Rezeptcheck erster Sud - Pale Ale

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
Antworten
Loggy
Neuling
Neuling
Beiträge: 3
Registriert: Mittwoch 15. März 2023, 22:12

Rezeptcheck erster Sud - Pale Ale

#1

Beitrag von Loggy »

Salli,

wie ich in meiner Vorstellung geschrieben habe möchte ich sehr bald meinen ersten Sud brauen. Habe mich beim erstellen des Rezeptes an Rezepten aus Büchern und von Mmum orientiert. Alle meine Fragen lösen die jedoch nicht, womit ihr ins Spiel kommt.

Es soll ein relativ einfaches helles obergäriges Bier mit einem schmeckbaren Hopfencharakter werden, dadurch passt die Einordnung zum Pale Ale wahrscheinlich am besten. Das Rezept habe ich mit mit dem kleinen Brauhelfer erstellt.

Hier die Daten zum Sud:
Gebraut wird mit einem Braumeister 20l+

Grunddaten:
Menge 19.6l
Stammwürze 12°P
Sudhausausbeute 52% (erstmal einen schlechten Schätzwert genommen, bei zu hoher Stammwürze (>13°P) sollte ich im Braumeister Platz für Wasser zum verdünnen haben)
Bittere 35 IBU

Malz:
4.27kg Pale Ale Malz (ca 5.5 EBC)
0.47kg Münchner Malz II (ca. 23 EBC)
Malz schrote ich mit der Grain Gorilla Malzmühle mit ca 1.6mm Walzenabstand (ist noch unaufgebaut im Karton)

Wasser:
Wasserdaten (in mg/l): Die Daten habe ich vom Versorger und da es aus 2 Quellen kommt, mit leicht unterschiedlichen Werten, habe ich den Mittelwert der beiden Quellen genommen.
Calcium 55 ; Magnesium 7.8; Natrium 12.5 // Hydrogencarbonat 175 ; Chlorid 15 ; Sulfat 25 // Restalkalität 5.6°dH
26.2l aufgeteilt in 22.8l Hauptguss und 3.4l Nachguss
Aufbereitung mit 7.8g Calciumsulfit, 2g Natriumchlorid, 4.7ml Milchsäure (80%)
Ergibt Calcium 124.3 ; Magnesium 7.8 ; Natrium 42.53 ; Hydrogencarbonat 57.25 ; Chlorid 61.31 ; Sulfat 194.1 // Restalkalität -2.6° dH
Erwartete Maische pH 5.5 (brew'n'water rechner)

Maischplan:
Vom aufbereiteten Wasser 22.8l Wasser erhitzen auf 57 °C -> Einmaischtemperatur mit Malz 54°C
Eiweissrast 3min (plane langsam das Malz einzufüllen und dabei ordentlich zu rühren)
Aufheizen für Maltoserast auf 63°C, Rastdauer 60min
Nach etwa 10min pH-Messung mit Messtreifen (Bereich 5.2-6.8), bei Messwert >6 hinzufügen von ein paar Tropfen Milchsäure
Aufheizen für Verzuckerungsrast auf 71°C, Rastdauer bis Jodnormal (so nach 15-20min werde ich das erste mal den Jodtest machen)

Läutern:
Nachguss von 3.4l

Kochen:
Kochdauer 60min
Erste Hopfengabe Magnum 11.5g (15.1% alpha) 60min
Zweite Hopfengabe 30g Tettnanger (2.7%), 18.5g Magnum (15.1%) bei Kochende, direkt Kühlen mit Leitungswasser über den Braumeister Doppelmantel.
Dritte Hopfengabe 45g Tettnanger bei erreichen von 80°, dann 10min warten bevor weiter aktiv über den Doppelmantel mit Leitungswasser gekühlt wird.
Hopfen wurde ausgewählt da mir der Tettnanger Hopfen gut schmeckt und ich bei meiner Recherche gefunden habe, dass der Magnum wohl eine gute Kombination ergibt zum Tettnanger.

Gärung:
Grainfather Conical mit Glykolkühler
1 Päckchen 11g Safale US-05, werde ich wahrscheinlich erst einmal nur aufstreuen.
Anstellen bei 16 °C (wahrscheinlich werde ich schon bei einer höheren Temperatur die Würze in den Conical umfüllen um dort dann schneller auf Anstelltemperatur abkühlen zu können, dann bei erreichen der Anstelltemperatur mit sauberer Paddel umrühren)
Gärung bei 18°C, erstes Messen des Alkoholgehalts nach 1 Woche, wenn in der Nähe vom Endvergärungsgrades erhöhen der Temperatur auf 20 °C zum Diacetylabbau.

Nun zu meinen Fragen:
Gerade beim Wasser bin ich sehr unschlüssig, ich habe die Wasserrechner von bre'n'water und aus dem Forum von Schlupf verwendet (ergeben nahezu die gleichen Werte, Unterschied nur im erreichten pH-Wert, 5.5 bei bre'n'water, 5.6 bei Schlupf). Passt das angepasste Profil zu dem von mir gewünschten Bier oder würdet ihr daran etwas ändern? Ich habe mir auch noch Bittersalz (MGSO4) gekauft das ich verwenden könnte.

Gärführung kann ich auch schlecht einschätzen, ich möchte schon eher weniger Einfluss der Hefe haben, deshalb die Gärung bei 18°C (unterer Bereich der Empfehlung von Fermentis). Anstelltemperatur habe ich geringer gewählt durch die Informationen zur Gährführung aus dem Buch "Bier Brauen" von Jan Brücklmeier. Gibt es da mehr Tipps wie man die Gärführung generell auswählt?
Da ich bisher noch nicht gebraut habe kann ich den Endvergärungsgrad schlecht abschätzen, würde das Bier als fertig vergärt erachten, wenn ich in der Nähe des von Fermentis angegebenen Wertes bin und sich dann auch nach Erhöhung der Temperatur der gespindelte Messwert nicht weiter verändert.

Da einige hier im Forum von den sehr schlechten Sudhausausbeuten des Braumeisters berichten, starte ich erst einmal mit einem schlechten Wert und falls die Ausbeute doch deutlich besser wird kann ich immer noch verdünnen. Oder würdet ihr mir empfehlen eher mit einer höheren erwarteten Sudhausausbeute zu starten und gegebenenfalls ein Bier mit weniger Alkohol in Kauf zu nehmen?

Danke für eure Tipps. Prost :Drink
Benutzeravatar
Juergen_Mueller
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 633
Registriert: Freitag 20. Dezember 2019, 11:41
Wohnort: Zwischen Krombach und Lich und doch meilenweit entfernt

Re: Rezeptcheck erster Sud - Pale Ale

#2

Beitrag von Juergen_Mueller »

Hallo Loggy, willkommen im Forum!
-Starte lieber mit einer niedriger angenommenen SHA und verdünne dann gegebenenfalls, oder lebe mit der höheren Stammwürze! :Greets
-Die Maltoserast bei 63° ist zu lang, die dort wirkende Beta-Amylase hält so lange wohl nicht aus, sie denaturiert ("wird unwirksam"). 25- 35 Minuten sollten reichen.

Sonst sieht´s gut aus.
Gut Sud und Viel Spaß!
Kompetent im Promillebereich
Gruß
Jürgen
Benutzeravatar
maecki-maecki
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 846
Registriert: Mittwoch 30. März 2022, 22:17

Re: Rezeptcheck erster Sud - Pale Ale

#3

Beitrag von maecki-maecki »

Wow!
Saubere Vorbereitung!

Mein Feedback:
- ‚Schmeckbarer Hopfencharakter‘ - Mit den Hopfen die Du verwenden magst wird das im Geschmack klassisch deutsch (‚Altdeutsches Helles‘). Pale Ale verbindet man ja eher mit englischem ( Bitter ) oder mit amerikanischen (American Pale Ale) Hopfen - für diese Richtungen wären andere Hopfen besser. Je nachdem was Du erreichen magst.
- Wasseraufbereitung passt. Ich würde am Anfang vorschlagen eigentlich nur auf die Resthärte und den pH zu achten, der Rest ist ‚für später‘ ein Feld um sich auszutoben
- Die US-05 vergärt relativ unauffällig und ist recht robust. Bei 16° braucht sie vielleicht einen halben Tag länger um anzukommen. Wird so Größenordung 7-9 Tage benötigen, ich empfehle am Ende einen Cold Crash zur Klärung und das Abfüllen/Umschlauchen wird bei 2° wesentlich stressfreier. Insgesamt lieber 2-3 Tage länger im Faß lassen auch wenn die Ungeduld einem auffrisst: das Bier wird klarer und es warten weniger Überraschungen in den abgefüllten Flaschen oder KEGs (machst Du Flaschengärung zur Karbonisierung?)
- Die SHA dürfte in Deinem Setup sehr stark vom Schrotgrad abhängen, 1,6mm Walzenabstand ist da meines Erachtens zu viel! Dreh mal eine Handvoll durch und schau Dir das Schrotbild an: alle Malzkörner sollten in mehrere Stücke gebrochen sein und es sollte andererseits auch wenig Feinmehl entstehen. Zu Fein macht Läuterkatastrophe, zu Grob macht dünnes Bier - beides blöd ;-)


Gut Sud!
Mäcki
Hopold
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 17
Registriert: Freitag 25. November 2022, 21:28

Re: Rezeptcheck erster Sud - Pale Ale

#4

Beitrag von Hopold »

Loggy hat geschrieben: Donnerstag 25. Mai 2023, 23:27 Salli,

Wasser:
Wasserdaten (in mg/l): Die Daten habe ich vom Versorger und da es aus 2 Quellen kommt, mit leicht unterschiedlichen Werten, habe ich den Mittelwert der beiden Quellen genommen.
Calcium 55 ; Magnesium 7.8; Natrium 12.5 // Hydrogencarbonat 175 ; Chlorid 15 ; Sulfat 25 // Restalkalität 5.6°dH
26.2l aufgeteilt in 22.8l Hauptguss und 3.4l Nachguss
Aufbereitung mit 7.8g Calciumsulfit, 2g Natriumchlorid, 4.7ml Milchsäure (80%)
Ergibt Calcium 124.3 ; Magnesium 7.8 ; Natrium 42.53 ; Hydrogencarbonat 57.25 ; Chlorid 61.31 ; Sulfat 194.1 // Restalkalität -2.6° dH
Erwartete Maische pH 5.5 (brew'n'water rechner)


Danke für eure Tipps. Prost :Drink
Ich nehme an Calciumsulfit ist ein Tippfehler, ansonsten hättest du das falsche gekauft. Calciumsulfat wäre das benötigte Salz.

Ansonsten wie schon erwähnt sehr solide Vorbereitung :thumbup
Loggy
Neuling
Neuling
Beiträge: 3
Registriert: Mittwoch 15. März 2023, 22:12

Re: Rezeptcheck erster Sud - Pale Ale

#5

Beitrag von Loggy »

Salli,

danke euch für die Tipps. Stimmt mich schonmal sehr zuversätzlich wenn ich solchen Lob bekomme :thumbsup
Die Maltoserast bei 63° ist zu lang, die dort wirkende Beta-Amylase hält so lange wohl nicht aus, sie denaturiert ("wird unwirksam"). 25- 35 Minuten sollten reichen
alles klar, werde ich so reduzieren.
‚Schmeckbarer Hopfencharakter‘ - Mit den Hopfen die Du verwenden magst wird das im Geschmack klassisch deutsch (‚Altdeutsches Helles‘). Pale Ale verbindet man ja eher mit englischem ( Bitter ) oder mit amerikanischen (American Pale Ale) Hopfen - für diese Richtungen wären andere Hopfen besser. Je nachdem was Du erreichen magst.
Ja die typischen fruchtigere Hopfen fehlen hier. Ich mag den Tettnanger Hopfen vom Geschmacksprofil sehr, dadurch habe ich mich für diesen entschieden. Hoffe durch die späte Zugabe von 45g im Whirlpool wird da viel Geschmack freigeben.
Die US-05 vergärt relativ unauffällig und ist recht robust. Bei 16° braucht sie vielleicht einen halben Tag länger um anzukommen. Wird so Größenordung 7-9 Tage benötigen, ich empfehle am Ende einen Cold Crash zur Klärung und das Abfüllen/Umschlauchen wird bei 2° wesentlich stressfreier. Insgesamt lieber 2-3 Tage länger im Faß lassen auch wenn die Ungeduld einem auffrisst: das Bier wird klarer und es warten weniger Überraschungen in den abgefüllten Flaschen oder KEGs (machst Du Flaschengärung zur Karbonisierung?)
Cold Crash muss ich schauen was mit dem Grainfather Conical möglich ist. Habe einiges gelesen, dass man nur schwierig unter 4°C kommt.
Abfüllen werde ich in Kegs. Sobald ich irgendwo in den Kleinanzeigen eine günstige Gefriertruhe find will ich mir einen Keezer bauen.
- Die SHA dürfte in Deinem Setup sehr stark vom Schrotgrad abhängen, 1,6mm Walzenabstand ist da meines Erachtens zu viel! Dreh mal eine Handvoll durch und schau Dir das Schrotbild an: alle Malzkörner sollten in mehrere Stücke gebrochen sein und es sollte andererseits auch wenig Feinmehl entstehen. Zu Fein macht Läuterkatastrophe, zu Grob macht dünnes Bier - beides blöd ;-)
Die 1.6mm habe ich von der Speidel webpage https://www.speidels-braumeister.de/de/ ... ricks.html, werde es dann in kleinen Mengen noch einmal testen.
Ich nehme an Calciumsulfit ist ein Tippfehler, ansonsten hättest du das falsche gekauft. Calciumsulfat wäre das benötigte Salz.
Mea culpa, habe Calciumsulfat gekauft. Ich arbeite in der Hochspannung, das letzte mal dass ich mich mit Chemie auseinandergesetzt habe ist schon viel zu lange her :Bigsmile
Antworten