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Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Mittwoch 19. Juni 2024, 13:33
von HankSchrader
Hallo Forengemeinde,
mir ist bewusst, dass dieses Thema schon oft behandelt wurde, aber leider kann ich mein Problem bisher nicht lösen.
Und zwar ist mein Druck in den Flaschen bei der Nachgärung IMMER zu hoch. Ich habe bisher so 20 Sude hinter mir, gebraut mit einem Klarstein Brauheld, welcher jetzt durch einen Brewzilla Gen 4 65l ersetzt wurde. Bei den gebrauten Bieren handelt es sich quer durch die Bank um alles Mögliche, Pale Ales, Wit, IPA, Neipa, Boston Lager, Stout.....
Dabei variiert mein Maischprofil, wobei ich das Eimaischen bei ca. 57°C, gleich weiter heizen auf Kombirasttemperatur 63°-71° und abmaischen bei 76°C inzwischen bevorzuge. Ich schrote selbst, benutze Reishülsen, schlage mal heiss und mal kalt aus und stelle bei bei ca. 23° OG mit rehydrierter Hefe (2 Packs bei ca. 28l) oder mit 2 Paketen Flüssighefe Wyeast an. Wasseraufbereitung mache ich nicht, da wir hier im Harz sehr gutes, weiches Felsquellwasser haben. Vergärt wird im Kühlschrank mit Inkbird bei 19 bis 22 Grad, dabei wird mit Tilt überwacht. Wenn mir der Tilt ein, zwei Tage keine Veränderung anzeigt und der scheinbare EvG im berechneten Bereich liegt (also zB 74%), fange ich täglich an mit Refraktometer und Smartref von Anton Paar zu messen. Zum Schluss nochmals mit zwei verschiedenen Spindeln. Sollte sich dann vier Tage nichts mehr ändern, gebe ich nochmals eine Woche dazu und starte dann für 2 Tage einen Coldcrash bei 1-2°C. Danach fülle ich entweder kalt ab, was mir innerhalb kürzester Zeit schon mal 1 Bar in die Flaschen treibt, oder lasse das Jungbier mindestens 24 Stunden auf Zimmertemperatur erwärmen und fülle dann ab. Zucker gebe ich nach der höchsten Gärtemperatur dazu, also meist 22°C, was bei gewünschter Karbonisierung von 5g/L so 7,3 Gramm Zucker sein müssten. Allerdings traue ich mich mittlerweile nicht mehr über 6g/Liter. Das sind dann bei meinen 26 Litern z.B. 156 Gramm Zucker, die ich in 300ml Wasser aufkoche und abgekühlt vorlege. Danach wird gründlich vermischt (Abfülleimer mit CO2 spülen, umschlauchen, schwenken, rühren....). Ich habe auch schon die Dosierhilfe benutzt und bekomme zu gleichem, folgendem Problem:
Beide, im Einsatz befindlichen Flaschenmanometer gehen bei, zugegeben etwas zu warmen 22 oder 23 Grad innerhalb von 10 Tagen bis über 3 Bar und danach immer höher und höher bis weit über 4 Bar. Ich entlüfte dann immer, aber es steigt unaufhörlich. Ich habe dann fast immer nach dem kalt stellen stark überkarbonisiertes Bier, vergleichbar mit Mineralwasser aus der Glasflasche. Geschmacklich sind die Biere super. Ich finde einfach den Fehler nicht. Erster Gedanke natürlich, es ist nicht ausgegoren. Aber das kann einfach nach der langen Gärzeit, allen normalen Messergebnissen, richtigem Endvergärungsgrad und vor allem JEDES mal einfach nicht sein. Hat irgendjemand vielleicht einen Ansatzpunkt? Bin für alle Tipps dankbar!
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Mittwoch 19. Juni 2024, 14:18
von Ras Tafaric
Sind alle Flaschen betroffen oder gibts auch weniger karbonisierte?
Wie desinfizierst du deine Flaschen?
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Mittwoch 19. Juni 2024, 14:36
von integrator
Das es bei dir immer ist wundert mich ein bisschen. Sofern dein Manometer nicht kaputt ist, ein vorsichtigen Tip von mir.
Ich ziehe immer eine SVP mit einer Spritze auf und stelle die hochkant bei Raumtemperatur. Genaueres kannst du hier unter Ollis SVP suchen.
So siehst du wo der Vergärungsgrad hinlaufen kann. Wenn sich nach einer Zeit nichts mehr im Gärfass tut kann man die beiden Werte vergleichen.
Sofern die SVP tiefer ist, kann man die Zuckermenge zur Karbonisierung angleichen/verringern. Im kbh geht das mit einmal Haken setzten.
Ist so ein bisschen Grünschlauchen in der Endphase. Trotzdem soll man weiter forschen woran das liegt.
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Mittwoch 19. Juni 2024, 14:46
von Ladeberger
Hallo,
ich würde hier nach dem Ausschlussverfahren vorgehen. Daher zunächst die einfachste Abzweigung: Stimmt die Waage für den Zucker und die Volumenbestimmung des Jungbiers? Nächste Abzweigung: Bestand das Problem von Sud 1 an?
Generell: Was sind denn typische Vergärungsgrade zum Zeitpunkt der Abfüllung und wie hoch sind sie in einem überkarbonisierten Bier? Die berechneten 74 % sind für eine "Normalwürze" und Wald-und-Wiesen-Brauereihefe nämlich noch ein ganzes Stück von einer Endvergärung entfernt.
Gruß
Andy
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Mittwoch 19. Juni 2024, 14:55
von Taim
Du schreibst der Flaschendruck ist IMMER zu hoch. Also wirklich schon ab Deinem allerersten Sud? Oder kann man eine Systematik erkennen bzw. einen Punkt ab dem es anders wurde? Welche Hefesorten hast Du bisher benutzt?
Was für einen Gärbehälter benutzt Du und wie reinigst Du ihn nach der Verwendung? Welche Gerätschaften benutzt Du zum Abfüllen?
Was ich mir hier gerade theoretisch (!) vorstellen könnte ist, dass Du einen sog. "Übervergärer" (also z.B. eine Hefe die Zuckerarten vergären kann, die andere Hefen nicht schaffen) irgendwie mitschleppst. Die "Belle Saison" oder CBC-1 wären evtl. so Kandidaten.
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Mittwoch 19. Juni 2024, 16:52
von HankSchrader
Ras Tafaric hat geschrieben: ↑Mittwoch 19. Juni 2024, 14:18
Sind alle Flaschen betroffen oder gibts auch weniger karbonisierte?
Wie desinfizierst du deine Flaschen?
Ja eigentlich alle. Also am durchmischen liegt es sicher nicht, da es ja bei der Dosierhilfe auch so ist.
Ich spüle die Flaschen immer gleich aus nach dem Trinken, dann mit diesem Druckspüler und vor dem nächsten Gebrauch mit der Flaschenfee durch den Geschirrspüler (Pulver bei 70°C), dann meistens noch durch eine Chemipro Oxi Lösung ohne weiteres spülen.
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Mittwoch 19. Juni 2024, 16:55
von HankSchrader
integrator hat geschrieben: ↑Mittwoch 19. Juni 2024, 14:36
Das es bei dir immer ist wundert mich ein bisschen. Sofern dein Manometer nicht kaputt ist, ein vorsichtigen Tip von mir.
Ich ziehe immer eine SVP mit einer Spritze auf und stelle die hochkant bei Raumtemperatur. Genaueres kannst du hier unter
Ollis SVP suchen.
So siehst du wo der Vergärungsgrad hinlaufen kann. Wenn sich nach einer Zeit nichts mehr im Gärfass tut kann man die beiden Werte vergleichen.
Sofern die SVP tiefer ist, kann man die Zuckermenge zur Karbonisierung angleichen/verringern. Im kbh geht das mit einmal Haken setzten.
Ist so ein bisschen Grünschlauchen in der Endphase. Trotzdem soll man weiter forschen woran das liegt.
Manometer müssten dann beide kaputt sein. SVP mit Spritze habe ich beim letzten Sud das erste mal gemacht und kam mit 82% auf genau den gleichen Wert wie beim Sud. Zuckermenge habe ich ja schon nach unten korrigiert.
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Mittwoch 19. Juni 2024, 17:00
von HankSchrader
Ladeberger hat geschrieben: ↑Mittwoch 19. Juni 2024, 14:46
Hallo,
ich würde hier nach dem Ausschlussverfahren vorgehen. Daher zunächst die einfachste Abzweigung: Stimmt die Waage für den Zucker und die Volumenbestimmung des Jungbiers? Nächste Abzweigung: Bestand das Problem von Sud 1 an?
Generell: Was sind denn typische Vergärungsgrade zum Zeitpunkt der Abfüllung und wie hoch sind sie in einem überkarbonisierten Bier? Die berechneten 74 % sind für eine "Normalwürze" und Wald-und-Wiesen-Brauereihefe nämlich noch ein ganzes Stück von einer Endvergärung entfernt.
Gruß
Andy
Also Waagen benutze ich zwei verschieden, die gehen aber genau. Wie gesagt, bei der Dosierhilfe ist es auch. Beim letzten Sud waren es noch ca. 1,8 Plato Restextrakt und so 86% Endvergärungsgrad. Druck steht heute nach genau 10 Tagen bei 3,1 Bar.
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Mittwoch 19. Juni 2024, 17:06
von HankSchrader
Taim hat geschrieben: ↑Mittwoch 19. Juni 2024, 14:55
Du schreibst der Flaschendruck ist IMMER zu hoch. Also wirklich schon ab Deinem allerersten Sud? Oder kann man eine Systematik erkennen bzw. einen Punkt ab dem es anders wurde? Welche Hefesorten hast Du bisher benutzt?
Was für einen Gärbehälter benutzt Du und wie reinigst Du ihn nach der Verwendung? Welche Gerätschaften benutzt Du zum Abfüllen?
Was ich mir hier gerade theoretisch (!) vorstellen könnte ist, dass Du einen sog. "Übervergärer" (also z.B. eine Hefe die Zuckerarten vergären kann, die andere Hefen nicht schaffen) irgendwie mitschleppst. Die "Belle Saison" oder CBC-1 wären evtl. so Kandidaten.
Hi,
ja das ist von Anfang an so. Ich benutze einen 30 Liter Edelstahl konischen Gärbehälter von Brewmonk. Zum Abfüllen benutze ich einen Bierheber, früher abgekochte Silikonschläuche und mal Abfüllröhrchen, mal Biergun (macht mir aber zuviel Sauerei). Reinigen tue ich mit Gastro Spülmaschinenreiniger flüssig alkalisch oder Chemipro Oxi und immer Starsan und 70%ige Isopropanollösung zur Sprühdesinfektion.
Hefesorten, tja alles durch die Bank S05, S05, Lallbrew New England, Withefe flüssig von Wyeast.....
Dankesehr schon mal für die Hilfe an Alle!!!
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Donnerstag 20. Juni 2024, 09:46
von OS-Schlingel
Hallo zusammen,
Du bist sehr fleißig beim Reinigen Deiner Brauutensilien. Da bleibt für mich nur noch der Bierheber übrig, also das letzte was zwischen Gärbehälter und Flasche sitzt. Kannst Du vielleicht mal ohne Bierheber (vermutlich bestehend aus Plastikteilen) abfüllen? Ich tippe da auch auf eine Kontamination mit Fremdhefe im Abfüller....
...Schrotest Du vielleicht Dein Malz in dem Brauraum in dem Du auch Deine Gerätschaften lagerst?? ...wegen Besatz mit Milchsäurebakterien oder Wildhefen....der mit dem Staub weitergetragen wird...
Gruß Stephen
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Donnerstag 20. Juni 2024, 10:01
von Juergen_Mueller
Wäre vielleicht auch der Cold-Crash eine potenzielle Unsicherheit? Ich stelle mir vor, dass das kalte Bier Gase (Sauerstoff/ CO2) bindet, die dann in die Flasche verschleppt werden, wo sie sich nicht mehr entbinden können und so zu erhöhtem Druck führen.
Möglichkeit oder totaler Quatsch? (Hab von CC keine Ahnung!)
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Donnerstag 20. Juni 2024, 11:55
von MaltHopMagic
Juergen_Mueller hat geschrieben: ↑Donnerstag 20. Juni 2024, 10:01
Wäre vielleicht auch der Cold-Crash eine potenzielle Unsicherheit? Ich stelle mir vor, dass das kalte Bier Gase (Sauerstoff/ CO2) bindet, die dann in die Flasche verschleppt werden, wo sie sich nicht mehr entbinden können und so zu erhöhtem Druck führen.
Möglichkeit oder totaler Quatsch? (Hab von CC keine Ahnung!)
Theoretisch geht da etwas, aber nicht in der Größenordnung. Und, das Problem hätten dann alle, die mir einen CC arbeiten.
Bei mir tritt das mit CC nicht auf und ich habe noch nie davon gehört.
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Donnerstag 20. Juni 2024, 13:07
von HankSchrader
OS-Schlingel hat geschrieben: ↑Donnerstag 20. Juni 2024, 09:46
Hallo zusammen,
Du bist sehr fleißig beim Reinigen Deiner Brauutensilien. Da bleibt für mich nur noch der Bierheber übrig, also das letzte was zwischen Gärbehälter und Flasche sitzt. Kannst Du vielleicht mal ohne Bierheber (vermutlich bestehend aus Plastikteilen) abfüllen? Ich tippe da auch auf eine Kontamination mit Fremdhefe im Abfüller....
...Schrotest Du vielleicht Dein Malz in dem Brauraum in dem Du auch Deine Gerätschaften lagerst?? ...wegen Besatz mit Milchsäurebakterien oder Wildhefen....der mit dem Staub weitergetragen wird...
Gruß Stephen
Den Bierheber benutze ich erst seit vier oder fünf Suden. Davor einen abgekochten Silikonschlauch.
Geschrotet wird am Brautag draußen im Freien, weit ab von allen anderen Gerätschaften.
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Donnerstag 20. Juni 2024, 13:08
von HankSchrader
Juergen_Mueller hat geschrieben: ↑Donnerstag 20. Juni 2024, 10:01
Wäre vielleicht auch der Cold-Crash eine potenzielle Unsicherheit? Ich stelle mir vor, dass das kalte Bier Gase (Sauerstoff/ CO2) bindet, die dann in die Flasche verschleppt werden, wo sie sich nicht mehr entbinden können und so zu erhöhtem Druck führen.
Möglichkeit oder totaler Quatsch? (Hab von CC keine Ahnung!)
Ich tippe auch, dass der Coldcrash damit was zu tun hat. Aber was bloß...?

Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Freitag 21. Juni 2024, 23:24
von Räuber Hopfenstopf
Kann es sein, dass sich das Bier nach dem CC, bei dem es zusätzlich CO2 aufgenommen hat, nicht innerhalb 24 h wieder ausreichend erwärmt? Hast du mal ohne CC abgefüllt? Der muss ja nicht unbedingt sein.
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Samstag 22. Juni 2024, 10:17
von integrator
Aus verschiedenen Gründen arbeite ich seit 3 Jahren mit einem ColdCrash.
Bei mir ist der Druck in der Flasche öfters mal 0,2 bis 0,3 Bar höher als berechnet aber wie geschrieben kompensiere ich das mittlerweile mit einer geänderten Zuckergabe laut kbh.
Info ... Ich lege immer eine Zuckerlösung im Abfüllfass vor.
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Sonntag 23. Juni 2024, 20:26
von HankSchrader
Es kann sein das die Temperatur noch 2 oder 3 Grad unter der Raumtemperatur ist nach dem Coldcrash. Aber ob das was ausmacht?
@integrator Lässt du das Bier nach dem CC wieder warm werden oder füllst du kalt ab? Wie machen das die anderen?
Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Montag 24. Juni 2024, 18:14
von Grandes
Ich schlauche immer in einen Abfüllbehälter um und fülle ganz normal ab, dabei steigt die
Temperatur je nach Umgebung mehr oder weniger an.
Meistens so 8-10°C Jungbiertemperatur

Re: Nachgärung Druck IMMER zu hoch
Verfasst: Montag 24. Juni 2024, 19:24
von integrator
HankSchrader hat geschrieben: ↑Sonntag 23. Juni 2024, 20:26
@integrator Lässt du das Bier nach dem CC wieder warm werden oder füllst du kalt ab? Wie machen das die anderen?
Ich fülle direkt nach dem ColdCrash (4⁰C) in Flaschen ab. Kopfraum ca. 1cm. Der Druck am ersten Tag geht dann auf das Konto der Erwärmung.