80 Grad und einen mit 60 Grad. Bei gleicher Hopfen und Wassermenge. Ein paar Tage stehen lassen. Dann mal die Bitterkeit der Tees vergleichen, um ein Gefühl für die Sache zu bekommen.

Mache ich nachher mal testweise mit Chinook, der muss eh weg.

Thorsten
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Re: Dip hopping?

#24

Beitrag von Juergen_Mueller »

Warum bin ich erst jetzt auf den Faden aufmerksam geworden? Klingt superinteressant!
Das werde ich beim nächsten Sud auf jeden Fall ausprobieren. Kazbek und NovaLager stehen bereit!
Kompetent im Promillebereich
Gruß
Jürgen
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Re: Dip hopping?

#25

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Herbert52 hat geschrieben: Samstag 6. Mai 2023, 10:28 @DrFludribusVonZiesel,
ich habe in meinem Beitrag zuvor auch schon von einem sehr positiven Ergebnis geschrieben. Ich bin der Meinung, dass das Ergebnis so positiv ist und Grund genug ist, weitere Versuche zu tätigen. Ich glaube, wenn beim Kochen, kein Hopfen zum Bittern gegeben wird, bekommt man sicher sehr ansprechende Biere, mit sehr starker Hopfenaromatik. Ich werde jetzt verschiedene Verfahren bei meinen geplanten Saisons und NEIPA's ausprobieren, mit unterschiedlichen Hopfenmengen und unterschiedlichen Kontaktzeiten.
Gruß Herbert
Hallo Herbert,

ich finde bei IPAs die Geschmacksstabilität sehr wichtig und die ist beim Diphoppen ziemlich erstaunlich. Für die geringe Dosis schmeckt man noch sehr viel Hopfen nach der Zeit.

Um die Kontaktzeit mit dem Hopfen zu verringern, könnte man auch mit einer Kveikhefe arbeiten. Wenn die Gärung in drei Tagen durch ist, reduziert sich die Kratzigkeit sicher noch mehr. Werde das vielleicht im Sommer mal testen.

Interessantes Spielfeld auf jeden Fall.
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Re: Dip hopping?

#26

Beitrag von renzbräu »

Verstehe ich das richtig, dass der Hopfen des Hopfentees im Fermenter verbleibt? Hat schon jemand Versuche gemacht nur Hopfentee ohne Hopfentreber zuzugeben?
Grüße Johannes

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Re: Dip hopping?

#27

Beitrag von Herbert52 »

renzbräu hat geschrieben: Samstag 6. Mai 2023, 13:30 Verstehe ich das richtig, dass der Hopfen des Hopfentees im Fermenter verbleibt? Hat schon jemand Versuche gemacht nur Hopfentee ohne Hopfentreber zuzugeben?
Ich habe den kompletten Hopfen im Fermenter belassen. Die Kontaktzeit mit dem Hopfen war bei mir 10 Tage. Danach habe ich CC durchgeführt und im KEG zwangskarbonisiert. Dadurch, dass ich nochmals im KEG zwangskarbonisiere, muss ich mir mit dem tatsächlichen Ende der Gärung nicht so einen Stress machen.
Gruß Herbert.
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Re: Dip hopping?

#28

Beitrag von Colindo »

renzbräu hat geschrieben: Samstag 6. Mai 2023, 13:30 Verstehe ich das richtig, dass der Hopfen des Hopfentees im Fermenter verbleibt? Hat schon jemand Versuche gemacht nur Hopfentee ohne Hopfentreber zuzugeben?
Dann wärst du quasi wieder bei einer Whirlpoolhopfung. Nur dass der Hopfentee nicht in der Würze gemacht wurde, sondern in Wasser. Das war das, was ich am Anfang des Threads falsch verstanden habe und was in England früher öfter gemacht wurde.
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Re: Dip hopping?

#29

Beitrag von renzbräu »

Mein Gedanke war, dass es eben Unterschiede geben könnte, da zum Beispiel die Hopfenausnutzung auch mit der Stammwürze ändert. Auch ist dauert eine Whirlpoolhopfung keine Stunde... Zudem können sich über Tage wieder andere Stoffe lösen, als über Stunden...
Grüße Johannes

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Re: Dip hopping?

#30

Beitrag von Colindo »

Die Alphasäurenausbeute ändert sich mit der Stammwürze aufgrund der enthaltenen Proteine. Bei Hopfenölen spielt das meines Wissens nach keine Rolle.

Whirlpoolhopfung darf auch eine Stunde dauern, aber ja, könnte eher selten so sein. Die Schwierigkeit besteht wahrscheinlich darin, die Temperatur über die lange Zeit zu halten.
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Re: Dip hopping?

#31

Beitrag von Thorsten68 »

Dip-Hopping / Hop-Tea: mein subjektives Experiment:

Vor zwei Tagen habe ich vier gleiche Gläser mit Wasser und Hopfen angesetzt: Jeweils die selbe Menge Wasser (150ml) und die selbe Menge Hopfen (2gr).
Nur die Temperatur des Wassers war unterschiedlich. Die Hopfen liegen seitdem im Glas und "ziehen". So ähnlich wie das auch mit Dip-Hopping während der Fermentierung geschehen würde. Oder auch beim Hopfen Stopfen.
ich war interessiert, ob sich durch unterschiedliche Temperatur unterschiedliche Charakteristiken ergeben.
Die Temperaturen waren: 75 Grad, 60 Grad, 50 Grad und 15 Grad.

Ergebnis und Unterschiede nach zwei Tagen:
  • 75 Grad: Deutliche Hopfenaromatik, aber auch deutlich starke Bitterkeit, insbesondere im Vergleich zu 65 und 55 Grad. Die Bitterkeit ist dabei so, wie man es vom Hopfenkochen erwarten würde. Ich würde sie "rund" nennen, nicht kratzig oder grün oder adstringierend. Aber sehr deutlich bitter. Was bei der Menge an Hopfen und Wasser ja auch zu erwarten war.
  • 60 Grad: Hier ist auch Hopfenaromatik zu schmecken. Im Vergleich zu der 75 Grad Variante aber abgeschwächter bzw. gedämpft. Die "Bissigkeit" fehlt etwas. Insgessamt wie "eher gereiftes" Obst. Die Bitterkeit im Gegensatz zur 75 Grad Variante ist allerdings deutlich reduziert (subjektiv "halb so bitter" - "milde" Bitterkeit). Alleine das kann schon den Unterschied in der Wahrnehmung der Aromen beeinflussen. (David Heath beschreibt in einem Video ähnliche geschmacklichen Unterschiede, wenn er "Hopfen Kochen" mit Hop Tea" vergleicht https://www.youtube.com/watch?v=NTTU4oNvhZI
  • 50 Grad: Hier ist die Hopfenaromatik sehr ähnlich wie bei der 60 Grad Variante. Für mich kaum ein Unterschied zwischen den Beiden. Die Bitterkeit im Gegensatz zur 60 Grad Variante scheint mir etwas zugenommen zu haben, aber das ist kaum spürbar.
  • 15 Grad/Raumtemperaur: Diese Variante habe ich gewählt, da sie was die Temperatur angeht wahrscheinlich dem Temperaturbereich des üblichen Hopfenstopfens am nächsten kommt. Visuell der stärkste Unterschied: Die Pellets brauchen Stunden bis sie sich auflösen (während die Pellets im heißen Wasser sich sofort in die kleinsten Fetzen auflösen). Die Flüssigkeit im kalten Wasser bleibt auch klarer, es werden also wohl weniger kleinste Partikel ins Wasser gelöst.
    Geschmacklich hat die kalte Variante eine sehr starke adstringierende, grüne, bissige und kratzige Bitterkeit: Hop Creep dürfte man das nennen. Die Bitterkeit in dieser Variante ist für mich deshalb fast zu vergleichen mit der 75 Grad Variante. (Das kann natürlich auch ein rein subjektiver Eindruck durch den Hop Creep sein). Die typischen Aromen im Hopfen (in diesem Test Chinook: Pinie, Citrus, kommen beim kalten Wasser jedoch am frischesten heraus, durch den Hop Creep erschlagen sie einen allerdings auch)
Mein Fazit:
Erstaunt war ich, dass die kalte Variante die Adstringierendste ist und dass die warmen Varianten trotz der großen Hopfenmenge zwar bitter sind, aber keinen Hop-Creep zeigen (nach zwei Tagen). Mir gefällt die 60 Grad Variante am besten und das wähl ich bei meinen kommenden Bierversuchen als Startpunkt. Es werden tatsächlich viele Hopfenaromen übertragen, auch wenn sie gedämpfter und "nicht so frisch" erscheinen wie beim Stopfen.
80 Grad Hop Dip halte ich für zu heiß und die starke Bitterkeit, die @DrFludribusVonZiesel berichtet kann mit 60 Grad ggf. verhindert oder vermindert werden.

Mal sehen, wie sich die Proben in den nächsten Tagen noch entwickeln. Dann wiederhole ich den Test mal mit Citra/Cascade/Simcoe (nur 1 gr jeweils).
Für mich und meinen Geschmack scheint eine Kombination aus Dip-Hop/Hop-Tea vor der Hauptgärung und leichtem Dry-Hopping nach der Hauptgärung ein gangbarer Weg um viele Hopfenaromen ins Bier zu bringen. Auch weil ich aktuell nicht unter Druck vergäre und nicht unter Ausschluß von CO2 in Flaschen abfülle ("Erhöhte Gefahr der Oxidation von stark gestopften Bieren")

in meinem letzten Bier (Ein Black IPA mit ausschließlich NZ-Hopfen) habe ich mit einem 65 Grad Hopfentee (1,8gr/l - 3 Std ziehen lassen) gearbeitet. Den Hop-Tea habe ich vor der Hauptgärung in die Würze gegeben. Und Nach der Hauptgärung noch gestopft (3gr / l). Das Ergebnis wurde sehr fruchtig - aber in keiner Weise adstringierend oder "scharf" oder "bitter". Ob ich mit Oxidation zu tun haben werde, werden die nächsten Wochen zeigen.
Ob man damit auch ein Neipa machen kann, das diesen Namen verdient?
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Re: Dip hopping?

#32

Beitrag von BummlerD »

Danke für den Test :thumbup
Thorsten68 hat geschrieben: Montag 8. Mai 2023, 08:18 Hop-Creep
Du meinst wahrscheinlich den Hop-Burn.
Beim Hop Creep gärt das Bier durch eingetragene amylolytische Enzyme weiter.

Der Begriff Hop-Burn ist mMn aber auch nicht so klar umrissen. Manchmal wird der Begriff speziell für durch Hopfenpartikel oder Polyphenole hervorgerufene Bittere benutzt und manchmal wird jede subjektiv unangenehme Bittere mit Hop-Burn in Verbindung gebracht.

Hast du deine Proben vorm Probieren gefiltert?
Gruß Matthias
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Re: Dip hopping?

#33

Beitrag von Thorsten68 »

HopBurn, genau, danke für den richtigen Begriff.
Nein keine Filterung. Es könnte sein, dass Hopfenpartikel des Burn beim Geschmackstest auslösen. Ich werde darauf achten.
Colindo
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Re: Dip hopping?

#34

Beitrag von Colindo »

Ich fände noch sehr spannend, wenn du diese Auszüge fermentieren könntest. Ich habe einige Erfahrung damit gesammelt, solche Auszüge in Flaschen abzufüllen, wie zur Karbonisierung zu zuckern und eine Trockenhefe aufzustreuen. Dann sieht man erst, wie die Biotransformation der Hefe die Komponenten verändert. Besonders bekannt ist ja die Umwandlung von Geraniol zu Linalool durch die Hefe. Das kann auch unangenehme Bitteren verringern.
Auf Youtube: The British Pint
Stuggbrew
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Re: Dip hopping?

#35

Beitrag von Stuggbrew »

Thorsten68 hat geschrieben: Montag 8. Mai 2023, 08:18 Dip-Hopping / Hop-Tea: mein subjektives Experiment:

Vor zwei Tagen habe ich vier gleiche Gläser mit Wasser und Hopfen angesetzt: Jeweils die selbe Menge Wasser (150ml) und die selbe Menge Hopfen (2gr).
Nur die Temperatur des Wassers war unterschiedlich. Die Hopfen liegen seitdem im Glas und "ziehen". So ähnlich wie das auch mit Dip-Hopping während der Fermentierung geschehen würde. Oder auch beim Hopfen Stopfen.
ich war interessiert, ob sich durch unterschiedliche Temperatur unterschiedliche Charakteristiken ergeben.
Die Temperaturen waren: 75 Grad, 60 Grad, 50 Grad und 15 Grad.

Ergebnis und Unterschiede nach zwei Tagen:
  • 75 Grad: Deutliche Hopfenaromatik, aber auch deutlich starke Bitterkeit, insbesondere im Vergleich zu 65 und 55 Grad. Die Bitterkeit ist dabei so, wie man es vom Hopfenkochen erwarten würde. Ich würde sie "rund" nennen, nicht kratzig oder grün oder adstringierend. Aber sehr deutlich bitter. Was bei der Menge an Hopfen und Wasser ja auch zu erwarten war.
  • 60 Grad: Hier ist auch Hopfenaromatik zu schmecken. Im Vergleich zu der 75 Grad Variante aber abgeschwächter bzw. gedämpft. Die "Bissigkeit" fehlt etwas. Insgessamt wie "eher gereiftes" Obst. Die Bitterkeit im Gegensatz zur 75 Grad Variante ist allerdings deutlich reduziert (subjektiv "halb so bitter" - "milde" Bitterkeit). Alleine das kann schon den Unterschied in der Wahrnehmung der Aromen beeinflussen. (David Heath beschreibt in einem Video ähnliche geschmacklichen Unterschiede, wenn er "Hopfen Kochen" mit Hop Tea" vergleicht https://www.youtube.com/watch?v=NTTU4oNvhZI
  • 50 Grad: Hier ist die Hopfenaromatik sehr ähnlich wie bei der 60 Grad Variante. Für mich kaum ein Unterschied zwischen den Beiden. Die Bitterkeit im Gegensatz zur 60 Grad Variante scheint mir etwas zugenommen zu haben, aber das ist kaum spürbar.
  • 15 Grad/Raumtemperaur: Diese Variante habe ich gewählt, da sie was die Temperatur angeht wahrscheinlich dem Temperaturbereich des üblichen Hopfenstopfens am nächsten kommt. Visuell der stärkste Unterschied: Die Pellets brauchen Stunden bis sie sich auflösen (während die Pellets im heißen Wasser sich sofort in die kleinsten Fetzen auflösen). Die Flüssigkeit im kalten Wasser bleibt auch klarer, es werden also wohl weniger kleinste Partikel ins Wasser gelöst.
    Geschmacklich hat die kalte Variante eine sehr starke adstringierende, grüne, bissige und kratzige Bitterkeit: Hop Creep dürfte man das nennen. Die Bitterkeit in dieser Variante ist für mich deshalb fast zu vergleichen mit der 75 Grad Variante. (Das kann natürlich auch ein rein subjektiver Eindruck durch den Hop Creep sein). Die typischen Aromen im Hopfen (in diesem Test Chinook: Pinie, Citrus, kommen beim kalten Wasser jedoch am frischesten heraus, durch den Hop Creep erschlagen sie einen allerdings auch)
Mein Fazit:
Erstaunt war ich, dass die kalte Variante die Adstringierendste ist und dass die warmen Varianten trotz der großen Hopfenmenge zwar bitter sind, aber keinen Hop-Creep zeigen (nach zwei Tagen). Mir gefällt die 60 Grad Variante am besten und das wähl ich bei meinen kommenden Bierversuchen als Startpunkt. Es werden tatsächlich viele Hopfenaromen übertragen, auch wenn sie gedämpfter und "nicht so frisch" erscheinen wie beim Stopfen.
80 Grad Hop Dip halte ich für zu heiß und die starke Bitterkeit, die @DrFludribusVonZiesel berichtet kann mit 60 Grad ggf. verhindert oder vermindert werden.

Mal sehen, wie sich die Proben in den nächsten Tagen noch entwickeln. Dann wiederhole ich den Test mal mit Citra/Cascade/Simcoe (nur 1 gr jeweils).
Für mich und meinen Geschmack scheint eine Kombination aus Dip-Hop/Hop-Tea vor der Hauptgärung und leichtem Dry-Hopping nach der Hauptgärung ein gangbarer Weg um viele Hopfenaromen ins Bier zu bringen. Auch weil ich aktuell nicht unter Druck vergäre und nicht unter Ausschluß von CO2 in Flaschen abfülle ("Erhöhte Gefahr der Oxidation von stark gestopften Bieren")

in meinem letzten Bier (Ein Black IPA mit ausschließlich NZ-Hopfen) habe ich mit einem 65 Grad Hopfentee (1,8gr/l - 3 Std ziehen lassen) gearbeitet. Den Hop-Tea habe ich vor der Hauptgärung in die Würze gegeben. Und Nach der Hauptgärung noch gestopft (3gr / l). Das Ergebnis wurde sehr fruchtig - aber in keiner Weise adstringierend oder "scharf" oder "bitter". Ob ich mit Oxidation zu tun haben werde, werden die nächsten Wochen zeigen.
Ob man damit auch ein Neipa machen kann, das diesen Namen verdient?

hopfentest.png
Hi Thorsten,

Ich grabe das nochmals raus. Konntest du bei deinen Tests den Geschmack des Hopfen in den Hopfentees auch klar erkennen?
Ich mache bald einen Braukurs und möchte den Teilnehmer ein paar unterschiedliche Aromen auf einfach Art und Weise zeigen. Also einen Klassiker wie Saazer, einen US wie Sultana und dann einen NZ wie Nectaron.
Einstiegsklasse: 27l Einkocher, Läuterfeinblech, Eintauchkühler, klassische Gäreimer - Hauptsache es schmeckt :Drink
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Re: Dip hopping?

#36

Beitrag von Mehrbier »

Durch die Reanimation des Fadens haben sich mir auch zwei Fragen aufgedrängt. Wenn der Hopfen separat in einem Gefäß mit heißem Wasser aufgegossen wird, könnte man das Gefäß anschließend verschließen und damit vermeiden, dass Aroma ausgetrieben wird?

Wenn man die festen Hopfenbestandteile anschließend abtrennen will und einen Filter verwendet würde man dadurch Stoffe physikalisch beim Filtern aus dem Hopfenresten rausziehen? Wäre von oben abziehen sinnvoller?

Edith hat Fehler gefunden.
Gruß
Gerdi

„Kein neues Bier brauen, weil der Kühlschrank voll ist, ist aber auch keine gute Option.“
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Re: Dip hopping?

#37

Beitrag von SirTobe »

Hallo Mehrbier,
ich hab im letzten Sud Dip-Hopping ausprobiert. Ich habe konische Edelstahl-Drucktanks mit Sedimentflaschen.
- 500 ml 80° Wasser und dann 50 g Nelson hinzugefügt. Das kam dann bei 70° raus.
- Deckel drauf und mit CO2 "gespült" und 0.5 bar Druck drauf , gewartet bis der Sud abgekühlt war und dann draufgelassen. Wird auch von BYO so empfohlen.

Gefiltert habe ich nicht. Nach der Gärung habe ich den Sud in den Kühlschrank und dann nach 4 Tagen im Kühlschrank durchs Steigrohr mit GDA von oben abgefüllt. Bis auf die letzten Flaschen war das Bier im Schlauch ganz klar. Denke das der Hopfen sich gut abgesetzt hat. Die ersten Testflaschen hatten kein Hopfen im Bier (zumindest nicht sichtbar). Ich wüsste aber in dem Setup auch nicht wie ich da filtern könnte ausser vielleicht mit hopsock über dem Steigrohr.
Grüße Tobias
Thorsten68
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Re: Dip hopping?

#38

Beitrag von Thorsten68 »

Stuggbrew hat geschrieben: Samstag 23. März 2024, 12:47 Ich grabe das nochmals raus. Konntest du bei deinen Tests den Geschmack des Hopfen in den Hopfentees auch klar erkennen?
Ich mache bald einen Braukurs und möchte den Teilnehmer ein paar unterschiedliche Aromen auf einfach Art und Weise zeigen. Also einen Klassiker wie Saazer, einen US wie Sultana und dann einen NZ wie Nectaron.

Das musst Du ausprobieren mit einer kleinen Probe: Verschiedene Hopfen einfach in 60-70 Grad heißen Wasser ziehen lassen - wie Tee. Dann vergleichen.
Der Geschmack des Hopfens stand in meinem Test nicht unbedingt im Vordergrund, deshalb habe ich kaum verschiedene Hopfen verglichen. ich wollte ja rausfinden, welche Temperatur eine entsprechende Bitterkeit hinterlässt und ob da was adstringierend wird.

Ich habe Dip-Hopping erst in einem einzigen Bier ausprobiert. 65 Grad waren das.
Das Ergebnis war schon eine Hopfenaromatik, aber der Hopfen schmeckte nicht ganz so "frisch", als wenn man Stopfen würde. Mein Hopfen zeigte eher eine "dumpfe" Aromatik bei Dip-Hoping. Nicht schlecht, aber anders. Wenn Stopfen zu fruchtigem Aroma führt, würde ich in meinem einzigen Experiment das Aroma eher als "reife Früchte" beschreiben.
Aber es war nur ein einiger Versuch bisher: Andere Mengen, andere Hopfen und eine Kombination von Dip-Hopping und Dry-Hopping kann da etwas ganz anderes auftauchen lassen.

Grüße
Thorsten
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