Meßwerte und Selbstkontrolle am Besipiel Würzekochung
Verfasst: Donnerstag 17. März 2016, 19:40
Hallo zusammen,
U.a. zur Berechnung der Sudhausausbeute und zur Berechnung der (stündlichen)Eindampfleistung der Pfanne, stellt der Hobbybrauer die Volumen vor- und nach dem Kochen und die Extraktkonzentration vor- und nach dem Kochen fest.
Gerade die Feststellung des Volumens macht auf Grund der unterschiedlichen Temperaturen zum Ablesezeitpunkt Schwierigkeiten und auch die Extraktmessungen, je nach Meßgerät, sind nicht ganz ohne.
Ein wenig Selbstkontrolle bezüglich der eigenen Meßwerte schadet daher nie und es ist nicht wirklich kompliziert, solch eine Kontrolle mit den eigenen Meßwerten durchzuführen:
Für den Kochvorgang gilt, dass sich die in der Würze enthaltene Extraktmenge alleinig durch den Kochvorgang(nichts verschüttet, nichts entnommen) nicht ändert. Es darf daher allgemein gelten:
Extraktmenge vor dem Kochen = Extraktmenge nach dem Kochen[3]
Der oben beschriebene Zusammenhang lässt sich wie folgt berechnen:
Pfanne voll Menge[l] x GVPf.voll[%] = Ausschlagwürze Menge[l] x GVAW[%]
Parameter:
Pfanne voll Menge[l] = Die Würzemenge in der Pfanne kurz vor Kochbeginn
GV[%] = Gewichts-/Volumenprozent oder Gemischtprozent. Die Umrechnung der "gespindelten" GG%(%mas, w/w%, °P) in Gemischtprozente GV% erfolgt definitionsgemäß mit der dimensionslosen Dichte(relativen Dichte) 20/4 °C( hier gerne als SG bezeichnet)[1].
Ausschlagwürze Menge[l] = Die Würzemenge in der Pfanne kurz nach Kochende
Ein kleines Beispiel dazu. Es sei gegeben:
°P vor der Kochung = 11[%] (SG = 1,0423)
Pfanne voll Menge = 22[l]
°P nach der Kochung = 12[%] (SG = 1,0465)
Ausschlagwürze Menge = 18 [l]
Berechnung Extraktmenge vor- und nach dem kochen(damit wir auf g Extrakt kommen, wird das ganze noch mit 10 mulitipliziert):
Extraktmenge Pfanne voll = 22 l x 11 GG% x 1,0423 SG x 10 = 2522 [g] Extrakt
Extraktmenge Ausschlagwürze = 18 l x 12 GG% 1,0465 SG x 10 = 2260 [g] Extrakt
Zur Interpretation der Ergebnisse, hier nochmals der Eingangs formulierte Zusammenhang der gelten muss:
Extraktmenge vor dem Kochen = Extraktmenge nach dem Kochen
Und jetzt die berechneten Ergebnisse im Vergleich dazu:
=> 2522 [g] Extrakt vor dem Kochen = 2260 [g] Extrakt nach dem Kochen
Unschwer zur erkennen, dass hier etwas nicht stimmen kann: Rund 300 g Extrakt haben sich offensichtlich "in Luft aufgelöst".
Ganz offensichtlich hat man sich an irgend einer Stelle vermessen. Ein häufiger Grund dafür ist, dass man die unterschiedlichen Temperaturniveaus
zum Zeitpunkt "Volumenmessung" nicht beachtet, während man bei der Feststellung der Extraktkozentration von einer Bezugstemperatur von 20°C ausgeht.
Um diese "Ungereimtheiten" in den Griff zu bekommen bietet sich an, auch die abgelesen Volumen auf eine gemeinsame Bezugstemperatur von 20 °C zu beziehen.
Die Umrechnung der gemessenen Volumen auf eine einheitliche Bezugstemperatur von 20°C kann über den folgenden Auszug an Dichtezahlen[2] erfolgen:
48°C -> 20°C = 0,99060
75°C -> 20°C = 0,97641
80°C -> 20°C = 0,97328
99°C -> 20°C = 0,96049
Es ergibt sich für die Extrakmengen "vor dem Kochen"/"nach dem Kochen" ein Gesamtzuzammenhang nach diesem Muster:
Pfanne voll Menge[l] x Dichtezahl 20°C x GG[%] x SG = Ausschlagwürze Menge[l] x Dichtezahl 20°C x GG[%] x SG
Das Beispiel oben wird um Temeraturangaben erweitert:
°P vor der Kochung = 11[%] (SG = 1,0423, Bezugstemperatur 20°C)
Pfanne voll Menge = 22[l] (Ablesung bei 75 °C, zugehörige Dichtezahl = 0,97641)
°P nach der Kochung = 12[%] (SG = 1,0465,, Bezugstemperatur 20°C)
Ausschlagwürze Menge = 18 [l] (Ablesung bei 99 °C, zugehörige Dichtezahl = 0,96049)
Berechnung Extraktmenge vor- und nach dem kochen mit Berücksichtigung der Temperatur die zum jeweiligen Zeitpunkt "Volumenmessung" vorhanden war:
Extraktmenge Pfanne voll = 22 l x 11 GG% x 1,0423 SG x 0,97641 Dichtezahl x 10 = 2463 [g] Extrakt
Extraktmenge Ausschlagwürze = 18 l x 12 GG% 1,0465 SG x 0,96049 Dichtezahl x 10 = 2171 [g] Extrakt
=> 2463 [g] Extrakt vor dem Kochen = 2171 [g] Extrakt nach dem Kochen
Die Ergebnislage hat sich trotz Berücksichtigung der Temperatur zum Zeitpunkt "Volumenermittlung" nicht gebessert.
Jetzt könnte man noch mutmaßen, dass man zwar die Volumenveränderungen der Würze durch unterschiedliche Temperaturen berücksicht hätte, nicht aber die Kontraktion der Pfanne selbst, die ja ihr Nennvolumen mit schwankenden Temperaturen ebenfalls verändert. Entlang der Chargengrößen innerhalb deren wir Biere brauen, kann man das aber erst einmal hinten anstellen.
Was übrig bleibt ist die Erkenntnis, dass ich an irgend einer Stelle Käse gemessen oder ermittelt habe. Die Werte passen einfach nicht zusammen.
Die rund 300 g Extraktdifferenz die zwischen "wahr" und "vermessen" liegen, hören sich erst einmal nach nicht viel an, rechnet man diese Extraktmenge allerdings in eine Differenz ausgedrückt in °P um, wären das für das gewählte Beispiel rund 1,4 °P.
Tipp aus der Praxis:
Wer seine Volumen bei gleicher Temperatur ermittelt, z.B. jeweils bei ca. 97-98°C, kann auf die Temperaturkorrektur durch die Dichtezahl verzichten.
Ganz im Gegenteil ist man dann noch ein wenig besser dran', da die Kontraktion der Pfanne in gleichem Maß berücksichtigt ist.
Ergo:
Die berechneten Extraktmengen "vor dem Kochen" und "nach dem Kochen" sollten nahezu identisch sein. Ist das nicht der Fall, hat man sich vermessen denn es gilt:
A) Extrakt "verkocht" nicht oder löst sich in Luft auf
B) Extraktmenge vor dem Kochen = Extraktmenge nach dem Kochen
Gruß
Oli
Quellen:
[1] Stammwürze, Extrakte, Dichte, Platotabelle: http://www.brewrecipedeveloper.de/misc/ ... etail.html
[2] Dichtezahl: Der Quotient aus einer Wasserdichte bei Messtemperatur und einer Wasserdichte bei 20 °C
[3] Brauwelt, Nr. 5-6 (2013) S.147, Dr.-Ing. Rudolf Michel, Dipl. Ing. Marc Schreder: "Bestimmung der Gesamtverdampfung mittels Dichtemessung"
Edith sagt: Den in den Posts #2, #3 und #4 beschriebenen Schreibfehler(18 l anstatt 20l) korrigiert.
U.a. zur Berechnung der Sudhausausbeute und zur Berechnung der (stündlichen)Eindampfleistung der Pfanne, stellt der Hobbybrauer die Volumen vor- und nach dem Kochen und die Extraktkonzentration vor- und nach dem Kochen fest.
Gerade die Feststellung des Volumens macht auf Grund der unterschiedlichen Temperaturen zum Ablesezeitpunkt Schwierigkeiten und auch die Extraktmessungen, je nach Meßgerät, sind nicht ganz ohne.
Ein wenig Selbstkontrolle bezüglich der eigenen Meßwerte schadet daher nie und es ist nicht wirklich kompliziert, solch eine Kontrolle mit den eigenen Meßwerten durchzuführen:
Für den Kochvorgang gilt, dass sich die in der Würze enthaltene Extraktmenge alleinig durch den Kochvorgang(nichts verschüttet, nichts entnommen) nicht ändert. Es darf daher allgemein gelten:
Extraktmenge vor dem Kochen = Extraktmenge nach dem Kochen[3]
Der oben beschriebene Zusammenhang lässt sich wie folgt berechnen:
Pfanne voll Menge[l] x GVPf.voll[%] = Ausschlagwürze Menge[l] x GVAW[%]
Parameter:
Pfanne voll Menge[l] = Die Würzemenge in der Pfanne kurz vor Kochbeginn
GV[%] = Gewichts-/Volumenprozent oder Gemischtprozent. Die Umrechnung der "gespindelten" GG%(%mas, w/w%, °P) in Gemischtprozente GV% erfolgt definitionsgemäß mit der dimensionslosen Dichte(relativen Dichte) 20/4 °C( hier gerne als SG bezeichnet)[1].
Ausschlagwürze Menge[l] = Die Würzemenge in der Pfanne kurz nach Kochende
Ein kleines Beispiel dazu. Es sei gegeben:
°P vor der Kochung = 11[%] (SG = 1,0423)
Pfanne voll Menge = 22[l]
°P nach der Kochung = 12[%] (SG = 1,0465)
Ausschlagwürze Menge = 18 [l]
Berechnung Extraktmenge vor- und nach dem kochen(damit wir auf g Extrakt kommen, wird das ganze noch mit 10 mulitipliziert):
Extraktmenge Pfanne voll = 22 l x 11 GG% x 1,0423 SG x 10 = 2522 [g] Extrakt
Extraktmenge Ausschlagwürze = 18 l x 12 GG% 1,0465 SG x 10 = 2260 [g] Extrakt
Zur Interpretation der Ergebnisse, hier nochmals der Eingangs formulierte Zusammenhang der gelten muss:
Extraktmenge vor dem Kochen = Extraktmenge nach dem Kochen
Und jetzt die berechneten Ergebnisse im Vergleich dazu:
=> 2522 [g] Extrakt vor dem Kochen = 2260 [g] Extrakt nach dem Kochen
Unschwer zur erkennen, dass hier etwas nicht stimmen kann: Rund 300 g Extrakt haben sich offensichtlich "in Luft aufgelöst".
Ganz offensichtlich hat man sich an irgend einer Stelle vermessen. Ein häufiger Grund dafür ist, dass man die unterschiedlichen Temperaturniveaus
zum Zeitpunkt "Volumenmessung" nicht beachtet, während man bei der Feststellung der Extraktkozentration von einer Bezugstemperatur von 20°C ausgeht.
Um diese "Ungereimtheiten" in den Griff zu bekommen bietet sich an, auch die abgelesen Volumen auf eine gemeinsame Bezugstemperatur von 20 °C zu beziehen.
Die Umrechnung der gemessenen Volumen auf eine einheitliche Bezugstemperatur von 20°C kann über den folgenden Auszug an Dichtezahlen[2] erfolgen:
48°C -> 20°C = 0,99060
75°C -> 20°C = 0,97641
80°C -> 20°C = 0,97328
99°C -> 20°C = 0,96049
Es ergibt sich für die Extrakmengen "vor dem Kochen"/"nach dem Kochen" ein Gesamtzuzammenhang nach diesem Muster:
Pfanne voll Menge[l] x Dichtezahl 20°C x GG[%] x SG = Ausschlagwürze Menge[l] x Dichtezahl 20°C x GG[%] x SG
Das Beispiel oben wird um Temeraturangaben erweitert:
°P vor der Kochung = 11[%] (SG = 1,0423, Bezugstemperatur 20°C)
Pfanne voll Menge = 22[l] (Ablesung bei 75 °C, zugehörige Dichtezahl = 0,97641)
°P nach der Kochung = 12[%] (SG = 1,0465,, Bezugstemperatur 20°C)
Ausschlagwürze Menge = 18 [l] (Ablesung bei 99 °C, zugehörige Dichtezahl = 0,96049)
Berechnung Extraktmenge vor- und nach dem kochen mit Berücksichtigung der Temperatur die zum jeweiligen Zeitpunkt "Volumenmessung" vorhanden war:
Extraktmenge Pfanne voll = 22 l x 11 GG% x 1,0423 SG x 0,97641 Dichtezahl x 10 = 2463 [g] Extrakt
Extraktmenge Ausschlagwürze = 18 l x 12 GG% 1,0465 SG x 0,96049 Dichtezahl x 10 = 2171 [g] Extrakt
=> 2463 [g] Extrakt vor dem Kochen = 2171 [g] Extrakt nach dem Kochen
Die Ergebnislage hat sich trotz Berücksichtigung der Temperatur zum Zeitpunkt "Volumenermittlung" nicht gebessert.
Jetzt könnte man noch mutmaßen, dass man zwar die Volumenveränderungen der Würze durch unterschiedliche Temperaturen berücksicht hätte, nicht aber die Kontraktion der Pfanne selbst, die ja ihr Nennvolumen mit schwankenden Temperaturen ebenfalls verändert. Entlang der Chargengrößen innerhalb deren wir Biere brauen, kann man das aber erst einmal hinten anstellen.
Was übrig bleibt ist die Erkenntnis, dass ich an irgend einer Stelle Käse gemessen oder ermittelt habe. Die Werte passen einfach nicht zusammen.
Die rund 300 g Extraktdifferenz die zwischen "wahr" und "vermessen" liegen, hören sich erst einmal nach nicht viel an, rechnet man diese Extraktmenge allerdings in eine Differenz ausgedrückt in °P um, wären das für das gewählte Beispiel rund 1,4 °P.
Tipp aus der Praxis:
Wer seine Volumen bei gleicher Temperatur ermittelt, z.B. jeweils bei ca. 97-98°C, kann auf die Temperaturkorrektur durch die Dichtezahl verzichten.
Ganz im Gegenteil ist man dann noch ein wenig besser dran', da die Kontraktion der Pfanne in gleichem Maß berücksichtigt ist.
Ergo:
Die berechneten Extraktmengen "vor dem Kochen" und "nach dem Kochen" sollten nahezu identisch sein. Ist das nicht der Fall, hat man sich vermessen denn es gilt:
A) Extrakt "verkocht" nicht oder löst sich in Luft auf
B) Extraktmenge vor dem Kochen = Extraktmenge nach dem Kochen
Gruß
Oli
Quellen:
[1] Stammwürze, Extrakte, Dichte, Platotabelle: http://www.brewrecipedeveloper.de/misc/ ... etail.html
[2] Dichtezahl: Der Quotient aus einer Wasserdichte bei Messtemperatur und einer Wasserdichte bei 20 °C
[3] Brauwelt, Nr. 5-6 (2013) S.147, Dr.-Ing. Rudolf Michel, Dipl. Ing. Marc Schreder: "Bestimmung der Gesamtverdampfung mittels Dichtemessung"
Edith sagt: Den in den Posts #2, #3 und #4 beschriebenen Schreibfehler(18 l anstatt 20l) korrigiert.