"Geführte Reifung" in Kühlschrank und Keller - sinnvoll?

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KWX9000
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"Geführte Reifung" in Kühlschrank und Keller - sinnvoll?

#1

Beitrag von KWX9000 »

Moin,
ich bin gerade dabei meinen Keller zum Brauhaus umzubauen bzw. dafür zu planen.
Ich möchte höchstens zwei Kühlschränke unterbringen. Der eine soll geführte Gärung ermöglichen und den anderen möchte ich zum Reifen nutzen. Da aber voraussichtlich nicht alle Flaschen, die so anfallen, da rein passen, wollte ich fragen ob folgendes Vorgehen sinnvoll ist:

1. Sobald die Nachgärung in der Flasche abgeschlossen ist, 2 Wochen lang im Kühlschrank lagern bei ca. 3-4°C;
2. Probieren:
  • a) Es schmeckt schon: Prima, fertig. :Pulpfiction
    b) Es schmeckt noch nicht: weiter ab 3. :thumbdown
3. Flaschen in Kästen 1 Monat bei 13-16°C (Kellertemperatur) reifen lassen.
4. Probieren ob Fehlaromen verschwunden sind.
  • a) Ja, Fehlaromen verschwunden: Im Kühlschrank weitere 2 Wochen fertigreifen lassen bei 3-4°C (fertig) :Smile
    b) Nein, Fehlaromen weiterhin vorhanden: Erneut zu Punkt 3. :thumbdown
Meine Gedanken dazu:
-Nach dem, was ich in diversen Threads gefunden habe, müsste die Hefe bei 13-16° aktiver arbeiten als im Kühlschrank.
-Fehlaromen entstehen vor allem bei (zu) hohen Anstell-Temperaturen und weniger bei zu hoch temperierter Nachgärung/Reifung.
-Falls mein oben beschriebenes Vorgehen funktionieren kann: Tut es das für OG und UG oder nur OG, weil die Hefe bei UG und ~15°C neue Fehlaromen erzeugt?
-Kann man überhaupt verallgemeinern, wann das funktioniert?

Ich bitte um Korrektur von Falschinformationen und Bewertung der Sinnhaftigkeit meines Vorhabens. :Smile

Allzeit gut Sud!

KWX
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Ladeberger
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Re: "Geführte Reifung" in Kühlschrank und Keller - sinnvoll?

#2

Beitrag von Ladeberger »

Im Kühlschrank reift nichts "heraus", was nicht auch bei Kellertemperatur oder darüber reifen würde. Ich würde Biere daher erst dann in die Kühlung geben, wenn sie frei von den klassischen Jungbieraromen wie Acetaldehyd, Schwefelwasserstoff oder Diacetyl sind. Besonders letzteres wird in der Industrie als Indikator für den Fortschritt der Reifung herangezogen.

Die Kälte dient v.a. der Abscheidung des erst bei Temperaturen nahe des Gefrierpunkts unlöslichen Kühltrubs. Das kann man als "Cold Crash" in den Prozess einbauen, wenn das Bier danach warm steht; oder man lagert das Bier einfach nach abgeschlossener Reifung durchgehend kalt. Was sowieso sinnvoller ist.

Dein vereinfachter Prozess nach dem Stand der Technik könnte also so aussehen:
1. Bier warm im Keller reifen lassen, bis es schmeckt.
2. Kalt lagern.

Gruß
Andy
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Bierjunge
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Re: "Geführte Reifung" in Kühlschrank und Keller - sinnvoll?

#3

Beitrag von Bierjunge »

Ladeberger hat geschrieben:Dein vereinfachter Prozess nach dem Stand der Technik könnte also so aussehen:
1. Bier warm im Keller reifen lassen, bis es schmeckt.
2. Kalt lagern.
:goodpost:
Sehe ich genauso. Das Bier aus der Kühlung wieder in den Keller heraus zu stellen hat meines Erachtens wenig Sinn. Du verringerst dadurch einerseits die Haltbarkeit, entziehst das Bier andereseits der Möglichkeit des spontanen Konsums.
Du argumentierst mit der Zahl verfügbarer Kühlschränke. Andererseits geht es Dir doch um Umbau bzw. Planung. Warum jetzt schon faule Kompromisse eingehen? Mein eigenes, felsenfestes Credo lautet, dass eine Kapazitätserweiterung keinen Sinn hat, ehe man nicht in gleichem Maße die Kühlkapazität erhöht hat. Stell Dir halt noch min. einen Kühlschrank für die Kaltlagerung dazu, und alles ist gut.

Moritz (der schlecht schlafen kann, solange ein fertiges und gutes Bier halbwarm im Keller herumsteht anstatt in der Kühlung)
KWX9000
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Re: "Geführte Reifung" in Kühlschrank und Keller - sinnvoll?

#4

Beitrag von KWX9000 »

Vielen Dank für die Hinweise!
Leider ist der Teil des Kellers, den ich für das Brauen verwenden kann, relativ klein (Der Rest des Kellers ist eine Art Werkstatt und da fällt mehr Dreck an, als mir beim Brauen lieb wäre...). Da ich sowieso nur noch ca 1,5 Jahre hier wohne und nach meinem Abschluss aus meiner Studentenwohnung ausziehe, kann ich aber mit der geringen Kapazität so lange leben.
Werde das jetzt also so handhaben:
  • 1. Bei 15° lagern und in gewissen Abständen eine Flasche kaltstellen und Probieren.
    2. Alles Kaltstellen, sobald das Bier schmeckt.
    3. Wenn der Lager-Kühlschrank voll ist, den "Gärschrank" zum lagern nutzen bis ich wieder genug Platz "ertrunken" habe.
Edit:
Letzte Frage: Sind 15°C zum Reifen von UG-Bieren noch geeignet?

Liebe Grüße

KWX
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