Sura hat geschrieben: ↑Freitag 25. Februar 2022, 11:32
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Du brauchst für den Motor nur soviel Netzteil wie er Nennleistung hat. Wenn er steht und klemmt ist halt doof, aber maximal wird dein Netzteil aufjaulen und der Motor anfangen zu rauchen. Und falls das Netzteil zu billig ist, das auch. Müsstet halt wenigstens in Hörweite bleiben.
Ich finde die Walzen eventuell zu groß für das Motörchen, aber ob das klappt oder nicht kannst du nur durch ausprobieren herausbekommen.
gruß,
Kai
Hallo,
ich habe ja ein bisschen Erfahrung und aber auch schon viele negativen Erfahrungen gemacht:
1. Die Gleichstrommotoren haben einen stark erhöhten, kurzfristigen, Anlaufstrombedarf. Das soll heißen: Zum Start wird ein mehrfaches an Ampère benötigt, als im Betrieb. Elektronische Netzteile schalten da schnell mal ab und es tritt ein Ruckeln an-aus-an-aus im Sekundentakt auf. Schwere Netzteile mit Eisenkern vetragen das am besten, Labornetzteile, oder auch ein Batterieladegerät.
2. Die Überlastung der kleinen Motoren ist nicht zu empfehlen. Scheibenwischermotoren sind zwar schon robust, aber auch nicht unendlich.
3. Beim Antrieb von Malzmühlen hat man immer wieder das Problem, dass Fremdkörper, z.B. Steinchen das Ganze zum Blockieren bringen, was schnell zu einem elektrischen oder mechanischen Schaden führt.
4. Die erforderlichen Drehmomente sind extrem unterschiedlich und hängen von geometrischen Faktoren ab, wie Walzendurchmesser, Spaltlänge, und ganz wichtig Walzenspaltmaß. Da können kombinierte Schrotungen, zuerst grob vorschroten, dann feiner ausschroten vorteilhaft sein.
Zudem spielt eine Rolle, wie griffig die Walzen sind. Die viel verbreiteten chin. Mühlchen haben ja nur daumendicke, relativ kurze Walzen und spätestens nach wenigen Hundert Kilo auch keinen grip mehr. Da werden gleichzeitig viel weniger Körner zerquetscht, als bei einer griffigen dicken Walze.
Dazu kommt, dass der Antrieb vielleicht normales PiMa bewältigt, aber bei Weizen schon überlastet ist. ganz schlimm ist Weizenrohfrucht, da brauchts im Verhältnis zu PiMa das sechsfache Drehmoment.
5. Der Start mit voll liegendem Walzenspalt ist drehmomentintensiv. Deshalb versagen da sogar manchmal die Antriebe an 41 kg schweren Malzquetschen.
6. Ein bisschen Physik:
Leistung ist Drehmoment mal Drehzahl. Deshalb sind schnell laufende Bohrmaschinen selbst mit 1000W oft nicht drehmomentstark genug. Besser mit Getriebeuntersetzung.
Faustformel: Leistung [kW] = Drehmoment[Nm] x Drehzahl[1/min] / Faktor 9550
Wenn jetzt z.B. eine MattMill Student 2-3Nm Drehmoment benötigt, der Scheibenwischermotor mit 60/min. dreht, errechnet sich ein Leistungsbedarf von ca. 19W.
Ein Scheibenwischermotor mit 12V und max. 3A hat theoretisch 36 Watt Leistung. Das geht.
Eine MattMill Kompakt,
welche ein Vielfaches an Schrot produziert, hat u.U. ein erforderliches Drehmoment, je nach Schrotgut und Einstellung, von vielleicht 20Nm. Die Klassik übrigens ca. 5Nm.
7. Auf Dauer hilft nur Drehmoment, d.h. schwere, stabile Antriebe mit 230, oder 400V-Motor. Mit Einfachlösungen bleibt das Thema immer experimentell.
8. Versuch macht kluch. Aber sinnvoller ist, wenn man vorher ungefähr abschätzen kann, was technisch möglich ist.