Eine Frage an die Elektriker (oder Elektroniker)

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Archie
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Eine Frage an die Elektriker (oder Elektroniker)

#1

Beitrag von Archie »

Hallo,

während meines letzten Urlaubs gärte ein UG Bier in meinem alten Kühlschrank vor sich hin. Leider war mein Nachbar, auch mit meiner Anleitung, nicht in der Lage, die Temperatur des Gärprozesses nach meinen Wünschen zu steuern. Eigentlich fand keine Steuerung statt. Aus dieser Erfahrung erwachte in mir die Idee, eine Temperatursteuerung zu integrieren, die ich über das Internet ansprechen kann.

Das Script ist fast fertig, die Website ist programmiert und ein Wemos D1 mini steuert die ganze Sache. Ich bin soweit sehr zufrieden.
Da meine Kenntnisse der Elektrik aus meiner Schulzeit stammen habe ich jetzt eine Frage an die Mitleser, die Ahnung von der Materie haben. Meine Idee, den Kühlschrank und die Heizung mit zwei Schützen zu steuern (SSR 40DA) scheitert daran, dass die Schütze nicht abschalten, obwohl der Steuerstromkreis stromlos ist. Vielleicht liegt das daran, dass ich in meiner Testschaltung eine Gleichstromquelle im sekundären Stromkreis verwandt habe. Wie dem auch sei, ich habe noch eine Platine mit Relais aus meiner ersten (und mittlerweile stillgelegten) Brausteuerung gefunden. Diese Relais schalten wie gewünscht.
Jetzt ist gerade die Lötstelle an R3 abgebrochen.
Jetzt ist gerade die Lötstelle an R3 abgebrochen.
Nach der langen Vorrede meine Frage: Am ersten Relais habe ich einen Kondensator "installiert", um Spannungsspitzen (ich hoffe, das ist so korrekt ausgedrückt) beim Einschalten abzufangen. Damals wurde die Heizplatte, also der Sekudärstromkreis mit dem Kondensator, mit einer Spannung von 5V gesteuert. Benötige ich bei meinem jetzigen Vorhaben auch Kondensatoren, damit nichts kaputt geht? Wenn ja, welche Kapazität sollten diese dann haben?
Von diesem Kondensator habe ich noch einen zweiten auf Halde.
Von diesem Kondensator habe ich noch einen zweiten auf Halde.
Der alte Kühlschrank hat einen Nutzinhalt von ca. 140 Litern, leider habe ich keine weiteren technischen Daten. Die Heizung ist ein 40W Glühlampe welche, meines Wissens, ca. 0,2 A beim Betrieb verbraucht, aber beim Einschalten ist der Verbrauch natürlich um ein Vielfaches höher.

Ich hoffe, ich habe alle relevanten Informationen gegeben und mir kann geholfen werden.

Viele Grüße
Archie

P.S. Ich würde auch auf ein bereits fertiges Produkt zurückgreifen, aber ich bisher leider nichts gefunden, was meinen Vorstellungen entspricht.
Ein Bier entsteht nicht einfach so von alleine. Dazu gehören auch ein Quäntchen Zauberei und gewisse Dinge, die niemand so recht versteht.
(Fritz Maytag, amerikanischer Braumeister)
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afri
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Re: Eine Frage an die Elektriker (oder Elektroniker)

#2

Beitrag von afri »

Da bräuchten wir noch ein paar mehr Informationen, am besten eine Schaltzeichnung von Relais und Kondensator, damit man sich dessen Funktion vorstellen kann (ich kann es jedenfalls nur anhand des Fotos nicht).
Achim
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Archie
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Re: Eine Frage an die Elektriker (oder Elektroniker)

#3

Beitrag von Archie »

Hallo Achim,

ich habe noch mal ein Bild gemacht, ich hoffe das klärt deine Fragen. Natürlich bin ich nicht lebensmüde und ich werde, wenn ich mit 220V arbeite, die kömplette Schaltung neu verkabeln.
Auf dem Bild siehst du die alten Anschschlüsse, also die Relaisplatine, ich habe nur das erste Relais genutzt. Die Spannung, die am Relais anlag betrug 5V, ich meine nicht die Steuerspannung. Es war Gleichspannung.
Anschluss.jpg
Nachtrag zum besseren Verständnis: Da die ganze Sache mit 5V funktioniert hat, möchte ich den sekundären 5V Stromkreis durch einen 220V ~ Stromkreis zu ersetzen und das bei zwei Relais. Die Relais machen das mit, aber brauche ich einen Kondensator, damit mein Kühlschrank nicht kaputt geht (oder meine Heizung)? Das ist meine Frage.
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(Fritz Maytag, amerikanischer Braumeister)
JackFrost
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Re: Eine Frage an die Elektriker (oder Elektroniker)

#4

Beitrag von JackFrost »

Servus,

Du wirst beim ausschalten eine Spannungsspitze haben weil die Wicklung vom Motor diese Induziert. Da kann ein Snubber helfen, meist bei einem guten Relais nicht nötigt. Bei einem SSR ist das dagegen ganz wichtig das das SSR nicht "überkopf zündet".

Über den Kondesator fließt auch bei geöffneten Relais 0,07 A, aufgrund des Wechselstroms.

Snubber sind eine Reihenschaltung von einem Widerstand , meist 47 - 100 Ohm und 47 - 100 nF.
Was ganz wichtig ist hier muss ein X2 Kondesator verwendet werden da nur dieser nicht das Fackeln anfängt bei den Transienten im Netz, bis 4 kV.

Dein größtes Problem ist der Anlauf vom Motor, der Kondensatormotor zieht einen so hohen Strom das dir das Relais irgendwann kleben wird.
Die Werte auf dem Relais gelten für eine ohmsche Last und nicht für Kondensatormotore. Zum Vergleich ein Finder 40.61 Relais, das darf 16 A, also 4 kVA als ohmsche Last aber als Motorlast nur 0,55 kW.

Gibt hier im Forum ein paar Posts über klebende Relais vom Inkbird.

Ich würde es wie folgt machen:

Teile :
  • IP66 ABS Gehäuse mit Hutschiene von ebay o.ä.
  • Finder Relais 49.61.9.024.0050
  • 24 Steckernetzteil
  • Schaltregler von ebay/Amazon 24 -> 5V
  • (optional)Mosfetmodul zum Schalten vom Relais.
Aufbau:

Die Relais von die hier 0,55 kW Motoren öfters schalten können gibt es leider nur mit 24 V DC.
Die 24V Steuerspannung sind für das Relais, mit dem Schaltregler machst du die 5V für den ESP und mit dem Relaismodul/Mosfetmodul schaltest du das Relais.

Damit hast du die nötigen Abstände für die Transienten, die diese kleinen Relais nicht erfüllen. Hier sind mindestens Abstände für 2,5 kV besser 4 kV gefordert die Relais schaffen aber nur 1,5 kV.
Das Finder Relais wird länger halten als das kleine von der Platine, da der Strom beim Anlaufen sonst die Kontakte der kleinen Relais verschweisst.

Ich hab das gleiche Relais nur mit einer anderen Steuerung in einem Schaltschrank an der Wand für meinen Kühlschrank und läuft stabil
Beim Gehäuse nur drauf achten das die 79 mm vom Relais reinpassen.

Alternativ ein 24 V Schütz von Finder das wird noch länger halten. Kostet meist so um die 25 € statt der 17 € vom Conrad.
Da Glühbirnen immer beim Einschalten durchbrennen, hab ich mir die Heizung aus einem Leistungswiderstand und einem Kühlkörper gemacht. Läuft auch mit 24 V. Hier ist der Link falls du dir das mal anschauen willst.

Sonst würde ich auch für die Glühbirne das gleiche Finderrelais nehmen. Da ist der Anlaufstrom schon sehr hoch
Und wenn es wirklich mal hängt, dann den Bügel aufmachen, und das nackte Relais für 5 € kaufen und tauschen.

Kostet alles etwas mehr aber du wird länger halten und du hast mehr Sicherheit. Bei den Kabeln aufpassen das Netzspannung und Kleinspannung mehr als 4 mm Abstand haben.


Gruß JackFrost
Meine Hardware:
eManometer
IDS2 ohne CBPi
Magnetrührer
Ss-Brewtech 10 Gal Topf
IDS2 Induktionsplatte
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Archie
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Re: Eine Frage an die Elektriker (oder Elektroniker)

#5

Beitrag von Archie »

Hallo JackFrost,

vielen Dank für die ausführliche Antwort und die umfassende Hilfestellung bzw. Anleitung. Das ist ja viel aufwändiger, als ich dachte. Ich werde mich jetzt erst einmal damit auseinandersetzen und die Sache dann in Ruhe angehen.

Einen schönen Restsonntag wünscht
Archie
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