Obergäriges Bier Richtung Pülleken

Fragen und Diskussion rund um Rezepturen zum Bierbrauen
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Linueschen
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Obergäriges Bier Richtung Pülleken

#1

Beitrag von Linueschen »

Moin allerseits.

Ich plane momentan mein nächstes Bier und bräuchte mal euren Rat
Das Ziel ist ein Bier welches angenehme malzige süße und den frischen Hopfen Geschmack vereint. (Um es anders zu beschreiben, etwa in die Richtig Helles Pülleken von Veltins)
Mein bisheriger Stand ist:

Rezept:
Malz: 3kg Pilsner
Hopfen: noch nicht entschieden
Hefe: Fermentis SafAle US-05

Ausschlagwürze ca. 15l

Einmaischen:50°C
Eiweißrast:55°C / 10min
Maltoserast: 64°C / 40min
Verzuckerungsrast: 72°C / 20min
Abmaischen: 78°C

Kochen:
90 min
Hopfengaben:
Abhängig vom Hopfen

Karbonisierung und Nachgärung:
Je nachdem wie schnell die Hefe ist: 3-5 Wochen bei Kellertemp. (10-15°C)

Hier noch ein paar Worte zu meinen Gedanken und warum ich mich für was entschieden habe.
Ich wähle nur ein Malz, weil es mir eigentlich zu schade ist, etwas wegzuschmeißen. Außerdem habe ich keine Lust Malz bei mir zu Lagern, am Ende des Tages wird mir das schlecht -> Wäre verschwendet.
Für den Hopfen würde ich möglichst auch nur eine Sorte nehmen. (Selbes Problem wie beim Malz)
Bei der Hefe wird´s ein wenig exotisch. Ich habe die SafAle US-05 gewählt, obwohl sie eigentlich nicht zu einem Hellen Bier passt. Das liegt daran das ich eine möglichst geschmacksneutrale Hefe nutzen will und der Temperaturbereich einfach perfekt für mich zu bewältigen ist.(Ich kann konstante 20°C bieten -> Perfekter Temp. Bereich)
Ich Bestelle bei Braupartner falls das relevant sein sollte.

Nun, warum schreibe ich das hier. Ich brauche eure Hilfe. Ich bin noch recht neu und hab dementsprechend nicht so viel Erfahrung. Bitte klärt mich auf ob meine Gedankenansätze in irgendeiner Form sinnig sind und was ich verbessern kann. Ich nehme jegliche Kritik gerne zu herzen und würde mich über eure Tipps freuen. (Bitte verurteilt mich nicht über mein Halbwissen, ich weiß es einfach bis jetzt noch nicht besser)
Zuletzt geändert von Linueschen am Freitag 1. März 2024, 23:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Juergen_Mueller
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Re: Brauplanung

#2

Beitrag von Juergen_Mueller »

Linueschen hat geschrieben: Freitag 1. März 2024, 22:09 (...)
in die Richtig Helles Pülleken von Veltins)
(...)
Ein bisschen Schade, dass du keine höheren Ansprüche hast. :Smile

Davon ab, mit einer obergärigen Hefe wirst du sowieso kaum/nicht ein untergäriges Bier imitieren können. Aber trotzdem kanns ein leckeres Bier werden.
Was dir vorschwebt, nennt sich SMASH (Single Malt And Single Hop). Die Kunst dabei ist das gute Handwerkliche. Die Prozesse müssen stimmen weil eventuelle Fehler nicht hinter Caramalzen, exorbitanten Hopfengaben, etc. versteckt werden können. Von daher ist ein gutes SMASH kein Anfängerbier.

Aber andererseits bietet ein SMASH quasi ideale Voraussetzungen um eben diese handwerklichen Schwächen aufzudecken. Man kann sehr viel dabei lernen, was es dann doch irgendwie zum Anfängerbier macht. :redhead

Give it a try,
Gut Sud!
Kompetent im Promillebereich
Gruß
Jürgen
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maecki-maecki
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Re: Brauplanung

#3

Beitrag von maecki-maecki »

Hmm,

also auch mit einer ‚neutralen‘ obergärigen Hefe wird das Bier sicher anders als das Vorbild. Wenn Dir das klar ist: go on!

Bei den untergärigen dürfte Tauroplu‘s Landbier in eine ähnliche Richtung gehen wie das Pülleken, vielleicht kannst Du dort weitere Anregungen gewinnen: https://www.maischemalzundmehr.de/index ... tte=recipe

Meine Tipps:
- reine Pilsner Schüttung mit Infusion dürfte zu neutral werden und nicht an das Vorbild herankommen. Oder denk über Dekoktion bzw. Earl’sche Kochmaische nach.
- Wenn Du nur ein einziges Malz ohne Dekoktion verwenden magst denk mal über Wiener nach
- Der Hopfen sollte einen leichten Hauch Orange/Zitrus mitbringen - wenns klassisch sein soll vielleicht Hersbrucker, etwas ‚moderner‘ Huell Melon, Callista oder Monroe? Ich würde auf ca. 25 IBU kalkulieren mit 2 oder drei Kochgaben.

Und noch eine Bitte: Der Titel des Fadens ist schlecht gewählt - man weiss nicht, was einem erwartet.. Wie wärs mit ‚Obergäriges Bier Richtung Pülleken‘?

Mäcki
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Juergen_Mueller
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Re: Brauplanung

#4

Beitrag von Juergen_Mueller »

Vielleicht noch: die Flaschengärung und Reifung solltest du auch bei 18-20° durchführen. Dann, so nach 3-4 Wochen kannst du das Bier in den Kühlschrank stellen, einige Tage lang bis die Neugierde zu stark ist.
Kompetent im Promillebereich
Gruß
Jürgen
Linueschen
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Re: Obergäriges Bier Richtung Pülleken

#5

Beitrag von Linueschen »

Es muss tatsächlich nicht zwingend nur ein Malz werden. Einschränkend für mich ist nur, dass ich erst ab 1kg bestellen kann und ich nicht 2kg Pilsner und 1kg Caramalz mischen wollte, weil das, von dem was ich gesehen habe an Rezepten, nach sehr überdimensional viel Caramalz klang.
Eine Mischung aus Beispielsweise 1kg Pilsner, 1kg Wiener und 1kg Caramalz wäre also auch möglich, nur eine Mischung aus z.B. 2,7kg Pilsner, 200g Wiener und 100g Caramalz gestaltet sich aufgrund der oben genannten Problematik als schwierig. Wie sinnvoll eine 33/33/33 Mischung wäre allerdings auch fraglich.
Bezüglich der Hefe wollte ich mich auch nicht festlegen. Eine Hefe wie Saflager W-34/70 wäre theoretisch auch möglich, hier aber wieder das Problem das ich keine Möglichkeit habe das Bier bei einer konstanten Temperatur zu lagern. Möglich wäre, im recht schlecht isolierten Keller, wahrscheinlich eher schwankende Temperaturen zwischen 8-15°C (geschuldet der Außentemperatur momentan). Die US 05 hat mich nur so "angelacht" wegen ihrem Temperaturbereich.
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Innuendo
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Re: Brauplanung

#6

Beitrag von Innuendo »

Bei 20°C Gärung riecht die US05 eher wie eine Douglas Filiale. kühler vergären wäre mMn für ein neutrales OG besser.
Malzig süß würde ich mit PiMa und 40min Maltoserast nicht erwarten. 10-20% WiMa und eine Kombirast wäre für die Anforderung mein Ding. Wenn es bei einer Malzsorte bleiben soll, wäre 1/3 Dickmaische ziehen, 10-15min auf 72°C rasten, kochen und in den Rest auf 67°C zubrühen ein Option.
Beim Hopfen wäre der Allrounder Hall. Perle mit den Gaben 60min Bitterung, 20min Geschmack und ein paar Pellets im WP unter 80 Grad für den Geruch eine Idee. Bei einer Kochdauer von 75min.
Zuletzt geändert von Innuendo am Samstag 2. März 2024, 05:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Ras Tafaric
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Re: Obergäriges Bier Richtung Pülleken

#7

Beitrag von Ras Tafaric »

Es gibt Braushops die dir 10g genau geschrotetes Malz liefern. Ich hab auch null Lagerhaltung und bestell genau was ich brauch für jedem Braugang.
Die US 05 wird ziemlich trocken, weil sie gut hochvergärt. Würde bei Rezept für etwas Körper so 10% CaraHell mit reinsetzen.

Falls ich Werbung machen darf..
Hopfen&Mehr
Brauen.de
Und ein paar andere bieten Kleinmengen an. Dort kannst du dir 300g caramalze holen.

Was dein Rezept betrifft, zu warm gegorene US-05 wird ein finsteres Gebräu. Mein erster Sud war ein Red Ale damit und in der September Hitzewelle gegoren. Gab Kopfschmerz nach 3 Flaschen. Halt die Gute kühl, eher kühler als zu warm. Und lager das abgefüllte Bier lang genug. Die US-05 sedimentiert beschissen. Die braucht Zeit für klares Bier.
Gut Sud..
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Linueschen
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Re: Obergäriges Bier Richtung Pülleken

#8

Beitrag von Linueschen »

Ras Tafaric hat geschrieben: Samstag 2. März 2024, 01:09
Falls ich Werbung machen darf..
Hopfen&Mehr
Brauen.de
Vielen Dank für den Tipp. Hopfen und Mehr werde ich dann mal ausprobieren.
Da das Malz Problem nun aus der Welt ist und ich mit ach und krach im Keller auch ein untergäriges hinbekomme (wenn die Hefe nicht so ganz empfindlich ist) würde ich doch gerne noch ein paar Rezeptvorschläge von euch entgegennehmen. Mir ist nur nach wie vor wichtig dass das Bier eine angenehme süße hat, aber dennoch eine schöne bittere und ein angenehmes Hopfenaroma aufweist (ebend ähnlich wie ein Pülleken. Angemerkt, es muss nicht 1 zu 1 wie ein Pülleken schmecken das ist nur ein Orientierungspunkt).
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Ras Tafaric
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Re: Obergäriges Bier Richtung Pülleken

#9

Beitrag von Ras Tafaric »

Ein schön kühl vergorenes Obergäriges ist ein guter Einstieg zum Gefühl für die Stellschrauben zu bekommen.
Was mir persönlich gut schmeckt ist das altdeutsche Helle von tauroplu (MMuM hat das Rezept). Ich hab diese Würze mittlerweile mit allerlei verschiedenen Hefen getestet, sogar untergärig mit S23. Wird immer ein verdammt trinkbares Bierchen.
Top sind z.b. Kölsch Hefen oder neutral bei um die 18°C vergorene OGs. Die beste fand ich bisher die BRY-97 West Coast. Das war am balanciertesten und extrem stimmig.
Für mehr Süsse kann man halt die Maltoserast etwas kürzen und die Dextrinrast dafür verlängern. Ganz nach Geschmack.
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