Anfänger Ale

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
Antworten
Benutzeravatar
Ras Tafaric
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 290
Registriert: Montag 31. Juli 2023, 17:16

Anfänger Ale

#1

Beitrag von Ras Tafaric »

Moinsen, ich bin dabei meinen Ersten Sud vorzubereiten. Ich kenn die Theorie als brauchbar angelesen, in der Praxis hab ich schon mal ein Brauhaus gesehen und weiss, wie man Bier trinken kann.. Ich bin also etwas nervös, dass ich den Sud nicht versemmel. Bisher hab ich neben Fruchtwein vornehmlich richtig feinen Hopfenmet gebraut. Jetzt will ich in die Königsklasse
Equipment ist ein selbstgeklöppelter Met-Sudkessel von 16l, ein Gasherd, ein selbstgebauter Läuterbottich leider ungetestet, viel Enthusiasmus, zwei Filamentfilter (falls die Läuterung oder der Whirlpool schief gehen). Ich habe vor mit dem Equipment meinen ersten Gehversuch zu machen (oder eher die Arschbombe mittenrein). Wenns gut läuft, wird aufgerüstet.
Ziel der Übung ist es ein rötliches, hopfenmildes, sehr süffiges Obergäriges zu stricken, mit dem man sich nicht vergiftet oder Brechreize auslöst. Ich möcht gern Hallerthauer Tradition als Basis nehmen und Saphir fürs Aroma (die beiden kenn ich und liebe ich vom Metbrauen).

Rezept:

Ausschlag 11l

Schüttung (von my-bier geschrotet mischen lassen)
1200 Wiener
900 Münchner
350 Cara Rot
150 Melanoidin

Rötliche Farbe umd die 25 - 30 EBC

Maische
Hauptguss: 7,8l

59°C Wasser, einmaischen volle Menge --> 55°C
Rastdauer: 10 Min

Heizen auf 65 - 69 (Tendenz um die 67°C) - Kombirast
Rastdauer: 60 min

Abmaischen 78°C
(Aufheizen auf 78 und Feuer aus - dann Rast bis 72°C) ca 10 min

Läutern in Sieb und Sack
Nachguss 76°C - 7,7l
Ergebnis sollte Pfanne-Voll-Würzmenge von 13,7l / 10,8°P --> spindeln

Hopfung (90min gesamt)
8g Hallerthauer Tradition (5,5%) Vorderwürze (ca 15-20 min vor Kochpunkt)
8g Hallerthauer Tradition (5,5%) Kochen (60 min Kochzeit)
10g Saphir (3,2%) Kochen (10 min Kochzeit)

15min Nachisomerierung maximal, vor Whirlpool
Zielwert ca 23-25 IBU

Finale Stammwürze 12,3°P --> spindeln

Gährung
Obergärige Alehefe (Sorte steht aus) bei ca 20°C

Flaschenreife bei 20°C ca 4,5 - 5 g/l CO2 und 5,2%vol am Ende
6 Wochen fürs Finish im Kühli

Hab ich was vergessen?
----------------------------------------------
De gustibus non est disputandum.
Benutzeravatar
maecki-maecki
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 911
Registriert: Mittwoch 30. März 2022, 22:17

Re: Anfänger Ale

#2

Beitrag von maecki-maecki »

Rezept klingt generell gut.
Beim Maischen ist 78° zu viel zum Verzuckern, ich würde auf 72° gehen… Und dann auch dort abmaischen, also nicht mehr zuheizen…

Was hast Du für Wasser?

Mäcki

P.S. Ich würde eine englische Hefe nehmen bei dem Rezept…
Stuggbrew
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 808
Registriert: Samstag 24. Dezember 2022, 07:31
Wohnort: Innsbruck

Re: Anfänger Ale

#3

Beitrag von Stuggbrew »

Hi,

Wie Mäcki schon geschrieben hat liest sich das Rezept schon gut. Nach der Kombirast würde ich auch noch die 72-74C mitnehmen und dann sofort abmaischen. Schau, dass du nicht auf die 80C kommst - also auch immer gut rühren.

Bzgl Hefe. Für mein Red Ale verwende ich die Wyeast 1084 Irish Ale oder die Nottingham (wenn’s trocken sein soll) - beide bislang absolut zuverlässig.
Ich gebe noch einen ganz kleinen Tacken 1-2% Röstgerste dazu um das Rot noch etwas zu pushen. - aber das ist Geschmacksache da es dem Bier natürlich auch eine ganz leicht bittere Note noch mitgibt.

Bei den Hopfen bin ich ein Freund von EKG bei den red ales. Aber wenn du die genannten hast passen die auch relativ gut.

Schöne Grüße und viel Erfolg!
Daniel
Einstiegsklasse: 27l Einkocher, Läuterfeinblech, Eintauchkühler, klassische Gäreimer - Hauptsache es schmeckt :Drink
Benutzeravatar
Ras Tafaric
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 290
Registriert: Montag 31. Juli 2023, 17:16

Re: Anfänger Ale

#4

Beitrag von Ras Tafaric »

Wasser ist leider wirklich steinhart... bis zu 28°dH.
Damit ich am Wasserhahn keine Stalagtiten entwickel, hab ich nen Ionentauscher drin. Plan war, das Wasser zu verschneiden, weil reines Hahnwasser zu viel Natrium enthalten dürfte um noch zu schmecken. Deswegen wollte ich 50% Rohwasser und 50% aus dem Ionentauscher nehmen. Damit bin ich beim Met ganz brauchbar gefahren, ohne dass der Hopfen kratzig oder aufdringlich wurde.

Englische Hefen.. was würdest du empfehlen? Ich kenn Kinzinger vom Fruchtwein und Mangrove Jack vom Met als Hersteller.
Nottingham? London? Yorkshire? Gibt ja tonnenweise Sorten aus UK, die brauchbare Bitter und Ales erschaffen können.

Edit:
East Kent kenn ich nicht, ich weiss, die werden bei vielen Südenglischen Ales verwendet. Hab aber keinen Geschmack am Gaumen, den ich in das geplante Bild einpassen könnt. Versuch macht kluch, falls der erste Sud ein Erfolg wird.

Edit 2:
Also auf 72 aufheizen und dann nochmal 10 Minuten halten, dann abmaischen, richtig?
Zuletzt geändert von Ras Tafaric am Montag 31. Juli 2023, 18:49, insgesamt 2-mal geändert.
----------------------------------------------
De gustibus non est disputandum.
Safari-Guide
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 418
Registriert: Montag 21. September 2020, 12:09

Re: Anfänger Ale

#5

Beitrag von Safari-Guide »

Nimm die S-04, gut und bewährt und als Trockenhefe einfach zu bekommen und zu verwenden.

Erik
Stuggbrew
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 808
Registriert: Samstag 24. Dezember 2022, 07:31
Wohnort: Innsbruck

Re: Anfänger Ale

#6

Beitrag von Stuggbrew »

Ras Tafaric hat geschrieben: Montag 31. Juli 2023, 18:33 Englische Hefen.. was würdest du empfehlen? Ich kenn Kinzinger vom Fruchtwein und Mangrove Jack vom Met als Hersteller.
Nottingham? London? Yorkshire? Gibt ja tonnenweise Sorten aus UK, die brauchbare Bitter und Ales erschaffen können.

Edit:
East Kent kenn ich nicht, ich weiss, die werden bei vielen Südenglischen Ales verwendet. Hab aber keinen Geschmack am Gaumen, den ich in das geplante Bild einpassen könnt. Versuch macht kluch, falls der erste Sud ein Erfolg wird.

Edit 2:
Also auf 72 aufheizen und dann nochmal 10 Minuten halten, dann abmaischen, richtig?
Hefe: wenn du mit Mangrove schon gute Erfahrungen gemacht hast: Mangrove Empire Ale
Ansonsten: Lallemand Nottingham
Oder Safale S-04 (klassische Universalhefe ohne starke Betonung)

East Kent: würzig erdig ein wenig Honig. Eine Alpha Gehalt rund um 6 -6,5 normalerweise; einer meiner Lieblinge bei englischen Bieren;

Zu Edit 2: ja genau. Einfach 10 min noch rasten dann hast ein bisschen mehr Körper / Vollmundigkeit durch die Dextrinrast
Einstiegsklasse: 27l Einkocher, Läuterfeinblech, Eintauchkühler, klassische Gäreimer - Hauptsache es schmeckt :Drink
Colindo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1577
Registriert: Dienstag 16. Februar 2021, 16:36
Wohnort: bei Düsseldorf

Re: Anfänger Ale

#7

Beitrag von Colindo »

Ich empfinde das Aroma von East Kent Golding als recht fruchtig. Rosine und Birne bekomme ich da, wenn ich das 10 Minuten mitkoche. Das erdige konnte ich bisher nur beim Rohhopfen nachvollziehen, davon bleibt nichts im Bier.
Auf Youtube: The British Pint
Benutzeravatar
Ras Tafaric
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 290
Registriert: Montag 31. Juli 2023, 17:16

Re: Anfänger Ale

#8

Beitrag von Ras Tafaric »

maecki-maecki hat geschrieben: Montag 31. Juli 2023, 18:11
Was hast Du für Wasser?

Mäcki
Oha, Mäcki, jetzt hast du glaub ich Pandoras Box geöffnet.
Ich hab mich gestern abend mal etwas zum Thema Wasser belesen. Verdammt, das Thema hab ich als das einfachste von allen gesehen. Grober Fehler, wie ich jetzt weiss, oder einfach mal Naivität. Gut, ich werd dazu mal im entsprechenden Forenbereich ein Thema aufmachen. Das scheint alles andere als einfach zu sein.
Die Frage dürfte mir aber den Sud retten, dass ich es jetzt mitbekommen hab.

Edit
viewtopic.php?t=32464
----------------------------------------------
De gustibus non est disputandum.
Benutzeravatar
Ras Tafaric
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 290
Registriert: Montag 31. Juli 2023, 17:16

Re: Anfänger Ale

#9

Beitrag von Ras Tafaric »

So dann mal die Rückmeldung, da der Brautag gerade zu Ende gegangen ist.
Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt sagt man ja. Ich hatte mir gut eine Platte gemacht wie es mit dem pH Wert werden könnte. Ich hab unverschnittenes hartes Rohwasser genommen. Nach dem einmaischen zeigte das frisch kalibrierte Messgerät dummerweise 4,9 anstatt der erwarteten gerechneten Werte. Da ich kein Natron zur Hand hatte und das Bier ja sowieso Rot-Kupfer werden sollte bin ich also von ausgegangen dass das Malz saurer war als gedacht. Scheiss drauf, bin also ohne Milchsäuregabe weiter im Text. Einmaischen, Rasten abfahren. Jodprobe in schönstem Rot. Passte alles.
Mein Läuterpott Marke Eigenbau war top. Gab wenig Heisstrub.
Stammwürze nach dem Anschwänzen hat mich aber etwas geschockt. Ausbeute war statt der erwarteten 60% bedeutend drüber. Gerechneter Alkoholgehalt wäre 6,5%vol. Also nochmal Wasser heisst gemacht und nachgeschwänzt bis das Refraktometer gut angezeigt hat.
Hopfenkochen lief auch nicht ganz nach Plan... wenn man keine Hitze draufgibt kocht nix. 10 min zu lang Vorderwürzehopfung ist das Ergebnis. Als Ausgleich wurde dann hinterher mit Eis die Würze runtergekühlt und nachisomerieren reduziert.
Jetzt ist die Hefe dran. Hab mich für US-05 entschieden. Gucken wir mal was es wird. Ich hoffe auf Bier.
----------------------------------------------
De gustibus non est disputandum.
Benutzeravatar
Ras Tafaric
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 290
Registriert: Montag 31. Juli 2023, 17:16

Re: Anfänger Ale

#10

Beitrag von Ras Tafaric »

Dann mal die erste Manöverkritik, da gestern auf Flasche gezogen wurde:
Zu allererst: es ist Bier geworden. Wohooo. Erster Sud, nicht gekippt, nicht Sauerbier geworden oder ähnliche Totalschäden.

Farbe: Statt eines satteren Rot ist es ein rötliches braun geworden, ähnlich bestimmter Zwickel, die man als Kaufbier bekommen kann. Für einen rötlicheren Ton muss dann die Schüttung nochmal deutlich angepasst werden. Macht nix, die Farbe ist trotzdem ansehenswert.

Man ist ja neugierig wie ein kleines Kind und deswegen hab ich mal was gezwickelt und mit nem alten Wassermax etwas CO2 drauf gegeben. Ich weiss, nicht optimal, aber Neugier siegt. Kein Buttergeschmack, kein Gemüse, kein Mais, kein Fruchtkorb, es schmeckt wie Bier. Es ist deutlich bitterer als die angestrebten 25IBU. Merke fürs nächste Mal, noch exakter mit der Feinwaage die Hopfengaben abwiegen und anpassen, wenn wie bei mir ein Fehler passiert. Hopfenmet ist deutlich eher geneigt Fehler zu verzeihen als Bier das ist. Das Aroma vom Saphir, wie ich ihn liebe, geht aber schmeckbar rein. Ich bin gespannt, wie sich der Geschmack jetzt entwickelt, wo der Sud auf Flasche liegt.
Eine Woche warm, dann zieht der Sud in den Kühlschrank.
----------------------------------------------
De gustibus non est disputandum.
Stuggbrew
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 808
Registriert: Samstag 24. Dezember 2022, 07:31
Wohnort: Innsbruck

Re: Anfänger Ale

#11

Beitrag von Stuggbrew »

Na dann herzlichen Glückwunsch zum ersten geglücktes Sud!!!
Einstiegsklasse: 27l Einkocher, Läuterfeinblech, Eintauchkühler, klassische Gäreimer - Hauptsache es schmeckt :Drink
Benutzeravatar
jbrand
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 439
Registriert: Dienstag 13. August 2019, 08:32
Wohnort: Ludwigsau

Re: Anfänger Ale

#12

Beitrag von jbrand »

Die Bittere wird sich im Laufe der Reifung und Lagerung auch noch etwas abschwächen und auch besser eingebunden werden. Generell schmeckt das Jungbier meistens noch nicht wirklich gut also wird es bei dir sehr wahrscheinlich ein ganz hervorragendes Bier werden :thumbup
Viele Grüße

Jens
Colindo
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 1577
Registriert: Dienstag 16. Februar 2021, 16:36
Wohnort: bei Düsseldorf

Re: Anfänger Ale

#13

Beitrag von Colindo »

Ras Tafaric hat geschrieben: Dienstag 22. August 2023, 11:55 Farbe: Statt eines satteren Rot ist es ein rötliches braun geworden, ähnlich bestimmter Zwickel, die man als Kaufbier bekommen kann. Für einen rötlicheren Ton muss dann die Schüttung nochmal deutlich angepasst werden. Macht nix, die Farbe ist trotzdem ansehenswert.
Mit den typischen Malzen erzeugt man immer einen rötlichen Braunton. Bei mir hat bisher nur Red X von Bestmalz wirklich einen sichtbar klareren Rotton ergeben als andere Malze, egal wie oft die das Wort "Red" im Namen hatten. Aber auch da ist der Effekt nur dann deutlich, wenn du das zu 80% oder mehr verwendest.

Melanoidinmalz soll einen ähnlichen Effekt haben, das habe ich aber noch nicht benutzt. CaraRed ist definitiv braun.
Auf Youtube: The British Pint
Benutzeravatar
InFlames77
Posting Senior
Posting Senior
Beiträge: 306
Registriert: Freitag 10. Juli 2020, 09:44
Kontaktdaten:

Re: Anfänger Ale

#14

Beitrag von InFlames77 »

Von Weyermann gibt es ein schönes Video das das Thema Rotbier /Red Ale mit Melanoidin und CaraRed behandelt:

Weyermann - Rotbier mit Melanoidin und CaraRed
Gruß
Patrick

„Mit Bier sehen wir die Welt nicht wie sie ist, sondern wie sie sein sollte!“
Benutzeravatar
Ras Tafaric
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 290
Registriert: Montag 31. Juli 2023, 17:16

Re: Anfänger Ale

#15

Beitrag von Ras Tafaric »

20230826_173734.jpg
Jungbier, vor der Lagerung..
Noch gut kräftig im Hopfen. Aber brutal lecker schon.
Fein mit stabilem Schaum, perfekt karbonisiert.
----------------------------------------------
De gustibus non est disputandum.
Stuggbrew
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 808
Registriert: Samstag 24. Dezember 2022, 07:31
Wohnort: Innsbruck

Re: Anfänger Ale

#16

Beitrag von Stuggbrew »

Schaut einmal sehr gut aus! Vor allem der Schaum ist wirklich sehr gelungen.
Und in richtigen Braunflasche statt in PET - auch sehr gut.
Gratuliere dass es jetzt endlich geklappt hat.
Einstiegsklasse: 27l Einkocher, Läuterfeinblech, Eintauchkühler, klassische Gäreimer - Hauptsache es schmeckt :Drink
Benutzeravatar
Ras Tafaric
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 290
Registriert: Montag 31. Juli 2023, 17:16

Re: Anfänger Ale

#17

Beitrag von Ras Tafaric »

Ausgereift...
Eine lass ich stehen, damit ich in 4 Wochen nen Vergleich habe. Der Rest ist irgendwie verdunstet.. scheint bei Erstsuden oft zu passieren, wobei die physikalischen Gründe der Verdunstung noch Thema umfangreicher wissenschaftlicher Kontroversen ist.
Dateianhänge
20230910_111945.jpg
----------------------------------------------
De gustibus non est disputandum.
Antworten