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Autor: Betreff: Walnuss-Bier
Senior Member
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Yeffie
Beiträge: 154
Registriert: 27.12.2012
Status: Offline
Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 22.2.2014 um 21:32  
Hallo zusammen!

Ein paar Vorüberlegungen dazu sind hier. Ich habe ein Walnuss-Bier gemacht. Dazu wurden Walnüsse aus Graubünden geknackt, bis die geplanten 1475 g zusammen waren.



Die Nüsse wurden durch die Schrotmühle getrieben.



Hier ist das kostbare Gut zu sehen.



Eine Nahaufnahme der gemahlenen Walnüsse zeigt, dass es sowohl feines Mehl sowie auch grössere Stücke hat. Die Nüsse wurden durch die Schrotmühle auch eher gerieben als zerhackt.



Das Ganze wurde in den Backofen geschmissen und bei 150 °C geröstet.



Das Granulat wurde mehrmals umgeschichtet, um eine gleichmässige Toastung zu gewährleisten. Es dauerte 110 min, bis alles schön goldig-knusprig war.



Nach dem Abkühlen wurden die Nüsse (1270 g) in Gläser gefüllt und mit Vodka (40 %vol) aufgefüllt. Insgesamt wurde ca. 1.8 dl Vodka vergeudet.



Das führte zu einer relativ dicken Pampe mit vielen Lufteinschlüssen.



Nach 3 Wochen, nachdem täglich geschüttelt und gerührt wurde, hatte die Sauce ein bisschen braune Farbe angenommen.



Dann wurde die Pampe durch ein grobes Sieb gestrichen, um die Feststoffe zu entfernen. Aus dem Nusstreber wurden Keckse gebacken.



Von flüssigem Walnuss-Extrakt konnte leider noch keine Rede sein. Das ist eher ein dicker Brei.



Deshalb wurde die Pampe durch ein feineres Sieb gestrichen. Die Feststoffe wurden wiederum für Keckse verwendet.



Oje, die Sauce ist immer noch zu dick, um sie als Extrakt für ein Bier zu verwenden.



Deshalb wurde der Brei auf eine doppelschichtige Gaze gegeben.



Der Brei wurde ausgepresst.



Endlich konnte das Zeug als Flüssigkeit bezeichnet werden. Es war nun genug dünnflüssig, so dass sich Feststoffe, Alkohol und Fett sedimentieren konnten.



Wieder wurde die Wahre in die Einmachgläser gefüllt und ein paar Tage stehen gelassen.



Damit die Ölschicht fest wird, wird nun der Extrakt für ein paar Tage in den Tiefkühler gestellt.



Die einigermassen dicke Fettschicht wird abgeschöpft. Hier wurde klar: ich hasse Fett, wenn es ums Bierhestellen geht.



Es hatte doch viele Feststoffe drinn. Deshalb fliesst der Extrakt nun durch einen Kaffeefilter. Erhofft wurde, das dadurch auch das Fett zurückbleibt. Der Durchfluss war aber gleich Null.



Wiederum wurde der Extrakt (7 dl) zwecks Sedimentierung stehengelassen.



Nun konnte das restliche Fett mit einer Einwegpipette weggesogen werden.



Weil das Ganze noch trüb ist. kommt es nun durch Labor-Faltenfilter fein.



Endlich ist der Extrakt fertig. 6 ½ dl edelster Extrakt mit intensivem Walnuss-Aroma.



Gebraut!
7.3 kg Pale Ale Malz
3.0 kg Wiener Malz
35 Liter Wasser auf 72 °C und dann einmaischen.
Das Maischverfahren war speziell für dieses Bier entwickelt worden. Nach 5 min Einmaischen wurde das Rühren gestoppt und bei 65.5 °C für 15 min stehengelassen. Dann wurde 6 Liter Dickmaische mit dem Nudelsieb gezogen, für 25 min gekocht und wieder zugebrüht. Das ergab 61 °C. Wieder 6 Liter Dickmaische für 25 min gekocht und zugebrüht, das ergab 64 °C. Wieder 6 Liter Dickmaische gezogen, 25 min gekocht, das ergab 61 °C. Dann wurde auf 77 °C hochgeheizt. Das Maischen dauerte 105 min. Angeschwänzt wurde mit 3x9 Liter. Nach 3 Stunden Läutern konnte die Brühe (51°C) hochgeheizt werden.



Bei Kochbeginn wurden 50 g Spalter Select reingebuttert. Kochzeit 1 Stunde.



Hier wurden die beim Nussknacken gesammelten Walnusskämben abgewogen. Der Tee aus diesen soll gut für’s Gedächnis sein.



Die Kämben (Walnuss-Häutchen) werden 10 min vor Kochende reingepfeffert.



Das Ausschlagen dauerte ganze 105 min mit dem improvisieren Würzekühler (14 m Silikonschlauch). Beim Ausschlagen wurden nochmals 25 g Spalter Select reingesalbt.



Das obligate Bild des Trubkegels.



Die Stammwürze wurde wiedermal komplett verpeilt. Geplant war 35 Liter à 13.8 °Bx. Es waren aber 37 Liter à 16.75 °Bx. Gut, noch 6 Liter Wasser rein. Die Notti findet sichtlich Freude an der Würze.



Nun noch der Malzextrakt schnell aufkochen zwecks Karbonisierung.



Jetzt kann der Walnuss-Extrakt vorgelegt werden.



Nun die Speise kommt hinzu und das Jungbier wird draufgeschaucht.



Jetzt wird endlich abgefüllt. Das Finale. Es gibt kein Zurück.



Immer wieder ein schöner Anblick, die etikettierten Flaschen. Die Nachgärung ist 1 Woche bei 19 °C.



Nach 2 Wochen Lagerung bei 6 °C wird das Bier verköstigt. Es ist trübe und hat noch wenig Kohlensäure. Wenig Schaum, aber mit guter Haltbarkeit. Also Fett hat es somit nicht mehr drinn. Ein hefiger Geruch, nicht bitter, leicht säuerlich, und im Gaumen ölig-geschmeidig. Es ist sehr gut trinkbar, aber von Walnuss ist nichts zu schmecken. Beim Rülpsen kommt eine süsse, nach Walnuss errinnernde Note hoch.



13.9 °P, 6.5 %vol alc (0.5 %vol davon vom Walnuss-Extrakt)
Ich hoffe, das wird noch was. Das Bier wird nun noch ein paar Monate abgehangen. Sud Nr. 8. Schade für den grossen Aufwand, und nun ist von Nuss eigendlich nichts zu schmecken. Bin aber auch Raucher. Die intensive Dekoktion hat mich auch entäuscht, denn ich habe gehofft, dass das irgendwie kerniger/malziger wird. Doch ich ergebe mich nicht. Nächstes Mal werde ich das Bier eher malziger mit Caramalz in Richtung Porter brauen, die Nüsse durch eine Obstpresse würgen, und der Walnuss-Extrakt-Anteil durch Vorversuche im Kleinmassstab evaluieren.


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Planung: Belgian Strong Ale, Honigbier, White Pepper Rye Porter
Gärung: Imperial Stout
Reifung: Russian Imperial Stout
Trinkreif: Mexican Ale, Oatmeal Stout, Scottish Light, Schlacht-Bier (mit eigenem Hopfen), Bière de garde, Cider, Walnussbier
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WodkaFan
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Geschlecht: männlich
red_folder.gif erstellt am: 22.2.2014 um 21:46  
Super Bericht, danke! :thumbup:


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"Der braut sich was!"
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Bilbobreu
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red_folder.gif erstellt am: 22.2.2014 um 21:56  
Meine allergrößte Hochachtung vor dem Aufwand und der Beharrlichkeit. Bestimmt kann man dass nach der Reifung auch rausschmecken.

Stefan


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Bier trägt, wie ich finde, zur gedanklichen Klarheit bei. Und zur Linderung der Schmerzen. Zusätzlich hat es den Vorteil, dass es betrunken macht oder, in ausreichender Menge genossen, sturzbetrunken.
frei nach Julian Barnes
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red_folder.gif erstellt am: 22.2.2014 um 22:30  
Spannende Idee, bitte weiter auf dem Laufenden halten.

Zitat:
Beim Rülpsen kommt eine süsse, nach Walnuss errinnernde Note hoch.


:D
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afri
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red_folder.gif erstellt am: 23.2.2014 um 00:21  
Der Bildbericht ist großartig, danke. Aber wie kommt man auf die Idee, Walnuss ins Bier bekommen zu wollen?! Verrückt. Gut so!
Achim
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Alt-Phex
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red_folder.gif erstellt am: 23.2.2014 um 02:25  
Sehr interessant, eine nussige Note im Bier kann ich mir auch
als sehr lecker vorstellen. Hoffentlich wird es nochwas.


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Brauer & Mälzer - Jahrgang 1994
Mediendesigner seit 2000
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Boludo
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red_folder.gif erstellt am: 23.2.2014 um 07:45  
Wirklich sehr interessant und eine sau Arbeit, Respekt!

Was anders: Dein Brautisch mit den ganzen Ziegelsteinen sieht irgend wie ziemlich wackelig aus, hast Du da kein schlechtes Gefühl dabei?


Stefan
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heinrich2012
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red_folder.gif erstellt am: 23.2.2014 um 10:08  
Tolle Sache, das sieht aus, als müsste man für so ein Bier Projekt Vaterschaftsurlaub beantragen ;)
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flying
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red_folder.gif erstellt am: 23.2.2014 um 10:38  
Spannender Bericht! Sehr aufwändige Herstellung des Extraktes. Ich meine mal im anderen Hobbybrauerforum etwas über ein Haselnussbier gelesen zu haben, wo die Nüsse einfach mitgemaischt wurden?
Hefe ist durchaus in der Lage, Fett bis zu einem gewissen Anteil zu verstoffwechseln. In einem Versuch von mir habe ich mal 40 ml kaltgepresstes Öl in einem 1 L Starter gegeben, welches vollständig verschwunden war?

Das Fett wird m. W. mit Hilfe des Enzyms Lipase in seine Bestandteile Glycerin und Fettsäuren gespalten. Der hohe Anteil an Glycerin in einem solchen Bier sorgt für eine hohe Restsüsse, obwohl das Bier eventuell sehr hoch vergoren ist. Glycerin hat ungefähr sie gleiche Süsskraft wie Traubenzucker.

Ohne expliziete Erfahrungen zu haben, hätte ich bis vielleicht 10% der Schüttung die gerösteten Walnüsse einfach mitgemaischt...?

m.f.g
René


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"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
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Kurt
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red_folder.gif erstellt am: 23.2.2014 um 11:41  
Hammer!

So etwas soll auch super mit Kakaobohnen funktionieren, aber die soll man 1 Jahr (!) stehen lassen.


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Yeffie
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red_folder.gif erstellt am: 23.2.2014 um 12:17  
Nun ja, war schon lange mein Wunsch, ein Bier mit Walnuss zu machen. Es hat nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe. Die Verluste waren viel zu hoch. Doch es gibt garantiert eine Wiederholung. Die Pampe muss irgendwie flüssiger werden, mit grösseren Stücken und mehr Alkohol oder so...

Der Brautisch ist nur eine Übergangslösung. Genug stabil.

Wollte zuerst die Nüsse zur Maische geben, doch das war mir dann doch zu heikel für einen ganzen Brautag aufzuopfern. Fett mit Gärung soll zu Ranzigkeit führen.

Der Aufwand war insgesamt hirnverbrannt. So um die 40 Stunden schätz' ich mal. Für ca. 110 Flaschen. Das Getränk ist nun besonders wertvoll. :cool:


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Malzwein
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red_folder.gif erstellt am: 23.2.2014 um 12:21  
Ich würde es mal mit grünen Walnüssen probieren, für Likör nimmt man sie auch.

Vielleicht wären Schwarze Nüsse ein guter Ausgangsstoff?


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Gruß
Matthias

„Bei uns hat das Bier gar keine Zeit, alt zu werden. Wozu dann also ein Haltbarkeitsdatum?“ (Max Streibl)
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Bierwisch
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red_folder.gif erstellt am: 24.2.2014 um 06:44  
Sehr schöner Bericht, Danke!

Ich denke, daß Du Dir die Filterorgie hättest sparen können - die unzerkleinerten Nüsse werden durch den Alkohol ordentlich ausgelaugt, das würde völlig reichen. Außerdem würde ich Dir zu einem Single Malt statt ordinärem Wodka raten, aber das ist Geschmackssache.

Ein wenig Fett in der Maische sollte auch kein Problem sein, da die Hefe diese recht gründlich verstoffwechselt.

Gruß,
Bierwisch


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Der Klügere kippt nach!
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