Bier brauen unterwegs

Hier kommen Infos hin, wenn es darum geht, Reisen zum Thema Bier zu unternehmen.
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derniko
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Bier brauen unterwegs

#1

Beitrag von derniko »

Hallo Leute,

ich plane eine zweimonatige Reise nach Norwegen ab Juli, möglichst autark weit in der Natur, mit einem Campingmobil.

Das nehme ich zum Anlass, das Bier brauen auszuprobieren, was ich schon lange vorhabe.

Ich würde mir für den Anfang ein kleines Brauset mit 1x oder 2x 23l Fässern kaufen und schauen, ob ich die Rezeptur etwas anpassen kann, da ich mehr der (eher seltenere Fall) milde Biertrinker bin, zB Maisbiere wie Corona.

In Norwegen ist das Bier brauen uneingeschränkt legal, die Einfuhr allerdings auf 5l über 2,5 Volumenprozent beschränkt.

Ich würde mir entweder schon in D die Maische ansetzen oder das Ganze irgendwo unterwegs machen.

Meine Hauptfrage an euch wäre nun: wie verhält sich der Gärprozess, wenn die Maische bei der Fahrt ständig durchgeschaukelt wird?

Platz, Licht, Temperatur wäre kein Problem, das Lagern und Abfüllen ebenso nicht. Das Kühlen der abgefüllten Flaschen schon eher, aber die müssen nicht lange halten ;)

Was haltet ihr von der Idee, was fällt euch dazu ein?

Vielen Dank schonmal, viele Grüße
Niko
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thopo68
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Re: Bier brauen unterwegs

#2

Beitrag von thopo68 »

Hallo Niko,
coole Idee! Ich kann zwar zu Deinen technischen Fragen nichts beitragen, aber schau Dir doch mal zur Inspiration das Video hier an...
Viele Grüße
Thomas
Viele Grüße Thomas
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Johanson
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Re: Bier brauen unterwegs

#3

Beitrag von Johanson »

Moin Niko,

ich finde die Idee großartig! Bei deinen Anforderungen und auch passend zur Reise schreit das für mich nach einer Kveik Hefe.
Vorteil: Die ist schnell durch und du hast schon früh im Urlaub was von deinem eigenen Bier.
Ich denke, das Geschaukel bei der Fahrt ist für die Gärung selbst kein Problem. Möglicherweise holst du dir dadurch aber einen gewissen Sauerstoffeintrag ins Bier mit den bekannten Nebenerscheinungen (Stichwort Oxidation). Auch zum Sedimentieren der Hefe vorm Abfüllen würde ich vielleicht mal ein, zwei Tage an einer Stelle stehen bleiben.
Mach auf jeden Fall ne Braudoku daraus, bin schon gespannt!

Gruß
Hendrik
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Beerkenauer
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Re: Bier brauen unterwegs

#4

Beitrag von Beerkenauer »

Hallo Niko

Das ist, glaube ich, die verrückteste Idee, die ich seit langem gehört habe. Aber verrückte Ideen sind dazu da sie auszuprobieren :thumbsup
ALLERDINGS hätte ich da bei vielen Sachen einfach zu viele Bedenken.
Eine Hefe mag es ja eher ruhig und möglichst temperaturstabil. => Da könnte man ggf. mit einer KVEIK Hefe arbeiten (was ja fast wie Eulen nach Athen tragen ist ;-) ).
Um das Bier einigermaßen frei von Schwebstoffen zu bekommen sollte es einige Tage ruhig stehen. => da könnte man lösen indem Du 2-3 Tage an einem Ort bleibst.

Auf so Sachen wie Brauwasser aufbereiten etc würde ich dann auch verzichten.
Ich denke Dir gehts ja eher darum günstigen Bölkstoff zu bekommen :Drink

Mache bitte auf alle Fälle eine Doku hier im Forum. Bin gespannt.

Gute Reise und viel Erfolg

Stefan
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dieck
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Re: Bier brauen unterwegs

#5

Beitrag von dieck »

Hier in Deutschland ist es "Bier", sobald beim Anstellen die Hefe zur Stammwürze kommt.
Wenn du überlegst mit den Prozessen schon vorher anzufangen, solltest du bei der Einfuhr von Maische oder Würze dich erkundigen wie das in Norwegen geregelt ist, nicht dass du aus Versehen schon Bier importierst und Zoll anfällt :)
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MBräu
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Re: Bier brauen unterwegs

#6

Beitrag von MBräu »

Ich würde die Würze vor Ort herstellen, ist aufgrund der langen Anreise schonmal eine Fehlerquelle weniger.

Informiere dich mal zum Brew in a bag System, dann brauchst du nur 1 Topf und den Maischesack und musst nicht aufwendig läutern. Ist unterwegs denk ich das einfachste.

Oder noch entspannter in deinem Fall: ein Malzextrakt.
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schlupf
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Re: Bier brauen unterwegs

#7

Beitrag von schlupf »

Moin,

Falls es nur darum geht, in Norwegen Bier zu haben: die Einfuhr selbst ist nicht auf 5L beschränkt. Was darüber geht, muss bloß verzollt werden. Das wären so ca. 30€ pro Kasten.

Ansonsten munkelt man, dass Heimbrauen und entsprechende Set da drüben eine gewisse Verbreitung haben. Da würde ich gar nicht groß Geraffel mitschleppen, sondern gucken, ob man im nächsten Ort nicht ein einigermaßen vernünftiges Set auf Extrakt Basis kriegen kann.

Viele Grüße
Sebastian
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Re: Bier brauen unterwegs

#8

Beitrag von Beerkenauer »

mir ist noch was eingefallen. Der Einfachheit halber vielleicht mit Malzextrakt brauen (auch wenns nicht Hobbybrauer Like ist). Es spart Platz und vermutlich auch Zeit beim Brauen (habe damit noch nie gebraut).

Stefan
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schlupf
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Re: Bier brauen unterwegs

#9

Beitrag von schlupf »

Extrakt hat auch den charmanten Vorteil, dass man keinen übergroßen Topf braucht.
Den Extrakt mit einem Teil Wasser auflösen, bei Bedarf noch mit Spezialmalzen im Säckchen partial Mash machen, dann damit Hopfenkochen und im Gärgefäß auf Zielstammwürze verdünnen.
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Re: Bier brauen unterwegs

#10

Beitrag von Beerkenauer »

vielleicht lohnt sich auch der umstieg auf ein Fässchen. Brauchste keine Flaschen mitnehmen (geschweige den reinigen).
Karbo könntest Du evtl sogar gegen Ende der Gärung machen.

Stefan
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Re: Bier brauen unterwegs

#11

Beitrag von derniko »

Wow, vielen Dank für das Feedback und die vielen Antworten!

Viele Informationen, die ich erstmal sortieren und verarbeiten muss :D

Um den Zoll bei Einfuhr bzw den hohen Bierpreis vor Ort geht es auch, kommt bei 2 Monaten schon was zusammen aber das ist gar nicht so wichtig. Eher das autarke Selbstversorgen mit dem Lebensnotwendigen ^^

Vor Ort brauen sowie vor Ort absetzen lassen sollte kein Problem sein, solange der Ort schön genug ist, wovon ich in Norwegen mal ausgehe.

Die Schnellhefe Option schaue ich mir an, ggf auch was man in Norwegen so kaufen kann, vermutlich gehe ich aber auf Nummer sicher und bestelle den Kram bereits hier in D.

Ich habe mich in die grundsätzlichen Abläufe des Brauens natürlich eingelesen, weiss noch nicht genau, was optional / professionell ist und was essentiell. Und ob ich es mit einem Starterset versuchen muss oder gleich mit Mais- bzw Polentamehl und ggf. zusätzlicher Amylase.. etc.

Da muss ich mich noch mehr mit beschäftigen.

Grundsätzlich sollte das Schaukeln und ggf zusätzlicher Sauerstoffeintrag während des Gärprozesses doch nicht schaden, ggf im Gegenteil? Hefe veratmet diesen doch bzw produziert CO2.

Und ja, werde gerne versuchen, eine Dokumentation dazu zu erstellen, mal sehen, was rauskommt ;)
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schlupf
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Re: Bier brauen unterwegs

#12

Beitrag von schlupf »

Unterwegs brauen - Norwegen - Dokumentation... Da klingelt was!

Dieses hübsche alte Video wurde schon länger nicht mehr erwähnt: https://youtu.be/MA3cLQSyGc0

Auf dem Kanal gibt's auch eine Doku, wie sie 500L über offenem Feuer im Garten brauen; auch absolutes YouTube Gold
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Re: Bier brauen unterwegs

#13

Beitrag von thopo68 »

schlupf hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 12:44 Unterwegs brauen - Norwegen - Dokumentation... Da klingelt was!

Dieses hübsche alte Video wurde schon länger nicht mehr erwähnt: https://youtu.be/MA3cLQSyGc0

Auf dem Kanal gibt's auch eine Doku, wie sie 500L über offenem Feuer im Garten brauen; auch absolutes YouTube Gold
Siehe dazu auch Post #2... :Wink
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Re: Bier brauen unterwegs

#14

Beitrag von Beerkenauer »

derniko hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 12:38
Grundsätzlich sollte das Schaukeln und ggf zusätzlicher Sauerstoffeintrag während des Gärprozesses doch nicht schaden, ggf im Gegenteil? Hefe veratmet diesen doch bzw produziert CO2.
Doch.
Es gibt eine aerobe und eine anaerobe Vergärung. Bei Hefezugabe muss Sauerstoff (bzw. Luft) dabei sein. Deshalb rührt man i.d.R. auch die Hefe unter.
Während dem Gärprozeß wandelt sich die Hefe. So dass die anerobe Vergärung beginnt. Ab hier ist Sauerstoff konterproduktiv und führt zu Fehlaromen.
(oh ich hoffe ich habe das so richtig in Erinnerung gehabt.... :Angel ).
Kurz gesagt. Sauerstoff am Anfang ja, danach am besten den Deckel zu bis zum Abfüllen.

Stefan
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Re: Bier brauen unterwegs

#15

Beitrag von schlupf »

thopo68 hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 12:45
schlupf hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 12:44 Unterwegs brauen - Norwegen - Dokumentation... Da klingelt was!

Dieses hübsche alte Video wurde schon länger nicht mehr erwähnt: https://youtu.be/MA3cLQSyGc0

Auf dem Kanal gibt's auch eine Doku, wie sie 500L über offenem Feuer im Garten brauen; auch absolutes YouTube Gold
Siehe dazu auch Post #2... :Wink
:Sorry :redhead
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Re: Bier brauen unterwegs

#16

Beitrag von derniko »

thopo68 hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 08:35 schau Dir doch mal zur Inspiration das Video hier an...
:D :D :D

ungefähr so, ja.

Idealerweise mit 100% Nomadizität durch geschlossenene Gärbehälter und niemals kritischen Durst ;)

Sehr schönes Video, vielen Dank!
derniko
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Re: Bier brauen unterwegs

#17

Beitrag von derniko »

Beerkenauer hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 12:49
derniko hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 12:38
Grundsätzlich sollte das Schaukeln und ggf zusätzlicher Sauerstoffeintrag während des Gärprozesses doch nicht schaden, ggf im Gegenteil? Hefe veratmet diesen doch bzw produziert CO2.
Doch.
Es gibt eine aerobe und eine anaerobe Vergärung. Bei Hefezugabe muss Sauerstoff (bzw. Luft) dabei sein. Deshalb rührt man i.d.R. auch die Hefe unter.
Während dem Gärprozeß wandelt sich die Hefe. So dass die anerobe Vergärung beginnt. Ab hier ist Sauerstoff konterproduktiv und führt zu Fehlaromen.
(oh ich hoffe ich habe das so richtig in Erinnerung gehabt.... :Angel ).
Kurz gesagt. Sauerstoff am Anfang ja, danach am besten den Deckel zu bis zum Abfüllen.

Stefan
Ah, ok, Danke!

Deckel wäre sowieso zu da Kanister mit Gärröhrchen geplant. Aber je nachdem wieviel Luft noch oben über dem Füllstand ist könnte sich O2 einschlagen. Aber ich denke, das sollte sich in Grenzen halten. Aber nur Versuch macht klug ;)
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Re: Bier brauen unterwegs

#18

Beitrag von BellyBoss »

Hallo,

wir haben sowas ähnliches auch mal in Schweden gemacht. Allerdings nicht während der Fahrt, sondern wir haben in unserem Camp über Feuer gebraut und in nem CC- Keg mit einem Spundventil + Floating Dip Tube unter Druck und der Voss vergoren. Dann sind wir für 4 Tage auf eine Kanutour gegangen und haben danach das Bier gleich getrunken. Wir hatten einen Durchlaufkühler dabei und haben das Bier da einfach durchgejagt.

Wenn du dir eh Fässer kaufen willst und die Möglichkeit hast die Fässer zu kühlen würd ich das genau so machen. Wenn du von Anfang an unter Druck vergärst kannst du den Sauerstoffeintrag minimieren und mit dem Floating Dip Tube kannst du von oben zapfen und bekommst so noch das "klarste" Bier. Autolyse sollte bei der kurzen Zeit auch kein Problem sein.

Wenn du eher lagerähnliche Biere magst, würd ich mir die Lutra anschauen. Es wird zwar kein Corona werden, aber geht vlcht. noch am ehesten in die Richtung.

Viel Spaß euch im Urlaub!!!

Benedikt
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Re: Bier brauen unterwegs

#19

Beitrag von Till »

Kennst Du den Blog und das Buch von Marius Garshol? Würde gut zu Deinem Vorhaben und vielleicht auch dem Spirit der Reise passen:

https://www.garshol.priv.no/pages/books.html

https://www.garshol.priv.no/blog/
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Re: Bier brauen unterwegs

#20

Beitrag von derniko »

BellyBoss hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 14:36 Hallo,

wir haben sowas ähnliches auch mal in Schweden gemacht. Allerdings nicht während der Fahrt, sondern wir haben in unserem Camp über Feuer gebraut und in nem CC- Keg mit einem Spundventil + Floating Dip Tube unter Druck und der Voss vergoren. Dann sind wir für 4 Tage auf eine Kanutour gegangen und haben danach das Bier gleich getrunken. Wir hatten einen Durchlaufkühler dabei und haben das Bier da einfach durchgejagt.

Wenn du dir eh Fässer kaufen willst und die Möglichkeit hast die Fässer zu kühlen würd ich das genau so machen. Wenn du von Anfang an unter Druck vergärst kannst du den Sauerstoffeintrag minimieren und mit dem Floating Dip Tube kannst du von oben zapfen und bekommst so noch das "klarste" Bier. Autolyse sollte bei der kurzen Zeit auch kein Problem sein.

Wenn du eher lagerähnliche Biere magst, würd ich mir die Lutra anschauen. Es wird zwar kein Corona werden, aber geht vlcht. noch am ehesten in die Richtung.

Viel Spaß euch im Urlaub!!!

Benedikt
Vielen Dank für die Reisewünsche und für die Info zur Lutra Hefe, schaue ich mir mal an. Macht es einen Unterschied ob trocken oder flüssig?

Aktuell wäre noch der Plan, ~50 0,5 Bügelverschlussflaschen zu besorgen, das sollte für einen Durchgang passen. Allerdings ist es sichtlich auch etwas aufwändig, diese täglich zu entlüften. Flaschen sind allerdings immer wieder frisch und lassen sich besser kühlen etc.

Mal sehen.

An alle anderen: es geht jetzt weiter bzw so langsam in die Endphase der Planung.

Großer 40l Edelstahltopf ist da, ebenso ein passender Brewbag. In den Topf passt ein vorhandener, runder Kanister, so dass es einigermaßen platzsparend transportiert werden kann: kochen im Topf, gären im Fass, Fass dabei wieder im Topf untergebracht. Gärröhrchen und Reinigungsmittel bestelle ich heute, großer Kochlöffel wird einfach unterwegs geschnitzt (wird wohl am Ende eher ein Stock bleiben :D) Thermometer habe ich so ein Bluetooth-Fühler-Teil, dass bei Zieltemperatur Bescheid gibt (bzw Untertemperatur meldet etc).

Ich dachte mal kurz an den Sous Vide Stick, den ich zu Hause habe, das wäre fast ideal-techy. Aber da wir autark unterwegs sind müsste ich erstmal schauen, wieviel Watt er effektiv zieht, um die Temperatur zu halten (vorheizen würde ich auf offenem Feuer)

Nun brauche ich nochmal euren Rat bzgl. Zutaten: ich würde bestellen

- 10kg Swaen Pilsener Malz
- entsprechende Menge Hefe (ggf Lutra)
- vllt paar Maisflocken (1-2kg) fürs gute Gefühl
- Aromahopfen (welcher, eher Pellets, wie viel für og. Menge??)
- ggf Jod

Habe ich irgendwas vergessen?
derniko
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Re: Bier brauen unterwegs

#21

Beitrag von derniko »

Till hat geschrieben: Mittwoch 8. Juni 2022, 17:29 Kennst Du den Blog und das Buch von Marius Garshol? Würde gut zu Deinem Vorhaben und vielleicht auch dem Spirit der Reise passen:

https://www.garshol.priv.no/pages/books.html

https://www.garshol.priv.no/blog/
Werde ich mir ansehen, Danke ;)
derniko
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Re: Bier brauen unterwegs

#22

Beitrag von derniko »

Soo,

der Vollständigkeit halber folgt hier das Fazit.
Ich vereinfache es und stelle es laienhaft dar, ohne Anpruch auf Genauigkeit.
Es ist ein Proof Of Principle sozusagen.

Plus: es hat grundsätzlich funktioniert. Es war umsetzbar, es wurde Bier, hatte Alkohol und war trinkbar.

Minus: es braucht relativ viel Volumen im Wohnmobil, es ist nicht optimal vom Energieeinsatz.

Fazit: Es geht, es macht irgendwie auch Laune und darum geht es primär, aber es lohnt sich eigentlich nicht.

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Mitgenommen wurden (siehe Fotos) ein Edelstahltopf (~40l?), ein Gährbehälter PET (~25l?), ein Brew-In-Bag-Sack, Oxireiniger, Gährröhrchen, Iod (nicht benutzt). Zutaten waren Gerstenmalz (irgendein milder Standard), Amarillo Hopfenpellets, Kveik LutraTrockenhefe. (Maisflocken waren dabei, aber nicht verwendet, hätten etwas viel Vorlaufzeit gekostet.)

Gebraut wurde auf einem Gasgrill, Außentemperatur ca 16-19°.

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Knapp zusammengefasst: Auf dem Grill wurde Wasser erhitzt, das Erhitzen hat EWIG gedauert, sowohl für die 50-60° als auch für das Kochen später. Ein Hockerkocher wäre effizienter gewesen. Dann wurde die Maische im Brew in a Bag eingerührt, danach für die Rast mit einer Decke umwickelt und 2x innerhalb einer Stunde umgerührt. Der Brew in a Bad Sack wurde dann entnommen und in den Gährbehälter gepackt, dort einigermaßen ausgepresst und die restliche Maische zurück in den Kocher gegeben. Dort wurde sie aufgekocht, dann wurde Amarillo-Hopfen hinzugegeben, die Hälfte bei halber Zeit, die andere später. Jetzt kommt der GROßE FEHLER, den ich gemacht habe. Ich habe 1. den Hopfen denke ich zu früh / zu lange drin gehabt bzw hätte die letzte Gabe in den Whirlpool geben müssen und abwarten, dass sich der Kegel setzt. Das habe ich etwas falsch verstanden und zu viel Schwebstoffe des Hopfens mit in den Gährbehälter abgefüllt. Ein zweiter Fehler war, die Maische etwas zu früh in den Gährbehälter zu füllen, sie hätte noch mehr abkühlen sollen. Ich habe einen Schlauch verwendet, angesaugt und laufen lassen. Dem Behälter machte das nichts aus, aber der Schlauch fand die Temperatur etwas zu hoch, wurde weich und bisschen klebrig.

Nach dem Abkühlen wurde die Hefe zugesetzt und der Behälter verschlossen, einmal kräftig umgerührt und Luft reingebracht. Entweder lag es an der noch recht warmen Temperatur oder die Hefe hatte einen guten Tag, jedenfalls blubberte es in der selben Nacht und am Folgetag kräftig im Röhrchen, dann war Ende. Vermutlich war da der Gährprozess fast abgeschlossen. Diese zwei Tage stand ich noch am selben Ort, danach war die Hefe mit mir im Auto unterwegs und wurde etwas durchgeschaukelt - das hat sie aber nicht groß interessiert.

Nach 7 Tagen habe ich in 0,5l Flaschen abgefüllt, jeweils ein halber Teelöffel Zucker vorher in die Flasche. Nach weiteren 7 Tagen wurde probiert, es war Bier. ABER: für mich zu hopfig / herb, fast wie ein IPA. Anderen hats geschmeckt, für mich war es so nichts. Alkohol war auch drin, ebenso wie eine wirklich ganz gute Karbonisierung. Der Schaum war zwar etwas groß-blasig und nicht so stabil wie aus einem kommerziellen Weizenbier.

Aber es war Bier.

Funktioniert es? Auf jeden Fall.
Würde ich es wieder machen? Vermutlich nicht.

Wenn man den Platz hat und die Lust drauf ist es eine gute Idee, und ein Thema für Gespräche (mit eigenem Bier) ist es auch.
Ob es sich also lohnt muss jede/r selber wissen.
Neben den Einkaufskosten Material, Gas, Zutaten und dem Aufwand, kochen, reinigen, schleppen musste ich dann doch in Norwegen das teure Bier kaufen :Bigsmile Aber Versuch macht kluch und das kleine Abenteuer war es wert.

Anbei ein paar Fotos, die diese Geschichte unterfüttern.

Jedem, der es ausprobieren möchte, wünsche ich viel Spass!

Die letzten beiden Bilder sind von dem Ort, an dem gebraut wurde..

Prost! :Drink und viele Grüße
Niko
Dateianhänge
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