Rezeptentwicklung Sweet Stout

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Roger_Echo
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Rezeptentwicklung Sweet Stout

#1

Beitrag von Roger_Echo »

Moin aus dem Rheinland,

nachdem ich mich in den letzten Monaten im eher hopfigen Bereich ausgetobt habe, soll es demnächst mal in eine andere Richtung gehen. Abgesehen davon war die letzte Ansage meiner Frau: "Mach doch mal was malzig süßes! Nicht immer nur den bitteren Quatsch!"
Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich vortrefflich streiten, aber gut... So bin ich auf den Bierstil Sweet Stout (ehem. Milkstout) gestolpert. Daran möchte ich mich gerne mal probieren.

Inspiration kam von hier:
https://www.maischemalzundmehr.de/index ... et%20stout

Und von hier:
https://braureka.de/biere/biertypen/details/?id=49

Ziel ist ein mildes Bier mit leichten Röstaromen (Kaffee und Schoko), wo aber insgesamt die süßen, malzigen Noten aus Malz und Laktose überwiegen.

Hier meine erste Idee, die gerne kritisch zerpflückt werden darf:

Zielwerte:
14°P (vor Gabe der Laktose), 55% SHA, 20 IBU, 82 EBC, 5,6% Vol.
Errechnet überwiegend mit MMuM-Rechnern

Gebraut wird im BM50+

Schüttung:
80% Barke Wiener Malz
10% Weizen dunkel (sicherlich diskussionswürdig :Wink)
4,5% Special W
3% Pale Chocolate
1,5% CARAFA Spezial II
1% Rauchmalz

Wiener soll alleine schon eine ordentlich süße Malzigkeit mitbringen. Weizen als Gimmick für ein volleres Mundgefühl. Die Caras/Chocolates für die Komplexität. Hier bin ich aber wirklich unsicher, ob es nicht am Ende ein Mischmasch ohne wirkliche Struktur wird. Rauchmalz nur als Abrundung.

Maischen: Kombirast bei 66°C für 90 Minuten. Lieber einen höheren EVG anstreben, damit das Ding nicht zu mastig wird.

90 Minuten Kochen. Bei der Hopfung würde ich die o.g. IBUs über East Kent Golding einstellen und vielleicht eine kleine Aromagabe in die florale Richtung einkalkulieren. Soll aber wirklich nicht im Vordergrund stehen.

Laktose: 20g/L Ausschlag nach dem Kochen dazu. Hier fehlen mir aber auch die Erfahrungswerte, was die Menge angeht.

Tja... und dann zur Hefe... Da bin ich wirklich ratlos. Habe hier eher an eine neutrale gedacht (Notti oder so), damit die Süße aus dem Malz und der Laktose im Vordergrund steht. Gerne aber auch eine flüssige Hefe. Arbeite gerne mit den WLP-Hefen. Da muss noch eine Entscheidung her. Würde eher im unteren Temperaturbereich einer Hefe vergären, um zu viele Esther zu vermeiden. Eine Temperatursteuerung ist aktuell leider nicht drin, daher wäre eine Hefe hilfreich, die da eher tolerant ist.

Es bleiben folgende Punkte offen:

- Wird aus der Schüttung was oder ist die komplett schräg?
- Neutrale Hefe mit höherem EVG oder eher eine mit niedrigerem EVG für mehr Restsüße? Wird es dann zu mastig?
- Fehlt der Süße ein Gegengewicht oder reichen die Röstaromen einiger Malze und die moderate Bittere aus?

Für mich wirklich neues Fahrwasser, daher kann ich auch komplett in die falsche Richtung galoppieren. Bin für sachliche Kritik und Ideen sehr dankbar.

Was meint ihr dazu?

Gruß, Sven
qmp
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#2

Beitrag von qmp »

Servus Sven,

sehr schlüssige Überlegungen..

meine Einschätzung zu Deinen Fragen:
- Schüttung: für mich passt das Rauchmalz nicht zum "süßen", "malzigen" - Geschmackssache
- auf jeden Fall neutral. Aber ruhig wie vorgeschlagen hochvergärende Nottingham (da hast auch weniger Risiko mit Temperatur - die ist ja in 2-3 Tagen durch + paar Tage Stopfzeit), Lactose gibt ja wieder Süße rein.
- die Süße ist für Pilstrinker unerträglich - ist aber ja nicht die Zielgruppe was ich verstanden habe - ich fand es interessant und gut. Man konnte auch mal 4 Stück.. (siehe unten).

Noch zwei Anmerkungen kann ich Dir geben - ich habe mit meinem "Keksbier" ganz gutes Feedback bei den Damen gehabt:

"Keksbier" ich hatte es als "Southern Brown Ale" eingestuft
3,5kg Pale Ale
0,2kg CaraMünch
0,6kg Salty Caramel Malt <- gabs damals bei HMM - fand das in größeren Mengen echt spannend - warum nur auf Hopfen verlassen..
1,2kg Honey Buscuit Malt <- dito
0,2kg Chocolate Malt
Vergoren mit Windsor
gekocht mit Styrian Eureka, Hüll Melon
mit Golding (Honigaroma) gestopft - das fand ich super passend.
14% Stammwürze, ca. 4,3vol%
Auf wieviel IBU habe ich wohl errechnet aber nicht dokumentiert.. war in der unteren Hälfte der Range denke ich.. also +-25
War für den Typ aber etwas zu dunkel. Habe noch eine zweite Charge mit Amarillo beim Kochen und 5kg Pale Ale Malz gebraut, 5,7vol%.

Milkstout habe ich auch 2x gebraut, bei 0,35kg Milchzucker/20-22l war ich zufrieden. 20g kommt auch hin..

VG
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thopo68
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#3

Beitrag von thopo68 »

qmp hat geschrieben: Mittwoch 20. September 2023, 21:27 Servus Sven,
...
- Schüttung: für mich passt das Rauchmalz nicht zum "süßen", "malzigen" - Geschmackssache
...
Hallo zusammen,

der winzige Anteil Rauchmalz soll vermutlich keine "rauchige" Auswirkung haben, sondern nur die Vollmundigkeit unterstützen.
Habe ich auch schon dafür eingesetzt.
Viele Grüße Thomas
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#4

Beitrag von Colindo »

Die Idee ist gut (darf man übrigens der Präzision halber gerne weiterhin Milk Stout nennen), aber mir ist die Farbe für ein Stout viel zu hell. Heutzutage bezeichnet man Biere mit 70-100 EBC als Porter, ab 130 bis 200+ EBC spricht man von Stout. Also entweder so brauen und Milk Porter nennen oder die Röstmalzkomponenten verdoppeln. Die Idee bei einem süßen Stout ist, dass die Röstbittere durch die Süße gekontert wird. Wenn kaum Röstbittere da ist, passt das nicht so gut zusammen.
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#5

Beitrag von Roger_Echo »

Moin,

danke Euch für die Infos/Hinweise. Bin ich schonmal beruhigt, dass ich mit der Schüttung in die richtige Richtung gehe.

Das Rauchmalz soll tatsächlich eher zur Unterstützung der Vollmundigkeit sein. Bei der Menge dürfte da kein Rauchbier entstehen.
Colindo hat geschrieben: Donnerstag 21. September 2023, 16:21 ... Heutzutage bezeichnet man Biere mit 70-100 EBC als Porter, ab 130 bis 200+ EBC spricht man von Stout. Also entweder so brauen und Milk Porter nennen oder die Röstmalzkomponenten verdoppeln. Die Idee bei einem süßen Stout ist, dass die Röstbittere durch die Süße gekontert wird. Wenn kaum Röstbittere da ist, passt das nicht so gut zusammen.
Interessanter Hinweis. Das werde ich nochmal überdenken. Die Süße soll schon der Star in dem Bier werden, aber das Gegengewicht sollte natürlich nicht untergehen.

Habe mich bei der Farbe an den BJCP-Stil gehalten. Mal sehen... Vielleicht schadet etwas mehr "Röst-Mittel" ja nicht :Grübel

Bei der Hefe steht wohl ein Splitsud an. Die Hälfte Notti, bei der anderen Hälfte tendiere ich Richtung WLP002. Die hinterlässt wohl ordentlich Restsüße. Könnte dann vielleicht etwas zu krass werden, aber wer weiß? Versuch macht kluch, oder was meint ihr?
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#6

Beitrag von Colindo »

Roger_Echo hat geschrieben: Donnerstag 21. September 2023, 23:54 Habe mich bei der Farbe an den BJCP-Stil gehalten. Mal sehen... Vielleicht schadet etwas mehr "Röst-Mittel" ja nicht :Grübel
Das ist ein guter Hinweis. Auch wenn die BJCP nicht alles richtig hinkriegt, wird es ja einen Grund geben, warum das so angegeben wird. Meiner Meinung nach ist es das Folgende: Die BJCP richtet sich, insbesondere bei diesem Bierstil, nach historischen Rezepten wie denen von Ron Pattinson. Dessen Rezepte berechnen den Farbwert mit der antiken Formel aus den 90ern, wie es auch Brewfather macht. Diese Formel gibt insbesondere bei Stouts einen deutlich zu niedrigen Wert, um ca. den Faktor 2x, an. Probier es mal aus und schau dir dieses historische Rezept an: http://barclayperkins.blogspot.com/2017 ... rcher.html

Angegeben sind 29 SRM, also 58 EBC. Wenn du das bei MMuM in den Farbrechner eingibst, würden mich über 100 EBC nicht überraschen. Bei 7% Black Malt plus Zucker auch ein leichtes...

Viele Grüße
Christoph
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humble_beer
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#7

Beitrag von humble_beer »

Colindo hat geschrieben: Donnerstag 21. September 2023, 16:21 ... Heutzutage bezeichnet man Biere mit 70-100 EBC als Porter, ab 130 bis 200+ EBC spricht man von Stout. ...
Bin neugierig: wer definiert das so?
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#8

Beitrag von Colindo »

humble_beer hat geschrieben: Sonntag 24. September 2023, 15:39
Colindo hat geschrieben: Donnerstag 21. September 2023, 16:21 ... Heutzutage bezeichnet man Biere mit 70-100 EBC als Porter, ab 130 bis 200+ EBC spricht man von Stout. ...
Bin neugierig: wer definiert das so?
Ist einfach die Beobachtung, was Usus ist. Die Handhabung ist ja deutlich eine andere als früher, aber so mit den ungefähren Farbskalen kann man das eingrenzen. Oder vereinfacht "Stout dunkler als Porter", während ja früher "Stout stärker als Porter" die Regel war.
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#9

Beitrag von Colindo »

So ähnlich steht es auch z.B. hier:https://www1-camra.s3.eu-west-1.amazona ... 2020-1.pdf
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Stuggbrew
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#10

Beitrag von Stuggbrew »

Nochmals zu deiner Schüttung. Ich würde den Röstmalz Anteil in Summe auf 6 % setzen, du kannst diese Malze ja auch später erst dazugeben (nach 1/3 der Maischezeit zum Beispiel). Damit habe ich ein sehr schön dunkles Coffee Stout zusammenbekommen. Alternativ kann ich noch Haferflocken für ein samtiges Mundgefühl empfehlen - da hatte ich 10 % Anteil;
Als Trockenhefe geht auch die S-33 dann ganz gut, da sie als Windsor eher nieder vergärend ist. Somit hast du noch gute Restsüsse.
EKG als Hopfen passt perfekt - einer meiner Lieblinge bei Stouts!
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#11

Beitrag von Yunker »

Ich habe letztens ebenfalls ein Milk Stout gebraut. Damit es schön dunkel wird, habe ich 7% Carafa Speziall II sehr fein geschrotet und 10 Minuten vor dem Ende der Maischearbeit dazugegeben (120EBC). Durch das bereits entspelzte Malz und die kurze Maischezeit kommt so gut wie keine Bitter oder übermäßige Röstaromen in den Sud. Damit das ganze noch einen keksigeren Touch bekommt, habe ich noch 5% Caraaroma dazugegeben und 25g/L Milchzucker für 10 Minuten mit gekocht. Vergoren habe ich stiltypisch mit Safale S-04, die ich für alle englischen Ales nehme. Sie vergärt sehr schnell und hinterlässt diesen typischen Ale Geschmack, der gut in ein Porter bzw. Stout oder Brown Ales passt.

Grüße
Daniel
allipo
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#12

Beitrag von allipo »

Hallo. Ich habe erst vor Kurzem begonnen, mich dafür zu interessieren. Ich habe noch nicht viel Erfahrung gesammelt. Aber ich denke, wenn man das Bier röstiger haben möchte, kann man die Menge an Karamell und Schokoladenmalz erhöhen. Ich Recht?
Stuggbrew
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#13

Beitrag von Stuggbrew »

Hallo Allipo,

Prinzipiell ist das richtig. Man sollte aber mit Röstmalz Max 10% nicht übersteigen. Je später die Gabe desto weniger läuft man Gefahr dass es „brenzlig“ schmeckt. Da die Röstmalze keinen beitragen zu Enzymarbeut leisten ist es daher gängig sie erst relativ am Ende einzumaischen.
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#14

Beitrag von Roger_Echo »

Moin und erstmal danke für die diversen Rückmeldungen und den hilfreichen Input. Habe das eine oder andere ins Rezept miteinfließen lassen. Das ist der aktuelle Stand:

Zielwerte:
14°P (vor Gabe der Laktose), 24 IBU, 120 EBC, 5,6% Vol., 42,5L Ausschlag bei 100°C, Karbo: 4,5g/L

Gebraut wird im BM50+
45L Hauptguss
13,6L Nachguss

Schüttung:
7,68kg (70%) Barke Wiener Malz
1,65kg (15%) Weizen dunkel
0,82kg (7,5%) Special W
0,44kg (4%) Pale Chocolate
0,27kg (2,5%) CARAFA Spezial II
0,11kg (1%) Rauchmalz

Maischen: 90min @ 66°, Hochheizen auf 75° und Abmaischen

25g EKG (5,5% Alpha) in d. Vorderwürze
90min Kochen
35g Tradition (5% Alpha) für 70 min
25g EKG für 15min
20g/L Milchzucker am Kochende
5min Nachiso, aktive Kühlung auf Anstelltemperatur 18°C.

Gärung bei rd. 18-20° (leider keine Temp.-Steuerung vorhanden) gesplittet auf zwei Gärbehälter mit WLP002 und WLP007.

Folgende Themen sind noch offen:

- Pale Chocolate und CARAFA Spezial II eher später einmaischen? Will es nicht zu rostig haben. Hier fehlt mir dir Erfahrung.
- Milchzucker besser schon beim Kochen dazugeben? Oder so wie oben beschrieben am Kochende? Oder sogar noch später? Auch hier fehlen mir Erfahrungswerte.
- Wasserwerte findet ihr unter folgendem Link. Würde es nicht weiter aufbereiten, allerdings könnte mir der PH zu sehr nach unten rutschen. PH-Meter fehlt, läuft also auf Basis des Rechners.
MMuM-Wasserrechner: https://tinyurl.com/yqp53hhu

Was sagen die Experten? :Greets
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rakader
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#15

Beitrag von rakader »

Roger_Echo hat geschrieben: Montag 9. Oktober 2023, 22:16 Moin und erstmal danke für die diversen Rückmeldungen und den hilfreichen Input. Habe das eine oder andere ins Rezept miteinfließen lassen. Das ist der aktuelle Stand:

Zielwerte:
14°P (vor Gabe der Laktose), 24 IBU, 120 EBC, 5,6% Vol., 42,5L Ausschlag bei 100°C, Karbo: 4,5g/L

Gebraut wird im BM50+
45L Hauptguss
13,6L Nachguss

Schüttung:
7,68kg (70%) Barke Wiener Malz
1,65kg (15%) Weizen dunkel
0,82kg (7,5%) Special W
0,44kg (4%) Pale Chocolate
0,27kg (2,5%) CARAFA Spezial II
0,11kg (1%) Rauchmalz

Maischen: 90min @ 66°, Hochheizen auf 75° und Abmaischen

25g EKG (5,5% Alpha) in d. Vorderwürze
90min Kochen
35g Tradition (5% Alpha) für 70 min
25g EKG für 15min
20g/L Milchzucker am Kochende
5min Nachiso, aktive Kühlung auf Anstelltemperatur 18°C.

Gärung bei rd. 18-20° (leider keine Temp.-Steuerung vorhanden) gesplittet auf zwei Gärbehälter mit WLP002 und WLP007.

Folgende Themen sind noch offen:

- Pale Chocolate und CARAFA Spezial II eher später einmaischen? Will es nicht zu rostig haben. Hier fehlt mir dir Erfahrung.
- Milchzucker besser schon beim Kochen dazugeben? Oder so wie oben beschrieben am Kochende? Oder sogar noch später? Auch hier fehlen mir Erfahrungswerte.
- Wasserwerte findet ihr unter folgendem Link. Würde es nicht weiter aufbereiten, allerdings könnte mir der PH zu sehr nach unten rutschen. PH-Meter fehlt, läuft also auf Basis des Rechners.
MMuM-Wasserrechner: https://tinyurl.com/yqp53hhu

Was sagen die Experten? :Greets
Ich würde mich hier immer für Pale Chocolate entscheiden. Später einmaischen: ja - oder Du machst einen Auszug in der Stempelkanne und gibst den nach der Jodprobe dazu.

Ich habe bei meinem Sweet Stout das Profil von Edinburgh genommen:
100 20 55 140 50 285
pH 5,5. Wenn Du Röstmalz später dazu gibst, musst Du keine Angst vor einem niedrigen pH haben.

Noch was zu Deiner Schüttung:
Den Weizen würde ich deutlich reduzieren, sonst könnte das auch mit dunkel evt. kein Sweet Stout werden. Ehrlich gesagt, mir wäre das zu Deutsch, auch wenn ich die Idee mit Weizen dunkel ahne. Hast Du schon mal was von Torrified Wheat gehört? Kann man selber machen, @Colindo weiß da sicher mehr. Im Faden war ein Tip mit Haferflocken: Die würde ich Die auch eher ans Herz legen.
EKG und Tradtion funktioniert dagegen - auch schon ein paar mal gemacht. Tettnanger funktioniert auch, ist ebenfalls orangig wie EKG:

Gut Sud
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#16

Beitrag von Colindo »

Wenn du, wie es korrekt ist, nur das Special W als Karamellmalz einstellst, kommst du auf einen Maische-pH von 5,36, was in Ordnung ist.

Edit zu rakaders Edit: Die Schüttung ist eh so modern interpretiert, da macht dunkler Weizen auch keinen Unterschied mehr. Von daher kein Problem :Wink
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#17

Beitrag von Roger_Echo »

Danke Euch beiden für den Input. Hilft mir sehr weiter. Gerade den PH ohne das Röstmalz hatte ich nicht auf dem Schirm. Dann maische ich den Röstanteil später ein. Wie lange sollte das Röstmalz mindestens drin sein, damit es zur Geltung kommt ohne zu brenzlige Aromen?
rakader hat geschrieben: Dienstag 10. Oktober 2023, 00:53 ...
Ich habe bei meinem Sweet Stout das Profil von Edinburgh genommen:
100 20 55 140 50 285
pH 5,5. Wenn Du Röstmalz später dazu gibst, musst Du keine Angst vor einem niedrigen pH haben.
...
Welche Vorteile bringt aus Deiner Sicht das Wasserprofil aus Edinburgh? Einfach nur die Stiltreue und passender PH oder noch was anderes, was ich grade nicht auf dem Schirm habe?

Weizen dunkel ist in dem Stil sicher nicht allzu üblich. Ich habe aber das Gefühl, es könnte gut passen. Es muss für für mich nicht zu 100% traditionell stiltypisch sein. Das Wiener Malz ist hier sicher auch eher unüblich ggü. Pale Ale, oder?

Ob es nun 15% dunkles Weizen werden... Mal sehen... Vielleicht wirklich zu viel. Da mache ich mir nochmal einen Kopp dran.

Torrofied Wheat bisher nur gelesen (z.B. in Rezepten). Spannend und viel simpler als gedacht... Kommt mal auf die Ausprobier-Liste. Danke für die Anregung!
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#18

Beitrag von rakader »

Roger_Echo hat geschrieben: Mittwoch 11. Oktober 2023, 16:18
Welche Vorteile bringt aus Deiner Sicht das Wasserprofil aus Edinburgh? Einfach nur die Stiltreue und passender PH oder noch was anderes, was ich grade nicht auf dem Schirm habe?

Torrofied Wheat bisher nur gelesen (z.B. in Rezepten). Spannend und viel simpler als gedacht... Kommt mal auf die Ausprobier-Liste. Danke für die Anregung!
Stiltreue. Die Mineralienzusammensetzung passt halt zu Schüttung und Stil. Kommt darauf an wo Du wohnst. Wasser in Schottland hat releativ viel Restalkalität, aber auch viel Mineralien - deutlich mehr als etwa München. Wenn Du also weiches Wasser aus dem Schwarzwald oder dem Bayerischen Wald hast, solltest Du das beobachten.

BeerSmith empfiehlt etwas weicheres Wasser für das ideale Sweet Stout:
Calcium Magnesium Sodium Sulfate Chloride Carbonate Hardness BicarbonateHCO3 Alkalinity
Ideal Stout (Sweet) 65 0 15 45 24 70 46.4 70 57

Torrified ist vorverkleisteter, ungemälzter Weizen, der kurz geröstet wird. Er wird in UK gerne für leichte Milds und Bitters, Stouts verwendet.
Für Torrified Wheat haust Du Bio-Weizen (Alnatura) bei 180-195 °C Umluft für 10 Minuten in den Ofen. Die Schicht sollte nicht dicker als 1/2 cm sein. Das ist alles. Der Weizen wird sattgold und gibt dem Bier eine getreidige Note.
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#19

Beitrag von Colindo »

Was das Wasserprofil angeht, muss ich da leider dazwischengrätschen. In Großbritannien wird seit ca. 1850 das Wasser in praktisch jeder Brauerei angepasst, da ist es nicht sinnvoll, lokale Wasserprofile zu benutzen. Entkalken, Aufsalzen, das gab es damals alles schon. Also ich habe das Thema historisches Wasser für GB komplett aufgegeben und orientiere mich an den heutzutage empfohlenen Wasserprofilen, die man hier ganz am Ende der Seite findet. Das für Porter, also die vorletzte Spalte, wäre das richtige.
Roger_Echo hat geschrieben: Mittwoch 11. Oktober 2023, 16:18 Wie lange sollte das Röstmalz mindestens drin sein, damit es zur Geltung kommt ohne zu brenzlige Aromen?
Das kommt wirklich darauf an, was du mit brenzlig beschreibst. Für mich ist nur Röstgerste brenzlig, alles andere ist für mich auch bei kompletter Maischdauer kein Problem. Das Carafa Spezial ist schon extra weniger brenzlig und extra seidig. Wenn du das zu sehr reduzierst, kann es sein, dass der Süße nicht mehr genug entgegen steht. Es gibt aber auch Leute, die finden gerade eine sehr dezente Schokonote, wie man sie vom Schwarzbier kennt, besonders toll.
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#20

Beitrag von rakader »

Colindo hat geschrieben: Donnerstag 12. Oktober 2023, 20:07 Was das Wasserprofil angeht, muss ich da leider dazwischengrätschen. In Großbritannien wird seit ca. 1850 das Wasser in praktisch jeder Brauerei angepasst, da ist es nicht sinnvoll, lokale Wasserprofile zu benutzen. Entkalken, Aufsalzen, das gab es damals alles schon. Also ich habe das Thema historisches Wasser für GB komplett aufgegeben und orientiere mich an den heutzutage empfohlenen Wasserprofilen, die man hier ganz am Ende der Seite findet. Das für Porter, also die vorletzte Spalte, wäre das richtige.
Grätsche in die Grätsche: Das sind keine historischen Wasserprofile, sondern die modernen von Wasserpapst Martin Brungard, entnommen Bru'nWater. Der wiederum orientiert sich stark an Randy Mosher und seinem Radical Brewing. Inwieweit die also diskutabel sind, entzieht sich meiner Kenntnis. So tief bin ich dann doch nicht in der Materie drin.
Nachlesen kann man das alles auch hier.
Bildschirmfoto 2023-10-12 um 21.06.12.png
Edit: Die Wirkweisen der Ionen sind übrigens fantastisch bei Murphy erklärt! Die Mengen unterscheiden sich aber stark von den amerikanischen Angaben. Ich sehe am Ende der Seite eine Sulfatangabe von 400 ppm für ein Mild - das ist mehr als Randy Mosher für ein IPA empfiehlt. Ist das wirklich so gemeint? Das wären die höchsten Ionenkonzentrationen, die ich je gesehen habe. Aber warum auch nicht. Was das aber mit einem Mild zu tun hat?

An der Tabelle sieht man übrigens den Grund, warum ein Pilsener mit Münchener Wasser nicht funktioniert
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#21

Beitrag von Colindo »

rakader hat geschrieben: Donnerstag 12. Oktober 2023, 20:46 Das sind keine historischen Wasserprofile, sondern die modernen von Wasserpapst Martin Brungard, entnommen Bru'nWater.
Wenn ich jetzt fies wäre, würde ich sagen, dass du deine Quellen genauer lesen musst:
The concentrations shown in the table below have been researched and verified with historic and current references.
Also er geht den üblichen Weg: Historische Brunnendaten, die man in verschiedenen Quellen findet. Was man ihm anrechnen muss, ist dass er sie überprüft und bei Bedarf bezüglich der Ionenbilanz korrigiert hat. Und er hat auch moderne Analysen hinzugezogen. Sehr ordentlich, so wissen wir genau, wie das Wasser in den jeweiligen Städten ist und war. Es wurde nur eben in GB schon sehr lange nicht mehr so benutzt.
rakader hat geschrieben: Donnerstag 12. Oktober 2023, 20:46 Ich sehe am Ende der Seite eine Sulfatangabe von 400 ppm für ein Mild - das ist mehr als Randy Mosher für ein IPA empfiehlt. Ist das wirklich so gemeint? Das wären die höchsten Ionenkonzentrationen, die ich je gesehen habe. Aber warum auch nicht. Was das aber mit einem Mild zu tun hat?
Du musst in der Tabelle aufpassen, da die "Überschrift" verrutscht ist. Die erste Spalte mit Zahlen ist für Bitter, die zweite für Mild. Hier ist es korrekt dargestellt, vielleicht sollte ich ab sofort dahin verlinken. Dementsprechend weren für Mild 150 mg/l Sulfat empfohlen. Das passt schon. Dass das sehr anders ist als in den USA ist richtig, in den USA wird Wasser sehr vorsichtig angepasst. Murphy and Sons ist aber ein Zulieferer für britische Brauereien, also das sind Wasserwerte, wie sie tatsächlich kommerziell eingesetzt werden. Von daher würde ich alle amerikanischen Infos zu britischen Bierstilen in die Tonne treten. Solche Diskrepanzen findet man leider in viel zu vielen Bereichen, und authentische Werte zu bekommen ist nicht immer leicht. Von daher ist die Wasser-Seite von Murphy and Sons echt Gold wert!
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Re: Rezeptentwicklung Sweet Stout

#22

Beitrag von rakader »

Du bist fies. Unsinn. Danke dafür, Du liest genauer, vor allem Englisch. Meines hat seine Lücken, auch wenn ich in Uk gelebt habe. Danke für die Richtigstellung.

Edit Mein Braupartner in Rumänien vertreibt Wasser für die Arbeiter in Fabriken. Das wird im Hof gefördert und vollkommen entmineralisiert, dann aber wieder auf das traditionelle Wasserprofil des Gebirges (Marginimea) neben dem Dorf Cristian eingestellt. Das Wasser benutzen wir auch für unsere Sude. Denke das ist oft so, wenn Regionalität betont wird. Natürlich nicht, wenn Münchener Pilsener brauen… Aber mir schmeckten schottische Biere immer besser als die aus Cornwall. Ich bin mir sicher, das liegt auch am Wasser und am Braumeister vor Ort, der eben die Region mit einspeist. Oder ist auch das nur eine Illusion von mir? Ich sage nur Tannenzäpfle…

edit 2 Die Werte der korrigierten Tabelle übernehme ich mal für meine englischen Biere fortan! :thumbup
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Viele Grüße / Regards
Radulph Kader
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