Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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maecki-maecki
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Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#1

Beitrag von maecki-maecki »

Hi zusammen!

am langen Wochenende möchte ich mich zum allererstenmal an einer Berliner Weissen versuchen. Falls Euch zum Rezept oder zum Vorgehen was einfällt, immer raus damit!


Berliner Weisse ‚Babylon‘:
Ziel ist eine knackig saure Weisse mit stabilem Schaum
ca 18l Ausschlag, 9,5 °P, 5-7 IBU, 5-7 EBC

Schüttung: 2,5 KG Extra Pale Pilsner Malz, 1,5 KG Weizenmalz hell, 300g Sauermalz, 300g Dinkelflocken Rohfrucht vorgekocht

Maischen: 15‘@45°, 15‘@55 °, 30‘@62°, 30‘@72° (Maischeschema hat Ulrike von Schneeule mal vorgeschlagen), ggf. pH auf 5,2 einstellen mit Milchsäure

Kochen: für 10 Minuten mit Saazer in der Vorderwürze für 5 IBU

Anstellen: im NC-Keg bei 18° mit US-05 Hefe, Wy-5335 Lactos und meinen Eichen-Cubes samt den darin wohnenden Brettanomyces (Berlin I von Escarpment)

Gärung: Open End im Keller bei 17-18°, mindestens bis Januar …


Was meint Ihr?

Mäcki
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#2

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Meine Vorgehensweise wäre: Nicht kochen (besseres Mundgefühl durch fehlenden Eiweißbruch), nur auf 80°C erhitzen und für 15min halten, danach auf 40°C abkühlen, Lactos pitchen und einen Tag stehen lassen. Erst danach die Hefen zugeben und 6 Monate vergessen.

Dann beliebig stopfen mit Hopfen und/oder Früchten.
Best practice is practice.
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maecki-maecki
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#3

Beitrag von maecki-maecki »

DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 17:46 Meine Vorgehensweise wäre: Nicht kochen (besseres Mundgefühl durch fehlenden Eiweißbruch), nur auf 80°C erhitzen und für 15min halten
Ganz ohne Hopfen? Oder Maischehopfung?
DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 17:46 danach auf 40°C abkühlen, Lactos pitchen und einen Tag stehen lassen. Erst danach die Hefen zugeben und 6 Monate vergessen.
Hatte ich mir auch schon überlegt, um die gewünschte ‚knackige Säure’ hinzubekommen…


Mäcki
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#4

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Ja, ohne Hopfen um die Lactobacilli nicht zu beeinträchtigen. Ich habe beim Abfüllen noch Hopfentee zugegeben, muss aber mMn nicht sein.
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maecki-maecki
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#5

Beitrag von maecki-maecki »

Ok, klingt sinnvoll. Dann wird das also mein erstes ‚no-boil‘ ‚no-hop‘ Bier :Pulpfiction


Mäcki
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#6

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Fühlt sich komisch an, ja. :Bigsmile

Für tiefergehende Recherche kann ich dieses Buch empfehlen: https://www.vlb-berlin.org/sites/defaul ... Inhalt.pdf

Auch sehr interessante historische Aufarbeitung.
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rauchbier
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#7

Beitrag von rauchbier »

Ich geb immer 5 IBU am Ende zur Maische. Ich habe bisher immer einen Starter mit Hefe, Lacto und Brett gemacht. Dadurch erhält du aber eher ein ausgewogenes Säureprofil. Du willst deine BW ja eher knackig sauer.
DrFludribusVonZiesel
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#8

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Der Vollständigkeit halber noch das Video von Wyeast über das Verhältnis Lactobacillus- zu Hefezahlen: https://youtube.com/watch?v=_hClp9huB1M
Best practice is practice.
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jbrand
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#9

Beitrag von jbrand »

Mit den heutigen Malzen würde ich die 62 Grad-Rast auf 63 Grad erhöhen, Stichwort Verkleisterungstemperatur.
Viele Grüße

Jens
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maecki-maecki
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#10

Beitrag von maecki-maecki »

jbrand hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 20:04 Mit den heutigen Malzen würde ich die 62 Grad-Rast auf 63 Grad erhöhen, Stichwort Verkleisterungstemperatur.
OK, mache ich.

Mäcki
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#11

Beitrag von maecki-maecki »

DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 18:41 Der Vollständigkeit halber noch das Video von Wyeast über das Verhältnis Lactobacillus- zu Hefezahlen: https://youtube.com/watch?v=_hClp9huB1M
Hab ich angeschaute und auch das VLB Buch ist auf der Leseliste! Danke für beides!


Mäcki

Edit.: hmm, das VLB Buch gibts leider nicht digital und auf Regalschmöker habe ich keine Lust…
Zuletzt geändert von maecki-maecki am Donnerstag 28. September 2023, 00:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#12

Beitrag von maecki-maecki »

rauchbier hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 18:28 Ich geb immer 5 IBU am Ende zur Maische.
Die Lactos sind laut Wyeast bis 10 IBU tolerant. Und ein klein wenig Hopfenbittere fände ich glaube ich auch passend… Aber Hop-Tea nach der Gärung ist die unkompliziertere Variante…
rauchbier hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 18:28 Ich habe bisher immer einen Starter mit Hefe, Lacto und Brett gemacht. Dadurch erhält du aber eher ein ausgewogenes Säureprofil. Du willst deine BW ja eher knackig sauer.
Ja, daher würde ich eher auf Doktor Mario (Der Arzt, dem die Sauerbierbrauer vertrauen) hören und den Lactos einen Tag Vorsprung geben.


Mäcki
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#13

Beitrag von rauchbier »

"Der Arzt, dem die Sauerbierbrauer vertrauen" :thumbsup Gut gesagt, das ist er wirklich. Wenn man sich mit BW beschäftigt, sieht man schnell, wie unterschiedlich selbst die Berliner Brauereien unterwegs waren. Meine letzte Escarpment-BW hatte 100% Pilsener Malz. Da würden viele auch annehmen, dass das keine Berliner Weiße ist...

Wollte für dich das Bild noch etwas vervollständigen und manchmal hilft es auf dem Weg zum Ziel ja auch zu wissen, wie man es nicht machen will. Mit dem getrennten Anstellen bist du definitiv gut beraten. Macht z.B. auch Lemke in Berlin so. Ich bevorzuge etwas moderate Säure, weshalb ich die Lactos etwas im Zaum halten will. Hab auch mit der Zeit festgestellt, dass ich im Geschmack etwas Hopfenbittere ganz gern hab.
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renzbräu
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#14

Beitrag von renzbräu »

maecki-maecki hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 17:32 300g Dinkelflocken Rohfrucht vorgekocht
Die Dinkel Rohfrucht ist mir aufgefallen. Aus Interesse: warum planst du die in der Schüttung? Vom Bauchgefühl her steht das dem extra hellen PiMa entgegen...
Grüße Johannes

- hausgebraut, handgeklöppelt & mundgetrunken -
hattorihanspeter
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#15

Beitrag von hattorihanspeter »

maecki-maecki hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 17:52 Ganz ohne Hopfen? Oder Maischehopfung?
Bei meiner hatte ich nach ausgiebiger Recherche ca. 3L Dünnmaische, 15Min. vor Ende der Maltoserast gezogen und für 15Min mit dem Hopfen gekocht (Empfehlung bei IBU lag glaub bei <5). Danach dann alles für 15Min. auf 80° gebracht und ungekühlt in den Gäreimer umgefüllt.

Es gibt zwei Folgen Just Brew It mit Bene zu dem Thema.
Folge 1
Folge 2
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#16

Beitrag von maecki-maecki »

hattorihanspeter hat geschrieben: Donnerstag 28. September 2023, 07:30
maecki-maecki hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 17:52 Ganz ohne Hopfen? Oder Maischehopfung?
Bei meiner hatte ich nach ausgiebiger Recherche ca. 3L Dünnmaische, 15Min. vor Ende der Maltoserast gezogen und für 15Min mit dem Hopfen gekocht (Empfehlung bei IBU lag glaub bei <5). Danach dann alles für 15Min. auf 80° gebracht und ungekühlt in den Gäreimer umgefüllt.

Es gibt zwei Folgen Just Brew It mit Bene zu dem Thema.
Folge 1
Folge 2
Danke werde ich mir anhören! Ist Bene @nacron hier eigentlich noch aktiv?

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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#17

Beitrag von maecki-maecki »

renzbräu hat geschrieben: Donnerstag 28. September 2023, 06:47
maecki-maecki hat geschrieben: Mittwoch 27. September 2023, 17:32 300g Dinkelflocken Rohfrucht vorgekocht
Die Dinkel Rohfrucht ist mir aufgefallen. Aus Interesse: warum planst du die in der Schüttung? Vom Bauchgefühl her steht das dem extra hellen PiMa entgegen...
Weizenflocken hatte mein Alnatura nicht :redhead

Von der Rohfrucht erhoffe ich mir mehr Eiweiss, mehr Schaum und mehr Bier im Mund…

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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#18

Beitrag von rauchbier »

Hab grad mal bei Alnatura geschaut. Alternative wären ggf noch Gersten- oder Weizenkörner, die halt noch vorbehandelt werden müssten.
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#19

Beitrag von LuedgerLeGrand »

Meine Berliner Weiße mache ich so:

25 % PiMa, 25 % Spitzmalz (simuliert schlechte Malze :D ), 50 % Weizenmalz - auf Rohfrucht würde ich in einer Berliner Weißen verzichten.

Direkt auf 64 °C eingemaischt mit einer homöpatischen Dosis Hopfen (5 g Relax 1 % Alpha oder ähnlich)
-> 40 Min @ 64 °C
-> 20 Min @ 72 °C
-> abgeläutert und paar Min bei 80 °C gehalten
-> auf 20 °C gekühlt
-> Brett, Lacto und Sacc alles zusammen gepitcht. Als Sacc finde ich Althefen ganz passend, OGA 9 z.B.

pH vor auf 4,5 absenken kann für die Schaumfestigkeit vorteilhaft sein, da dann die Lactos weniger zerstörerisch sind :D

PS: Benedikt schreibt weiter an seinem Berliner Weißen-Buch, da bin ich auch schon total gespannt :)
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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#20

Beitrag von maecki-maecki »

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Maischearbeit läuft, ich habe doch ein Dünnmaische gezogen und koche mit Saazer für 4 IBU
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Kölsch Hefe Starter ist angesetzt, die Lactos werden direkt gepitcht nachher.

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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylo

#21

Beitrag von maecki-maecki »

Nach ca 36 Stunden bei 37° C haben die Lactos (buchneri) den pH auf 3,6 gesenkt, jetzt wurde ein fetter Starter Kölsch (und die Eichen-Würfel) gepitcht.

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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#22

Beitrag von maecki-maecki »

So heute mal gezwickelt: hell und trüb, Kohlensäure brauchts noch mehr, hatte das Spundventil wohl zu spät zugedreht oder die Brett sind einfach noch langsam.
Im Geruch frisch nach Apfel und sauer, im Geschmack leicht und spritzig mit passender Säure und mit einem tannin-herben Touch vermutlich von den Eichencubes.

Gefällt mit schon gut, mal schauen wie sich das die nächsten Monate entwickelt…

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Re: Rezeptcheck: Berliner Weisse „Babylon“

#23

Beitrag von maecki-maecki »

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Komme mir zwar etwas proletenhaft vor, aber die Weisse schmeckt auch mit Himbeersirup.

Ansonsten ist sie knackig sauer (pH 3,0) und fruchtig frisch und lecker.

Durch die Eichenwürfel und die Brett ist sie auch alles andere als eindimensional. Bin super zufrieden.

Mäcki
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