Honigtrunk wie Odins Trunk

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
Antworten
Sascha77
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:14

Honigtrunk wie Odins Trunk

#1

Beitrag von Sascha77 »

Ich würde gerne ein Honigbier wie Odins Trunk auf den Markt bringen.

Odins Trunk ist genau genommen kein Honigbier sondern ein Honig Mischgetränk.

Meine Idee:

Bier brauen und dann Honig dazugeben.
Jetzt habe ich aber irgendwie einen Haken im Kopf.

Wenn ich das Bier erstmal normal braue und dann den Homig dazugebe, dann würden noch lebende Hefezellen in der Flasche eine Kärung auslösen und der Zucker des Honigs würde nochmal geringfügig den Alkoholwert erhöhen und den Kohlensäuregehalt ebenfalls.

Das wäre ja nicht gewünscht. Also müsste ich den Sud erstmal auf rund 50 Grad erhöhen, hier stirbt die Hefe ab und es wird nichts mehr umgewandelt.

Allerdings würde bei 50 grad auch das enthaltene CO2 verschwinden. Man hätte also ein schales Honigbier.

Also müsste man es wieder zwangskarbonisieren oder?
Ein Fass zu zwangskarbonisieren ist ja kein Problem. Druck der CO2 Flasche erhöhen und dann reichert sich das CO2 im Bier an.

Aber wie kann ich Flaschen dann karbonisieren? Kann ja nicht sein, dass ich jede Flasche einzeln mittels Ventil irgendwie an die CO2 Flasche anschließen muss oder?
OS-Schlingel
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1078
Registriert: Sonntag 2. November 2014, 09:04
Wohnort: Lengerich

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#2

Beitrag von OS-Schlingel »

Hallo Sascha,

ich habe mein erstes Honigbier mit Honig aufgefüllt, bis die Hefe platt war und der Geschmack stabil blieb. Hefe war die Notti.
War aber eine blöde Idee. Das Bier hatte nachher fast 11% ABV, das haut Dich einfach um. Geschmacklich aber sehr lecker.

Besser wäre der Weg über eine Hefe mit einem niedrigen EVG. Windsor, wie von Jan in seinem Buch erwähnt, ist da vorteilhafter.
Rezept "The Chiefs Ale" oder so ähnlich.

Mit dem Erwärmen des Bieres, hast Du vielleicht auch nur einen Teilerfolg. Honig kann Wildhefen enthalten und eine neue, unbekannte
Gärung starten, dass hast Du dann gar nicht mehr im Griff. Daher gibt es bei MMum auch Rezepte, wo der Honig bei Flame out Hopfen-
kochen zugegeben wird.

Viel Erfolg mit Deinem Honigbier.


Gruß

Stephen
Or kindly when his credit's out
Surprise him with a pint of Stout
:Smile
Benutzeravatar
Kurt
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 4363
Registriert: Dienstag 2. September 2003, 18:36
Wohnort: Ulm

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#3

Beitrag von Kurt »

Verschneiden, abfüllen und in der Flasche pasteurisieren!
Benutzeravatar
Alt-Phex
Moderator
Moderator
Beiträge: 9884
Registriert: Mittwoch 1. Februar 2012, 01:05
Wohnort: Düsseldorf

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#4

Beitrag von Alt-Phex »

Sascha77 hat geschrieben: Sonntag 4. Dezember 2022, 03:06 Ich würde gerne ein Honigbier wie Odins Trunk auf den Markt bringen.
Also kommerziell und nicht Hobbymäßig.
Also müsste man es wieder zwangskarbonisieren oder?
Ein Fass zu zwangskarbonisieren ist ja kein Problem. Druck der CO2 Flasche erhöhen und dann reichert sich das CO2 im Bier an.
Zwangskarbonisierung ist bei kommerziellen Bieren nicht erlaubt. Es darf ausschließlich Gärungskohlensäure berwendet werden.

Der Odinstrunk ist ein Biermischgetränk. Das heißt es wird fertiges, filtriertes/pasteuriersiertes Bier mit etwas anderem verschnitten. Das passiert über Drucktanks/Mischtanks und wird dann entsprechend abgefüllt. Das kannst du mit Hobbymitteln und im kleinen Maßstab vergessen.

Mischt du den Honig dem unfiltrierten Bier zu, wird die hefe, wie du schon richtig geschlussfolgert hast, den Zucker im Honig vergären. Allerdings besteht Honig aus 80-90% vergärbaren Zuckern. Da wird also ne Menge Alkohol entstehen und vom Honig bleibt wenig übrig.

Dazu kommt die rechtliche Seite der Medaille. In dem Fall handelt es sich nicht mehr um ein Biermischgetränk, sondern ein Bier das nicht der Verkehrsaufassung entspricht. Ohne eine "Ausnahmegenehmigung für ein besonderes Bier" wäre das schlicht illegal.

Ist wirklich nicht böse gemeint, aber dir fehlt es an vielen Grundlagen um Bier kommerziell herzustellen und zu verkaufen. ich würde dir daher dringend empfehlen, dich zuerst mit diesen Grundlagen, vor allem dem BierStG/BierStV zu befassen. Auch wenn Verstöße oft nicht geahndet werden, können die extrem teuer werden, wenn zur Anzeige kommt.
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<

"Viele Biere werden am Etikettierer gemacht"
Benutzeravatar
§11
Moderator
Moderator
Beiträge: 9357
Registriert: Freitag 30. Oktober 2015, 08:24

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#5

Beitrag von §11 »

Das der Odins Trunk pasteurisiert wird und dann mit Honigverschnitten wird deuten auch die 15°P Stammwürze an bei gerade mal 5,4 Vol% Alkohol.

Am einfachsten, im Hobbymasstab, braust Du ein Bier, lässt es ausgären und nimmst Honig für die Flaschengärung. Die Frage ist ob du damit ausreichend Honigaroma ins Bier bringst, weil die Honigmenge ja relativ gering ausfällt.

Im industriellen Maßstab wird das Bier im Drucktank gemischt, abgefüllt und pasteurisiert. Alles andere, also erst Bier irgendwie pasteurisieren und dann mischen ist Zeitbomben bauen. Du müsstest den Honig ebenfalls pasteurisieren und „steril“ abfüllen. Jeder Keim, der Honig verstoffwechselt, wird zur Infektion führen. Folge ist ein Druckanstieg in der geschlossenen Flasche. Kommerziell bist Du, auf Grund der Produkthaftung voll dafür verantwortlich wenn die Flasche platzt und z.B. jemanden verletzt.

Auch ist die Flaschenpasteurisation von ungefiltertem Bier problematisch. Als Hobbybrauer haben wir ja meist sehr viel Hefe im Bier, die bei der Pasteurisierung zu den selben Fehlaromen wie Autolyse führen kann.

Mal eine andere Frage, was wäre denn dein Aleinstellungsmerkmal oder, anders gefragt, warum sollten die Konsumenten vom „original“ der Schlossbrauerei Fürstlich Drehna, das um die 23 Euro je Kiste kostet, auf dein Produkt umsteigen?

Cheers

Jan
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
https://headlessbrewer.wordpress.com/
Sascha77
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 10
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2022, 06:14

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#6

Beitrag von Sascha77 »

Das Alleinstellungsmerkmal als solches gibt es erstmal nicht, abgesehen davon, dass Odins Trunk teilweise monatelang nicht lieferbar ist und ich Gastronomen kenne, die das eigene Produkt abnehmen würden.

Außerdem würden wir den Vertriebsweg über Mittelaltermärkte gehen, wo ja auch Met verkauft wird.

Da das aber nicht „mal eben“ ist, also die Herstellung, denke ich dass ich dieses Projekt erst angehe, wenn entsprechende fundierte Kenntnisse vorliegen.
Benutzeravatar
Y-L
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 746
Registriert: Mittwoch 17. Februar 2021, 21:09

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#7

Beitrag von Y-L »

Wollte den Odin Trunk auch schon mehrfach nachbrauen.
Egal wie; wurde immer anders als erhofft. Weder Süße noch kräftige Honigaromen. :thumbdown

Werde nächstes Jahr vielleicht wieder ein Honig-Experiment wagen.
Das frische Jungbier auf 60-70°C erhitzen, um die Hefe platt zu machen,
abschließend mit Honig anreichern und im Keg Zwangskarbonisieren.

Einen anderen Weg sehe ich inzwischen nicht mehr...
Zum Glück gibt es Odin Trunk bei uns in vielen Läden (immer) vorrätig.
jaulinho
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 244
Registriert: Donnerstag 2. Dezember 2021, 11:46
Wohnort: Saarbrooklyn - Saarland

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#8

Beitrag von jaulinho »

Y-L hat geschrieben: Montag 5. Dezember 2022, 09:46 Wollte den Odin Trunk auch schon mehrfach nachbrauen.
Egal wie; wurde immer anders als erhofft. Weder Süße noch kräftige Honigaromen. :thumbdown

Werde nächstes Jahr vielleicht wieder ein Honig-Experiment wagen.
Das frische Jungbier auf 60-70°C erhitzen, um die Hefe platt zu machen,
abschließend mit Honig anreichern und im Keg Zwangskarbonisieren.

Einen anderen Weg sehe ich inzwischen nicht mehr...
Zum Glück gibt es Odin Trunk bei uns in vielen Läden (immer) vorrätig.
Nichts für ungut, aber lies Dir den Thread doch nochmals genau durch. Sowohl Jan als auch Bernd schreiben klipp und klar, dass der Honig vor der Pasteurisierung dazu gegeben wird, da du ggf. Mikroorganismen mit einschleppst, die den Zucker im Honig verstoffwechseln und dann hast Du Flaschenbomben produziert.

Wenn man schon unbedingt so ein Experiment machen will, dann ist ein möglichst klares Bier als Ausgangsprodukt sinnvoll. Also Klären bis der Arzt kommt und mehrfach umdrücken und/oder Abschießen. Danach das Bier erwärmen und vor Erreichen der Pasteurisierungstemperatur mit dem Honig mischen und dann möglichst heiß wieder zurück in ein klinisch reines Keg geben, das ein Überdruckventil hat. Dann wird es im schlimmsten Fall halt ein schrottiges Bier, aber keine Bombe. Und dann kannst Du Dir über Zwangskarbonisierung deinen CO2 Gehalt einstellen.

Wie gesagt - kann man probieren, muss man aber nicht.

Viel Erfolg
Tom
Benutzeravatar
Y-L
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 746
Registriert: Mittwoch 17. Februar 2021, 21:09

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#9

Beitrag von Y-L »

Hi Tom,
mir ist bewusst, dass der Honig Mikroorganismen mit einschleppen kann,
und dass oben steht, dass die Honiggabe wohl vor der Pasteurisierung stattfindet.
Auch das Problem der Flaschenbomben ist mir sehr bewusst! :achtung
Trotzdem vielen Dank für deinen Hinweis! Doppelt hält besser! :thumbup

Hätte wohl explizit dazu schreiben sollen, dass ich den Honig beim nächsten Mal in die noch heiße Flüssigkeit geben würde,
um die Mirkoorganismen aus dem Honig ebenfalls platt zu machen, (und weil er sich warm besser und schneller auflösen lässt).

Um das Restrisiko zu minimieren, hab ich natürlich ein Druckmesser am Keg...
...wenn dieser nach 2-3 Tagen nicht ausschlägt, kann Zwangskarbonisiert werden.
:Smile
jaulinho
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 244
Registriert: Donnerstag 2. Dezember 2021, 11:46
Wohnort: Saarbrooklyn - Saarland

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#10

Beitrag von jaulinho »

Y-L hat geschrieben: Montag 5. Dezember 2022, 13:17 Hi Tom,
mir ist bewusst, dass der Honig Mikroorganismen mit einschleppen kann,
und dass oben steht, dass die Honiggabe wohl vor der Pasteurisierung stattfindet.
Auch das Problem der Flaschenbomben ist mir sehr bewusst! :achtung
Trotzdem vielen Dank für deinen Hinweis! Doppelt hält besser! :thumbup

Hätte wohl explizit dazu schreiben sollen, dass ich den Honig beim nächsten Mal in die noch heiße Flüssigkeit geben würde,
um die Mirkoorganismen aus dem Honig ebenfalls platt zu machen, (und weil er sich warm besser und schneller auflösen lässt).

Um das Restrisiko zu minimieren, hab ich natürlich ein Druckmesser am Keg...
...wenn dieser nach 2-3 Tagen nicht ausschlägt, kann Zwangskarbonisiert werden.
:Smile
Na das hört sich doch sehr vernünftig an :) Beim Pasteurisieren würde ich 20 PE anstreben. Pasteureinheiten sind definiert als PE = Zeit * 1,393^(Temperatur-60). Also 20 Minuten bei 60°C oder ca. 45s bei 70°. Da du sicherlich die Temperatur nicht schlagartig erreichst (was ideal wäre), musst Du für Dich ein Mittelding finden. Also bspw. auf 63 Grad hochheizen, kurz verweilen und dann direkt abkühlen.

Gruß
Tom
Benutzeravatar
Y-L
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 746
Registriert: Mittwoch 17. Februar 2021, 21:09

Re: Honigtrunk wie Odins Trunk

#11

Beitrag von Y-L »

jaulinho hat geschrieben: Montag 5. Dezember 2022, 17:00 Beim Pasteurisieren würde ich 20 PE anstreben. Pasteureinheiten sind definiert als PE = Zeit * 1,393^(Temperatur-60). Also 20 Minuten bei 60°C oder ca. 45s bei 70°.[...]
Soweit war ich ins Thema Pasteurisierung noch gar nicht vorgedrungen.
Vielen Dank für diesen Wegweiser!
:Smile
Antworten