Hefenahrung separat kochen

Antworten
qwe
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 162
Registriert: Donnerstag 5. März 2015, 21:16
Wohnort: Wien

Hefenahrung separat kochen

#1

Beitrag von qwe »

Hallo, ich habe heute einen dunklen Bock gebraut und da ich mit Erntehefe anstellte, plante ich der Hefe mit ein bisschen Hefenahrung(wyeast nutrient) unter die Arme zu greifen.
Laut Anleitung soll man die ja 10min vor Kochende in die Würze geben und mitkochen. Leider hab ich da drauf vergessen und kam erst nach Andrehen des Whirlpools drauf. Ich hab dann kurzerhand einfach die entsprechende Menge mit etwas Wasser (ca.200ml) am Herd für 10min gekocht und dann mit der Würze direkt in den Gäreimer gegeben.
Ursprünglich dachte ich das Mitkochen dient nur zur Abtötung von Keimen, aber beim Kochen fiel mir auf, dass sie einen extrem beißenden Geruch verströmte. Ich bin mir ziemlich sicher Ammoniak. Nach 10min war der nicht verschwunden und ich dachte mir, wird wohl trotzdem passen.
Im Nachhinein kam mir der Gedanke, dass durch das Mitkochen in saurer Würze ja womöglich irgendwelche Reaktionen mit den Bestandteilen der Nahrung ablaufen. ZB. Dass eben kein Ammoniak entsteht, oder aufgrund der hohen Temperatur schnell abgebaut wird und wenn ich nur in Wasser koche, eben vielleicht Dinge entstehen die man so nicht in die kalte Anstellwürze kippen sollte.

Hat irgendwer Erfahrung/Ahnung wie das ist?
TL:DR: Muss man die Hefenahrung in Würze mitkochen oder kann man die auch in Wasser abkochen?
Benutzeravatar
Augenfeind
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 235
Registriert: Sonntag 10. April 2016, 13:33
Wohnort: Berlin

Re: Hefenahrung separat kochen

#2

Beitrag von Augenfeind »

Huh!? Mir ist zumindest schon aufgefallen, dass dieses Pulver an sich einen eher unangenehmen Geruch hat, jedoch wenn ich die ca. 2 Gramm in die 20 Liter kochende Würze geschüttet habe, dachte ich immer, dass sich das ja schön verdünnt.
Ich würde mal eher davon ausgehen, dass Du alles richtig gemacht hast.
In jedem Fall wäre es zumindest für mich informativ, wenn Du am Ende berichten könntest, ob Du einen Unterschied im Biergeschmack bemerken kannst, der eventuell mit der Hefenahrung in Zusammenhang stehen könnte, oder nicht.

Viel Erfolg,
Roman.
"Ein ernst zu nehmender Staat benötigt eine eigene Fluggesellschaft und ein eigenes Bier. Eine Fußballmannschaft oder Nuklearwaffen helfen, aber ein Bier ist Minimalvoraussetzung." (Frank Zappa)
qwe
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 162
Registriert: Donnerstag 5. März 2015, 21:16
Wohnort: Wien

Re: Hefenahrung separat kochen

#3

Beitrag von qwe »

Ich denk mir auch, dass sich das wohl verlaufen wird, bei 3g auf 30l.
Ich werd mich auf jeden fall nochmal melden, wenn ich das Bier gekostet hab.
Benutzeravatar
ggansde
Moderator
Moderator
Beiträge: 7998
Registriert: Mittwoch 9. November 2005, 16:25
Wohnort: Rodgau

Re: Hefenahrung separat kochen

#4

Beitrag von ggansde »

Kurz mal überlegen, was da theoretisch passieren könnte wäre aber auch gut. Ja, es riecht wirklich leicht nach Ammoniak. Was ist Ammoniak? NH3. Warum gibt man Hefenahrung dazu? Um der Hefe, ich sage es mal platt, Stickstoff und Phosphor zu liefern. Sollte es also später noch nach Ammoniak riechen? Nein. Also, alles wird gut
VG, Markus
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<
"Durst ist schlimmer als Heimweh"
Insofern dieser Beitrag nicht durch MOD MODE ON gekennzeichnet ist, enthält er lediglich die Meinung eines gewöhnlichen Benutzers
qwe
Posting Klettermax
Posting Klettermax
Beiträge: 162
Registriert: Donnerstag 5. März 2015, 21:16
Wohnort: Wien

Re: Hefenahrung separat kochen

#5

Beitrag von qwe »

Danke für deine Antwort Markus. War eh auch meine Vermutung, dass es schon so passt, aber gut zu wissen, dass das auch tatsächlich so ist :Smile
Aber der Schluss, dass aufgrund dessen, dass Ammoniak eine Stickstoffverbindung ist und die Hefe Stickstoff braucht, daraus folgt, dass dieses nach der Gärung futsch ist, liegt m.E. ohne weiteres Hintergrundwissen nicht auf der Hand.
Könnte ja sein, dass Ammoniak in der kalten würze nicht mit anderen Bestandteilen reagiert und die Hefe mit dem Stickstoff in Form von Ammoniak nichts anfangen kann. Ist ja nicht so, dass alle chemischen Verbindung in Lösung einfach in ihre Elemente zerfallen um dann von der Hefe verarbeitet zu werden.
JackFrost
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3018
Registriert: Dienstag 15. Mai 2018, 18:10

Re: Hefenahrung separat kochen

#6

Beitrag von JackFrost »

Der Ammoniak reagiert in der Würze nicht mit etwas anderem sondern es ist nur eine Konzentrationsgeschichte.

In den Nährsalz ist Diammoniumphosphat (DAP). Das riecht etwas nach Ammoniak. Wenn das gekocht wird, treibt man etwas Ammoniak aus.
Wie viel ausgetrieben wird, hängt vom Dampfdruck ab den der Ammoniak in der Lösung hat. Nehmen wir an es waren 3 g Nährsalz in 200g Wasser und das Nährsalz hat 70 % DAP. Dann ist der Molenbruch in der Lösung 0,003 was bedeutet der Dampfdruck hat nur noch 0,3%. Wenn du die gleichen Menge an Nährsalz in 20l Wasser gibst ist der der Dampfdruck vom Ammoniak nur noch 0,003%. Daher wird deutlich weniger ausdampfen und der Geruch ist schwächer bis gar nicht da.

Die Hefe hat etwas weniger Stickstoff als wenn du es im Sud gekocht hast und es bisserl freie Phosphorsäure ist entstanden. Wird dem Sud aber vermutlich nicht schaden.

Gruß JackFrost
Meine Hardware:
eManometer
IDS2 ohne CBPi
Magnetrührer
Ss-Brewtech 10 Gal Topf
IDS2 Induktionsplatte
Benutzeravatar
ggansde
Moderator
Moderator
Beiträge: 7998
Registriert: Mittwoch 9. November 2005, 16:25
Wohnort: Rodgau

Re: Hefenahrung separat kochen

#7

Beitrag von ggansde »

Ich frage mich allerdings, wie Ammoniak in saurer Würze stabil sein soll. In Wasser würde ich es ja noch verstehen. :Grübel
VG, Markus
>>Impfung rettet Leben und Kultur!<<
"Durst ist schlimmer als Heimweh"
Insofern dieser Beitrag nicht durch MOD MODE ON gekennzeichnet ist, enthält er lediglich die Meinung eines gewöhnlichen Benutzers
vortex260
Posting Junior
Posting Junior
Beiträge: 85
Registriert: Montag 8. April 2019, 11:00

Re: Hefenahrung separat kochen

#8

Beitrag von vortex260 »

Hallo,

Der Gedanke zum Säuren Milieu, der schon im ersten Post geäußert wurde, ist aber nicht verkehrt. Im Säuren Milieu liegt Ammoniak protoniert vor, also nicht NH3 sondern NH4+. Das heißt beim Kochen im sauren Milieu sollte weniger NH3 ausgetrieben werden, als in normalem Wasser, das ja unter Umständen sogar einen leicht basischen pH Wert haben kann (welcher durch die Lösung von Diammoniumhydrogenphosphat noch begünstigt wird).

LG Martin
JackFrost
Posting Freak
Posting Freak
Beiträge: 3018
Registriert: Dienstag 15. Mai 2018, 18:10

Re: Hefenahrung separat kochen

#9

Beitrag von JackFrost »

ggansde hat geschrieben: Sonntag 30. Januar 2022, 20:47 Ich frage mich allerdings, wie Ammoniak in saurer Würze stabil sein soll. In Wasser würde ich es ja noch verstehen. :Grübel
VG, Markus
In meinem Vergleich ging es erstmal nur um die Menge, gekocht wurde ja in 200 ml Wasser. Wenn der Sud neutral wäre, dann wäre auch nur 1/100 verdampft. Und durch das säure wird noch weniger ausgetrieben da der größte Teil protoniert vorliegt.

Gruß JackFrost
Meine Hardware:
eManometer
IDS2 ohne CBPi
Magnetrührer
Ss-Brewtech 10 Gal Topf
IDS2 Induktionsplatte
Antworten