Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
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branch
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Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#1

Beitrag von branch »

Hallo zusammen
Passiert mir immer mal wieder: man ist auf dem Fest oder der Party oder, wie heute, an der Fasnacht. Da gibt's Bier aus der Brauerei vom Nachbardorf. Frau oder Freunde bringen becherweise Bier heran. Und schon der erste Kommentar, der zu mir schwappt: "... das riecht nach Banane ... nein, ist kein Weizen".
Bei meinem Bier heute, schlicht als "Dunkles" bezeichnet, nimmt meine Nase schon im ersten flüchtigen Drüberriechen den deutlichen Brett-Duft wahr. Ich frage dann noch nach, ob sie mir evt. ein Sauerbier gebracht hätten. Nein, nein, ein normales Dunkles. Natürlich war das Bier sauer ... erst leicht, aber die Bretts durften wahrscheinlich noch nicht lange werkeln. Das kommt schon noch ...

Und nun: was macht man in der Situation? Sagt man's dem Brauer? Oder gilt man dann als der besserwisserische Spielverderber?

Mir passiert das insbesondere bei Neulingen im Hobby (wo ich glaube, dass konstruktive Kritik durchaus erwünscht ist), aber eben auch bei Kleinstbrauereien, die den Schritt vom reinen Hobby in die Semiprofessionalität machen oder grad gemacht haben.

Ich selbst als Brauer möchte natürlich, dass mir die Biertrinker Feedback zum Bier geben und speziell wenn's da einen Fehler drin hat, möchte ich, dass man mir das sagt. Ein kleiner Stein wird dann wohl schon aus der Krone fallen, aber zu wissen ist wichtiger. Wie steht's mit euch?

Gruss, Bruno
DerDallmann

Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#2

Beitrag von DerDallmann »

Schonungslos Fehler aufzeigen. Alles andere macht keinen Sinn.
Wenn es denn tatsächlich Fehler sind und nicht nur persönlicher Geschmack.
HubertBräu
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#3

Beitrag von HubertBräu »

Na klar, auf jeden Fall drauf ansprechen.
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#4

Beitrag von bierhistoriker.org »

branch hat geschrieben: Sonntag 27. Februar 2022, 20:06 Bei meinem Bier heute, schlicht als "Dunkles" bezeichnet, nimmt meine Nase schon im ersten flüchtigen Drüberriechen den deutlichen Brett-Duft wahr. Ich frage dann noch nach, ob sie mir evt. ein Sauerbier gebracht hätten. Nein, nein, ein normales Dunkles. Natürlich war das Bier sauer ... erst leicht, aber die Bretts durften wahrscheinlich noch nicht lange werkeln. Das kommt schon noch ...
Nix für ungut, aber das ist niemals Brett! Lakto wahrscheinlich, möglicherweise , wenn etwas muffig, Pedio.
Um "Pferdedecke" zu produzieren, braucht Brett Monate/ 1-2 Jahre!

cheers

Jürgen

PS: Wenn man etwas kritisiert, sollte man beim Thema "fest im Sattel" sitzen!
Hobbybrauerstammtisch Köln und Umgebung: https://www.facebook.com/groups/KoelnerHobbybrauer/
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BJCP Deutschland (Facebook-Gruppe): https://www.facebook.com/groups/625748487884003/
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#5

Beitrag von renzbräu »

Sieht fragen: "Darf ich dir eine Rückmeldung geben?", "Möchtest du eine Einschätzung?", etc. Normal sagt keiner nein :Bigsmile
Und wenn das Feedback dann durchaus wertschätzend, konstruktiv und authentisch ist wird es auch leichter angenommen.

Edith meint: Geschmack ist subjektiv. Von deinen Eindrücken, Entdeckungen, etc reden ist auch was anderes als "Du hast Lactos!"
Grüße Johannes

- hausgebraut, handgeklöppelt & mundgetrunken -
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Braufex
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#6

Beitrag von Braufex »

renzbräu hat geschrieben: Sonntag 27. Februar 2022, 20:33 ... fragen: "Darf ich dir eine Rückmeldung geben?", "Möchtest du eine Einschätzung?", etc. Normal sagt keiner nein :Bigsmile
Und wenn das Feedback dann durchaus wertschätzend, konstruktiv und authentisch ist wird es auch leichter angenommen.

Edith meint: Geschmack ist subjektiv. Von deinen Eindrücken, Entdeckungen, etc reden ist auch was anderes als "Du hast Lactos!"
... und, gerade bei Fehlaromen, mit dem Brauer unter vier Augen reden, und nicht vor versammelter Mannschaft.
Vielleicht am Anfang erst mal interessiert Fragen über den Ablauf der Herstellung stellen.
Im angeregten Austausch kann man dann eher auf ein Fehlaroma und evtl. Ursachen eingehen als bei einem "Kaltstart".

Gruß Erwin
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#7

Beitrag von schwarzwaldbrauer »

Eine Diskussion mit dem Brauer, möglichst ohne Nebenpublikum starten bringt am meisten.
Beispiel: "Finde das Bier sehr süss. Wie war der Maischeplan und welche Hefe war am Werk?"
In diesem Wortlaut begann ich das vor ein paar Wochen. Ein Bier und eine Stunde später waren wir beide schlauer.

Gruß Dieter
Brau, schau wem.
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branch
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#8

Beitrag von branch »

bierhistoriker.org hat geschrieben: Sonntag 27. Februar 2022, 20:26 PS: Wenn man etwas kritisiert, sollte man beim Thema "fest im Sattel" sitzen!
Es käme mir nicht im Traum in den Sinn, was zu sagen, wenn ich nicht absolut sicher wäre, dass es sich um einen Fehler handelt. Gut möglich, dass es sich nicht um Brett handelt. Letztendlich spielt's da aber keine Rolle, weil er bestimmt kein Sauerbier herstellen wollte ... und ich keins trinken. Fakt ist, dass er sich eine Infektion eingehandelt hat und er's wissen sollte.
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#9

Beitrag von Räuber Hopfenstopf »

Brett muss auch nicht zwingend sauer sein (nur Essigsäure bei zuviel Sauerstoff) und sauer ist in den allermeisten Fällen kein Brett. Aber von Bieren, die langsam aber sicher sauer werden, während andere (deutlich ältere) völlig stabil sind, kann ich gerade ein Liedchen singen. Wenn ich nur rauskriegen könnte, woran das liegt.
Viele Grüße
Björn

Allen wird bekannt gemacht, dass keiner in die Jeetze kackt - denn morgen wird gebraut.
Steht am Bierbrunnen in Salzwedel
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#10

Beitrag von Alt-Phex »

Das ist i.d.R. schwer vermintes Gebiet.

Was ich dazu bisher so gehört und auch selber erfahren habe, sind die Leute in den wenigsten Fällen für solche Kritik offen. Das würde ja auch heißen, sich die Fehler einzugestehen und handeln zu müssen. So ein Sud gehört eigentlich entsorgt. Für viele Kleinbrauer und Quereinsteiger ist das aber ein herber finanzieller Verlust. Also wird das lieber durchgezogen und als "das muss so sein, genau so wollte ich das Bier haben" deklariert. Kennt man auch von einigen Hobbybrauern, die auf dem Ohr extrem Taub sind.

Das die sich auf lange Sicht damit keinen Gefallen tun, haben die nicht auf dem Schirm. Natürlich macht das irgendwann die Runde und jeder, der sich halbswegs mit Bier auskennt, wird das auch merken. Aber das unterscheidet halt den gelernten und verantwortungsvollen Brauer vom unwissenden Quereinsteiger. Nicht nur das ersterer seine Prozesse i.d.R. besser im Griff hat, damit sowas gar nicht erst passiert, er würde so einen Sud auch lieber in den Gulli schicken als sich damit seinen guten Ruf zu ruinieren.

Leider kommen diese Fehler immer häufiger vor. Bestes Beispiel ist ein komplett durchoxidiertes NEIPA für 5-6 Euro die Dose. Dann ist man als Konsument nicht nur enttäuscht sondern auch ziemlich angefressen, so viel Geld dafür bezahlt zu haben. Bei Reklamation heißt es dann wieder "Stimmt überhaupt nicht, alles Quatsch, muss so sein, BlaBlaBla". Es gibt noch viel mehr Beispiele, aber das würde den Rahmen sprengen.

Worauf ich eigentlich hinaus will: Fallt nicht mit der Tür ins Haus und seid nicht beledigt, wenn ihr am Ende doch die blöden Besserwisser seid. Manch einer weiß es nämlich selber ganz genau, will es nur lieber unter den Teppich kehren.
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#11

Beitrag von Flohaan »

Ich hatte letztens zwei ähnliche Fälle.
Bei der einen Brauerei hatte ich 6 Biere gekauft, zusammen mit einem Freund probiert und bei einem waren wir uns sicher dass das nicht so soll, da eindeutig sauer. Zwei weitere waren einfach nicht mein Geschmack. Also dachte ich mir ich schreib einfach mal ne Mail. Was hab ich auch zu verlieren?
Von der Reaktion war ich allerdings positivst überrascht: zum einen wurde voll auf meine Kritik eingegangen (die zugegebenermaßen an einigen Stellen ein wenig polemischer war als angebracht), zum anderen wurde ich eingeladen beim nächsten Heimatbesuch einfach mal vorbeizukommen. Gesagt, getan und seitdem war ich mehrmals dort, haben uns angefreundet und ich geh dort inzwischen nie ohne Bier hin und nie mit weniger Bier raus.

Bei ner anderen Brauerei hatte ich was Ähnliches wie Bernd oben beschrieb. Das neipa war leider ziemlich sauer und ich war mir sicher dass das nicht gewollt war. Hab daraufhin auch ne Mail geschrieben und dort war die Antwort „Ne Ne das soll so. Haben wir auch gecheckt. Soll auf jeden Fall so. Unsere gecheckten Dosen sind alle super.“. Inwiefern man dem glaubt kann jeder selbst für sich entscheiden..
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#12

Beitrag von Herbert52 »

Ja, (Ich stelle mich mal auf die Seite des Empfängers) ich bin noch nicht so sicher in der Analyse, dass ich jeden Fehler erkenne. Wie schwer es ist einen Fehler zu erkennen, hat mir ein Fehlaromen Seminar beim VHD in Kleve gezeigt. Biere die nach meinen Geschmack in Ordnung waren, hatten doch einen Fehler. Erst nachdem einem der Fehler bewusst gemacht wurde, waren die Antennen darauf gerichtet.
Ganz aktuell, ich habe 2 Biere zu Maisels geschickt, in jeder Verkostung, war ein Verkoster dabei, der bei meinen Bieren Oxidation geschmeckt hat. Ob dies jetzt zutraf oder nicht, ist für mich erstmal vollkommen egal, ich habe meinen gesamten Ablauf gecheckt, von der Maischbelüftung, über die Vergärung, Hopenstopfen, Karbonisierung, bist hin zur Abfüllung, die ich ab jetzt auf GDA umgestellt habe. Bei einem genauen Check der Möglichkeiten, wann und wie Sauerstoff in Bier kommen kann, ist die Liste schon sehr lang. Ich bin für solche Kritiken immer offen, oft ist aber das größte Problem, den Fehler zu erkennen, lokalisieren und zu eliminieren.
Gruß Herbert
Zuletzt geändert von Herbert52 am Montag 28. Februar 2022, 10:35, insgesamt 1-mal geändert.
DerDallmann

Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#13

Beitrag von DerDallmann »

Ich bin unter anderem wegen solcher Dinge aus der von mir gegründeten Hobbybrauer-Gruppe ausgestiegen.
Da kriegt man sich schnell mal in die Haare. Ich hatte aber auch keine Lust, immer brav abzunicken und zum 5. Kveik-Pils zu sagen, "oh schmeckt super."
Mega verdreckte Flaschen, etc. Hat mir keinen Spaß mehr gemacht.
Zuletzt geändert von DerDallmann am Montag 28. Februar 2022, 10:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#14

Beitrag von branch »

Ich hatte mal den Fall an einem Festival, dass ich mit dem Nachbarstand Bier getauscht habe. Er hat mir voller Stolz sein Weizen ausgeschenkt. Beim ersten Schluck hat's mir schon alles zusammengezogen ... das Bier war sauer. Erst habe ich dann gedacht, ich hätte den Bierstil nicht richtig mitgekriegt und hab' dann ganz harmlos nach der Hefe gefragt. War die Wyeast 3068 ... also ziemlich sicher ein nicht beabsichtigtes Sauerbier.

Ich wusste da grad nicht, wie ich mich verhalten sollte. Hab's dann meiner Gemahlin zu kosten gegeben, worauf die schnurstracks zur Ehefrau des anderen Brauers lief und das klärte. Hat sich rausgestellt, dass der andere Brauer Bierfehler weder riechen noch schmecken kann. (Sie hat dann letztlich eine Ausbildung zur Biersommeliere gemacht, damit sie wenigstens da aushelfen kann ...)
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#15

Beitrag von branch »

DerDallmann hat geschrieben: Montag 28. Februar 2022, 09:06 Ich bin unter anderem wegen solcher Dinge aus der von mir gegründeten Hobbybrauer-Gruppe ausgestiegen.
Da kriegt man sich schnell mal in die Haare. Ich hatte aber auch keine Lust, immer brav abzunicken und zum 5. Kveik-Pils zu sagen, "oh schmeckt super."
Mega verdreckte Flaschen, etc. Hat mir keinen Spaß mehr gemacht.
Ja, bei Hobbybrauern hab' ich auch schon üble Sachen erlebt. Häufig hapert's da auch schon an der "Präsentation". "Hab' die Pullen umsonst gekriegt ... die Brauerei/der Getränkemarkt wollte die nicht mehr." Entsprechend haben sie ausgeschaut. Es gibt Brauer, die offenbar nicht wissen, dass man die Gummiringe der Bügelflaschen durchaus auch ersetzen kann.

In meinem Fall sind es aber i.d.R. nicht solche Hobbybrauer, sondern durchaus Kleinbrauereien (Sudhausgrösse 200 - 1000l), die in Projekten (z.B. Adventskalender) mitmachen, die Biere teilweise national verkaufen.
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#16

Beitrag von dieck »

DerDallmann hat geschrieben: Montag 28. Februar 2022, 09:06 Ich hatte aber auch keine Lust, immer brav abzunicken und zum 5. Kveik-Pils zu sagen, "oh schmeckt super."
Ich glaube das im Familien- und Freundeskreis sogar noch schlimmer als unter Brauer-Kollegen.

Neulich war mir ein Bier sauer geworden (ich vermute die geerntete Hefe hat mir was in die Gärung eingeschleppt, erneute Ernte entsorgt und alles sehr gründlich gereinigt und desinfiziert).

Ich hatte kurz überlegt, aber ich war nicht Arsc gemein genug, das jemandem vorzusetzen um dann zu schauen ob es immer noch "gut" ist ;)
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#17

Beitrag von Colindo »

Herbert52 hat geschrieben: Montag 28. Februar 2022, 07:51 Wie schwer es ist einen Fehler zu erkennen, hat mir ein Fehlaromen Seminar beim VHD in Kleve gezeigt. Biere die nach meinen Geschmack in Ordnung waren, hatten doch einen Fehler.
Das ist sehr interessant für mich, da ich im gleichen Fehlaromenseminar in Kleve war und bis jetzt der Ansicht war, dass die künstlich hinzugefügten Fehlaromen ungewöhnlich klar und deutlich waren. Aber da kommt der Punkt zum Tragen, den man immer gerne vergisst: die Wahrnehmung von Fehlaromen ist eben extrem subjektiv. Man kann sich mit einem "Da ist ein Fehler drin!" deutlich in die Nesseln setzen, wenn es für die Mehrheit der Verkoster unterhalb der Wahrnehmungsschwelle ist.

Wenn ich allerdings bei meinen Bieren Spuren von Fehlaromen wahrnehme, sage ich das beim Einschenken und höre trotzdem fast immer ein "Schmeckt doch super!" Dass ich so ein Bier nicht verkaufen würde, versteht sich von selbst.
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#18

Beitrag von haefner »

Schließe mich dem allgemeinen Tenor vollstens an: Das muss man den betreffenden Personen / Brauereien mitteilen.
Sofern die Kritik sachlich und begründet ist, kann da insbesondere ein jede kleine Brauerei aber auch jeder Hobbybrauer und deren Konsumenten doch nur profitieren. Gerade wenn da was gewerblich in kleineren Mengen läuft, ist ja wahrscheinlich kein allzu großer Puffer für Wagniskosten da.

Ich selbst habe das bei ner sehr kleinen schwäbischen Brauerei auch mal gehabt. Es war ein stocksaures Weißbier, das war durch und durch infiziert. Habe mich da auch gleich per Mail an die Brauerei gewandt und es erklärt und zu erkennen geben, dass ich das als ambitionierter Hobbybrauer leider als Infektion erkenne. Leider nie ne Rückmeldung erhalten. Ich hätte nicht mal irgendwas haben wollen, außer nem kleinen "Danke, da lag echt was im Argen, kommt nicht mehr vor, besuchen Sie uns doch mal.". Ist wohl klar, dass ich keinem mehr rate da nen Bier zu kaufen, selbst schuld.

Meine eigenen Biere verkoste ich viel zu kritisch weil ich unheimlich penibel bin und nichts rausgebe was nicht wirklich sehr gut geworden ist. Die lasche Einstellung mancher (Hobby)-Brauer "Bier wirds immer" resultiert halt auch in einem Scheißegal-Denken und wenn bei fallender Qualität trotzdem jeder abnickt, tut man niemanden nen Gefallen.

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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#19

Beitrag von rakader »

Ich mache hier immer Verkostungsbögen und spreche einen Inner Circle auf Bierfehler aktiv an, selbst wenn es nur eine Vermutung ist. Das ist ein Ritual, das beinahe zu jedem Bayern-Spiel dazugehört. Das geschieht auch bei Kaufbieren.
Selbst bei einem Verdacht trinke ich das Bier entweder alleine oder entsorge es. Ich bin viel zu eitel, als dass ich mir gerümpfte Nasen ansehen wollte, das gilt für eigene wie für gekaufte Biere. Wenn es passiert, dann mal besser ein Abend ohne Bier - aber dann bringen die Freunde was mit.

Selber spreche ich das bei Kollegen aktiv an, weil ich auch weiß, dass sie das aktiv erwarten. Die Diskussion hat bisher dann immer dazu geführt, dass ein Fehler nicht wiederholt wurde. "Beleidigte Leberwurst", wie man im Schwabenland so schön sagt, habe ich nur online, aber noch nie unmittelbar erlebt.

Grüße
Radulph
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#20

Beitrag von emjay2812 »

Brauereien schreibe ich direkt an, oft mit positiven Feedback.

Manchmal ist es aber wirklich schwierig. Ich hatte von meinem Bruder Biere einer kleinen Manufaktur geschenkt bekommen.
Bisher war kein Gutes dabei. Es sind "Bierfehler", die durchaus gewollt sein können. Pilsener mit Diacethyl, Weizen mit zuviel Bittere.

Manche Bierfehler erkenne ich sofort, andere nicht. Ein Kollege meinte Chlor in meinem Starkbier zu riechen. Konnte ich nicht feststellen.
Meist kommen aber auf Stammtischen die Leute mit der Aussage "Kollegen, probiert Mal. Ich glaube hier stimmt was nicht!" Entweder wird der Fehler erkannt, oft ist der Hobbybrauer aber zu selbstkritisch, mich eingeschlossen.
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#21

Beitrag von Pappelbräu »

Ich habe mal eine Bestellung bei einer kleinen "Craft"-Brauerei gemacht, da war fast kein Bier dabei, das wirklich gut und auch stiltypisch war. Das ging von krassen, auch verschiedenen Fehlaromen, über leicht sauer, viel zu süß und eben auch total stiluntypisch. Teilweise auch in Kombination. Eigentlich waren da von über 20 verschiedenen Bieren nur vier, fünf einigermaßen gut. Ich habe an den Onlinehändler geschrieben, der das ja auch zu verantworten hat, aber nie eine Antwort erhalten... Ätzend. Natürlich kann mal ein einzelnes Bier umkippen, das gehört vielleicht sogar mal dazu, aber in der Form, dass man sich zwingen muss, den Kram aus dem Kühlschrank zu tilgen, das war schon extrem.
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#22

Beitrag von Ladeberger »

Ich wäre ja schon skeptisch geworden, wenn man zu einem Zeitpunkt X von einer Kleinbrauerei über 20 verschiedene Biere beziehen kann...

Gruß
Andy
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#23

Beitrag von Alt-Phex »

Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 5. Mai 2022, 15:24 Ich wäre ja schon skeptisch geworden, wenn man zu einem Zeitpunkt X von einer Kleinbrauerei über 20 verschiedene Biere beziehen kann...
Da ist natürlich was dran. Aber mit 5 Grundbieren und einem Verschneidbock kann man das schon hinbekommen. :P
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#24

Beitrag von Pappelbräu »

Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 5. Mai 2022, 15:24 Ich wäre ja schon skeptisch geworden, wenn man zu einem Zeitpunkt X von einer Kleinbrauerei über 20 verschiedene Biere beziehen kann...

Gruß
Andy
Ja, das stimmt allerdings. Die Lektion habe ich gelernt! ;) Ich hatte damals zusätzlich den Fehler gemacht, nicht die Bewertungen bei Untappd mir anzuschauen, da wäre ich schon skeptisch geworden. Nun kann man ja über die Qualität der Untappd-Bewertungen lange diskutieren, aber wenn der Durchnitt unter 3 ist, kann es auch mit gutem Willen nichts sein.
Tobias
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#25

Beitrag von stahlsau »

ich würds auch ansprechen, das erwarte ich ja selbst auch bei meinem Bier. Wer dich tadelt, ist ein Freund, wer dich lobt, ein Feind.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich wohl die meisten Braufehler nicht erschmecken, oder zumindest benennen könnte (außer "schmeckt irgendwie komisch"). Ganz zu schweigen von "up to spec", die meisten der Bierstile vom BJCP kenne ich nur vom hörensagen. Die meisten Sorten abseits vom mainstream gibts hier aufm Land auch gar nicht, und falls doch, weiß man ja auch nicht, ob die der Spezifikation entsprechen. Schwieriges Thema, finde ich.
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#26

Beitrag von §11 »

stahlsau hat geschrieben: Donnerstag 5. Mai 2022, 19:25 Ganz zu schweigen von "up to spec", die meisten der Bierstile vom BJCP kenne ich nur vom hörensagen. Die meisten Sorten abseits vom mainstream gibts hier aufm Land auch gar nicht, und falls doch, weiß man ja auch nicht, ob die der Spezifikation entsprechen. Schwieriges Thema, finde ich.
Das ist ein altbekanntes Problem. Irgendwie wie bei des Kaisers neuen Kleidern. Wer noch nie Bier getrunken hat, dem kann ich auch Wein als Bier andrehen. Hier ist ja genau ein Schwachpunkt von Systemen wie BJCP, denn sie versuchen so etwas wie Bierstile, was absolut dynamische ist, in ein statisches Regelwerk zu fassen. Hier muss man halt auch verstehen für was BJCP ist, nämlich für Wettbewerbe unter Hobbybrauern. BJCP sagt nicht das jedes Pils auf der Welt genau so schmecken muss, sie zum Zwecke der Messbarkeit in einem Wettbewerb zwischen Hobbybrauern einigen wir uns darauf das ein Pils so schmeckt wie wir es definieren. Aber auch das ist nicht fix. BJCP lässt es ja jedem offen eigene Definitionen zu wählen. Sie sagen halt nur das diese eindeutig sein sollen und den Teilnehmern bekannt sein müssen.

Gruss

Jan
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#27

Beitrag von Bolban »

Ich denk',dass kommt auf den anderen Menschen an. Danach würde ich es dann ausrichten. Wenn Du mir was sagen wollen würdest, wäre ich dankbar. Ich braue nicht um scheiss Bier zu trinken, lieber hau ich das weg und lass mich klüger machen. Alles unter 4 Augen freilich. P.S. Ich weiß nicht was "Brett" ist, dazu bin ich zu neu im Thema
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#28

Beitrag von §11 »

Bolban hat geschrieben: Donnerstag 5. Mai 2022, 20:31 Ich denk',dass kommt auf den anderen Menschen an. Danach würde ich es dann ausrichten. Wenn Du mir was sagen wollen würdest, wäre ich dankbar. Ich braue nicht um scheiss Bier zu trinken, lieber hau ich das weg und lass mich klüger machen. Alles unter 4 Augen freilich. P.S. Ich weiß nicht was "Brett" ist, dazu bin ich zu neu im Thema
Brettanomyces, eine nicht- Saccharomyces Hefe, die als Bierverderber vorkommt, aber auch in einigen Bierstilen gewünscht ist :Wink
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#29

Beitrag von Bolban »

danke
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#30

Beitrag von Spittyman »

Ich hatte erst die Tage ein Neipa einer kleinen Kölner Brauerei, welches schon vom Aroma ziemlich brettig, korkig daher kam. Ich habe denen ne Mail geschrieben und freundlich darauf hingewiesen. Ich halte das für in Ordnung, wenn nicht gar geboten! Ich zahle schließlich auch für ein Produkt - und zwar nicht wenig. Auf der anderen Seite sollte jeder Mensch aus seinen Fehlern lernen. Der Ton macht die Musik. Wer das nicht verkraften kann, der sollte lieber was anderes machen oder stark an seiner Kritikfähigkeit arbeiten. Bei Freunden ist das natürlich etwas schwieriger und man muss da schon sehr individuell dran gehen, aber schweigen bringt nichts!

Grüße
Fabian
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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#31

Beitrag von renzbräu »

Alt-Phex hat geschrieben: Donnerstag 5. Mai 2022, 15:33
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 5. Mai 2022, 15:24 Ich wäre ja schon skeptisch geworden, wenn man zu einem Zeitpunkt X von einer Kleinbrauerei über 20 verschiedene Biere beziehen kann...
Da ist natürlich was dran. Aber mit 5 Grundbieren und einem Verschneidbock kann man das schon hinbekommen. :P
Verschneidbock und Etikettierer sind natürlich die größten Stellschrauben :P
Grüße Johannes

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Re: Bierfehler: (wie) sag' ich's dem Kollegen?

#32

Beitrag von §11 »

renzbräu hat geschrieben: Samstag 7. Mai 2022, 15:52
Alt-Phex hat geschrieben: Donnerstag 5. Mai 2022, 15:33
Ladeberger hat geschrieben: Donnerstag 5. Mai 2022, 15:24 Ich wäre ja schon skeptisch geworden, wenn man zu einem Zeitpunkt X von einer Kleinbrauerei über 20 verschiedene Biere beziehen kann...
Da ist natürlich was dran. Aber mit 5 Grundbieren und einem Verschneidbock kann man das schon hinbekommen. :P
Verschneidbock und Etikettierer sind natürlich die größten Stellschrauben :P
Neben Farbebier und im nicht RHG regulierten Bereich Iso- Alphaextrakt.

Im Craftbierbereich ein Grund- IPA und dann mit verschiedenen Hopfen stopfen.
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
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