Spundungsdruck - Knoten im Kopf

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Passi28
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Spundungsdruck - Knoten im Kopf

#1

Beitrag von Passi28 »

Moin zusammen,

ich habe gerade einen Knoten im Kopf und komme nicht so recht weiter bzgl. des Spundungsdrucks. Bei folgendem Problem hänge ich:

Mein Bier wird nach der Gärung in NC Kegs abgefüllt. Hier stelle ich bisher den Druck auf Basis der Lagertemperatur im Kühlschrank ein. Damit sollte die gewünschte Menge CO2 ins Bier kommen.
Jetzt lagere ich das Fass im Laufe der Reifung im Kühlschrank. Bisher zapfe ich dann direkt am Keg aus dem Kühlschrank --> Temperatur bleibt gleich, zuvor eingestellte Menge CO2 passt.
Zukünftig würde ich das Bier aber nach der Lagerung wieder aus dem Kühlschrank nehmen, um es bei Zimmertemperatur an einen Durchlaufkühler anzuschließen und zu zapfen. Das Fass wird dann also wieder auf Zimmertemperatur erwärmt, allerdings das gezapfte Bier wieder heruntergekühlt :Waa

Welche Temperatur sollte ich denn nun für den Spundungsdruck zu Grunde legen, damit am Ende auch etwas Vernünftiges dabei herauskommt? Und wie schnell/langsam ändert sich denn die Bindung des CO2 im Bier, wenn es nun in den Kühlschrank/aus dem Kühlschrank, oder durch den Durchlaufkühler geht? Oder kann man das vernachlässigen? Immer unterstellt, dass das Keg voll gelagert wird.

Ich hoffe, ich konnte mein Problem einigermaßen nachvollziehbar beschreiben. Vielleicht hat ja jemand eine Erklärung für mich.

Grüße
Pascal
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hiasl
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Re: Spundungsdruck - Knoten im Kopf

#2

Beitrag von hiasl »

Den Spundungsdruck des warmen Bieres. Wenn das bereits im Fass entgast, zapfst du Schaum. Da macht die Kühlung dann auch nix mehr aus.
Du nimmst also immer den Druck des Bieres im Fass. Dann noch die "Verluste" - Höhe und Leitungslänge - hinzurechnen, dann hast du den idealen Druck.
Bei 7 mm Leitungen nimmt man pauschal 0,05 und bei 10 mm 0,01 bar/m. 4 mm ist eher ungewöhnlich, da wären es 0,72 bar/m. Je Meter Höhe auch nochmal 0,1 bar rechnen. Bei der Leitungslänge auch die Wendel des Kühlers mit einrechnen.
Wenn dein Fass aus dem Kühlschrank kommt, dann kannst du es auch in eine Thermomanschette einpacken, dann wird das nicht so schnell warm. Je leerer das Fass wird, desto schöner wird es sich zapfen, auch wenn es ein paar Grad wärmer wird. Im Prinzip wirst du es bei aller Theorie auf einen Versuch ankommen lassen müssen. Im Zweifel halt die Leitung beobachten. Wenn da ständig Blasen kommen, Druck hoch regeln.
Gruß
Matthias
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Re: Spundungsdruck - Knoten im Kopf

#3

Beitrag von Passi28 »

Danke Matthias, das hilft mir eine ganze Ecke weiter.
Wenn ich es richtig überschlagen habe, müsste ich bei 7mm Bierleitung für meine Strecke inkl. 1m Höhenunterschied 0,9 bar hinzurechnen (da sind die 14m Kühlwendel eingerechnet.
Dann komme ich (bei rund 1,8 bar Spundungsdruck aufgrund der Umgebungstemperatur) auf insgesamt 2,7 bar. Das hätte ich im Leben nicht vermutet, dass man so hoch einstellt; aber man lernt ja gerne dazu :-)
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Re: Spundungsdruck - Knoten im Kopf

#4

Beitrag von Shortbreaker »

Ich mag mich irren, aber Spundungsdruck und Zapfdruck sind doch zwei paar Schuhe, oder?
Ich würde weiterhin so spunden wie bisher und dann nur beim Zapfen den Zapfdruck wie berechnet einstellen.
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Re: Spundungsdruck - Knoten im Kopf

#5

Beitrag von hiasl »

Shortbreaker hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 11:45 Ich mag mich irren, aber Spundungsdruck und Zapfdruck sind doch zwei paar Schuhe, oder?
Ich würde weiterhin so spunden wie bisher und dann nur beim Zapfen den Zapfdruck wie berechnet einstellen.
Nichts anderes wurde hier geschrieben. Als Basis für den Zapfdruck wird der temperaturabhängige Spundungsdruck des Bieres im Fass verwendet.
Gruß
Matthias
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Re: Spundungsdruck - Knoten im Kopf

#6

Beitrag von Passi28 »

Ok, dann hab ich es wohl ein wenig durcheinander gebracht. Also: Fass auf Spundungsdruck einstellen (bspw. 1,8 bar) und dann beim Zapfen den Zuschlag für Leitungslänge hinzu rechnen und entsprechend einstellen.

Jetzt aber mal eine blöde Frage: Wenn ich das CO2 beim Zapfen (mit dem dann höheren Zapfdruck) länger am Fass angeschlossen lasse, würde sich dann nicht im Laufe der Zeit auch die Menge CO2, die im Bier gebunden ist, erhöhen? Oder passiert da nichts, weil man das CO2 nicht lang genug angeschlossen lässt (und das Fass beim Zapfen auch nicht wild durch die Gegend rollt)?
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Re: Spundungsdruck - Knoten im Kopf

#7

Beitrag von hiasl »

Passi28 hat geschrieben: Montag 27. März 2023, 12:01 Ok, dann hab ich es wohl ein wenig durcheinander gebracht. Also: Fass auf Spundungsdruck einstellen (bspw. 1,8 bar) und dann beim Zapfen den Zuschlag für Leitungslänge hinzu rechnen und entsprechend einstellen.
Genau. Das Fass bleibt so wie es ist. Nur zum Zapfen brauchst du den höheren Druck.
Jetzt aber mal eine blöde Frage: Wenn ich das CO2 beim Zapfen (mit dem dann höheren Zapfdruck) länger am Fass angeschlossen lasse, würde sich dann nicht im Laufe der Zeit auch die Menge CO2, die im Bier gebunden ist, erhöhen? Oder passiert da nichts, weil man das CO2 nicht lang genug angeschlossen lässt (und das Fass beim Zapfen auch nicht wild durch die Gegend rollt)?
Klar wird das über die Zeit aufkarbonisiert. Wenn du planst, das Fass über mehrere Tage am Hahn zu lassen, musst du vor längeren Pausen wieder den Spunddruck einstellen (bzw. Druck entsprechend ablassen). Ich mache das bei meinen gekühlten Fässern immer so, dass die die letzten 1-2 Seidla ohne Gas zapfe und somit den Druck etwas vermindere. Bei 2,7 bar reicht das aber sicher nicht. Hier einfach mit einem Spundventil und T-Stück den überschüssigen Druck abblasen.

Schematisch:
Bild1.png
Gruß
Matthias
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