Britische Hefen verstehen und nutzen - Sammelthread

Colindo
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Re: Britische Hefen verstehen und nutzen - Sammelthread

#51

Beitrag von Colindo »

Johnny H hat geschrieben: Samstag 28. Januar 2023, 12:24 Dein Post ist ja schon eine Weile her: keine Ahnung, ob Du mittlerweile weitergekommen bist in punkto Deines Fehlaromas "roter Apfel", aber eine Substanz, die mit dieser Wahrnehmung assoziiert wird, ist Ethylhexanoat. Das ist ein Ester, der auch mit den Wahrnehmungen "Lakritz/Süßholz" oder auch "Sternanis" beschrieben wird.
Hi Johnny,
danke für die Hinweise. Das Fehlaroma hatte ich nur das eine Mal in dem Porter, vier andere Sude mit der gleichen Hefe hatten das nicht. Gleichzeitig maximiere ich bei allen Suden die Ester, die gebildet werden, weil ich konsequent wenig pitche und warm vergäre. Ich bin nämlich hinter dem Orangenaroma her, dass die Fuller's-Hefe produziert. Warum das einmal Apfel war und sonst nicht habe ich nie klären können. Wahrscheinlich würde ich die Schüttung als Grund nachweisen können, wenn ich das Bier nochmal braue, aber so hopfe wie die hellen Biere. Vielleicht wenn ich mal Zeit habe...

Mit der Original Fuller's-Hefe habe ich meine ersten Biere vergoren. Es wurde wieder wie bekannt mit Orangenmarmelade als charakteristischem Geschmack. Einen schmeckbaren Unterschied zur Imperial A09 konnte ich in einem Direktvergleich nicht nachweisen.

Freut mich, dass du was fürs Wiki verwenden konntest. Wenn du das bearbeiten kannst, knöpf dir mal die lange Liste der Malze vor. Da steht irgendwo, dass man Victory Malt mit Melanoidinmalz ersetzen kann und mehr solcher Fehlgriffe. Das müsste man mal bereinigen. Gerne per PN.

Viele Grüße
Christoph
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Johnny H
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Re: Britische Hefen verstehen und nutzen - Sammelthread

#52

Beitrag von Johnny H »

Colindo hat geschrieben: Sonntag 29. Januar 2023, 14:45 [...]
Mit der Original Fuller's-Hefe habe ich meine ersten Biere vergoren. Es wurde wieder wie bekannt mit Orangenmarmelade als charakteristischem Geschmack. Einen schmeckbaren Unterschied zur Imperial A09 konnte ich in einem Direktvergleich nicht nachweisen.

Freut mich, dass du was fürs Wiki verwenden konntest. Wenn du das bearbeiten kannst, knöpf dir mal die lange Liste der Malze vor. Da steht irgendwo, dass man Victory Malt mit Melanoidinmalz ersetzen kann und mehr solcher Fehlgriffe. Das müsste man mal bereinigen. Gerne per PN.

Viele Grüße
Christoph
Servus Christoph,

super, dass Du den Marmeladengeschmack rausholen konntest! Ich bin ja in die englischen Ales, was das Selbstbrauen betrifft, nie so richtig tief eingestiegen, aber das Thema "Orangenmarmelade" bzw. das Fehlen dieses Geschmacks wird immer mal wieder genannt, wenn es um die Ersatzhefen geht, die (offiziell oder nicht) als Fuller's-Hefen vertrieben werden (WY1968, WLP002, A09 etc.), aber viel hängt ja offenbar auch vom Anstellen, der Gärführung etc. ab.

Nicht dass ich ungern im Wiki selbst Einträge mache (für meinen Geschmack wird da sowieso zu wenig daran gearbeitet, und in vielen Bereichen bestehen Baustellen, Fehleinträge, tote Links etc.), aber die falschen Einträge kannst Du auch gerne selbst bearbeiten. Vielleicht geht es so sogar schneller, weil ich die einzelnen britischen Malze auch nicht alle im Detail kenne. Wenn Du in den persönlichen Bereich Deines Profils gehst, findest Du dort im 5. Tab ("Benutzergruppen") den Punkt "WikiAutoren" zum Anklicken, und dann wirst Du von einem der Admins als Autor freigeschaltet.

Viele Grüße
Tilo
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Britische Hefen verstehen und nutzen - Sammelthread

#53

Beitrag von Colindo »

Johnny H hat geschrieben: Sonntag 29. Januar 2023, 16:49 Wenn Du in den persönlichen Bereich Deines Profils gehst, findest Du dort im 5. Tab ("Benutzergruppen") den Punkt "WikiAutoren" zum Anklicken, und dann wirst Du von einem der Admins als Autor freigeschaltet.
Nice, danke! Das war mir nicht klar. So könnte das alles etwas einfacher werden. Ich arbeite gerne an einer Verbesserung der Artikel mit.

Ich bin gerade an einem Sammeleintrag zu den Hefen, die ich letztes Jahr benutzt habe. Kommt dann gleich hier im Thread.
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Re: Britische Hefen verstehen und nutzen - Sammelthread

#54

Beitrag von Colindo »

Im letzten Jahr habe ich einige britische Hefen neu ausprobiert, die ich hier mal zusammengefasst beschreiben wollte.

Imperial A09 (Fuller's): Authentischer Fuller's-Geschmack nach Orangenmarmelade in insgesamt fünf Bieren. Bei 20°C keine Fusel, bei 21°C bereits eine Schärfe schmeckbar. Also besser nicht über 20°C gehen. Einmalig Probleme mit dem berüchtigen Aroma "Cider/roter Apfel", der beim London Porter alles andere überdeckt hat. Zusammenhang mit Röstmalz möglich, ansonsten kein Anhaltspunkt, woher das kam. Hefe flockt sehr stark.

WY1335 (Adnam's): Die Hefe hat exakt die Aromen eingebracht, die man auch beim Adnam's Southwold aus der Flasche schmeckt: Lakritze, Karamell und eine Würzigkeit wie vom Hopfen. In einem Testbier mit 100% Pale Ale Malz und reiner Bitterhopfung wirkte das Bier, als wären Karamellmalz und eine späte Gabe Fuggle dabei gewesen. Sehr interessant, um diese Aspekte zu verstärken. Die Vergärung bei 20°C war ohne Fuselalkohole. Die Hefe ist bis 24°C spezifiziert.
Bei dieser Hefe hatte ich bei beiden gemachten Bieren keinen sichtbaren Chill Haze, während alle anderen Biere mit Kombirast immer Chill Haze haben. Vielleicht frisst die Hefe mehr Proteine?

WY1768 (Young's): Im Sommer zu warm bei 22°C vergoren, hat sie einige Fuselalkohole eingebracht. Der Hersteller spezifiziert bis 22°C. Im Internet liest man von maximal 20°C, was ich so unterschreiben kann. Die Hefe verstärkt den malzigen Geschmack, ansonsten konnte ich keine Aromen klar herausschmecken. Mein Young's-Special-Klon schmeckte sehr ähnlich wie die Cask-Version, die ich im Juni in England trank, von daher denke ich, dass die Hefeherkunft stimmt.

WY1332 (Gale's): Ende September bei 20°C vergoren, als es endlich kühler wurde. Keine Fusel, dafür intensive Aromen nach rote Beeren. Mir hat der Geschmack sehr gefallen. Ein Gale's HSB hatte ich zwar im Juni, allerdings war das eher wässrig und dünn, was den Vergleich erschwert. Mein Bier war definitiv besser als das Original an dem Tag :redhead

WY1318 (Not Boddington's): Mit der Hefe habe ich mich viel herumgeschlagen. Zuerst im 19th Century Pale Ale von braumischung.de; da brauchte die Hefe lange, bis sie endvergoren war und noch länger, bis sie sich absetzte. Laut Beschreibung bei Imperial Yeast (A38) benötigt sie viel Sauerstoff. Also Erntehefe in einem Bitter benutzt und viel Sauerstoff gegeben --> Die Hefe setzte sich wochenlang gar nicht ab. Als drittes dann das Meantime Now IPA geklont, aus Erntehefe des ersten Biers mit viel haferhaltigem Starter und viel Sauerstoff vitale, fitte Hefe gewonnen. Gärung verlief super, aber Sedimentation war wieder praktisch nicht vorhanden.
Die Hefe hat bei 18°C einen recht neutralen, aber leicht fruchtigen Charakter. Schmeckt gut und passt zu IPAs, ist mir die Mühe aber nicht mehr wert. Vielleicht wäre das ein Kandidat für Irish Moss, was ich noch nicht benutzt habe.

WLP007 (Whitbread Dry): Sehr tief vergärende Hefe, die stärker flockt als alle anderen, die ich bisher kenne. Aus dem 1l-Messbecher für den Starter fiel ein zusammenhängender Hefekuchen an einem Stück heraus, das war sehr ungewohnt. Es kann auch sein, dass sich die Hefe sehr gut an Behälterwänden festhält, da ich sowohl im Gärbehälter als auch im Partyfässchen beim nächsten Bier ungewollt hohe Vergärgrade hatte. Kann aber auch sein, dass ich schlecht reinige und es zum ersten Mal aufgefallen ist :thumbdown
Die Hefe schmeckt bei 18°C sehr neutral und arbeitet schnell. Eine gute Hefe, um den Job schnell zu erledigen.

Wyeast 1099 (Whitbread): Bei 25°C vergoren macht diese Hefe keine für mich wahrnehmbaren Fuselalkohole, sondern eine komplexe Fruchtigkeit. Der Hersteller spezifiziert 24°C. Es war die perfekte Hefe für den Sommer, wenn die Räume nicht kalt genug werden. Angeblich der gleiche Stamm wie S-04, die bis 26°C spezifiziert ist, die für mich aber ganz anders schmeckt. Auch angeblich der gleiche Stamm wie die Gozdawa PAY7, die auch für einen sehr großen Temperaturbereich spezifiziert ist. Der Vergleich steht da noch aus.
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Re: Britische Hefen verstehen und nutzen - Sammelthread

#55

Beitrag von Colindo »

Christian002 hat geschrieben: Sonntag 18. Dezember 2022, 08:50 Bist du dir mit den IBU-Angaben sicher? Wenn ich die Werte bei maischemalzundmehr eingebe (siehe IBU-Rechner) komme ich auf ca. 43 IBU. Das klingt mir etwas hoch, kenn mich mit dem Stil aber nicht aus. Angegeben hast du im Rezept 30 IBU. Was meinst du?
Hi nochmal, ich habe eben auf der Webseite von Timothy Taylor's gesehen, dass sie das Landlord mit 45 IBU angeben. Also waren die Hopfenangaben aus dem Buch eventuell doch richtig, nur die genannten Ziel-IBUs nicht.
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Re: Britische Hefen verstehen und nutzen - Sammelthread

#56

Beitrag von Christian002 »

Colindo hat geschrieben: Donnerstag 9. März 2023, 20:17 Hi nochmal, ich habe eben auf der Webseite von Timothy Taylor's gesehen, dass sie das Landlord mit 45 IBU angeben. Also waren die Hopfenangaben aus dem Buch eventuell doch richtig, nur die genannten Ziel-IBUs nicht.
Ich hab das Bier in der Zwischenzeit mit den von dir angegebenen 30 IBU gebraut. Ich finde es wirklich total lecker und süffig. Ich muss aufpassen, dass es nicht bereits alle ist, bevor die eigentliche Reifung komplett durch ist!

Ich werde es aber später einfach nochmal mit 45 IBU brauen.

Danke für das Rezept

Christian
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Re: Britische Hefen verstehen und nutzen - Sammelthread

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Beitrag von Colindo »

Christian002 hat geschrieben: Donnerstag 9. März 2023, 20:50 Ich hab das Bier in der Zwischenzeit mit den von dir angegebenen 30 IBU gebraut. Ich finde es wirklich total lecker und süffig. Ich muss aufpassen, dass es nicht bereits alle ist, bevor die eigentliche Reifung komplett durch ist!
Man merkt die hohe Bittere auch kaum, obwohl das Bier sonst verhältnismäßig schlank vom Rezept ist. Auf welchen EVG bist du gekommen? Freut mich, dass es dir schmeckt!

Ich genieße gerade eine Flasche Landlord Dark, die ich aus dem England-Urlaub mitgebracht habe. Flaschenbier ist immer ein Schatten des Originals, aber das kann etwas. Ist wohl das gleiche Bier, aber mit zugegebenem karamellisiertem Zucker.
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Re: Britische Hefen verstehen und nutzen - Sammelthread

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Beitrag von Christian002 »

Colindo hat geschrieben: Donnerstag 9. März 2023, 20:53 Man merkt die hohe Bittere auch kaum, obwohl das Bier sonst verhältnismäßig schlank vom Rezept ist. Auf welchen EVG bist du gekommen? Freut mich, dass es dir schmeckt!
Bin auf 82% sEVG gekommen.
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