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reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 16:02
von Fricky
Das spukt mir schon länger durch den Kopf:
Könnte man nicht auch Bier mittels reiner Maischegärung herstellen?

Ich meine mit Beeren/Trauben geht das ja auch, einmaischen, warten bis alles vergoren ist, abläutern und fertig ist der Wein.

So, und nachdem ich das schon länger mit mir rumtrage, muss ich nun heute das hier lesen.
Super, :Grübel bin also nicht der einzige, der so komische Einfälle hat.

Hat das schonmal einer hier probiert?
Ich stelle mir das ganz grob folgendermassen vor:

Einmaischen und Rasten (oder Kombirast) wie gehabt.
Dann aber nicht läutern sondern gleich weiter hochheizen, kochen, hopfengaben.
Dann ab mit der Maische in den Gärbottich, kühlen, anstellen und dann warten bis sich nix mehr tut.
Dann läutern, ggf. nochmal lagern zur Klärung, dann aufzuckern und abfüllen.

Evtl. kann man da geschmacklich mehr rauskitzeln, so wie bei Dekoktion, das soll ja auch bessere (andere) Geschmacksnoten erzeugen.

Probleme die ich dabei sehe:

-durch das lange Kochen der gesamten Maische (u.a. wg. DMS) könnte das Ganze schwer zu läutern sein, aber evtl. gehts ja nach einigen Wochen Gärung der gesamten Maische doch besser als gedacht.

-Die Maische braucht sicher länger zum Abkühlen als die Würze (Mit Plattenkühler geht da nichts), ist deswegen evtl. anfälliger für Infektionen.

Ist die Idee total verrückt, oder was haltet Ihr davon?
Irgendwelche Denkfehler dabei?

Ich glaube so einen Test mit nur 10 Liter werd ich da schonmal machen. Ist ja nicht viel hin, wenns nicht klappt.

Gruß, Peter.
--

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 16:19
von jemo
Durch das Kochen der Maische wird unverzuckerte Stärke freigesetzt, was eigentlich vermieden werden sollte. Ich könnte mir auch vorstellen, das es geschmackliche Auswirkungen hat, wenn die Spelzen längere Zeit gekocht werden.
Zudem musst Du den Sud eh filtern, wenn nicht vor der Gärung, dann spätestens danach.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 16:32
von Boludo
-Blausud
-Gerbsäure aus den Spelzen durch langes Kochen
-Heißtrub und Hopfen kann nicht entfernt werden
-Kein zeitlicher Vorteil
-Läutern nach der Gärung mit Hefesediment könnte spannend werden

Stefan

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 17:02
von Bierwisch
Boludo hat geschrieben:-Blausud
-Gerbsäure aus den Spelzen durch langes Kochen
-Heißtrub und Hopfen kann nicht entfernt werden
-Kein zeitlicher Vorteil
-Läutern nach der Gärung mit Hefesediment könnte spannend werden

Stefan
Bei zehn Litern würde ich es wagen und dann hier berichten.

Ein Blausud wird es sicherlich, aber das heißt noch lange nicht, daß das Bier nicht trotzdem lecker werden kann.
Gerbsäure ist sicherlich ein Problem, wobei noch nicht klar ist, was die Hefe daraus macht.
Heißtrub halte ich für unproblematisch - das ist zusätzliche Hefenahrung. Es gibt dazu ausführliche Untersuchungen, die zeigen, daß der Trub eher positive Effekte auf die Gärung hat.
Ich würde denken, daß sich alles am Boden absetzt, und darum von oben abziehen. Die Ausbeute wird es wohl in den Keller drücken, aber dafür sollte geschmacklich was interessantes herauskommen...

Gruß,
Bierwisch

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 17:55
von Seed7
Warum kochen? Kannst nebenbei einen hopfenthee kochen und dazu geben. Das brennbier fuer whiskey wird auch den treber vergoren.

Ingo

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 18:19
von BrauFuchs
Ich muss sagen, ich finde das ganze auch gerade interessant.

Die Variante von Ingo ist plausibel mit dem Hopfenextrakt kochen und dann hinzugeben.
Und die Maische wie eine Dekoktion behandeln und nicht länger als 30 min kochen.
Allerdings kann man im Gärbehalter noch mit wasser verdünnen. keine Nachgüsse --> hoher Extrakt.

Wenn TU München das kann, dann die HS Ostwestfalen-Lippe auch. Ich werde es morgen mal vorschlagen und sicher für verrückt erklärt.

Meine Idee wäre noch: Ein Standardbier brauen wie es jeder macht, abkühlen und mit dem Treber wieder vereinen, Hefe geben und vergären.
Treber natürlich so aufbewahren, dass in der Zeit kaum Keime ran kommen und vllt im Wasserbad herabkühlen.

Weiß zwar nicht was das bringt, aber man hat dann eine Maischegärung ;)

Gruß
Lukas

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 19:35
von Fricky
Ok.ich seh schon ich werde das probieren.

Danke schonmal für euren Input, Hinweise und Anregungen. :thumbup

Vielleicht mach ich es so, dass ich den Hopfen im eigentlichen Nachgusswasser koche. Da könnte ich dann auch nen Whirlpool machen und dann abkühlen und zur Maische geben.
Mit 90 min kochen dachte ich eigentlich an DMS.

Muss mir noch nen genauen Plan machen, aber ich probiers auf jeden Fall.

Ich denke bei der Schüttung z.B. auch an 100% Weizen.

mal sehen. Ich werde davon berichten, egal wie es wird.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 19:36
von Rage
Treber stopfen klingt irgendwie spannend. Bin mal gespannt was dabei raus kommt.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 19:38
von Berliner
Den Blausud kannst Du auch mit einem Enzym-Auszug vermeiden. Dazu etwas Würze vor dem Kochen entnehmen und nach dem Kochen und Abkühlen auf ~70°C wieder zugeben. Die Enzyme im Auszug verzuckern dann die Stärke, die beim Kochen noch gelöst wurde.
Läutern würde ich nicht klassisch durch die Treber, sondern von oben abziehen, evtl. mit einem Korb als Filter gegen grobe Bestandteile.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 20. Mai 2015, 19:46
von Rudiratlos
In einem Schnapsbrenner-Forum, in dem ich mich mal eine Zeit lang rumgetrieben habe, wurde immer wieder empfohlen vor der Gärung möglichst alles Holzige zu entfernen, da sonst übermäßig Methanol entstünde. Inwieweit das richtig ist, und ob das auf Spelzen auch zutrifft, kann ich nicht sagen. Der Trivialname von Methanol ist aber Holzgeist, und das ist sicher nicht zufällig...

Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass wirklich gesundheitsgefärdende Mengen entstehen können, für Kopfweh und Katererscheinungen könnte es aber vielleicht schon reichen?

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Donnerstag 21. Mai 2015, 10:01
von BrauFuchs
Das kann ich mir auch nicht vorstellen.
Ich kenne es von Fruchtmaischen. Das in den Zellwänden befindliche Pektin wird zu Methanol und Galacturonsäure und weitere Zucker verstoffwechselt.
Methanol wurde früher aus Holz gewonnen und zwar trocken bei 500°C.

Es wird wohl Bestandteil im Bier sein so wie Propanol, Butanol und Co. auch, aber keine gefährliche Konzentration annehmen.

Tödliche Dosis ist 100-200 ml reiner Methanol, da sind 100 - 200 mL Ethanol genau so gefährlich ;)

Gruß
Lukas

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Donnerstag 21. Mai 2015, 10:35
von Neubierig
BrauFuchs hat geschrieben: Tödliche Dosis ist 100-200 ml reiner Methanol, da sind 100 - 200 mL Ethanol genau so gefährlich ;)

Gruß
Lukas
???? 100 mL 100% Ethanol = 2000 mL 5% EtOH. 2 liter Bier sind bloß tödlich!

Cheers,

Keith :-)

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Donnerstag 21. Mai 2015, 11:16
von BrauFuchs
Oh nein ich bin gestern gestorben :Mad2

Sorry hab nicht recht nachgedacht, dachte nur weil keiner das in Form von 100% in solchen Mengen konsumiert. Verdünnt allemale.
Korn wird auch durch Maischegärung hergestellt und dann destilliert, es fällt weniger Methanol im Vorlauf an als bei Apfelbrand beispielsweise!

Gruß
Lukas

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Donnerstag 21. Mai 2015, 11:55
von GrafPlato
Servus Miteinander!

Ich würde die Spelzen vor dem Maischen raus sieben, wenn du nach der Gärung von oben absaugst brauchst du keinen Läuterbottich schmutzig machen und brauchst die Spelzen nicht zum Läutern. Gerbstoffe sollten auch weniger werden.
Gut Maisch!

Herzlich, Hartmut

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Donnerstag 21. Mai 2015, 12:34
von Fricky
Ist doch immer gut wenn mehr als nur einer drüber nachdenkt. Ich werde die ganzen Tips, Hinweise, Einwände und Anregungen vor dem Versuch nochmal überdenken.

Was die Spelzen betrifft, ich wollte ja 100% Weizen nehmen, da sollten eh (fast) keine drin sein. Und ja, ich werde das wohl von oben abziehen, mit Wein mach ich das auch so. Wenn die Maische gekocht wurde und dann noch mehrer Wochen steht, wird mit läuten nicht mehr viel gehen.

In ca. 2 Wochen werde ich das angehen.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Donnerstag 21. Mai 2015, 13:25
von grüner Drache
Hallo Peter !

Vorneweg: Ich finde die Idee auch Ultra-Spannend. So ein Urbier, oder auch ein Bier aus Brot, spuken mir auch schon lange durch den Kopf.
Daher danke, dass Du Deine Überlegungen mit uns teilst, bin gespannt auf Neuigkeiten :thumbsup !
Fricky hat geschrieben: Was die Spelzen betrifft, ich wollte ja 100% Weizen nehmen, da sollten eh (fast) keine drin sein.
Als willst Du das mit unvermälzten Weizen machen ?
Falls ja, wie sieht das mit den nicht vorhandenen Enzymen aus ? Ohne die wird sich doch wohl wenig Stärke in Zucker verwandeln, oder sehe ich das falsch ?!
Wäre es auch möglich, den Rohweizen bis zum "Schlüpfen" der Wurzelhäärchen vorzukeimen und dann die Rasten bis ca. 78 C zu fahren und dann en Teil Würze mit ner Kelle o.ä. ( durch Sieb ) abzuziehen und den Hopfen zu kochen ...?
So ein Urbier steht im Herbst auch bei mir an, wenn ich genug Gerste geerntet habe und nach dem 1. Malzversuch übrig bleibt.
Wie gesagt, sehr spannend !
Viel Erfolg !
Allzeit gut Sud !
:Drink
Ciao, Alex !

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Donnerstag 21. Mai 2015, 13:29
von Boludo
Ich gehe davon aus, dass er Weizenmalz meint.

Stefan

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Donnerstag 21. Mai 2015, 13:34
von Fricky
Ja klar, ich meinte natürlich Weizenmalz.
War etwas unklar ausgedrückt.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 21. Juli 2015, 16:50
von Fritz Fedder
In dem kleinen Biergeschichtebuch von Meußdoerffer/Zarnkow aus der "C.H. Beck Wissen"-Reihe ist ein mesopotamisches Brauverfahren von ca. 2000 v. Chr. beschrieben. Bei dem wurde Malz (wohl Einkorn, Emmer oder Gerste, mit der Zeit zunehmend letztere) mit etwas Mehl und Sauerteig(-brot) kalt eingemaischt, etwa einen Tag angehen gelassen, und dann durch ein Loch am Boden abgeläutert.
Maischen, Gären und Filtrieren fanden also in einem Prozess statt. Dieses Bier enthielt aber noch viel unmodifizierte Stärke aus dem ungemälzten Emmermehl (immerhin ein Drittel des Rohstoffvolumens), stärkeabbauende Enzyme sowie Hefen und Milchsäurebakterien. Der Maisch-/Gärprozess lief also weiter und der Charakter des Biers änderte sich von Tag zu Tag, so wie wir es heute noch von den afrikanischen opaque beers, aber auch vom Kwass und Federweißen kennen.
Aus dem Treber wurde dann wohl nochmal ein dünneres Bier gemacht.

Klingt doch nach einem netten Experiment. :Bigsmile

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 21. Juli 2015, 17:18
von schloemi
Ich bin Simplicius zuversichtlich, dass das, was vor 4000 Jahren ging, auch heute noch geht. Ob es mit unserem heutigen Geschmachssinn harmoniert, ist eine andere Frage.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 21. Juli 2015, 17:58
von Fricky
Das Thema wird noch ein wenig warten müssen.
Hab jetzt erst hellen Weizenbock gebraut, letzte Woche abgefüllt, dann ist noch ein Dry Stout in der Nachgärung was ich diese Woche abfülle. Als nächstes steht nochmal das Ipa Pliny an. Dann bin ich beruflich 1 Woche unterwegs. Dann Urlaub.

Ich hab viel zu wenig Zeit für die wirklich wichtigen Sachen... :Grübel

Aber ich teste das auf jeden Fall und berichte davon.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Montag 12. Oktober 2015, 16:52
von Fricky
So, das hat jetzt doch noch deutlich länger gedauert, als geplant, aber morgen werde ich den Versuch nun endlich mal starten.

Der Plan ist jetzt wie folgt:

Das "Bier" (so es denn auch eins wird :Waa ) wird aus 100% Weizenmalz gebraut.
Ich werde für den Versuch einfach mal mit ca.10 Liter fertigem Bier planen.

Ich werde dazu 3kg Weizenmalz mit 12 Litern sehr weichem Wasser einmaischen.

Das Malz werde ich heute abend schonmal vorlösen in ca. 20-25 Grad warmem Wasser.

Dann wird morgen weitergemaischt wie folgt:

40°C 15 Min
45°C 15 Min
48°C 15 Min
52°C 15 Min
63°C 30 Min --> hier wird ein Enzymauszug entnommen (Danke an Berliner für den Tip :thumbup )

72°C 30 Min
100°C 30 Min

Das mag jetzt auf den ersten Blick alles etwas strange aussehen, aber ich hab mir etwas dabei gedacht:

-Das Vorlösen hat den Grund, daß ich soviel wie möglich aus dem Malz rausholen will.

-Die Gummirast bei 40 Grad, naja, darüber kann man sicher geteilter Meinung sein was das bringt, ich erhoffe mir davon eine bessere "Läuterbarkeit" nach der Gärung, evtl. verkleistert das dann durch das Kochen nicht so.

-Dann die kurzen Rasten bei 45°C und 48°C sollen weizentypische Aromen zur Geltung bringen.

-Die Eiweißrast bei 52°C ; der Plan wäre, das Optimum an freien Aminosäuren für gute Gärung gleichzeitig mit einer super Schaumstabilität und einem Minimum an Kältetrub hin zu bekommen, also die Eierlegende Wollmilchsau. Man wird sehen....

-Der Enzymauszug bei 63°C soll nach dem Kochen und Abkühlen auf ca. 70°C wieder zur Maische gegeben werden, um die durch
das Kochen möglicherweise freigewordene unverzuckerte Stärke auch noch in Zucker umwandeln (Stichwort Blausud).

-Der Hopfen wird seperat in einem Topf mit 3 Liter Wasser gekocht, darin wird auch ein Miniwhirlpool gemacht und dann kommt
der Hopfensud ebenfalls in den Gärbehälter.

Dann kommt der Gärbehälter in die Badewanne mit kaltem Wasser um möglichst schnell Anstelltemperatur zu bekommen, Hefe dazu, und dann wird man schon sehen....

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Montag 12. Oktober 2015, 17:01
von Boludo
DMS könnte ein Thema werden.
Ansonsten, viel Erfolg!

Stefan

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Montag 12. Oktober 2015, 20:38
von nobody2k
Sollte doch wie ein Dekoktionsbier schmecken ... nur mit mehr DMS :Wink

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Montag 12. Oktober 2015, 20:43
von Fricky
Hmmm....warum denn DMS? Das wird doch auch gekocht, und Spelzen sind keine drin.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Montag 12. Oktober 2015, 23:05
von Boludo
20 Minuten kochen könnten für DMS zu kurz sein.
Eventuell.

Stefan

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 00:28
von inem
Ich hatte 30 Minuten gelesen. Das ist doch die Untergrenze für dms. Ingo hatte neulich etwas interessantes gekostet, wenn man unter 80 Grad bleibt, ist dms gar kein Problem. Wäre überlegenswert, vor allem wenn man den Hopfen separat kocht. Bliebe nur ein mikrobiologisches Risiko.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 10:05
von Fricky
Bin eh grad seit 25 min am Maische kochen. Ich geh auf 45 min. Hoffe bloß daß mein Enzymauszug noch genügend Reserven hat. Die Jodprobe ist mittlerweile wieder pechschwarz.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 10:10
von Bierwisch
Jodprobe ist völlig überbewertet...

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 11:20
von Fricky
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Hab jetzt die gekochte Maische wieder auf 70 Grad gekühlt und den Enzymauszug zugegeben.
Der hat seine Arbeit sehr gut erledigt.
Auf den 4 Jodproben sieht man schön wie sich das entwickelt. Die erste wurde direkt nach dem Kochen genommen. Danach alle 10 Minuten.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 12:52
von wannenbraeu
Coole Idee, hoffentlich wirds was :-)

Aber mal eine Frage: Die Enzyme arbeiten ja auch wenn nicht die dafür optimale Temperatur vorhanden ist.
Könnte man also auch alles in kaltem Zustand machen?

Einmaischen in kaltes Wasser, Deckel und Gärröhrchen drauf.
Die Enzyme arbeiten dann sehr langsam, produzieren aber Zucker. Dieser wird von den vorhandenen Hefen und Lactos gegessen und in Säure+Alkohol verwandelt. Dank dem fehlenden Sauerstoff sollte es keinen Schimmel oder Essig geben.

Wo ist mein Überlegungsfehler?

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 12:55
von aegir
Bilden sich da nicht Milchsäurebakterien, wenn man einen Tag vorher anstellt?
Bin gespannt, ob das nicht ein Sauerbier wird.

Gruß Hotte

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 13:36
von Fricky
wannenbraeu hat geschrieben:Aber mal eine Frage: Die Enzyme arbeiten ja auch wenn nicht die dafür optimale Temperatur vorhanden ist.
Könnte man also auch alles in kaltem Zustand machen? Einmaischen in kaltes Wasser, Deckel und Gärröhrchen drauf.
Theoretisch würde ich sagen, ja, praktisch wird es vermutlich zulange dauern, bis die Gärung richtig in Schwung kommt, so dass die Gefahr einer Infektion wahrscheinlich sehr hoch ist.
aegir hat geschrieben:Bilden sich da nicht Milchsäurebakterien, wenn man einen Tag vorher anstellt?
Bin gespannt, ob das nicht ein Sauerbier wird.
Ich habe nicht einen Tag vorher angestellt, sondern jetzt grade vor 1/2 Stunde.
Ich habe gestern das Malz nur in lauwarmem Wasser eingeweicht. Was auch immer sich da möglicherweise übernacht gebildet hat, wurde heute gekillt. Ich hab die Maische ja 45 min. gekocht.

Man darf trotzdem gespannt sein, was/wie es wird.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 13:47
von nobody2k
Fricky hat geschrieben:Hmmm....warum denn DMS? Das wird doch auch gekocht, und Spelzen sind keine drin.
Ich sehe das Problem auch eher beim Auszug der ja nicht gekocht wurde ...

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 13:54
von Fricky
Das könnte natürlich sein :Grübel , aber warten wir mal ab.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 14:20
von Ulrich
wannenbraeu hat geschrieben:Aber mal eine Frage: Die Enzyme arbeiten ja auch wenn nicht die dafür optimale Temperatur vorhanden ist.
Könnte man also auch alles in kaltem Zustand machen? Einmaischen in kaltes Wasser, Deckel und Gärröhrchen drauf.
theoretisch müßte das funktionieren, funktioniert ja auch auf dem feld (und ist sicherlich auch von 3000Jahren so gemacht worden. Aber die Verzuckerung wird mehrere Tage dauern. Das Problem ist, dass die Stärke erst quellen muss (wasser aufnehmen muss), dann "platzen" (verkleistern) und dann erst von den Enzymen verarbeitet werden kann. Wenn man nur mal aus fun, bei 8 - 12°C bei einem Verhältnis 1:3, jeden Tag einmal gut umrühren feststellt, nach wieviel Tagen die maische Jod Normal wird. (ohne Hefe) :Bigsmile (eigendlich würde man die Hefe erst nach jod normal zugeben)
Ich empfehle diese kalte Temperatur, damit sich die Milchsäure nicht durchsetzt, da diese auch Stärke verstoffwechseln kann.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 14:23
von Ulrich
pfff dms! das hat früher auch keinen interessiert, zu Not mechanisch entfernen.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 14:40
von Fricky
Ulrich hat geschrieben:Wenn man nur mal aus fun, bei 8 - 12°C bei einem Verhältnis 1:3, jeden Tag einmal gut umrühren feststellt, nach wieviel Tagen die maische Jod Normal wird. (ohne Hefe) :Bigsmile (eigendlich würde man die Hefe erst nach jod normal zugeben)
Ich empfehle diese kalte Temperatur, damit sich die Milchsäure nicht durchsetzt, da diese auch Stärke verstoffwechseln kann.
Wenn ich mal etwas Zeit habe, werde ich auch das noch versuchen. Ich hatte für diesen Versuch 6kg Weizenmalz bestellt, aber dann doch nur 3kg verwendet. Mit dem Rest werd ich das bei Gelegenheit mal probieren.

Ich hatte übrigens die 3kg in 12Liter Wasser eingemaischt und bin nach dem Kochen bei einer Stammwürze deutlich über 18°Brix gelandet. Mein Refraktometer geht nur bis 18, das hat nur weiss angezeigt. Nach Verdünnen mit 3Liter Wasser bin ich bei 14°Brix.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 18:34
von BrauFuchs
Kann ja mal von einer Maischegärung berichten.
Dafür wurde zuckerreicher Treber welcher bei 74 °C geläutert wurde mit Wasser vermengt und so auf unter 40 °C abgekühlt.
Hefe dazu und am nächsten Tag war alles "vergammelt". Also haben es genügend Lactos und Fremdkeime überlebt trotz der Temperaturen und der langen Zeit, vermutlich kam aber auch von außen genug rein und dann die hohe Anstelltemperatur...

Ein zweiter Versuch es wurde bei 78 °C geläutert und es ist nicht schlecht geworden. Das Ergebnis, eine Würze mit 4 Vol.-% Alkohol. Allerdings auch leicht säuerlicher Geruch.

Unbedingt kalt stellen vor dem Abziehen. die Hefe lässt alle Bestandteile aufschwimmen. Sinken erst nach Ende der Gärung im Kühlhaus ab.
Die Maische ist destilliert worden. Es hat erst unglaublich nach Banane gerochen (Esterige Hefe) und dann nach Sauerkraut und Kohl, also doch jede Menge DMS???? Würde ja die 80 °C-Theorie zerstören...


Gruß
Lukas

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 19:30
von Fricky
War das irgendwie Treber der vom Brauen übrig geblieben ist? Der wurde ja nicht gekocht. Weiss nicht, ob man das 1:1 vergleichen kann. Ich hab ja nicht Treber mit Wasser gemischt, sondern gleich die komplette und gekochte Maische angesetzt. Kann sein dass ich das jetzt auch nicht richtig verstanden habe.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Dienstag 13. Oktober 2015, 20:04
von minkenbräu
BrauFuchs hat geschrieben: Unbedingt kalt stellen vor dem Abziehen. die Hefe lässt alle Bestandteile aufschwimmen. Sinken erst nach Ende der Gärung im Kühlhaus ab.
Die Maische ist destilliert worden. Es hat erst unglaublich nach Banane gerochen (Esterige Hefe) und dann nach Sauerkraut und Kohl, also doch jede Menge DMS???? Würde ja die 80 °C-Theorie zerstören...
Es geht bei der "80 °C- Theorie" ja darum, dass DMS Precursor in DMS umgewandelt und somit geruchsaktiv werden. Bei eurer Maischedestillation wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn ihr nicht gerade unter Vakuum destilliert habt, auch Temperaturen über 80 °C erreicht. Also habt ihr wieder DMS-P in DMS umgewandelt und somit den dementsprechenden Geruchseindruck hervorgerufen, egal ob vorher eine Maischekochung stattgefunden hat oder nicht.

Viele Grüße
David

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 14. Oktober 2015, 01:09
von BrauFuchs
Fricky hat geschrieben:War das irgendwie Treber der vom Brauen übrig geblieben ist? Der wurde ja nicht gekocht. Weiss nicht, ob man das 1:1 vergleichen kann. Ich hab ja nicht Treber mit Wasser gemischt, sondern gleich die komplette und gekochte Maische angesetzt. Kann sein dass ich das jetzt auch nicht richtig verstanden habe.

Gruß, Peter.
Es war Treber einer Whiskymaische. Also hier wurde nur Vorderwürze aufgefangen und anstatt anzuschwänzen wurde der treber mit wasser versetzt. Das Ergebnis etwa 12 °P also mit einem normalen Bier zu vergleichen.

Gruß
Lukas

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 14. Oktober 2015, 01:10
von BrauFuchs
minkenbräu hat geschrieben:
BrauFuchs hat geschrieben: Unbedingt kalt stellen vor dem Abziehen. die Hefe lässt alle Bestandteile aufschwimmen. Sinken erst nach Ende der Gärung im Kühlhaus ab.
Die Maische ist destilliert worden. Es hat erst unglaublich nach Banane gerochen (Esterige Hefe) und dann nach Sauerkraut und Kohl, also doch jede Menge DMS???? Würde ja die 80 °C-Theorie zerstören...
Es geht bei der "80 °C- Theorie" ja darum, dass DMS Precursor in DMS umgewandelt und somit geruchsaktiv werden. Bei eurer Maischedestillation wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn ihr nicht gerade unter Vakuum destilliert habt, auch Temperaturen über 80 °C erreicht. Also habt ihr wieder DMS-P in DMS umgewandelt und somit den dementsprechenden Geruchseindruck hervorgerufen, egal ob vorher eine Maischekochung stattgefunden hat oder nicht.

Viele Grüße
David
Goldrichtig, gar nicht drüber nachgedacht.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Freitag 16. Oktober 2015, 09:12
von Fricky
1444979090113.jpg
Zwischenbericht :

Eben habe ich das Jungbier von der Maische abgezogen. Ging solala. Mit Hilfe eines Monofilamentfilters konnte ich zumindest das Gröbste entfernen. Es sind genau 10 liter geworden. Ich hoffe jetzt mal darauf, daß sich noch einiges absetzt. Bis jetzt ist es noch eine ziemlich milchige Brühe. Allerdings ist der Restextrakt innerhalb der 3 Tage seit Anstellen auf 2 Plato runter. Der Geschmack geht ein wenig Richtung Mandeln oder Marzipan. Sauer ist bis jetzt nichts, krautig oder gemüseähnlich auch nicht. Mal sehen wohin sich das entwickelt.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Freitag 16. Oktober 2015, 11:37
von nobody2k
Cardassianisches Ale!

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Montag 19. Oktober 2015, 15:53
von Fricky
Der Restextrakt ist mittlerweile bei 0,8 °Plato, der Geschmack fast unverändert, die Marzipannote ist allerdings nicht mehr so ausgeprägt. Es bleibt spannend. Ich bin mal gespannt, wieweit das noch vergärt :Shocked , denn noch tut sich was.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 21. Oktober 2015, 10:05
von Fricky
Mittlerweile ist der Restextrakt bei 0,4°P, gibts das eigentlich?? :Shocked

Was ist das denn für'n Vergärgrad? :Grübel

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 21. Oktober 2015, 10:17
von Ladeberger
Du hattest geschrieben, dass du einen Kaltauszug zugegeben hast. Hast du die Würze danach auch wieder erhitzt um die Enzyme zu denaturieren? Sonst werkeln die natürlich weiter, bis (fast) nur noch vergärbarer Zucker vorliegt.

Gruß
Andy

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 21. Oktober 2015, 10:36
von Fricky
Jetzt wo Du's sagst; ich habe nach Zugabe des Enzymauszuges gewartet bis jodnormal, dann abgekühlt auf Anstelltemperatur.
Das wurde aber dann nicht mehr erhitzt. Hätte ich vlt. machen sollen.
Wobei schon interessant wäre, was genau die Enzyme (so sie denn noch werkeln) da jetzt verknuspern.
Das war ja schon jodnormal, Stärke kann es also eigentlich nicht sein.

Jetzt kann ich wohl nur abwarten und demnächst mal abfüllen.

Gruß, Peter.

Re: reine Maischegärung, nur eine Schnapsidee?

Verfasst: Mittwoch 21. Oktober 2015, 10:53
von inem
Hast du gekostet? Könnte es eine Infektion sein? Natürlich auch ein Risiko beim ungekochten Kaltauszug.