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Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 11:51
von Mick74
Hallo zusammen,

ich braue inzwischen seit über vier Jahren mit einem Polsinelli-Topf, ausgestattet mit einem Analogthermometer in einer fest montierten Hülse. Kürzlich habe ich meinen Deckel mit Rührwerk um eine zusätzliche Tauchhülse erweitert, in die ich für einen ersten Test ein digitales Inkbird-Thermometer eingesetzt habe.

Beim gestrigen Brautag hat mich dann eine Temperaturdifferenz von rund 5 °C zwischen den beiden Thermometern überrascht – das Inkbird zeigte dabei den höheren Wert an. Mit einer gewissen Abweichung hätte ich gerechnet, aber nicht in dieser Größenordnung.

Die Sensoren bzw. Hülsen befinden sich etwas auf gleicher Höhe im Topf und das Rührwerk war in Betrieb, daher halte ich lokale Temperaturunterschiede in der Maische für eher unwahrscheinlich.

Ich sehe das Ganze entspannt – schließlich ist bisher immer gutes Bier dabei herausgekommen. Trotzdem würde ich der Sache gerne auf den Grund gehen. :Smile

Meine Überlegung ist zunächst das Analogthermometer auszubauen und beide Sensoren im Wasserbad bei geringem Abstand zueinander zu testen, um die Abweichung zu überprüfen.

Außerdem überlege ich, in die Hülsen eine geeignete Wärmeleitpaste einzubringen, um die Wärmeübertragung von der Maische über die Hülse auf die Sensoren zu verbessern.

Vielleicht hat ja jemand von euch bereits ähnliche Erfahrungen gemacht oder weitere Ideen?

Danke und viele Grüße
Mick

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 12:10
von Ras Tafaric
Ich hab inzwischen einen Umweg, den ich nutz um halbwegs grade Werte hinzubekommen. Ich hab ein preiswertes Analogthermometer, welches ich mit Eiswasser und Kochwasser getestet habe. Das weicht von den Sollwerten maximal 1°C ab und ist über den Verlauf auch relativ konstant würde ich meinen.
Die Digitalschätzeisen die ich nebenher nutze weichen auch bis zu 4°C ab und das nichtmal konstant, sondern mehr je wärmer.
Ich weiss durch das Analoge, wieviel bei den jeweiligen Rasttemperaturen und stell die Temperatur entsprechend. Der Brauautomat, den ich nutze wird ebenso während des Wasseraufheizens auf das Analogthermometer kalibriert. Damit fahr ich halbwegs ok. Genauer wirds nicht und denk ich muss es auch nicht. Konstant homogene Temperaturen hast du im Kessel sowieso nicht. Du hast von Schichtenbildung über inhomogene Konvektion ungleichmäßiges Rühren und Mischen immer Unterschiede in verschiedenen Bereichen.
Ich würds machen, wie du angedacht hast. Check mal die Teile gegen ein klassisches Analogthermometer und bastel um.

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 12:12
von §11
Generell sind Bimetallthermometer nicht gerade der Brüller wenn es um Genauigkeit geht.

Dann wurden beide Thermometer wahrscheinlich nie kalibriert, was bei neuen Thermometern eigentlich üblich ist.

Bimetallthermometer neigen außerdem dazu sich mit der Zeit zu verstellen. Viele Hersteller raten zu einer vierteljährlichen Kalibrierung.

Cheers

Jan

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 18:28
von Bilbobreu
Moin,
die von Polsinelli verbauten Thermometer kannst du getrost vergessen. Einfach ignorieren. Die messen, was sie wollen. Da sind selbst die Abweichungen zu anderen Thermometern ständig anders.
Und eine Temperaturdifferenz im Topf trotz laufendem Rührwerk besteht natürlich. Selbst wenn man nicht an jeder Stelle des Topfes messen kann. Allein Topf oben außen kann zu Topf oben Mitte direkt an der Rührwerkswelle bei Gasbrennerbetrieb im 50 l Topf schon mal 5 K ausmachen.
Gruß
Stefan

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 19:46
von Matthias H
Hallo,
ich habe mir 1986 in einer Apotheke für damals ca. 10-15 ? DM ein (natürlich!) analoges feines Laborthermometer gekauft.
Pfleglich behandelt bis heute. Dem vertraue ich.

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 19:57
von Ökonomierat
Moin,

das Problem mit den Posinelli-Thermometern hatte ich auch. Ich (!!!) habe in den Deckel des Maischekessels ein 6mm Loch gebohrt (Edelstahl-Trompetenblech) und einen digitalen Einstichthermometer,der das Rührwerk nicht berührt angebracht. Funtioniert einwandfrei. Der Polsinelli-Thermometer ist sehr ungenau, kann aber über eine Stellschraube am Fühlerende etwas justiert werden(Ausbauen). Hinzu kommt eine Trägheit, da zwischen Tauchhülse und Fühler Temperaturleitpaste fehlt.

GaA
Dieter

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 20:16
von Braufex
Mick74 hat geschrieben: Montag 12. Mai 2025, 11:51 Vielleicht hat ja jemand von euch bereits ähnliche Erfahrungen gemacht oder weitere Ideen?
Ich hab mir vor ca. 7 Jahren Jahren folgendes Thermometer gekauft:
TFA Dostmann Digitales Einstich-Thermometer, 30.1040 (ca. 20 - 25€)
Hab in der Zwischenzeit zwei davon (eines auf Reserve, aber bis jetzt umsonst :Wink) und noch ein ansonsten baugleiches mit 30cm-Fühler (TFA Dostmann 30.1058.02)

Sie sind kalibrierbar(!) können auf Dauerbetrieb umgeschaltet werden.
Reagieren sehr schnell auf Temperaturänderungen.
Sind auch zur Lebensmittelkontrolle zugelassen (HACCP).
Schutzklasse IP67
Hab immer noch die ersten Batterien drin ...

Wenn ich alle drei nebeneinanderlege, hab ich eine max. Abweichung von +- 0,2°C.
Auch zu meinem Greisinger PT1000 oder einem anderen PT100-Fühler habe ich keine größere Abweichung.

Kann ich Dir mit bestem Gewissen empfehlen.
Damit kannst Du dann die Abweichungen zu Deinen anderen Thermometern prüfen.
Wenn Du mal weißt, wie weit sie danebenliegen, kannst Du Dich darauf einstellen.

Gruß Erwin

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 20:39
von PabloNop
Braufex hat geschrieben: Montag 12. Mai 2025, 20:16 ... und noch ein ansonsten baugleiches mit 30cm-Fühler (TFA Dostmann 30.1058.02)
Das Teil habe ich auch und kann es empfehlen. Mit einem Clip kann man das wunderbar an den Topfrand stecken und der lange Fühler ist dann mitten in der Maische (ich rühre dann allerdings von Hand).

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 20:58
von SirTobe
PabloNop hat geschrieben: Montag 12. Mai 2025, 20:39
Braufex hat geschrieben: Montag 12. Mai 2025, 20:16 ... und noch ein ansonsten baugleiches mit 30cm-Fühler (TFA Dostmann 30.1058.02)
Das Teil habe ich auch und kann es empfehlen. Mit einem Clip kann man das wunderbar an den Topfrand stecken und der lange Fühler ist dann mitten in der Maische (ich rühre dann allerdings von Hand).
Ich mache es genau so. Bis jetzt ist das Thermometer absolut zuverlässig.

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Montag 12. Mai 2025, 21:08
von afri
Mick74 hat geschrieben: Montag 12. Mai 2025, 11:51 Außerdem überlege ich, in die Hülsen eine geeignete Wärmeleitpaste einzubringen, um die Wärmeübertragung von der Maische über die Hülse auf die Sensoren zu verbessern.
Das lass mal lieber bleiben. Abgesehen von der Ungenauigkeit (die von den anderen ja bestätigt wurde) isoliert diese Paste in dicken Schichten eher als dass sie die Wärmeleitfähigkeit verbessert. Das nämlich macht sie nur in sehr dünnen Schichten und ich kann mir nicht vorstellen dass dein Sensor und seine Tauchhülse saugend ineinander passen.
Achim

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Dienstag 13. Mai 2025, 13:38
von Mick74
Hallo zusammen,

zunächst einmal vielen Dank für eure hilfreichen Antworten und Beiträge zu diesem Thema! :thumbup

Ich habe inzwischen das Polsinelli-Thermometer ausgebaut. Das Gehäuse ist vollständig geschlossen, eine Möglichkeit zur Kalibrierung konnte ich nicht erkennen.

Anschließend habe ich einen Vergleichstest mit zwei digitalen Thermometern durchgeführt, die im Bereich von 20 °C bis 100 °C identische Werte anzeigen. Diesen Geräten schenke ich daher zunächst mein Vertrauen.

Den Vergleich mit dem Polsinelli-Thermometer habe ich sowohl bei Zimmertemperatur als auch mit erhitztem Wasser durchgeführt. Das Ergebnis bestätigt die vom Brautag erkannte Abweichung von 5–6 °C und damit auch eure Hinweise zur fragwürdigen Genauigkeit des Polsinelli-Thermometers.

Ich werde das Polsinelli Thermometer daher nicht wieder einbauen – selbst wenn es mit bekanntem Versatz noch nutzbar wäre. Die vorhandene Hülse kann ich für eine genauere Lösung verwenden.

Die neue zusätzliche Hülse im Deckel soll demnächst für eine Brausteuerung Verwendung finden. An der Stelle auch nochmals Dank an afri für die Infos zur Wärmeleitpaste. Auf die werde ich dann auch verzichten.

Viele Grüße
Mick

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Dienstag 13. Mai 2025, 13:57
von Mick74
Nachtrag:
Beim Aufräumen habe ich gerade doch eine Schraube am Ende des Stabs entdeckt, die ich zuvor übersehen hatte. Ich hatte sie irrtümlich aus Unkenttnis am Gehäuse hinten vermutet.

Ich habe nun die Korrektur nach oben vorgenommen und werde das Thermometer zusätzlich zum vertrauenswürdigen Gerät erneut testen.

Die Schraube ließ sich sehr leichtgängig stellen. Vielleicht hätte ich, entsprechender Erfahrung vorausgesetzt, nach dem Transport und vor dem Einsatz eine Kontrolle durchführen sollen.

Da hab ich bei dieser Sache doch einiges gelernt und werde mich nicht mehr auf nur ein Messgerät verlassen.

Viele Grüße
Mick

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Dienstag 1. Juli 2025, 11:18
von BieratenBande
Hallo zusammen,
ich wäre nie darauf gekommen, einem Thermometer zu misstrauen, aber bei meinem letzten Sud fiel mir die Diskrepanz beim Abkühlen deutlich auf - drei Thermometer zeigten alle unterschiedliche Temperaturen! Weiß ehrlich gesagt noch nicht, wie ich dass in den Griff kriege

Re: Thermometergenauigkeit analog/digital

Verfasst: Dienstag 1. Juli 2025, 12:13
von MaltHopMagic
Beim Aufheizen oder Abkühlen ist das rein physikalisch bei jedem Thermometer unterschiedlich, bis die Temperatur an der messenden Stelle angekommen ist. Vergleichen kannst du nur im statischen Zustand bei konstanter Temperatur. Du kannst bei 0grad mit Eiswasser und 100grad mit kochendem Wasser an 2 einfach zu erreichenden Vergleichstemperaturen deine Thermometer kalibrieren.