[HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

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Johnny H
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[HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#1

Beitrag von Johnny H »

Hier in diesem Thread besteht die Möglichkeit, Feedback abzugeben zu den beiden Fehlgeschmackseminaren, d.h. zum Beispiel
  • Inhalte
  • Aufbau
  • Wie hat der Kursleiter die Inhalte rübergebracht?
  • Nutzen für Dich als Teilnehmer persönlich?
  • Was war besonders gut?
  • Was können wir ggf. besser machen?
Ich habe ja die beiden Seminare im Bürgerhaus gehalten, Dirk (@rosebud) im Kupfercube in Alsfeld.

Im Vergleich zum letzten Jahr haben wir einige Änderungen vorgenommen und sind vor allem mit einem "Basis"- und einem "Advanced"-Seminar auch konzeptionell anders vorgegangen.

Ich schildere weiter unten bzw. später auch meine eigenen Eindrücke etwas detaillierter. Vielleicht gleich dazu ein oder zwei Dinge vorneweg: dass im zweiten Seminar sowohl bei Dirk und mir der Rangfolgetest mit Zitronensäure nicht geklappt hat, tut mir sehr leid - wir haben aber immerhin herausgefunden, was (höchstwahrscheinlich) passiert ist: einige Proben wurden wohl in der Vorbereitung bzw. beim Einwiegen querkontaminiert, und so konnte wohl (fast) niemand die korrekte Reihenfolge ermitteln.

Und es hat sich meines Erachtens dieses Jahr bewährt, dass wir die einzelnen Aromen nacheinander verkostet und aufgelöst haben. Das war den großen Gruppen mit höherem "Grundrauschen" durchaus angemessen.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#2

Beitrag von primy »

Das war meine erste HBCON und auch mein erstes Sensorikseminar.
Meine größte Befürchtung war ich schmecke nichts :-). Dem war zum Glück nicht so.

Aus Sicht eines "Ersttäters" hat mir das Seminar ausgesprochen gut gefallen. Ich fühlte mich nicht überfordert, es war angemessen in der Geschwindigkeit Es hat Spaß gemacht.
Eventuell könnte man die Infos zum Seminar im Vorfeld kurz kommunizieren. Ich meine so Dinge wie Parfüm, Kaffee und Rauchen :-).
Halt alles was die Sensorik beeinflusst und daher im Vorfeld vermieden werden sollte.

Gückauf
Michael
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#3

Beitrag von Bieromane »

Ich habe beide Sensorikseminare im Kupfercube besucht.
Natürlich versucht man hier ein sehr komplexes Thema an einem Nachmittag abzuhandeln, was sicher nicht einfach ist. Dirk ist das allerdings sehr gut gelungen und es war durchgängig interessant und nicht überfordernd. Man merkt, dass Dirk voll im Thema drin steckt und weiß wovon er da spricht.
Das Seminar war super aufgebaut und ich habe sehr viel mitgenommen. Fragen konnten jederzeit gestellt werden und es gab immer eine hilfreiche Antwort.
Das Hand Out finde ich auch richtig toll um nochmal etwas nachzuschlagen. Auch, dass das Hand Out noch online verfügbar gamacht wurde ist echt praktisch.
Gut fand ich auch, dass nicht nur auf Fehlaromen eingegangen wurde sondern, dass das Thema Sensorik allgemein angeschnitten wurde.
Es war auf jedenfall sinvoll die Seminare aufzuteilen auf Einsteiger und Fortgeschrittene.
Vielleicht wäre es für den ein oder anderen noch ganz nett wenn man am Ende ein Zertifikat oder etwas ähnliches bekommen würde.
Ich empfand die Sensorikseminare als durchweg positiv und bin froh sie besucht zu haben.
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Rosebud
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#4

Beitrag von Rosebud »

Vielen Dank für das tolle Feedback :Drink

Lustigerweise war das mit dem Zertifikat sogar vorgesehen (letzte Seite vom Skript).

Wenn du mir sagst, an wen ich das ausstellen soll, schicke ich es dir nochmal als pdf zu.

Grüsse

Dirk
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#5

Beitrag von Würzekocher »

Das Handout wurde online zur Verfügung gestellt? Davon hab ich in den Kursen im Bürgerhaus nichts mitbekommen…
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Johnny H
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#6

Beitrag von Johnny H »

Würzekocher hat geschrieben: Montag 11. März 2024, 20:43 Das Handout wurde online zur Verfügung gestellt? Davon hab ich in den Kursen im Bürgerhaus nichts mitbekommen…
Das hat Dirk tatsächlich spontan von sich aus gemacht. Wenn Du (oder jemand anderes) das Skript auch möchtest, dann kann ich es auch gerne zum Download verfügbar machen.
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#7

Beitrag von Würzekocher »

Da würde ich nicht nein sagen. Würde mir das Digitalisieren sparen 😊
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#8

Beitrag von FlorianTH »

Johnny H hat geschrieben: Montag 11. März 2024, 21:04
Würzekocher hat geschrieben: Montag 11. März 2024, 20:43 Das Handout wurde online zur Verfügung gestellt? Davon hab ich in den Kursen im Bürgerhaus nichts mitbekommen…
Das hat Dirk tatsächlich spontan von sich aus gemacht. Wenn Du (oder jemand anderes) das Skript auch möchtest, dann kann ich es auch gerne zum Download verfügbar machen.
Ich würde dafür unsere Infrastruktur anbieten 🙂 Schreib mich einfach an!
Viele Grüße
Florian 🍻
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#9

Beitrag von funkiwi »

Ich lasse den Rangfolgetest außen vor, der hat mich zwar sehr beschäftigt, lenkt vom Gesamtfeedback aber ab.
Ich war beim Seminar 2a - Fortgeschrittene im Bürgerhaus und schildere meine Eindrücke daraus.

Von der Vortragsart und Präsentationsweise fand ich das Seminar unfassbar gut. Ich hatte den Eindruck, dass es dir Tilo wirklich um den Inhalt geht und du dir Thema Geschmack / Geruch / Sinneswahrnehmung am Herzen liegt. Trotz deines Wissens bzw. der Erfahrung kommst du sehr geerdet daher und weißt worauf die hinauswillst. Dabei kam ich mir nie belehrt vor! Das ist auch ein wichtiger Baustein, dass sich jemand aus der Gruppe traut auch bei schwierigen Aufgaben öffentlich zu sagen was das eigene Ergebnis ist und sich öffentlich vor der Gruppe festzulegen, möglicherweise nach dem eigenen Gefühl sich gar etwas zu "blamieren". Dort hast du sehr schön reagiert und auch "falsche" Antworten nicht abgewascht, sondern ernst genommen und teilweise erklärt.

Ich denke, es ist sehr schwierig die Mischung aus Lockerheit und Anspannung richtig zu wählen. Dies ist im Gesamtfeedback extrem gut gelungen! Auf der einen Seite ist die Teilnahme bei so einem Fehlaromenseminar eine schon fast zu erbringende Höchstleistung, auf der anderen Seite gibt es eben auch die soziale Komponente, den Austausch darüber, auch mal einen Witz machen. Für mich persönlich war es in den Testphasen / Schmeckphasen ein bisschen zu unruhig und ich hab mich durchaus davon anstecken und ablenken lassen. Ich denke es ist unmöglich auszublenden, wenn man sich selbst unsicher ist und um einen herum bereits eine Meinung diskutiert wird [die allerdings hinreichend oft falsch war].
Vielleicht wäre es möglich bei gleichem Ablauf jeweils 1-2 Minuten um absolute Ruhe zu bitten, wobei das dann gleich sehr streng wirkt. Da die Proben nach und nach ausgeschenkt wurden, waren die Teilnehmer auch zeitlich immer leicht versetzt am Testen und möglicherweise dadurch etwas unruhiger. Ich möchte nicht sagen, dass das Ausschenken der Proben lange gedauert hat, ein paar Minuten dauert es dann trotzdem bis der letzte seine Probe hat.

Den Ablauf der einzelnen Aufgaben / Phasen, besonders der letzten sechs Bierfehlaromen fand ich sehr gelungen. U. A. dadurch wurde oben genannte Unruhe bestimmt schon stark eingedämmt und die unterschiedliche Arbeitsgeschwindigkeit der Teilnehmer addiert sich nicht über mehrere Aufgaben. Außerdem war so genügend Raum auf die einzelnen Fehler einzugehen und die einzelnen Geschmäcker abzuhandeln, bevor es zum nächsten geht.

Zum Experiment 2 aus 3 mit dem Glutamat hab ich ein gespaltenes Verhältnis. Am Anfang schmeckten alle gleich. Nach dem "Genuss" durch das Glutamat bzw. nach dem 2. oder 3. Schluck davon haben auch alle weiteren Proben der anderen beiden Becher einfach "ekelig" geschmeckt. Mir hätte es geholfen zu verstehen, dass ich meinen Geschmack nach dem Probieren einer Probe vielleicht neutralisieren könnte. Stattdessen wollte ich die Proben direkt nacheinander testen, um so den direkten Vergleich zu haben. Am Ende hatte ich drei merkwürdige Becher vor mir.
Anders beim Salz, das hat ganz hervorragend funktioniert.

Der Nutzen für mich persönlich ist großartig. Einfach als auffrischung verschiedener Fehlaromen, besonders aber in der Demut der eigenen Einstellung. Die Subjektivität des eigenen Geschmacks und Geruchs ist schon beeindruckend.

Das Seminar in verschiedene Gruppen (Basis, Advanced) aufzuteilen finde ich einen hervorragenden Ansatz. So kann jeder das für sich passende heraussuchen. Dass es auf einem Event wie der HBCON möglicherweise das Ziel ist, beide Seminare zu absolvieren und darin "besser" zu werden, kann aber auch überfordernd sein.

Ich schließe mich der Meinung an, dass im im Vorfeld ein Hinweis hinsichtlich Kaffee, Parfüm, Essen etc. sinnvoll hilfreich gewesen sein könnte - selbst wenn ich davon nicht betroffen war.
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#10

Beitrag von Dr.Ink_Beer »

Good Morning,

es war auch meine erste HB Con und ich war sowas von begeistert. Genau so viel Lob, wie ich für die gesamte Veranstaltung gebe, möchte ich auch für das 1. Sensorik Seminar im Bürgerhaus (Grundkurs/Teil 1/ihr wisst was ich meine) geben.

Kursleiter Tilo hat eine sehr humorvolle Art, aber bringt dennoch den nötigen Ernst für Themen und Professionalität mit. Lediglich 2 kleine inhaltliche Punkte würde ich als Feedback zur Verbesserung einreichen:

- das ausgedruckte Skript war an vielen Stellen verrutscht und ab und zu war was abgeschnitten
- an unserem Tisch war die Quote für die richtige Zuordnung der Fehlaromen sehr schlecht (2 von 6 Aromen richtig) --> da es sich um ein Anfänger Seminar handelt, wäre eine höhere Konzentration der Fehlaromen in der Probe vlt. besser geeignet?

Das sind wirklich nur kleine Verbesserungen. Der Rest war große Klasse und ich habe viel gelernt.

Cheers aus Berlin :)
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Rosebud
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#11

Beitrag von Rosebud »

Servus

das mit den Skripten hat mich auch wahnsinnig geärgert, daher hatte ich spontan im anderen Seminar entschieden, diese online zur Verfügung zu stellen. Damit auch ihr in den Genuss kommt, hier die Links

Basis-Seminar
https://e.pcloud.link/publink/show?code ... 814fAr8kv7

Advanced-Seminar
https://e.pcloud.link/publink/show?code ... z63V0o7uI7

Die durchgeführte Dosierung ist die Vorgabe bzw. Empfehlung von Doemens und manche Aromen sind nicht für jeden sofort geschmacklich zugänglich. Da spielen oft viele Faktoren eine Rolle, u.a. auch das Training. Deine Anregung mit einer höheren Dosierung nehmen wir daher aber gerne auf, ob dies gerade für das Basis-Seminar wirklich interessant sein könnte. Aber sei nicht frustriert, wenn das schwierig war, ich persönlich habe mittlerweile einen eingebauten Diacetyl-Detektor (leider :Shocked ) aber bei anderen wie Pappe z.B. scheitere ich auch heute noch immer wieder.

:Drink Grüsse Dirk
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Johnny H
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Re: [HBCON 2024] - Feedback Sensorikseminare

#12

Beitrag von Johnny H »

Vielen herzlichen Dank für das gegebene Feedback! Von mir folgt an dieser Stelle erst mal ein kurzer Abriss über meine beiden Seminare, und dann gehe ich auch auf die erfolgten Kommentare ein:

Beim 1. Seminar ist es mir einfacher gefallen, die Gruppe ruhig zu halten. Dirk und ich hatten uns im Vorfeld darüber ausgetauscht, wie wir die großen Gruppen ruhig halten, und im ersten Seminar hat das super geklappt, im zweiten musste ich öfter einschreiten (auch aufgrund von Feedback aus der Gruppe heraus). Ich weiß nicht genau, woran es lag - aber, da ca. die Hälfte der Teilnehmer aus dem ersten Seminar auch das zweite Seminar gebucht hatten, ist es sicher nicht vermessen, anzunehmen, dass nach zwei bis vier Stunden Seminar die Konzentration etwas nachlässt. Ich selber war im zweiten Seminar auch nicht ganz so fokussiert wie im ersten, weil mir der Ablauf nicht so ganz vertraut war, und habe nicht gleich am Anfang mehrfach betont, wie wichtig Ruhe ist. Und von außen gab es gefühlt auch mehr Störung (Türen gingen auf usw.).
Dr.Ink_Beer hat geschrieben: Dienstag 12. März 2024, 08:52 [...]
- das ausgedruckte Skript war an vielen Stellen verrutscht und ab und zu war was abgeschnitten
- an unserem Tisch war die Quote für die richtige Zuordnung der Fehlaromen sehr schlecht (2 von 6 Aromen richtig) --> da es sich um ein Anfänger Seminar handelt, wäre eine höhere Konzentration der Fehlaromen in der Probe vlt. besser geeignet?
[...]
Ja, der Fehldruck hat uns, wie Dirk schon geschrieben hat, auch geärgert! Sorry!

Und zur Zuordnung: wie Dirk schon geschrieben hat, da kommt viel zusammen, nicht frustriert sein! Die Fehlaroma-Ampullen sind auf das zwei- bis dreifache der Erkennungsschwelle ausgelegt. Dazu kommen individuelle Stärken und Schwächen, Trainingsniveau, Tagesform, Ablenkungen / störende Sinneseindrücke usw. - und ich habe nach insgesamt ca. zehn gehaltenen Seminaren auch immer wieder das Gefühl, dass die Aroma-Ampullen in der Intensität etwas schwanken. Bei DMS (in meinem Seminar konnten es dieses Mal nur 2 TN wahrnehmen) und Ethylacetat fällt mir das gefühlt öfter auf - vielleicht, weil diese generell nicht so stark wahrgenommen werden. Im zweiten Seminar war dieses Mal Indol gefühlt etwas schwächer, wurde aber öfters als blumig bzw. jasminartig wahrgenommen (was korrekt ist).
funkiwi hat geschrieben: Montag 11. März 2024, 22:05 [...]
Von der Vortragsart und Präsentationsweise fand ich das Seminar unfassbar gut. Ich hatte den Eindruck, dass es dir Tilo wirklich um den Inhalt geht und du dir Thema Geschmack / Geruch / Sinneswahrnehmung am Herzen liegt. Trotz deines Wissens bzw. der Erfahrung kommst du sehr geerdet daher und weißt worauf die hinauswillst. Dabei kam ich mir nie belehrt vor! Das ist auch ein wichtiger Baustein, dass sich jemand aus der Gruppe traut auch bei schwierigen Aufgaben öffentlich zu sagen was das eigene Ergebnis ist und sich öffentlich vor der Gruppe festzulegen, möglicherweise nach dem eigenen Gefühl sich gar etwas zu "blamieren". Dort hast du sehr schön reagiert und auch "falsche" Antworten nicht abgewascht, sondern ernst genommen und teilweise erklärt.
Vielen herzlichen Dank für das sehr detaillierte Feedback!

Es ist eigentlich bei den Seminaren immer mein Ziel, die Teilnehmer zu ermutigen, sich auszudrücken. Im ersten Seminar bin ich sehr detailliert darauf eingegangen, wie wichtig es ist, dass man sich Geschmäcker / Aromen über die Bildung von sprachlichen Assoziationen und Erinnerungen einprägt. Dazu gehört, dass man seine eigene Sprache findet, und da gibt es in vielen Fällen auch kein "richtig" oder "falsch". Bei so großen Gruppen wird das leider zunehmend schwierig mit der Interaktion, aber ich versuche es trotzdem... und bloßstellen will ich selbstverständlich niemand, im Gegenteil!
[...]. Für mich persönlich war es in den Testphasen / Schmeckphasen ein bisschen zu unruhig und ich hab mich durchaus davon anstecken und ablenken lassen. Ich denke es ist unmöglich auszublenden, wenn man sich selbst unsicher ist und um einen herum bereits eine Meinung diskutiert wird [die allerdings hinreichend oft falsch war].
Vielleicht wäre es möglich bei gleichem Ablauf jeweils 1-2 Minuten um absolute Ruhe zu bitten, wobei das dann gleich sehr streng wirkt.
Siehe oben. Das ist beim zweiten Seminar nicht ganz so gut gelungen wie beim ersten.
[...]
Zum Experiment 2 aus 3 mit dem Glutamat hab ich ein gespaltenes Verhältnis. Am Anfang schmeckten alle gleich. Nach dem "Genuss" durch das Glutamat bzw. nach dem 2. oder 3. Schluck davon haben auch alle weiteren Proben der anderen beiden Becher einfach "ekelig" geschmeckt.
Sehr interessant! Ich hatte ja die Glutamattests zuhause vorbereitet und hatte beim ersten Dreiecks-Test mit der doppelten Menge (0,3g/l) wie im Seminar auch das Gefühl, dass die Zunge erst mal eine Art "Aufladung" braucht.
Erster Durchgang: nichts wahrgenommen.
Zweiter Durchgang: Proben klar unterscheidbar
Dritter Durchgang: Glutamatproben untrinkbar ekelhaft.

Bei den halbierten Proben für das Seminar (deutlich unterhalb der Erkennungsschwelle) ist mir die Unterscheidung dann selbst sehr schwer gefallen. Ich habe wieder mehrere Durchgänge gebraucht, habe mich aber nicht "überladen" gefühlt nach dem Test! Von daher schien mir das passend für das Seminar, zumal ich die geschmackliche Rolle von Glutamat bzw. auch anderen Eiweißen in Bier für noch nicht so gut verstanden halte. ich hatte dazu auch einen Thread gestartet, habe das aber seither nicht mehr weiterverfolgt.
Der Nutzen für mich persönlich ist großartig. Einfach als Auffrischung verschiedener Fehlaromen, besonders aber in der Demut der eigenen Einstellung. Die Subjektivität des eigenen Geschmacks und Geruchs ist schon beeindruckend.
Demut und Subjektivität sind zwei sehr treffende Begriffe in diesem Kontext! Super!

Zur Subjektivität: ich hatte im ersten Seminar das Beispiel gebracht, dass der Geschmack von Weißwein unterschiedlich wahrgenommen wird, wenn die Raumbeleuchtung geändert wird! Bei rotem Licht schmeckt der Weißwein zusehends nach Rosé, bei grünem säuerlicher, wieder anders bei blauem Licht usw. Unglaublich eigentlich! Ist aber trotzdem so! Und je nach Set und Setting schmeckt halt ein Essen oder Bier auch mal besser oder schlechter - oder der Urlaubswein im Wohnzimmer daheim nicht mehr so toll wie auf der Veranda am Strand!

Und zu Demut und Erdung: ich empfehle dazu immer wieder Blindtests (mit Bier oder auch ganz simpel mit Gewürzen). Man glaubt gar nicht, wie leicht man sich täuscht, wenn man nicht sieht, was man da gerade isst oder trinkt! In meinem ersten Blindtest mit sechs verschiedenen Pilsnern (das ist schon einige Jahre her, war ganz zu Anfang meiner Hobbybrauerlaufbahn) konnte ich kein einziges korrekt identifizieren, obwohl ich sie selbst ausgesucht und gekauft hatte!

Zum Schluss vielleicht noch ein Tipp für alle Teilnehmer: das individuelle Geruch- und Geschmacksempfinden ist nicht in Stein gemeiselt! Man kann das trainieren, also gilt üben, üben, üben!

Vorschläge dazu:
1) Blindtests machen mit verschiedenen Bieren. Rankings erstellen, geschmackliche Eindrücke notieren, Worte finden.

2) Blindtests machen mit Gewürzen. Ich mache das zur Zeit auch: immer wieder lasse ich mir drei Gewürze in der Küche reichen bei geschlossenen Augen! Das ist nicht immer einfach - selbst bei Gewürzen, die man eigentlich gut kennt - wenn man nicht sieht, was man schmeckt! Dazu dann immer wieder sprachliche Assoziationen bilden (woran erinnert das Gewürz, z.B. Weihnachten, Braten, Italien usw.)
Es gibt von Aromaster auch entsprechende Kits, mit denen man trainieren kann. Gebhard (U-Tube) hat m.W. damit sehr gute Erfahrungen gemacht!

3) Es gibt in dem von mir zitierten Buch von Hanns Hatt (Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken) noch weitere Tests mit Parfüms, Geruchswanderungen usw.

4) Auch Bierfehler kann man teilweise recht einfach trainieren:
DMS: beim Würzekochen den Deckel eine Weile auflegen und dann am Kondensat riechen
Acetaldehyd: am Jungbier riechen (ist oft nicht das einzige Aroma)
Diacetyl: nach Tschechien fahren und dort Bier trinken (ist nicht immer drin)
Ethylacetat: am Uhu-Kleber riechen

usw. usf.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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