
Vor fünf Jahren dann wurde ein Kumpel von mir, selbst ein grosser Lager-Trinker, 40 Jahre alt und wir haben zusammengelegt, um ihm einen Bierbraukurs zu schenken. Konnten ihn ja nicht alleine hingehen lassen, wir also alle mit, ich vor allem aus Solidarität und in der Erwartung, einen Tag meines Lebens zu verschwenden. Was solls, man macht es ja den Freunden zuliebe.
Dieser Kurs war dann ein Augenöffner und ein Wendepunkt in meinem Leben. Oh, diese Bierbrauerei ist ja doch recht komplex. Oho, da laufen biochemische Prozesse ab. Aha, da gibt es verschiedene Rezepte, die unterschiedliche Geschmäcker ergeben. Unterschiedliche Geschmäcker? Aber da die Heini-Cardi-Schlösschen-Plörre schmeckt doch eh alle gleich...? Wie jetzt, es gibt mehr als 300 unterschiedliche Hopfensorten? Was jetzt, es gibt Hopfen, bei denen das Bier nach Mango schmeckt?!? Die haben dann auch noch Bier zum Verkosten abgegeben, also richtiges Bier, nicht "bierähnliches Getränk", wie der Kursleiter damals die gängigen Supermarkt-Sorten bezeichnete. Spätestens da habe ich gemerkt, dass ich bis dahin irgendwie etwas verpasst hatte.
Vorspulen um fünf Jahre: Heute habe ich zusammen mit meinem Brau-Bruder (der auch an besagtem Kurs dabei war) eine 50-Liter-Anlage, der Ausbau auf 200 Liter ist für dieses Jahr geplant, wir sind stolze Besitzer einer Kühlschrank-Batterie und einer Fermentierkammer, wir brauen mindestens alle drei Wochen von Lager bis Coconut-Stout alles, was nicht bei "drei!" auf den Bäumen ist, ich plane meinen Urlaub auf der Grundlage von Bierfestival-Terminen und auf dem nie dagewesenen Sixpack des ehemaligen Bier-Hassers entwickelt sich langsam aber sicher eine Kugel, im Volksmund auch "Bierbauch" genannt.
Also Vorsicht: Der Besuch eines Bierbrau-Kurses kann dein Leben verändern!