Withefen - ein kleiner Vergleich

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DrFludribusVonZiesel
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Withefen - ein kleiner Vergleich

#1

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Ich habe vor etwas mehr als 2 Monaten 50L Witwürze gemacht und mit 4 verschiedenen Hefen vergoren, hier möchte ich euch meine Ergebnisse präsentieren.

Es sollte (wie so oft in letzter Zeit) ein alkoholarmes Bier werden, 8Brix Stammwürze und ungekocht, um durch ausbleibenden Eiweißbruch ein volleres Mundgefühl zu erreichen, analog zur Berliner Weißen. Zur Schüttung kann ich leider nix mehr sagen, da ich die Aufzeichnungen am mittlerweile kaputten Handy habe. Waren jedenfalls 2kg Weizen Rohfrucht und ähnlich soviel Weizenmalz, Rest Pilsner.

Die Hefen die ins Rennen gingen waren Lallemand, Brewferm, Gozdawa und eine gestrippte Hoegaarden.
Die Endvergärgrade waren bei fast allen gleich, nur die Brewferm war ein ziemlicher Ausreißer, im Detail (Werte gespindelt):

Lallemand 82%
Gozdawa 81%
Hoegaarden 80%
Brewferm 70%

Dosiert wurde mit 0,5g/L rehydrierter Hefe, außer bei der Hoegaarden, hier ging ich mit Augenmaß an die Sache.
Leider war die Gozdawa (3g Packung von HuM) bereits ein paar Tage über dem MHD, obwohl ich sie erst zwei Wochen vor dem Brautag gekauft habe. Daher könnte es sein, dass mein Bier deswegen nicht so gut geworden ist, es ist zusammen mit dem Brewferm-Bier weit abgeschlagen.

Der Reihe nach:

Beim Aussehen wie zu erwarten kein Unterschied, Farbe ist bei allen gleich, Trübung ebenso, hier könnte aber der fehlende Bruch und der hohe Anteil an Weizenrohfrucht reinspielen. Lagerzeit wie gesagt 2 Monate in der Flasche. Einzig beim Hoegaarden kommt mir der Schaum etwas feiner vor, das muss aber nicht an der Hefe liegen.

In der Nase hat die Lallemand ganz leichten Schwefel, ansonsten Wittypisch und getreidig, schön angenehm.
Die Brewferm riecht etwas derber aber auch typisch. Gozdawa sehr schwer zu beschreiben, auch schweflig und generell etwas unangenehm.
Die Hoegaarden riecht wie die Lallemand, aber ohne jeden Schwefel und schön blumig, feiner Duft.
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Auf gehts zum Geschmack, von hinten nach vorne:

Gozdawa ganz klar auf dem letzten Platz, schmeckt "schlammig" wie so ein räudiger Karpfen. Wandert ohne Stoffwechsel in die Kanalisation.

Brewferm kommt trotz des höchsten Restextrakts langweilig daher, wie Wasser und ohne großartigen Hefecharakter. Kann man trinken wenn nix anderes da ist, würde die Hefe aber trotzdem nicht mehr verwenden.

Lallemand hat ein solides Witbier gemacht, schöner Körper und Gärnebenprodukte die unmissverständlich klar machen, welchen Bierstil man im Glas hat. Dennoch ganz leichter Fehlgeschmack, vielleicht phenolig?

Bleibt die Siegerin übrig, die gestrippte Hoegaarden. Sehr harmonisch und rund, keine Kanten und schmeckt wie ein Witbier schmecken soll. Ebenfalls guter Körper und eindeutig das beste Bier der vier.

Mein Fazit: Trockenhefe werd ich mir sparen wenns wie beim Weißbier eine Kaufvariante gibt, aus der man problemlos (mein Starter legte zügig los und die Hefe war sehr aktiv, MHD 4 Monate in der Zukunft) propagieren kann und ein gutes Ergebnis bekommt. Den Test müsste man mit Flüssighefen wiederholen, aber ich bin mit dem Profil der Hoegaarden vollauf zufrieden. :thumbup
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DerDallmann

Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#2

Beitrag von DerDallmann »

Sehr interessant. Schade, dass die M21 nicht dabei war.
Die fand ich immer ganz gut.
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BrauSachse
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Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#3

Beitrag von BrauSachse »

Cooler Test! :thumbup Vielen Dank fürs Teilen. Mit der Gozdawa habe ich bislang sehr gute Wit-Biere gebraut (Ich weiß, das klingt wie aus dem Hobbybrauer-Latein-Thread, ist aber so :Bigsmile ). Aber so unterschiedlich kann es sein. Aus welchem Bier hast du die Hoegaarden gestrippt?

Viele Grüße
Tilo
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Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#4

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

DerDallmann hat geschrieben: Sonntag 9. Oktober 2022, 20:42 Sehr interessant. Schade, dass die M21 nicht dabei war.
Die fand ich immer ganz gut.
Kein Anspruch auf Vollständigkeit, aber bei so vielen Hefen wirds dann auch mit Gärgefäßen knackig. Vielleicht kommt sie nächsten Sommer dazu oder jemand anderer startet etwas ähnliches. :Bigsmile
BrauSachse hat geschrieben: Sonntag 9. Oktober 2022, 22:09 Cooler Test! :thumbup Vielen Dank fürs Teilen. Mit der Gozdawa habe ich bislang sehr gute Wit-Biere gebraut (Ich weiß, das klingt wie aus dem Hobbybrauer-Latein-Thread, ist aber so :Bigsmile ). Aber so unterschiedlich kann es sein. Aus welchem Bier hast du die Hoegaarden gestrippt?

Viele Grüße
Tilo
Vielleicht lags ja tatsächlich an der kleineren Packung, die evtl. kontaminiert war und/oder am MHD. Leider war das beim Bestellen nicht ersichtlich.
War das normale Wit Blanche.
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Johnny H
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Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#5

Beitrag von Johnny H »

DrFludribusVonZiesel hat geschrieben: Sonntag 9. Oktober 2022, 20:21 [...]
Bleibt die Siegerin übrig, die gestrippte Hoegaarden. Sehr harmonisch und rund, keine Kanten und schmeckt wie ein Witbier schmecken soll. Ebenfalls guter Körper und eindeutig das beste Bier der vier.
[...]
Danke für das Experiment und den schönen Bericht.

Ich kenne die verwendeten Trockenhefen alle nicht, war aber nach meinem Experiment mit der Hoegaarden-Hefe gleichermaßen beeindruckt. Deine Eindrücke bestärken mich darin, bei dieser Hefe zu bleiben.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#6

Beitrag von ggansde »

Moin,
die gestrippte Hoegaarden ist auch bei mir der Burner. Hatte mein vor knapp zwei Wochen abgefülltes Wit bei Stammtisch dabei. Noch etwas trübe (auch durch die Ruckelei beim Autofahren) aber geschmacklich sehr gut. Dafür, dass es ja wohl gar nicht die Betriebshefe von Hoegaarden sein soll. :Grübel
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Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#7

Beitrag von daleipi »

ich hab auch schon Wit-Biere mit der Verboden Vrucht-Hefe gemacht.

das wit-typische Aroma ist bei dieser Hefe extrem ausgeprägt. nach ein paar Wochen Lagerzeit - eher untypisch für 'frisches' Wit - war es dann wirklich toll.

LG, Stefan
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Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#8

Beitrag von tauroplu »

Kurze Frage: Wieviele Hooegarden Buddels benötigt man denn für einen ca. 25 Liter Ansatz?
Beste Grüße
Michael

„Lass die anderen mit Fichten- und Tannensprossen würzen, der Hopfen ist das Beste, was die Natur uns bietet.“
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DrFludribusVonZiesel
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Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#9

Beitrag von DrFludribusVonZiesel »

Ich habe drei Bodensätze für einen 1L Starter benutzt. Gäraktivität war relativ schnell ersichtlich, andere berichten aber über eine längere Dauer, meine Biere dürften recht frisch gewesen sein (MHD 4 Monate in der Zukunft).
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Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#10

Beitrag von tauroplu »

Klasse, vielen DAnk!
Beste Grüße
Michael

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Re: Withefen - ein kleiner Vergleich

#11

Beitrag von Johnny H »

Ich habe zwei Bodensätze verwendet und bin über zwei Stufen (erst ca. 35 ml, dann auf 1l hoch).

Wie beschrieben in meinem Thread zum Thema hat das Aufwecken sehr lange gedauert (4 Tage), aber die Mühe lohnt sich.
Jubel erscholl, als sich die Trinker von dem schneidigen, köstlichen, bei dem früher in Pilsen erzeugten nie wahrgenommenen Geschmack überzeugten. Die Geburt des Pilsner Bieres!
(E. Jalowetz, Pilsner Bier im Lichte von Praxis und Wissenschaft, 1930)
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