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Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 14:02
von DerDerDasBierBraut
Was für eine Panne.
Ich habe mein Rührwerk (ausgelegt für 30 cm tiefen Topf) vorhin auf einem 45cm tiefen Topf gebaut und angefangen zu Maischen.
Das Malz am Boden hat sich von der viel zu hoch sitzenden Rührwelle nicht beeindrucken lassen und bildete eine Schicht am Boden.
Nachdem die Temperatursteuerung zur Eiweißrast abschaltete stieg die Temperatur ohne Heizung weiter auf 65°C an.
Panik. Rührwerk runter, mit dem Paddel durchgerührt >>> 70°C
Kaltwasser zugekippt und weiter gerührt > 68°C
Jetzt lasse ich gerade abkühlen und versuche bei 64°C mit der Maltoserast wieder einzusetzen. Dann weiter mit manuellem rühren.
Meint ihr das wird noch
Bier oder soll ich die Malzsuppe besser wegschütten?

Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 14:05
von Flothe
Weitermachen bis es Iodnormal wird. Solang es nicht abgebrannt ist, wirds auch noch (gutes) Bier.
LG Florian
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 14:19
von DerDerDasBierBraut
Angebrannt ist es glaube ich nicht. Bem Rühren kommen keine schwarzen Placken mit hoch.
Habe jetzt 65 Grad. Gleich Maltoserast.
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 14:26
von ggansde
Moin,
Zur Sicherheit noch neues Malz dazu und normal Maischen.
VG, Markus
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 14:31
von DerDerDasBierBraut
Wegen der Enzyme für die Maltoserast , die möglicherweise tot sind?
Wie viel neues Malz etwa? 10-20 % der Ausgangsmenge?
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 14:54
von Scarabeo
Moin,
und wenn es ein bißchen angebrannt ist wird es halt ein Röstbier.
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 15:10
von §11
Das wird Bier. EIn relative alkoholarmes, eher suessliches Bier. Was du gemacht hast nennt sich Springmaischverfahren. Deshalb weil die Maltoserast uebersprungen wird. Das wird z.B. fuer leichte Biere und alkoholfreie Biere angewendet. Allerdings wird dann auch die StW entsprechend nach unten angepasst.
Rein theoretisch koenntest du aber auch einfach sehr lange bei 70C rasten. Die alpha Amylasen spalten die Staerke von "innen" heraus. D.h. sie spalten nicht wie die beta- Amylase gezielt Maltosegruppen ab, sondern "verhackstuecken" die Staerke eher wahllos in verschieden lange "Dextrine". Aber, die alpha Amylase "greift" natuerlich auch die so entstandenen Reststuecke weiter an. In der Theorie bleibt irgendwann mal nur noch Glucose uebrig (und die 1->6 verzweigten Reste).
Es gibt historische Maischverfahren die so arbeiten. Z.b. die fallende Infusion, bei der zusaetzlich die "ueberlebende" beta Amylase genutzt wird.
Eine weitere Moeglichkeit, die zu sehr hohen Vergaerungsgrade fuehren wird, ist eine Rast bei 70C bis jodnormal und dann mit Wasser auf 60C abkuehlen und erneut mit neuem Malz einmaischen (ca. 15-20% der urspruenglichen Schuettungsmenge). Bei 70C erzeugt die alpha Amylasen vor allem laengerkettige Bruchstuecke (Jodnormal ist irgendwo bei Resten mit 9 Glucoseeinheiten). Die beta Amylase des frischen Malzes hat damit eine sehr grosse Zahl an "Kettenenden" die sie in Maltose abbauen kann. Ein weiterer Vorteil, die Enzyme des Staerkeabbaus moegen eher duenner Maischen.
Gruss
Jan
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 15:12
von §11
Scarabeo hat geschrieben:Moin,
und wenn es ein bißchen angebrannt ist wird es halt ein Röstbier.
Nein, angebrannte Maische geht meiner Erfahrung und Meinung nach ueberhaupt nicht. Das schmeckt zum k.....
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 15:33
von Boludo
§11 hat geschrieben:Scarabeo hat geschrieben:Moin,
und wenn es ein bißchen angebrannt ist wird es halt ein Röstbier.
Nein, angebrannte Maische geht meiner Erfahrung und Meinung nach ueberhaupt nicht. Das schmeckt zum k.....
Das wollt ich auch gerade sagen. So was schmeckt eher nach Aschenbecher.
Bier wirds immer stimmt leider nicht.
In dem Fall ist ja aber zum Glück nichts angbrannt.
Stefan
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 15:37
von DerDerDasBierBraut
Konnte erst jetzt weiterlesen. War beim Rudern

.
Ok, dann lasse ich mich jetzt überraschen. Hatte nach dem abkühlen auf 55 Grad noch flink mit frischem Malz aufgestockt (20%) und 45 Minuten Maltoserast gemacht. Die zusätzlichen 2 Kg Malz hatten jetzt keine Eiweißrast. Das macht den Katastropensud hoffentlich nicht viel schlimmer....
Bin jetzt in der 2. Verzuckerungsrast bei 73 Grad und kann kurz die Arme ausschütteln bevor ich wieder zum Paddel greifen darf :)
Die Maische schmeckt nicht angebrannt. Das macht Hoffnung. Unter der Läuterhexe kann ich beim Paddeln einzelne dunkle Spelzen finden. Insgesamt aber sehr wenige.
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 15:42
von DerDerDasBierBraut
DerDerDasBierBraut hat geschrieben:Konnte erst jetzt weiterlesen. War beim Rudern

.
Ok, dann lasse ich mich jetzt überraschen. Hatte nach dem abkühlen auf 55 Grad noch flink mit frischem Malz aufgestockt (20%) und 45 Minuten Maltoserast gemacht. Die zusätzlichen 2 Kg Malz hatten jetzt keine Eiweißrast. Das macht den Katastropensud hoffentlich nicht viel schlimmer....
Bin jetzt in der 2. Verzuckerungsrast bei 73 Grad und kann kurz die Arme ausschütteln bevor ich wieder zum Paddel greifen darf :)
Die Maische schmeckt nicht angebrannt. Das macht Hoffnung. Unter der Läuterhexe kann ich beim Paddeln einzelne dunkle Spelzen finden. Insgesamt aber sehr wenige.
Meine nach dem Abkühlen auf 65 Grad.
Werde mal wieder an den Topf.
Danke
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 16:09
von §11
Die zusätzlichen 2 Kg Malz hatten jetzt keine Eiweißrast.
Wenn es ein gut geloestes Malz ist, sollte das egal sein.
Beim Thema Eiweiss "kaempfen" zwei unterschiedliche Interessen, zumindest fuer den Hobbybrauer. Zum einen bringt der Eiweissabbau sog. freien Aminostickstoff (FAN), der fuer die Hefe und damit fuer die Gaerung wichtig ist. Wie der Name sagt, handelt es sich hier um Proteinfragemente die ueber die Stufe von Aminosaeuren hinaus abgebaut wurden. Demgegenuber steht die Schaumhaltbarkeit. Bierschaum wird unter anderem durch lang- und mittelkettige Proteine gebildet und stabilisiert. So also entweder der Hefe was Gutes tun oder aber Schaum haben.... wie immer Alles eine Frage des Mittelweges.
Andere Probleme mit Eiweiss, wie Truebungsstabilitaet usw. stoeren uns als Hobbybrauer weniger.
Du solltest damit also wenig Problem haben.
Vor allem dunkle Malze sind von Haus aus weiter geloest und bringen bereits mehr FAN mit als helle Malz, also je nach Schuettung kann man die Proteinrast eh mehr oder weniger vergessen.
Jan
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 16:13
von Griller76
Ich wünsche Dir gutes Gelingen mit Deinem "Unglückssud". Ich denke, da hast Du nochmal Glück im Unglück gehabt.
Mich würde dann nur interessieren, wie Dein fertiges
Bier schmeckt.

Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 16:58
von DerDerDasBierBraut
Die Maische ist jetzt schon 80 Minuten in der zweiten Rast bei 72 Grad und noch immer ist der Jodtest positiv. Weiter maischen oder Lautern ?
Kann es sein , dass die Maische gesättigt mit Zucker ist und nicht mehr Stärke abbauen kann ? Ich hatte vorab schon 20% mehr Malz genommen und wollte nach dem Würze kochen Wasser vorlegen.
Jetzt noch einmal 20% mehr Malz vorhin nach dem Abkühlen.
Das ist eine ganz schön dicke Suppe geworden.
Edit - Tippfehler gefixt.. - Edit
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 17:29
von §11
DerDerDasBierBraut hat geschrieben:Die Maische ist jetzt schon 80 Minuten in der zweiten Rast bei 72 Grad und noch immer ist der Jodtest positiv. Weiter maischen oder Lautern ?
Kann es sein , dass die Maische gesättigt mit Zucker ist und nicht mehr Stärke abbauen kann ? Ich hatte vorab schon 20% mehr Malz genommen und wollte nach dem Würze kochen Wasser vorlegen.
Jetzt noch einmal 20% mehr Malz vorhin nach dem Abkühlen.
Das ist eine ganz schön dicke Suppe geworden.
Edit - Tippfehler gefixt.. - Edit
Hast du noch Platz fuer Wasser? Das die Loesung mit Zucker gesaettigt und deshalb keine Umwandlung mehr stattfindet glaube ich nicht. Aber, wie oben beschrieben, tun sich die Enzyme des Staerkeabbaus in dicken Maischen sehr schwer. Ideal ist hier eher ein Gussverhaeltniss von 1:4.
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 17:47
von DerDerDasBierBraut
Der Topf ist leider schon randvoll. Der Jodtest wird noch lila.
Ich werde wohl anfangen zu Läutern. Die Arme sind lahm vom Paddeln und verdünnen kann ich auch nicht mehr. Zwei Stunden 2. Rast ist gemein von dem Bier. Der rächt sich ganz schön doll für den Hitzeschock am Anfang.
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 18:15
von diapolo
Hi,
Schöpf dich etwas ab ein Blausud würde ich nicht riskieren lieber 2kg Malz verwerfen als den ganzen Sud.
Mit freundlichen Grüßen
Bernd
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 18:21
von Boludo
Beim Läutern verzuckert es aber auch noch. Die Enzyme sind ja noch aktiv.
Ich würde aber auf jeden Fall den Hopfen neu berechnen.
Stefan
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 25. Juni 2016, 18:42
von DerDerDasBierBraut
Ich lasse den Sud vor dem Wurzekochen noch eine Weile bei 70 Grad stehen, bevor ich die Tempetatur hochregel.
Dann kann nichts mehr anbrennen und durch die Nachgüsse ist frisches Wasser drin. Da kann der Sud gerne noch 2 Stunden brauchen bis der Jodtest negativ ausfällt.
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Sonntag 26. Juni 2016, 10:45
von DerDerDasBierBraut
Ging noch weiter gestern

. Die passend mit Wasser vorgelegte Anstellwürze war 1:55 Uhr in den Gäreimern.
Kurze Freude nach dem Läutern. Nichts angebrannt. Dann den Sud zurück in den Topf und nach kurzem "Rasten" bei 70°C war der Jodtest OK. Der neue 40 Liter Kocher schafft 1,1°C pro Minute. Also 25 Minuten später wieder hin zum Topf, den Eiweißschaum leicht abgeschöpf und auf die Temperaturanzeige gestarrt...
98 - 99 - 99,5 - freu, das wallt ja schon ganz gut - 99,8 - "Klack > Der Thermostat des neuen Topfes, der eigentlich bei 110°C schalten soll schaltet kurz vor 100 °C ab.
Also die Vorderwürze wieder etwas abkühlen lassen und gaaanz langsam in die Gäreimer ablaufen lassen. Ich glaube in den einen passt jetzt ein Liter mehr rein.
Der Thermostatfühler im Kocher ließ sich zum Glück recht leicht an einer anderen Stelle platzieren, wo er seine Funktion nicht verliert, aber beim Kochen noch nicht abschaltet.
Die Vorderwürze hatte noch 55 Grad, nachdem sie nach dem Umbau des Thermostaten wieder in den Topf zurückgepumpt war.
Eine Stunde später konnte ich dann endlich den Bitterhopfen in die Würze geben.
Der 40 Liter Kocher kann nach dem Umbau trotz seiner 2600W übrigens sehr gut Würze kochen.
https://youtu.be/Cf0aPairfV0
Das
Bier bekommt den Namen "KS1" (Katastrophensud 1) .
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Sonntag 26. Juni 2016, 11:02
von Boludo
Respekt vor so viel Durchhaltevermögen
Ein harter Kampf!
Stefan
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Sonntag 26. Juni 2016, 14:54
von Alt-Phex
Das schlimmste steht dir aber noch bevor. Das
Bier wird wahrscheinlich
total Genial werden, du bekommst es aber niemals nie wieder so hin.
Du hast auf jeden Fall um Hopfen und Malz gekämpft

Re: Wird's Bier?
Verfasst: Sonntag 26. Juni 2016, 17:54
von DerDerDasBierBraut
Alt-Phex hat geschrieben:Das schlimmste steht dir aber noch bevor. Das Bier wird wahrscheinlich
total Genial werden, du bekommst es aber niemals nie wieder so hin.
Entweder Das, oder es wird Alkoholfreies

.
Die Mengen an Malz haben auf alle Fälle für ausreichend Zucker im Sud gesorgt. Ich habe gerade 46 Liter Anstellwürze mit 14.5°P in den Gäreimern. Da muss jetzt nur noch ein bisschen Maltose dabei sein und dann ist die Welt in Ordnung

.
Der nächste Sud wird Dein Alt Nr.1. Aber ganz sicher erst, wenn die Verlängerung der Rührwelle fertig ist.
Re: Wird's Bier?
Verfasst: Samstag 16. Juli 2016, 10:34
von DerDerDasBierBraut
Griller76 hat geschrieben:Mich würde dann nur interessieren, wie Dein fertiges
Bier schmeckt.

Mit Vaddern's Worten: "Wie Knüppel auf'n Kopp"

.
Die Notti, die ich als zweite Hefe hinzugegeben hatte, war echt fleißig und hat bis auf 1,5°P runter vergoren.
Herausgekommen ist eine gallige Plörre mit rund 7% Alkohol. Ich habe davon 30 Liter im Keg und den Rest in Flaschen.
Die Flaschen lasse ich noch ein paar Wochen stehen und beobachte die geschmackliche Reifung.
Das Fass mit diesem Brauunfall kann ich gut gebrauchen, um das Karbonisieren und Zapfen zu üben (da habe ich ja noch meine Problemchen). Dann brauche ich nicht mehr das Keg mit dem guten Altbier in Schaum zu verwandeln. So hat dieses
Bier wenigstens noch einen sinnvollen Einsatzzweck.
