Deutsche Reinheit, deutscher Durst

Hier kommt alles rein, was woanders keinen Platz hat.
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Bielsteinbraeu
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Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#1

Beitrag von Bielsteinbraeu »

Happy Birthday! 500 Jahre Reinheitsgebot Deutsche Reinheit, deutscher Durst
http://www.deutschlandradiokultur.de/ha ... _id=351104
Ein Bierblues Von Peter Schanz
Das Bayerische Reinheitsgebot wird 500 Jahre alt. Höchste Zeit, diesen Hopfen &
Malz-Fundamentalismus zu hinterfragen: Was kommt wirklich rein ins Bier? Was fehlt
ihm?
Verhindert der Abgrenzungsfuror eine Weiterentwicklung der Braukünste? Verliert das
Deutsche Brauwesen aus Sturheit seine weltweite Anerkennung?
Von Flensburg bis zum Bodensee werden alte und neue Sudstätten heimgesucht,
werden Brauer, Trinker und andere Spezialisten zu Wort gebeten.
Heute Morgen kam im Deutschlandradio eine interessante Sendung zum Thema.
Nachzuhören unter http://ondemand-mp3.dradio.de/file/drad ... d05d51.mp3
Toller umfassender Beitrag ! ++gut

Allzeit Gut Sud
Hopfen und Malz rein in den Hals

Jürgen
Laß den Alltag hinter Dir
entspann Dich bei einem selbstgebrauten Bier --- RHG - Nein danke
kirmes
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#2

Beitrag von kirmes »

Ich denke, dass mit den vielen Hofpensorten, Hefe- und Malzsorten genügend Spielraum zum experimentieren bleibt. Man sollte sich nicht immer der aktuellen Mode unterwerfen die meist kurzfristig ist.

Es kommt der Tag an dem wieder alle auf das Reinheitsgebot wert legen wenn sie die Lust am grenzenlosen gepansche verlieren. Kann ja jeder brauen wie er will, solange man weis was drin ist kann ich mir aussuchen was ich trinke und was nicht.
Auf Brotgewürze ect. im Bier kann ich jedenfalls verzichten. Brauche nicht um jeden Preis ein neues Geschmackserlebnis. Mit den vorhandenen Biersorten gibt es auch genug Abwechslung
Es muss doch nicht immer zwingend alles was "alt" ist über den Haufen geworfen werden.
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ggansde
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#3

Beitrag von ggansde »

Man sollte sich nicht immer der aktuellen Mode unterwerfen die meist kurzfristig ist.
sich aber z.B. in Belgien bereits seit Jahrhunderten etabliert hat oder sogar in DE über Jahrhunderte usus war. :P
VG, Markus
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"Durst ist schlimmer als Heimweh"
Insofern dieser Beitrag nicht durch MOD MODE ON gekennzeichnet ist, enthält er lediglich die Meinung eines gewöhnlichen Benutzers
El Gordo

Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#4

Beitrag von El Gordo »

kirmes hat geschrieben:Ich denke, dass mit den vielen Hofpensorten, Hefe- und Malzsorten genügend Spielraum zum experimentieren bleibt. Man sollte sich nicht immer der aktuellen Mode unterwerfen die meist kurzfristig ist.

Es kommt der Tag an dem wieder alle auf das Reinheitsgebot wert legen wenn sie die Lust am grenzenlosen gepansche verlieren. Kann ja jeder brauen wie er will, solange man weis was drin ist kann ich mir aussuchen was ich trinke und was nicht.
Auf Brotgewürze ect. im Bier kann ich jedenfalls verzichten. Brauche nicht um jeden Preis ein neues Geschmackserlebnis. Mit den vorhandenen Biersorten gibt es auch genug Abwechslung
Es muss doch nicht immer zwingend alles was "alt" ist über den Haufen geworfen werden.
Natürlich muss man ab und zu alles über den Haufen werfen was alt ist, sonst würden wir immer noch auf den Bäumen sitzen.
Bier, das nicht nach dem "RHG" gebraut wird, ist keine Mode, sondern auf der ganzen Welt ganz normal, nur bei uns nicht.
Diese Sichtweise erfordert sehr große Scheuklappen und einen extrem hohen Tellerrand.
Wenn man mal z.B. in Belgien auf einem Bierfesival war und sieht, was es da für irre Sachen gibt, dann bekommt man Depressionen bei dem Gedanke an den heimischen Getränkeladen.
Und wenn es doch so viel Spielraum mit den drei Zutaten gibt, warum verbietet man dann, dass es noch einen viel viel größeren Spielraum gibt?

Ok, sinnlose Diskussion, da es nicht darum geht, was Sinn macht, sondern darum, was sich gut anfühlt.


Stefan
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#5

Beitrag von Freetoast »

:popdrink :thumbsup
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Neubierig
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#6

Beitrag von Neubierig »

El Gordo hat geschrieben: Natürlich muss man ab und zu alles über den Haufen werfen was alt ist, sonst würden wir immer noch auf den Bäumen sitzen.
Bier, das nicht nach dem "RHG" gebraut wird, ist keine Mode, sondern auf der ganzen Welt ganz normal, nur bei uns nicht.
Diese Sichtweise erfordert sehr große Scheuklappen und einen extrem hohen Tellerrand.
Wenn man mal z.B. in Belgien auf einem Bierfesival war und sieht, was es da für irre Sachen gibt, dann bekommt man Depressionen bei dem Gedanke an den heimischen Getränkeladen.
Und wenn es doch so viel Spielraum mit den drei Zutaten gibt, warum verbietet man dann, dass es noch einen viel viel größeren Spielraum gibt?

Ok, sinnlose Diskussion, da es nicht darum geht, was Sinn macht, sondern darum, was sich gut anfühlt.


Stefan
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inem
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#7

Beitrag von inem »

kirmes hat geschrieben:Man sollte sich nicht immer der aktuellen Mode unterwerfen die meist kurzfristig ist.
Dem stimme ich voll zu. Nachdem Deutschland eine reiche Brautradition hat, sollte man sich nicht der aktuellen Mode - sich tatsächlich ans RHG zu halten - unterwerfen.
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flying
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#8

Beitrag von flying »

Ich denke, dass mit den vielen Hofpensorten, Hefe- und Malzsorten genügend Spielraum zum experimentieren bleibt. Man sollte sich nicht immer der aktuellen Mode unterwerfen die meist kurzfristig ist.
Na klar, die 200 neuen Hopfensorten wurden natürlich ganz natürlich über Jahrhunderte von alten Muttchens in Hinterhöfen und Schrebergärten gezüchtet. Das da der Onkel Gendoktor mit der DNA-Schere nachhilft ist sicher nur ein böses Gerücht?
Wenn man Hopfen designt der nach Rosmarin schmeckt, braucht man dieses widerliche, unreine Originalkraut gottseidank ja nicht zu nehmen. Soweit also alles toppy :Greets
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#9

Beitrag von grüner Drache »

Hallo!

Mir geht es beim RHG nicht darum Biere mit anderen Zutaten außer die dem RHG entsprechenden zu verbieten oder abzuwerten, es geht wie auch den Leuten von der Brauerei in Berlin-Wedding um die Qualität, welche wiederum abhängig ist von der Möglichkeit ist, diese zu beurteilen.
Hierzu gehören natürlich zahlreiche Faktoren, subjektive wie objektive, und eben auch welche Sachen man miteinander vergleicht.
Hält man den Rahmen halt so eng wie er vom RHG vorgegeben wird, kann man mehr Feinheiten im Vergleich heranziehen und die Handwerkskunst bekommt einen größeren Stellenwert im Vergleich, was nicht heisst dass z.B. Gosen Kunstpfuscherei sind, aber eben speziell betrachtet werden sollten.
Eine solche dezitierte Betrachtung ist auch eher was für den Spezialisten, aber nicht für den normalen Konsumenten.
Ich bleib daher spezialistisch, und sage, diese nich "RHG-konformen" Brauspezialitäten sollten nicht verboten werden, aber sind und bleiben eine Randerscheinung- aber das liegt nicht am RHG sondern am Konsumenten an sich, der bleibt lieber bei dem was er einmal kennt - ist nicht nur beim Bier so und dieses Verhalten wird von der Werbung auch entsprechend genutzt - ein Markenbewusstsein schaffen nennt man das da ... :Notme
Allzeit gut Sud!
:Drink
Ciao, Alex !
Der grüne Drache zu Wasserau - Dort brauen sie ein Bier so braun, dass selbst der Mann im Mond kam schauen ...
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Ladeberger
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#10

Beitrag von Ladeberger »

Im Grunde geht diese ganze Diskussion doch um eine bayerische Sonderproblematik, weil deren Landtag auf einer Regelung aus Zeiten des Deutsches Kaiserreichs besteht, wonach kein Bier außerhalb des RHG gebraut werden darf.

Welche Brauerei durfte im restlichen Deutschland welches Bier wann und warum nicht brauen? Ich stelle diese Frage in fast jedem RHG Thread, es gibt nie eine Antwort. Das wäre im konkreten Fall doch ein ziemlicher Aufreger und müsste sich herumsprechen.

Gruß
Andy
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Neubierig
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#11

Beitrag von Neubierig »

Ladeberger hat geschrieben:Im Grunde geht diese ganze Diskussion doch um eine bayerische Sonderproblematik, weil deren Landtag auf einer Regelung aus Zeiten des Deutsches Kaiserreichs besteht, wonach kein Bier außerhalb des RHG gebraut werden darf.

Welche Brauerei durfte im restlichen Deutschland welches Bier wann und warum nicht brauen? Ich stelle diese Frage in fast jedem RHG Thread, es gibt nie eine Antwort. Das wäre im konkreten Fall doch ein ziemlicher Aufreger und müsste sich herumsprechen.

Gruß
Andy
Ich war letzte Woche beim Rheinhessen-Bräu, Mainz, um den Rezept für mein Gewinnerbier (Mainzer Craftbiermesse) zu diskutieren. Es kam die Frage "wie hattest Du karbonisiert?" - Antwort "Flaschengärung mit Traubenzucker". "OK, das können wir natürlich nicht - es wird wie normal karbonisiert werden müssen". Natürlich ist es mir egal, wie es karbonisiert wird, ich konnte das aber nicht so lassen: "OK, per RHG stimmt's, das Bier wird aber obergärig vergoren, und laut dem vorläufige Biergesetz von wann-auch-immer ist Zucker erlaubt". "Ja, wir brauen aber nach dem RHG".

Die machen es freiwillig, vermutlich weil das ist was die Kunden erwarten (vermutlich auch, weil die selbst davon überzeugt sind), und das ist sicher einen sehr motivierende Einfluss. RHG Biere werden verlangt, und so das ist das, was produziert wird.

Cheers,

Keith :-)
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gulp
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#12

Beitrag von gulp »

Was fürn Gebot? :Grübel

Die geballte Inkompetenz:

-"Vor 6000 Jahren hat ein schussliger Bauer in Mesopotamien einen Laib Brot vergessen und 2 Tage später war das Bier." :Ahh
-"Atmen sie Gärungskohlensäure ein, wenn sie Verschleimungen auf der Lunge haben." Ruhe sanft, da hat man auch sonst keine Probleme mehr. :Shocked
-"die Mittelfranken können meisten kein Bier brauen, tun aber so". Komm du mal nach Nürnberg. :P
-Rätsch als Fachmann für Bier? Der glaubt heute noch, dass Märzen ein Leichtbier mit umme 4% Alk. ist (steht so in seinem Buch). :Ahh

Ja gut sicherlich, am Besten war noch das Oktoberfest: "Wenn man Bier trinken, will man besoffen" und alle Fragen offen. :P

Gruß
Peter
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Ein Bayer ohne Bier ist ein gefährlich Thier!

https://biergrantler.de
https://stixbraeu.de
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Ladeberger
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#13

Beitrag von Ladeberger »

Neubierig hat geschrieben: Die machen es freiwillig, vermutlich weil das ist was die Kunden erwarten (vermutlich auch, weil die selbst davon überzeugt sind), und das ist sicher einen sehr motivierende Einfluss. RHG Biere werden verlangt, und so das ist das, was produziert wird.
Ja, ich glaube das spielt eine große Rolle. Viele Craftbrauer, die sich nicht trauen bzw. nicht wollen außerhalb des RHG zu brauen, aber gleichzeitig das Revoluzzer-Image bedienen, schieben das Problem gerne auf die "restriktive Rechtslage" - was sie bei weitem nicht mehr ist. Wenn man sich als Craftbrauer auf die vier Grundzutaten beschränkt - was ich an sich super finde - dann doch bitte einfach dazu stehen und nicht diesen "das RHG hat's verboten" Mythos aufrecht erhalten.

Gruß
Andy
Fe2O3
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#14

Beitrag von Fe2O3 »

grüner Drache hat geschrieben: (...) diese nich "RHG-konformen" Brauspezialitäten sollten nicht verboten werden, aber sind und bleiben eine Randerscheinung
Davon bin ich auch überzeugt. Sie waren eine Randerscheinung im totalen Nieschen-Dasein, wachsen zwar zur Zeit, aber sie werden eben immer eine (positive?) Erscheinung am Rand bleiben.
Ich hatte vor kurzem eine Diskussion (mit Ergebnis "We agree to disagree") mit jemandem, der total PRO RHG war, mit dem Argument "man müsse weiterhin RICHTIGES Bier bekommen, wenn man in der Dorfkneipe 'ein Bier' bestellt"...
Leider bin ich mit meinem Gegenargument, dass selbst WENN auch in Bayern Wit, Coffee-Porters oder ähnliches als "Bier" bezeichnet werden darf, es ganz sicher NIE dazu kommen wird, dass der "Stammtisch-Spezl" ein Bier bestellt, und dann ein IPA oder Wit hingestellt kriegen wird. 90% der ausgeschenkten Biere werden weiterhin Helle, Märzen etc. sein.
Das etwas absurdeste Argument fand ich, dass schließlich Bier "das einzige ist, was den Menschen noch bleibt in dieser sich immer schneller modernisierenden Welt", und daher das Reinheitsgebot uneingeschränkt bestand haben soll...

Es war recht schnell ersichtlich, dass wir auf keinen gemeinsamen grünen Zweig kommen ^^

lG
Martin
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#15

Beitrag von Bitter »

Gott sei dank, haben wir 1879 nicht das automobile Reinheitsgebot eingeführt, sonst würden wir noch alle in Einzylinder Karren mit 0,55 kW durch die Gegend kriechen! Ach Quatsch, wir würden vernünftige Autos aus z.B. Belgien importieren! :Bigsmile

Gruß Lothar
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#16

Beitrag von bierhistoriker.org »

inem hat geschrieben:
kirmes hat geschrieben:Man sollte sich nicht immer der aktuellen Mode unterwerfen die meist kurzfristig ist.
Dem stimme ich voll zu. Nachdem Deutschland eine reiche Brautradition hat, sollte man sich nicht der aktuellen Mode - sich tatsächlich ans RHG zu halten - unterwerfen.
Wer zwingt Euch denn, sich der Mode zu unterwerfen ? Gibt es irgendein Gesetz, dass ihr dieses "neumodische Bier" trinken müsst?

Liebe RHG - Fanatiker, meidet doch die Biere, die aus eurer Sicht "Teufelswerk" sind, aber lasst in Gottes Namen die Leute selbst entscheiden,
was sie trinken und brauen wollen, der Schutz der Bevölkerung vor "Vergiftung" ist durch Lebensmittelrecht ausreichend gegeben.
Liebe Traditionsbrauer, braut ordentliches Bier , dann braucht ihr auch keine Angst vor "ausländischen Panschern" zu haben !
Ich trinke gerne auch mal ein Kriek, ein Lambic, eine Gueuze, ein Milk stout - alles traditionelle Biere - nur nicht bei uns :Bigsmile

Gruß

Jürgen
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inem
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#17

Beitrag von inem »

bierhistoriker.org hat geschrieben:
inem hat geschrieben:...
Liebe RHG - Fanatiker, ...
Ich empfehle noch mal aufmerksam zu lesen...
fufi
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#18

Beitrag von fufi »

Ohne jetzt den Thread hier komplett intensiv gelesen zu haben: was mich bei RHG-Verfechtern immer mal wieder stört, ist dieses extreme Herumgereite auf vermeintlichen Traditionen und dann noch das dazugehörige Eingeständnis: "Na gut, wenn es traditionell überlieferte Bierstile wie Gose sind, dann kann man das im Sinne der Tradition schon akzeptieren und Sonderregelungen für ebendiese aufstellen". Hauptsache alles hat historischen Ursprung, man gibt somit dem "Neuen" gar keine Chance. Abgesehen von oft falschen Hintergrundinfos zur Geschichte werden aktuelle Faktenlage, Entwicklung und potentielle Zukunft einfach ausgeblendet und stur auf gelerntem beharrt. Wer sagt denn, dass ein Bierstil scheiße ist, der erst ein Jahr existiert und mit Hopfen, Malzen und wasweißichfürzutaten arbeitet, die es erst 2 Jahre gibt (rein hypothetisch)? Warum sollte man die Entwicklung blockieren oder im Extremfall 500 Jahre warten, nur um dieses Bier im Sinne der "alten Tradition" neu zu entdecken?
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§11
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#19

Beitrag von §11 »

fufi hat geschrieben:Ohne jetzt den Thread hier komplett intensiv gelesen zu haben: was mich bei RHG-Verfechtern immer mal wieder stört, ist dieses extreme Herumgereite auf vermeintlichen Traditionen und dann noch das dazugehörige Eingeständnis: "Na gut, wenn es traditionell überlieferte Bierstile wie Gose sind, dann kann man das im Sinne der Tradition schon akzeptieren und Sonderregelungen für ebendiese aufstellen". Hauptsache alles hat historischen Ursprung, man gibt somit dem "Neuen" gar keine Chance. Abgesehen von oft falschen Hintergrundinfos zur Geschichte werden aktuelle Faktenlage, Entwicklung und potentielle Zukunft einfach ausgeblendet und stur auf gelerntem beharrt. Wer sagt denn, dass ein Bierstil scheiße ist, der erst ein Jahr existiert und mit Hopfen, Malzen und wasweißichfürzutaten arbeitet, die es erst 2 Jahre gibt (rein hypothetisch)? Warum sollte man die Entwicklung blockieren oder im Extremfall 500 Jahre warten, nur um dieses Bier im Sinne der "alten Tradition" neu zu entdecken?
Weil genau dieses Totschlagargument auch von RHG Gegnern ins Feld gefuehrt werden. Ich erinnere nur an die immer selbe alte Leier vom PVPP als Stabilisator, der auch nach der Filtration in Spuren im Bier sein darf.

Ich frag mich halt immer wieder warum ein Bier das mit was auch immer gebraut wird, unbedingt Bier heissen muss? Mich nervt es hier in den USA z.B. tierisch das jeder Schinken Schwarzwaeldr heissen darf, auch wenn es sich um einen billigen Kochschinken handelt.

Waere doch so einfach. Man verschaerft die Deklarationspflicht und erweitert die Bezeichnung Bier eben auf die entsprechenden Gattungen wie Stout, Gose usw. Dann Weiss der (interessierte) Verbraucher doch auch was er im Glas hat. Und der uninterssierte bestellt weiterhin "ein Bier" und bekommt sein gewohntes RHG konformes Bier.

Ich sehe naemlich ueberhaupt keine Veranlassung das RHG fuer die bei uns ueblichen Biersorten zu erweitern. Was, ausser Kosteneinsparung, bringt Rohfrucht in einem hellen Lagerbier?
„porro bibitur!“
Die Seite zum Buch "Bier brauen" https://www.jan-bruecklmeier.com/
Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
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inem
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#20

Beitrag von inem »

grüner Drache hat geschrieben:Hält man den Rahmen halt so eng wie er vom RHG vorgegeben wird, kann man mehr Feinheiten im Vergleich heranziehen und die Handwerkskunst bekommt einen größeren Stellenwert im Vergleich, was nicht heisst dass z.B. Gosen Kunstpfuscherei sind, aber eben speziell betrachtet werden sollten.
Eine solche dezitierte Betrachtung ist auch eher was für den Spezialisten, aber nicht für den normalen Konsumenten.
Entschuldigung, aber das ist doch weit her geholt. Ein dem RHG entsprechendes Stout oder IPA sind doch von einem Alt weiter entfernt als eine milde Gose. Das ist noch weniger vergleichbar. Auf der anderen Seite ist Rohfrucht verboten? Roggen nur untergärig (oder obergärig, ich verwechsel das immer?). Mit Vergleichbarkeit hat das nichts zu tun - nur mit Konsumententäuschung.
§11 hat geschrieben:Weil genau dieses Totschlagargument auch von RHG Gegnern ins Feld gefuehrt werden. Ich erinnere nur an die immer selbe alte Leier vom PVPP als Stabilisator, der auch nach der Filtration in Spuren im Bier sein darf.

Ich frag mich halt immer wieder warum ein Bier das mit was auch immer gebraut wird, unbedingt Bier heissen muss? Mich nervt es hier in den USA z.B. tierisch das jeder Schinken Schwarzwaeldr heissen darf, auch wenn es sich um einen billigen Kochschinken handelt.

Waere doch so einfach. Man verschaerft die Deklarationspflicht und erweitert die Bezeichnung Bier eben auf die entsprechenden Gattungen wie Stout, Gose usw. Dann Weiss der (interessierte) Verbraucher doch auch was er im Glas hat. Und der uninterssierte bestellt weiterhin "ein Bier" und bekommt sein gewohntes RHG konformes Bier.

Ich sehe naemlich ueberhaupt keine Veranlassung das RHG fuer die bei uns ueblichen Biersorten zu erweitern. Was, ausser Kosteneinsparung, bringt Rohfrucht in einem hellen Lagerbier?
Warum sollte ein Bier das mit was auch immer gebraut wurde nicht Bier heißen? Nur weil vor 500 Jahren irgendjemand ein paar Zutaten begrenzt hat und sich dann 400 Jahre eh keiner daran gehalten hat? Ein Bier das nach dem RHG gebraut wurde, darf gerne RHG Bier heißen, aber wieso sollte ein anderes Bier nicht Bier heißen dürfen? Eher sollte nur etwas RHG genannt werden dürfen, wo keine Spuren von was auch immer nicht RHG-konformen enthalten sein dürfen.

Rohfrucht kann auch schöne Trübung machen, dann braucht man keinene perversen Verrenkungen mit toter Hefe machen.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#21

Beitrag von §11 »

inem hat geschrieben:
grüner Drache hat geschrieben:Hält man den Rahmen halt so eng wie er vom RHG vorgegeben wird, kann man mehr Feinheiten im Vergleich heranziehen und die Handwerkskunst bekommt einen größeren Stellenwert im Vergleich, was nicht heisst dass z.B. Gosen Kunstpfuscherei sind, aber eben speziell betrachtet werden sollten.
Eine solche dezitierte Betrachtung ist auch eher was für den Spezialisten, aber nicht für den normalen Konsumenten.
Entschuldigung, aber das ist doch weit her geholt. Ein dem RHG entsprechendes Stout oder IPA sind doch von einem Alt weiter entfernt als eine milde Gose. Das ist noch weniger vergleichbar. Auf der anderen Seite ist Rohfrucht verboten? Roggen nur untergärig (oder obergärig, ich verwechsel das immer?). Mit Vergleichbarkeit hat das nichts zu tun - nur mit Konsumententäuschung.
§11 hat geschrieben:Weil genau dieses Totschlagargument auch von RHG Gegnern ins Feld gefuehrt werden. Ich erinnere nur an die immer selbe alte Leier vom PVPP als Stabilisator, der auch nach der Filtration in Spuren im Bier sein darf.

Ich frag mich halt immer wieder warum ein Bier das mit was auch immer gebraut wird, unbedingt Bier heissen muss? Mich nervt es hier in den USA z.B. tierisch das jeder Schinken Schwarzwaeldr heissen darf, auch wenn es sich um einen billigen Kochschinken handelt.

Waere doch so einfach. Man verschaerft die Deklarationspflicht und erweitert die Bezeichnung Bier eben auf die entsprechenden Gattungen wie Stout, Gose usw. Dann Weiss der (interessierte) Verbraucher doch auch was er im Glas hat. Und der uninterssierte bestellt weiterhin "ein Bier" und bekommt sein gewohntes RHG konformes Bier.

Ich sehe naemlich ueberhaupt keine Veranlassung das RHG fuer die bei uns ueblichen Biersorten zu erweitern. Was, ausser Kosteneinsparung, bringt Rohfrucht in einem hellen Lagerbier?
Warum sollte ein Bier das mit was auch immer gebraut wurde nicht Bier heißen? Nur weil vor 500 Jahren irgendjemand ein paar Zutaten begrenzt hat und sich dann 400 Jahre eh keiner daran gehalten hat? Ein Bier das nach dem RHG gebraut wurde, darf gerne RHG Bier heißen, aber wieso sollte ein anderes Bier nicht Bier heißen dürfen? Eher sollte nur etwas RHG genannt werden dürfen, wo keine Spuren von was auch immer nicht RHG-konformen enthalten sein dürfen.

Rohfrucht kann auch schöne Trübung machen, dann braucht man keinene perversen Verrenkungen mit toter Hefe machen.
Da, meine ich, hast du einen verklaerten Blick auf die Realitaet in der Lebensmittleindustrie. Ein ersatzloses Streichen des RHGs wuerde, miener Meinung nach, nicht zwangslaeufig dazu fuehren das lauter creative Handwerksbrauereien wie Pilze aus dem Boden schiessen wuerde, sondern das grosstechnisch weiter an der Gewinnoptimierung gearbeitet werden wuerde. Sogenannte Verarbeitungshilfsstoffe, wie z.B. kuenstliche Enzyme oder Wuchstoffe in der Maelzerei waere dann zwar zugelassen, aber nach wie vor nicht deklarationspflichtig.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#22

Beitrag von Brewtotype »

Das sehe ich genauso wie du Jan, bei den großen ist der BWL'er der Braumeister (leider nicht nur hier sondern in eigentlich allen Industriezweigen).

Kostenoptimierung ist immer das Ziel eines Großunternehmens egal welche Philosophie zur Zeit der Gründung gelebt wurde.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#23

Beitrag von inem »

Ich habe weder von einem ersatzlosen Streichen des RHGs gesprochen, noch wäre ein solches Vorgehen durch den Gesetzgeber wahrscheinlich. Lebensmittelgesetze aufheben ohne andere Regelungen einzuführen ist in der EU (und insbesondere Deutschland) ungefähr so wahrscheinlich wie dass die Hölle zufriert. In Österreich hatte man sich lange Zeit im letzten Jahrhundert auch an das RHG gehalten um es später durch eine wesentlich sinnvollere gesetzliche Regelung zu ersetzen ohne gleich allem Tür und Tor zu öffnen.
Im Gegenteil sind es die Konsumenten die einen verklärten Blick haben. Ein einem Veganershop habe ich gefragt woher sie wissen, dass die angebotenen Biere vegan sind. Es handelte sich unter anderem ums Schremser Hanfbier. Da wurde mir erklärt, dass die österreichischen Biere alle nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut werden und daher nichts als Malz Wasser und Hopfen enthalten dürften. Dass er mich nicht nur über den Tisch ziehen wollte weiß ich daher, dass er ernsthaft nachgeforscht hat, nach dem ich ihn aufgeklärt habe, dass wenn Hanf dabei ist, wohl das RHG nicht so streng ausgelegt wurde und wie Gelatine nach dem RHG auch unproblematisch ist.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#24

Beitrag von §11 »

inem hat geschrieben:Ich habe weder von einem ersatzlosen Streichen des RHGs gesprochen, noch wäre ein solches Vorgehen durch den Gesetzgeber wahrscheinlich. Lebensmittelgesetze aufheben ohne andere Regelungen einzuführen ist in der EU (und insbesondere Deutschland) ungefähr so wahrscheinlich wie dass die Hölle zufriert. In Österreich hatte man sich lange Zeit im letzten Jahrhundert auch an das RHG gehalten um es später durch eine wesentlich sinnvollere gesetzliche Regelung zu ersetzen ohne gleich allem Tür und Tor zu öffnen.
Im Gegenteil sind es die Konsumenten die einen verklärten Blick haben. Ein einem Veganershop habe ich gefragt woher sie wissen, dass die angebotenen Biere vegan sind. Es handelte sich unter anderem ums Schremser Hanfbier. Da wurde mir erklärt, dass die österreichischen Biere alle nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut werden und daher nichts als Malz Wasser und Hopfen enthalten dürften. Dass er mich nicht nur über den Tisch ziehen wollte weiß ich daher, dass er ernsthaft nachgeforscht hat, nach dem ich ihn aufgeklärt habe, dass wenn Hanf dabei ist, wohl das RHG nicht so streng ausgelegt wurde und wie Gelatine nach dem RHG auch unproblematisch ist.
Gelantine ist nach dem RHG sehr wohl problematisch.

Wir sprechen von dem Oesterreich das bis 200mg/l Benzoesaeure in Alkoholfreien Fassbieren und Radler zulaesst und in dem Bier bis 20mg/l mit SO2 geschwefelt warden darf?
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Die Seite zur HBCon https://heimbrauconvention.de/
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#25

Beitrag von inem »

Ok, ist die österreichische Gesetzgebung nicht so optimal, ändert an der Argumentation dennoch nicht. Ich kann mich nicht erinnern dass jemand das RHG abschaffen wollte in dem Thread (ich lese jetzt nicht noch mal) und dass es erstens eine Konsumententäuschung ist und zweitens nicht durch sinnigere Gesetze abgelöst werden könnte und sollte.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#26

Beitrag von Norsk Ridder »

Fe2O3 hat geschrieben: Ich hatte vor kurzem eine Diskussion (mit Ergebnis "We agree to disagree") mit jemandem, der total PRO RHG war, mit dem Argument "man müsse weiterhin RICHTIGES Bier bekommen, wenn man in der Dorfkneipe 'ein Bier' bestellt"...
Leider bin ich mit meinem Gegenargument, dass selbst WENN auch in Bayern Wit, Coffee-Porters oder ähnliches als "Bier" bezeichnet werden darf, es ganz sicher NIE dazu kommen wird, dass der "Stammtisch-Spezl" ein Bier bestellt, und dann ein IPA oder Wit hingestellt kriegen wird. 90% der ausgeschenkten Biere werden weiterhin Helle, Märzen etc. sein.
Das etwas absurdeste Argument fand ich, dass schließlich Bier "das einzige ist, was den Menschen noch bleibt in dieser sich immer schneller modernisierenden Welt", und daher das Reinheitsgebot uneingeschränkt bestand haben soll...
Diese Diskussion, die ich in abgewandelter Form schon einige Male mit Verwandten und Freunden geführt habe, spricht für mich Bände, wieviel Wunschvorstellung im RHG eigentlich steckt. Für den Durchschnittsbiertrinker zählt doch gar nicht der Schutz vor "unerwünschten" Zutaten im Bier. Er will einfach nur ein Bier, was so schmeckt, wie er es kennt - was in Deutschland wohl zu 99% Pils,Weizen oder Helles ist. Selbst RHG-konforme Biersorten, wie (Doubel) IPA, (Imperial) Stout, Porter, usw., würden beim Durchschnittsbiertrinker für Protest sorgen. Verstärk noch dadurch, dass dieses Gepansche aus dem Ausland kommt. Das kann ja nichts Gutes sein, oder? Da beruft man sich doch gerne mal auf die Tradition und das RHG, um vor sowas geschütz zu werden. Da bedarf es dann viel Aufklärungsarbeit und meistens driftet die Diskussion dann weg vom RHG und hin zu festgefahrenen Geschmacksvorstellungen, wie denn nun ein Bier zu schmecken hat.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#27

Beitrag von hyper472 »

Meine Meinung ist interessierten Kreisen bekannt.
Zum Bilden einer eigenen Meinung empfehle ich folgende, sehr kurz und treffend gehaltene, Lektüre:

Zutatenliste Beck's Lemon
Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen
Wasser, Glucose-Fruktose-Sirup (Weizen), Zucker, Kohlensäure, E 141 Kupferkomplexe der Chlorophylle, E 104 Chinolingelb, Ascorbinsäure E 300, E 330 Zitronensäure, E 331 Trinatriumcitrat, natürliches Aroma


(Nein, ich werde das nicht erklären)
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#28

Beitrag von §11 »

inem hat geschrieben:Ok, ist die österreichische Gesetzgebung nicht so optimal, ändert an der Argumentation dennoch nicht. Ich kann mich nicht erinnern dass jemand das RHG abschaffen wollte in dem Thread (ich lese jetzt nicht noch mal) und dass es erstens eine Konsumententäuschung ist und zweitens nicht durch sinnigere Gesetze abgelöst werden könnte und sollte.
Die Konsumententaeuschung besteht doch aber nicht im RHG, sondern darin das ich damit werben darf ohne mich daran zu halten. Diese Hintertuer hat man sich damit aufgemacht in dem man das vorlauefige Biergesetz, bzw. das Biersteuergesetzt einfach zur Rechtsnachfolgering gemacht hat und das Ganze, obwohl diese Gesetze um einiges weiter gefasst sind als das RHG.

Im Endeffekt widerspreche ich dir auch gar nicht. Fuer mich gehoert das RHG reformiert, allerdings muss das einher gehen mit einer Reform der Deklarationspflicht und es muessen eben neue rechtliche Rahmen geschaffen warden.

Nenn mich altmodisch, aber wenn ich ein Bier bestelle, moechte ich ein Bier aus Malz mit Hopfen haben, kein Bier aus Rohfrucht das mit Schimmelpilzamylase verzuckert wurde und dem dann im Lagerkeller Isoalpha- Extrakt zugedrueckt wurde. Wenn ich das trinken will, dann bestell ich mir das, aber dann sollte das auch so auf der Flasche stehen und eben nicht einfach Bier und ich muss erst das Kleingedruckte lessen.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#29

Beitrag von Brewtotype »

hyper472 hat geschrieben:Meine Meinung ist interessierten Kreisen bekannt.
Zum Bilden einer eigenen Meinung empfehle ich folgende, sehr kurz und treffend gehaltene, Lektüre:

Zutatenliste Beck's Lemon
Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen
Wasser, Glucose-Fruktose-Sirup (Weizen), Zucker, Kohlensäure, E 141 Kupferkomplexe der Chlorophylle, E 104 Chinolingelb, Ascorbinsäure E 300, E 330 Zitronensäure, E 331 Trinatriumcitrat, natürliches Aroma


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Naja da gibt es aber auch keinen RHG-Konflikt, da das Getränk durch das Mischen von fertigen Bier und den genannten Zutaten hergestellt ist und somit per Definition ein Biermischgetränk. "RHG-Stammtisch-Hooligans" (ist jetzt net so ernst gemeint :Wink ) haben ja an sich auch kein Problem mit einem Radler. Bei Wit und Co. gäbs in Bayern ein problem, da sie per Definition kein Bier oder Biermischgetränke sind.

Edit: Rechtschreibung
Gruß Daniel
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#30

Beitrag von §11 »

hyper472 hat geschrieben:Meine Meinung ist interessierten Kreisen bekannt.
Zum Bilden einer eigenen Meinung empfehle ich folgende, sehr kurz und treffend gehaltene, Lektüre:

Zutatenliste Beck's Lemon
Brauwasser, Gerstenmalz, Hopfen
Wasser, Glucose-Fruktose-Sirup (Weizen), Zucker, Kohlensäure, E 141 Kupferkomplexe der Chlorophylle, E 104 Chinolingelb, Ascorbinsäure E 300, E 330 Zitronensäure, E 331 Trinatriumcitrat, natürliches Aroma


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Hab jetzt keine Flasche zur Hand, aber auf allen Bildern die ich finde steht nicht's von Bier....
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#31

Beitrag von inem »

[quote="§11" ]Die Konsumententaeuschung besteht doch aber nicht im RHG, sondern darin das ich damit werben darf ohne mich daran zu halten. Diese Hintertuer hat man sich damit aufgemacht in dem man das vorlauefige Biergesetz, bzw. das Biersteuergesetzt einfach zur Rechtsnachfolgering gemacht hat und das Ganze, obwohl diese Gesetze um einiges weiter gefasst sind als das RHG....[/quote]

Dann sind wir ja eh einer Meinung, von einigen kleinen semantischen Definitionen abgesehen.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#32

Beitrag von Alt-Phex »

Hach wie schön, ein neuer RHG Thread :Bigsmile

Die Verbrauchertäuschung besteht doch eher darin, was dem Konsumenten als Reinheitsgebot verkauft wird/wurde.
Das weiß jeder Biertrinker auswendig - "Bier darf nur aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe gebraut werden"

So oder so ähnlich wurde das seit Jahrzenten in den Köpfen zementiert. Obwohl das so weder in der Verordnung
von 1516 noch in dem geltenden Biersteuergesetz steht. Aufklärung ist da aber auch nicht erwünscht.
Weder von Seiten des Kunden noch der Hersteller. Unser schönes, reines, deutsches Bier - das muss so bleiben.

Das hat halt schon religiöse Züge, deshalb ja auch "Gebot" und nicht "Verordnung".
Und beim Glauben setzt das logische Denken nunmal aus. Da helfen weder Argumente
noch wissenschaftliche Beweisführungen.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#33

Beitrag von §11 »

Es gibt auf Bundesdeutschen Autobahnen auch ein Rechtsfahrgebot. Das interessiert aber leider keine Sau. Also so religionsähnlich scheinen Gebote nicht zu sein.

Jan
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#34

Beitrag von Alt-Phex »

"Freie Fahrt für freie Bürger" ist schon wieder ein anderes Thema.
Mag auch daran liegen dass das eine Gebot bekannter und/oder
beliebter ist als das andere.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#35

Beitrag von gulp »

Nimmt ja doch noch Fahrt auf. Dachte schon du kommst gar nicht mehr, Jan. :Greets
Ich frag mich halt immer wieder warum ein Bier das mit was auch immer gebraut wird, unbedingt Bier heissen muss?
Hmm, überlegen wir mal :Grübel Weil es ein Bier ist? Und weil es vor 1516 auch schon Bier gab. :Bigsmile
Ein herzoglicher Erlass von 1551 erlaubte zudem Koriander und Lorbeer als weitere Zutaten bayrischer Biere und verbot dagegen ausdrücklich die Verwendung von Bilsenkraut und Seidelbast. Die bayrische Landesv
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_des_Bieres

Gruß
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#36

Beitrag von grüner Drache »

Morgen!

Man sollte sich nicht darin verzetteln dauernd in die Vergangenheit zu schauen und dabei nach gültigen Definitionen zu suchen.
Klar, die Entstehung des RHG und seine Auslegung ist eine Geschichte voller Widersprüche. Es ist nunmal von Menschen erschaffen, angetrieben von Gewinnmaximierung und dem Streben nach Einfluss - so läuft das nun mal...
Gleichzeitig lässt sich dann da auch alles mögliche reininterpretieren - wie es im Radiobeitrag mein hochgeschätzter Prof. Rausch getan hat: " ....die Frau ist Dreck, die darf man nicht mehr brauen lassen"
Aber kommen wir zurück in die Gegenwart:
Bier. - so wie es uns durch die RHG-Lüge einzementiert wurde - funktioniert einfach prima, auch wenn sich die großen nicht dran halten, der Verbraucher weiß was er will.
Und daran sollte man einfach ansetzen:
Statt zu verlangen das RHG gänzlich abzuschaffen, sollten auch Liebhaber von "anderen Bieren" dessen grundsätzliche Einhaltung fordern - weil die großen, sollte es wegfallen, die Einsparpotenziale auschöpfen und ein minderwertiges Massenprodukt dem Verbraucher einzementieren - immer noch "getreu dem RHG.
Möchte man den Verbraucher für eine qualitativ hochwertige Braukreation gewinnen - prima, immer noch besser als V+ oder Mixery !
Also vielleicht so: Natur pur, RHG + Erdberen :puzz
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Ciao, Alex !
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#37

Beitrag von emjay2812 »

Bei jeder RHG Diskussion wird Belgien als das Land gepriesen, dass ohne diese Verordnung eine enorme Vielfalt an Bieren hat.

Das ist schon richtig. Andererseits möchte ich beim Grillen kein Trappistenbier trinken. Und Bier mit künstlich zugefügten Fruchtaromen mag ich auch nicht.

Außerdem sollte man auch bedenken, welche Biere sonst in Europa erzeugt werden. Die Länder mit guten Bieren (England, Tschechen, Polen), brauen meist auch nur mit Wasser , Malz, Hopfen und Hefe.

Ein gutes südländisches Bier, was oft mit Reis oder Mais ein gebraut wird, habe ich persönlich noch nicht getrunken.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#38

Beitrag von Malzwein »

Das schöne an den RHG-Diskussionen ist, dass Alles, wirklich Alles schon gesagt ist, alle Argumente auf dem Tisch liegen, sinnvolle Forderungen und Modelle zu einem Umgang damit schon ausformuliert sind und dennoch immer wieder religionsgleich das Selbe leidenschaftlich heruntergebetet wird. Und somit für mich einen sehr hohen Unterhaltungswert hat.

Wie wäre es denn mal, wenn wir versuchen einen "10 Punkteplan" zu entwickeln, mit dem sich eine Mehrheit aus dem Forum einverstanden erklären kann? Dann hätten wir als das "Hobbybrauerforum" eine Aussage und etwas dazu zu sagen.

In etwa so etwas:

1. Als Bier darf jedes Getränk hergestellt und bezeichnet werden, das überwiegend aus Malz, Hopfen, Hefe und Wasser hergestellt wird.
2. "Bier nach RHG" ist ein deutsches Qualitätsmerkmal und Gütesiegel.
3. Ein Bier ausschließlich aus Malz, Hopfen, Hefe und Wasser ohne irgendwelche Zusatzstoffe und Hilfsmitte darf das Gütesiegel tragen.
4. Hilfsmittel und Zusatzstoffe, wie im vorläufigen Biergesetzt beschrieben, sind für ein Bier nach dem RHG nicht zugelassen.
5. Für das RHG Siegel sind nur Hopfendolden und Hopfenpellets zugelassen.
6. Im Bier sind andere natürliche Zusatzstoffe zugelassen, aber deklarierungspflichtig.
8. Hilfsstoffe sind zugelassen, aber deklarierungspflichtig.
....

Das ist jetzt nur auf die Schnelle und sicher nicht vollständig und in jedem Detail richtig formuliert und jeder Punkt muss sicher ausführlich auseinandergenommen werden.

Übrigens: "Ich will / brauche kein anderes Bier" oder "Belgische Biervielfalt ist klasse" sind keine Argumente sondern Aussagen zu persönlichen Vorlieben. Interessant, aber in der Sache unwichtig.
Gruß Matthias

Jep, Bier wird´s immer... meist auch trinkbar und manchmal ist es richtig gut!
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#39

Beitrag von grüner Drache »

Und nochmal zum Titel der Sendung zurück:
"Deutsche Reinheit, deutscher Durst."
In diesem Ausspruch liegt ja auch schon der Grund versteckt, warum die Beschränkung auf Wasser, Malz, Hopfen und Hefe so einen hohen Stellenwert hat: " Der Durst "
"Nichts löscht den Durst so gut wie Bier" - ich denke da kann ein jeder Biertrinker mit dem Kopf nicken - wobei es nicht unbedingt darum geht seinen Durst mit ein pasr Schlücken langfrist zu löschen, es geht viel mehr um das Erlebnis, der Genuss den man verspürt wenn das Bier prickelnd die Geschmacksknopsen umströmt und erlösend die Kehle runterrinnt.
Für die Rezeptur des Bieres gilt hierbei:
"weniger ist oft mehr" - dies bestätigt sich einmal mehr, wenn man sich die Erfolgsgeschichte des Pils anschaut: hellesMalz, "geringere" Stammwürze, wenig Restsüsse, wenig Hopfenaroma, schlank und trocken....
- kann man schön und " knackig" auf den Punkt bringen, aber die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zeigt deutlich, dass das "gefällige Trinken" im Vordergrund lag - der Verbraucher hat es honoriert.
Und da der Verbraucher eben ein Gewohnheitstier ist, sieht er sich vom RHG auch so gerne in Sicherheit gewogen.
Um ihn jetz wieder auf den richtigen Geschmack zu bringen sollte man mit Qualität antworten, Vielfalt ist gut, aber sie wird den Fernsehbiertrinker nicht dazu bringen ein Qualitätsbewusstsein zu entwickeln.
Hier ist weniger einfach mehr !
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#40

Beitrag von Fossy »

emjay2812 hat geschrieben:...Die Länder mit guten Bieren (England, Tschechen, Polen), brauen meist auch nur mit Wasser , Malz, Hopfen und Hefe...
Naja ...

Viele Englische Stouts dürfte man so in Deutschland nicht brauen und verkaufen, da Röstgerste, Gerstenflocken oder Haferflocken, (also Rohfrucht) welche (teilweise) in diesen Biersorten verwendet wird, in Deutschland so nicht zugelassen wäre. Von Milchzucker im Milkstout mal ganz abgesehen.
Miller Genuine Draft: Ausgewählte Getreidesorten
Guiness: Röstgerste
Kilkenny: Röstgerste

Aus Tschechien und Polen kenne ich auch einige Biere in denn mehr als Wasser, Malz, Hopfen und Hefe verwendet wird. Häufiger sieht man dort "E-Nummern" sowie Zugabe von Zucker(arten) - gerade in einige Schwarzbieren.
Staropramen: Maltosesirup
Kozel: Hopfenaromen (?)
Ambrosius: Zucker, Hopfenextrakt, Antioxidationsmittel E300
Steiger (Slowakisch): Sacharin, E150c, Ascorbinsäure

Meine persönliche Meinung ist ja wirklich: Ich möchte ein Bier das mit natürlichen Rohstoffen gebraut wird. Mir erschließt sich häufig auch der Sinn nicht: Warum darf ich Hafer- Roggen- Dinkelmalz usw. in Obergärigen Bieren benutzen aber nicht in untergärigen? Warum darf ich keine Röstgerste benutzen sonder müsste auf Röst- oder Chocolatemalz ausweichen? Was ist so schlimm dran Himbeeren oder Kirschen mit zur Gährung zu geben. Und was ist der Unterschied zwischen einem Radler (welches nachträglich in der Flasche gemixt wird) und einem "Zitronenbier"? Ich finde schon, das man regeln braucht und weiter denke ich, dass auch das vorläufige Biersteuergesetz in einigen Dingen modifiziert werden sollte.

Aber das RHG wie es auf den Flaschen steht halte ich zu einem Großteil für Betrug am Konsumenten (Weizen gebraut nach dem RHG ?!).
MfG Flo
kirmes
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#41

Beitrag von kirmes »

Meiner Meinung nach würde ein Wegfall des RHG hauptsächlich dazu führen, das die Industrie mit minderwertigen Rohstoffen arbeitet und E 1- E 999 die Etiketten "legal" unleserlich macht. Alles um den Profit zu steigen. Glaubt denn hier wirklich einer das das die Qualität steigert? Und dann gibt es ja noch in der Lebensmittelindustrie die nicht deklarierungspflichtigen Zusätze (siehe Bäckereien)

Wir die Hobbybrauer brauen was uns schmeckt ob mit oder ohne RHG. Somit haben wir doch unsere gewünschte Vielfalt jetzt schon. Ob mit Zimt oder Reis. Gemacht wird was gefällt.

Aber ohne dieses würde der Beschiss doch nur legal. Sieht man doch jetzt schon. Beim Obergärigen ist es legal Zucker oder Süssstoff zu zu setzten. Da Zucker aber beim Zoll der Stammwürze zugerechnet wird, nehmen die Industriebrauereien Süssstoff!!! Was meint ihr was passiert wenn alle Regeln wegfallen. Ich lach mich tot. Vielfalt????
El Gordo

Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#42

Beitrag von El Gordo »

kirmes hat geschrieben:Meiner Meinung nach würde ein Wegfall des RHG hauptsächlich dazu führen, das die Industrie mit minderwertigen Rohstoffen arbeitet und E 1- E 999 die Etiketten "legal" unleserlich macht. Alles um den Profit zu steigen. Glaubt denn hier wirklich einer das das die Qualität steigert? Und dann gibt es ja noch in der Lebensmittelindustrie die nicht deklarierungspflichtigen Zusätze (siehe Bäckereien)
Das würde also bedeuten, dass man, sobald man Deutschland verlässt, nur noch Bier mit minderwertigen Rohstoffen und allerlei Chemie zu trinken bekommt. Damit beleidigt man andere Bierkulturen und setzt sie herab.
Ich habe schon sehr viel Bier im Ausland getrunken und da waren minderwertige Biere die absolute Ausnahme.
Gibt es irgend einen Beleg für dieses Argument?

Übrigens wird bei dieser Argumentation total vergessen, dass es diese "minderwertigen" Biere bei uns bereits zu kaufen gibt, und zwar wenn sie nicht in Deutschland gebraut wurden. Der Marktanteil ist verschwindend gering, weil der deutsche Konsument sein RHG Bier trinken will.
Man könnte also das RHG sofort abschaffen und die Biere entsprechend kennzeichnen, der Markt würde niemals mit Chemiebier überschwemmmt werden.
Ich finde Panikmache, für die es keinerlei Belege gibt, wirklich schlimm.

Wir machen uns da ein Mords Drama um gar nichts, überall auf der Welt erfreuen sich die Menschen an ihrem Bier, nur bei uns geht es nicht ohne Dogmen, Verbote, German Angst und Panikmache. Man muss nur über die Grenze nach Belgien, Tschechien, Dänemark oder Österreich fahren, und auf einmal geht es ohne diese Diskussion. Ein Blick nach Polen lohnt sich auch, da geht grad so richtig was ab. Alles ohne staatliche Bevormundung.
Ich finde das mittlerweile alles ziemlich peinlich.


Stefan, den die Diskussion so langsam wirklich langweilt
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#43

Beitrag von herbie01 »

Jetzt mal Hand hoch. WER möchte denn, dass einfach "alle Regeln wegfallen"?
OK, vielleicht ist das meine verklärte Sicht der Lage, dass die meisten Beiträge eher für eine Veränderung oder gar Verschärfung des RHG plädieren. Oder eine zwei-Klassen-Gesellschaft: RHG-Bier (gern auch nach einem strengeren RHG) und Bier (dieses aber auch nicht "ohne alle Regeln").
Aber dieses Schreckgespenst, dass jemand das RHG kippt und morgen der Panscherei (!) Tür und Tor geöffnet ist, kann ich echt nicht mehr hören.

Also: ist die "einfach alles abschaffen"-Fraktion tatsächlich signifikant vorhanden?

Christian
Bier wirds immer.
Ausser wenn man über Nacht abkühlt oder gar Hefe nach Packungsangabe zugibt.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#44

Beitrag von grüner Drache »

El Gordo hat geschrieben: Ich habe schon sehr viel Bier im Ausland getrunken und da waren minderwertige Biere die absolute Ausnahme.
Gibt es irgend einen Beleg für dieses Argument?
Mir geht es da genau anders herum.
Besonders wenn man sich im unteren Preissegment bewegt, kann man sich im Ausland nicht so sehr wie in Deutschland darauf verlassen ein Produkt zu bekommen an dem halt nich bei der Rohstoffauswahl gespart wurde.
Klar, wer sich auskennt kann im Ausland eine wahre Entdeckungsreise antreten, macht den Urlaub doch auch spannender, aber warum sollte man verlangen all die ausländischen Bierstiele auch in Deutschland haben zu wollen?
Auch in Deutschland gibt es Vielfalt, das sieht man daran dass es selbt im Billigdiscounter im Osten der Repulik auch bei den Billigbieren zahlreiche regionale Vertreter zu finden sind, auch mal was anderes als Pils ...
Hier im Westen sieht es dagegen recht karg aus: Die typischen Fernsehbier-"Qalitätsmarken" und ihre Discounter-Clone.
Passt zu den Menschen hier :Wink
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#45

Beitrag von El Gordo »

herbie01 hat geschrieben:Jetzt mal Hand hoch. WER möchte denn, dass einfach "alle Regeln wegfallen"?
Niemand will alle Regeln abschaffen.
Das Lebensmittelrecht gilt natürlich immer.

Stefan
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#46

Beitrag von Dr Huppertz »

Volldeklaration, was drinn ist muss auch drauf stehen, genauso alle Hilfsstoffe, die nicht zu 100% wieder entfernt werden können.
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#47

Beitrag von Ladeberger »

Das "Reinheitsgebot" wurde doch nun zweimal von höchsten Gerichten zurechtgestutzt. Was bleibt für "Bier gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot" ist Gerstenmalz, Hopfen (inkl. Extrakten), Wasser, Hefe, für obergärige Biere zusätzlich andere Malze und Zucker. Ansonsten adsorbierende Hilfsstoffe zur Filtration, d.h. im wesentlichen PVPP. Zusatzstoffe bis auf CO2 und Stickstoff (zum Transport und Zapfen) sind überhaupt nicht mehr zugelassen, siehe § 3 Abs. 2, § 4 Abs. 2, § 5 Abs. 3 ZZulV. Das ist doch schon weitaus strenger als 99% der üblichen Lebensmittelgesetzgebung. Wer da wegen PVPP überall Panscherei und Verbrauchertäuschung sieht, sollte sich mal mit Softdrinks, Convenience Food und Wurstwaren beschäftigen...

Für "Bier" gibt es defacto nur noch einen Erlaubnisvorbehalt, ansonsten kann gebraut und verkauft werden, wie es beliebt - solange die Zutaten dem Geschmack dienen und das Endprodukt der Verkehrsanschauung nach Bier bleibt (http://www.bverwg.de/entscheidungen/ent ... 5U3C5.04.0). Ich sehe das Problem damit nicht; für Bier nach RHG ist streng reglementiert, der Rest lediglich genehmigungsbedürftig. Ist das auch noch zu viel verlangt? Wo hören geschmacksfördernde Zutaten auf und wo fangen billige Malzsurrogate an? Da ist es mir doch lieber, dass das wie aktuell eine deutsche Landesbehörde großzügig beurteilt, als ein starrer Gesetzestext aus Brüssel. Denn machen wir uns mal über eine Sache keine Illusionen: Wenn das RHG "wegfällt", dann nicht weil dem Bundestag langweilig war, sondern weil Brüssel einen höherrangigen Rechtsakt vorlegt. Und ob uns das im wahrsten Sinne des Wortes schmecken wird was EU-Bürokraten ausarbeiten?

Gruß
Andy
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#48

Beitrag von gulp »

Dann noch mein Lieblingszitat:
Hirschfelder/Trummer:

>Das Reinheitsgebot steht paradigmatisch für einen klaren Trend zum Bier als gehopften alkoholhaltigen Getränk auf Gerstenbasis. Die Ehre, ein fundamentales, legislatives Instrument für eine grundsätzlich neue Bierkultur zu sein, gebührt ihm dagegen nicht.<
Und wenn man dann das Märchengebot, an das sich außer ein paar Experten aus Bayern sowieso niemand gehalten hat, geht das Abendland unter und wir müssen Reiswein trinken. Schrrröööcklich! :Bigsmile

Gruß
Peter
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#49

Beitrag von Fossy »

Ladeberger hat geschrieben:...für Bier nach RHG ist streng reglementiert, der Rest lediglich genehmigungsbedürftig...

Die Frage (jedenfalls in Bayern) ist halt ob man die Genehmigung bekommt. Abgesehen von Camba geht es einem Brauer bei uns aus der Gegen ähnlich der ein "CherryDream" Bier gebraut hatte und auch ausschank ... bis die Behörde zuschlug und es ihm untersagte.
MfG Flo
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Re: Deutsche Reinheit, deutscher Durst

#50

Beitrag von Ladeberger »

Das ist tatsächlich eine bayernspezifische Problematik, der Landtag hatte sich wiederholt hinter diese Sonderregelung gestellt. Wie bereits mehrfach durchgekaut, kam bei Camba noch die "keine Milch im Milk Stout"-Problematik hinzu. Was deinen "CherryDream" Fall angeht, ist eben auch die Frage, ob überhaupt versucht wurde eine Genehmigung einzuholen. Einfach rechtswidrig machen und sich dann wundern, ist halt nicht.

Aber ich will die Sonderregelung in Bayern keinesfalls verteidigen. Ich halte diese Einschränkung für einen verfassungswidrigen Eingriff in die Berufsfreiheit, der ja zum Glück im restlichen Deutschland entkräftet wurde. Dass die Sonderregelung überhaupt noch besteht, liegt meines Erachtens einzig daran, dass noch kein betroffener Brauer den Rechtsweg beschritten hat.

Gruß
Andy
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