Maibock, was ist das eigentlich?

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gulp
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Maibock, was ist das eigentlich?

#1

Beitrag von gulp »

Ein neuer Artikel ist online:
1963-116-9-pma.jpg
Ein Ausschnitt:
............
Wie alles begann
Ein Nachweis für das Brauen von Starkbier in Bayern findet sich bereits im Jahre 1540. Herzog Ludwig X, der die Bezirke Landshut und Straubing regierte, hatte einen Braunschweiger Brauer nach Landshut geholt, der ihm, „an Ort und Stelle“ norddeutsches Starkbier braute.

„Dem preven von Braunschweigh zu vermallzn und seinem preven geben 1 Schaff.“ Dieser Eintrag findet sich in der Hoflastenrechnung von 1540 unter der Rubrik Weizen.

Bei der Recherche über Maibock stößt man bald unweigerlich auf die historische Bierstadt Einbeck, oder besser Eimbeck.
..........

https://biergrantler.de/04/2023/maibock ... igentlich/

Gruß
Peter
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coyote77
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#2

Beitrag von coyote77 »

Schön, danke Peter!
Grüße, Andreas :Drink

Zum Biere drängt, am Biere hängt doch alles.
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BrauSachse
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#3

Beitrag von BrauSachse »

Sehr informativ, Danke!

Viele Grüße
Tilo
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#4

Beitrag von bwanapombe »

Sehr schöner Artikel. Vielen Dank!
Dirk
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ggansde
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#5

Beitrag von ggansde »

Peter, TOP Beitrag!
LG, Markus
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#6

Beitrag von Cubase »

Toller Artikel, qualitativ wie gemacht um im Braumagazin zu erscheinen und damit einer grösseren Leserschaft zugänglich gemacht zu werden. :Smile
rauchbier
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#7

Beitrag von rauchbier »

Toller Artikel zu meinem Lieblingsbier. Ich würde im Artikel noch die neueren Entwicklungen zur UG-Hefe erwähnen, dieja auch im anderen Thread Thema sind. Super, dass mit Beispielen auf die unterschiedlichen Ausprägungen des Bierstils eingegangen wird.
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gulp
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#8

Beitrag von gulp »

Merci an alle. Ich freue mich über jeden Kommentar.

Gruß
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#9

Beitrag von gulp »

rauchbier hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 07:24 Toller Artikel zu meinem Lieblingsbier. Ich würde im Artikel noch die neueren Entwicklungen zur UG-Hefe erwähnen, dieja auch im anderen Thread Thema sind. Super, dass mit Beispielen auf die unterschiedlichen Ausprägungen des Bierstils eingegangen wird.
In der Tat habe ich eine Weile überlegt, ob ich diese neuen Entwicklungen mit aufnehmen soll. Mir war aber wichtig herauszustellen, dass die Anfänge obergärig waren. und letztendlich habe ich mich dagegen entschieden. Ich denke, das ist Stoff für einen eigenen Hefeartikel. Mal sehen..

Gruß
Peter
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#10

Beitrag von gulp »

Cubase hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 07:08 Toller Artikel, qualitativ wie gemacht um im Braumagazin zu erscheinen und damit einer grösseren Leserschaft zugänglich gemacht zu werden. :Smile
Aus dem Braumagazin ist ja nun ein Blog geworden, aber falls der Jörg (Berliner) mitliest, warum nicht? :Smile

Gruß
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#11

Beitrag von rauchbier »

gulp hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 09:30 Mir war aber wichtig herauszustellen, dass die Anfänge obergärig waren. und letztendlich habe ich mich dagegen entschieden. Ich denke, das ist Stoff für einen eigenen Hefeartikel. Mal sehen..
Die Anfänge mit OG-Hefe sind auch ein wichtiger Aspekt. Wenn ich noch vereinzelt lese, dass ein Bockbier per se UG sein muss, denk ich dran und frag mich, was nach der Logik dann ein Weizenbock sein soll...

Sehr gute Idee mit dem Hefeartikel.
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#12

Beitrag von Vestenrunner »

Cooler Beitrag! Danke!
1. Es gibt nix Bessers wäi wos Gouds!
2. Die Frauen schimpfen immer nur über das Saufen. Über den Durst sagen sie nichts.
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Proximus
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#13

Beitrag von Proximus »

Dem Dank der Vorredner schließe ich mich an.
Ganz toller Beitrag!
Gruß. Heiko
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#14

Beitrag von olibaer »

rauchbier hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 12:52 Die Anfänge mit OG-Hefe sind auch ein wichtiger Aspekt. Wenn ich noch vereinzelt lese, dass ein Bockbier per se UG sein muss, denk ich dran und frag mich, was nach der Logik dann ein Weizenbock sein soll...
Ja richtig.
Manchmal wünscht man sich für einen verständlichen Gesamtüberblick veraltete Klassifizierungen wieder zurück.

Bierart:
  • Obergärig/Untergärig
Biergattungen bis 1990:
  • Einfachbier: mind. 2,0 °P und max. 5,5 °P
  • Schankbier: mind. 7,0 °P und max. 8,0 °P
  • Vollbier: mind. 11,0 °P und max. 14,0 °P
  • Starkbier: mind. 16,0 °P
Hint 1:
Ein Bier mit einem Stammwürzegehalt zwischen 8 und 11°P bezeichnete man bis 1990 als sog. "Lückenbier".
Ein "in Verkehr bringen" von Lückenbieren war verboten.

Hint 2:
Im Sinne einer Verbrauchererwartung war ein "Starkbier" ein Bockbier und wenn das "Starkbier" > 18°P hatte,
dann durfte man auf dem Flaschenetikett andrucken: "Doppelbock"


Mit der ersten Leichtbierwelle, Mitte/Ende der 80er-Jahre, kam es zur Konsolidierung der Biergattungen.
Lückenbiere gab es nicht mehr, die °P-Range für Schankbiere wurde erweitert und Vollbiere durften
sich zwischen 11 und 16°P bewegen.

Biergattungen ab 1990:
  • Bier mit niedrigem Stammwürzegehalt: < 7,0 °P
  • Schankbier: mind. 7,0°P, aber weniger 11,0 °P
  • Vollbier: mind. 11,0°P, aber weniger als 16 °P
  • Starkbier: mind. 16,0 %

Das klingt jetzt recht restriktiv, allerdings gab es (und gibt es) keinerlei Einschränkungen hinsichtlich einer Kombination aus Bierart und Biergattung.
Der Brauer konnte/kann sich aus seinen Rohstoffen ungehindert einen "obergärigen Weizendoppelbock" oder ein "untergäriges Schankbier" basteln - ganz wie er möchte und das schon immer.

Damit dürfte sich aufklären, weshalb es einen "Weizenbock" geben darf oder besser: nie nicht gegeben hat.
Gruss
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#15

Beitrag von rauchbier »

Auch so ein spannendes Thema. Hatte vor einiger Zeit nen Artikel zur alten Einteilung gelesen. Dort wurde ebenfalls das Thema "Lückenbier" erwähnt. Wenn ich mich recht entsinne, kam daher wohl auch der Begriff "Spezial" in seiner ursprünglichen Bedeutung für diese "Lückenbiere" in den 1950ern, weil eine Freigabe der Finanzverwaltung notwendig war. Eigentlich auch schon wieder ein eigenes Thema wert....
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#16

Beitrag von olibaer »

rauchbier hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 15:18 Auch so ein spannendes Thema. Hatte vor einiger Zeit nen Artikel zur alten Einteilung gelesen. Dort wurde ebenfalls das Thema "Lückenbier" erwähnt. Wenn ich mich recht entsinne, kam daher wohl auch der Begriff "Spezial" in seiner ursprünglichen Bedeutung für diese "Lückenbiere" in den 1950ern, weil eine Freigabe der Finanzverwaltung notwendig war. Eigentlich auch schon wieder ein eigenes Thema wert....
Nicht ganz.

"Spezial" hatte nie eine Klassifizierung im Sinne von Steuerrecht oder Rechtsverordnung. Auch im Vierklang
  • Bierart
  • Biergattung
  • Biersorte
  • Biertyp
kommt "Spezial" als Merkmalsausprägung nicht vor.

In meinem Verständnis setzt man mit "Spezial" einer Eigenmarke noch ein Krönchen auf.
Im einfachsten Fall durch mehr Malz auf die gleiche Menge Wasser und mit etwas Hopfen-ChiChi drumherum.

Folgende Aussage bitte nur beispielhaft und gänzlich ohne Wertung verstehen:
Der Augustiner Edelstoff ist das "Spezial" vom Augustiner Hell
Gruss
Oli
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#17

Beitrag von FlorianTH »

gulp hat geschrieben: Donnerstag 27. April 2023, 13:44 Ein neuer Artikel ist online:
1963-116-9-pma.jpg
Sehr cooler Artikel, Peter! Hut ab für die Recherche und den Informationsgehalt. Darauf stoßen wir demnächst mal mit einem Bierchen an. 👍🍻
Viele Grüße
Florian 🍻
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#18

Beitrag von BrauSachse »

Cubase hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 07:08 Toller Artikel, qualitativ wie gemacht um im Braumagazin zu erscheinen und damit einer grösseren Leserschaft zugänglich gemacht zu werden. :Smile
Das hatte ich beim Lesen auch gedacht. :Smile

Viele Grüße
Tilo
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#19

Beitrag von flying »

Sehr schön. Da gibt es noch die Geschichte vom ersten Maibock- Wettstreit zwischen den Münchnern und den Einbeckern von 1474. Geführt von den Brüdern Albrecht der Weiße und Christof der Kämpfer und der Herzogin Mutter Prinzessin von Braunschweig...natürlich von den jeweiligen Braumeistern... :Angel

https://books.google.de/books?id=sa3TsT ... er&f=false
Held im Schaumgelock

"Fermentation und Zivilisation sind untrennbar verbunden"
(John Ciardi)
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#20

Beitrag von gulp »

FlorianTH hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 17:23
gulp hat geschrieben: Donnerstag 27. April 2023, 13:44 Ein neuer Artikel ist online:
1963-116-9-pma.jpg
Sehr cooler Artikel, Peter! Hut ab für die Recherche und den Informationsgehalt. Darauf stoßen wir demnächst mal mit einem Bierchen an. 👍🍻
Merci! So mach mers! :Drink

Gruß
Peter
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#21

Beitrag von Colindo »

Hi Peter, toller Artikel! Besonders gefreut hat mich, dass du erwähnst, dass die ersten Stammwürzemessungen aus England kamen. Durch die Arbeit von Karl Balling 60 Jahre später geht das einigen Autoren kurioserweise unter.

Welche Hefe würde man denn idealerweise verwenden, um ein historisches Eimbecker Bier zu brauen? Irgendeine, hauptsache kühl bei Kellertemperatur? Oder lieber eine Kölsch- bzw. Alt-Hefe, damit sie wenigstens deutscher Herkunft ist?
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#22

Beitrag von gulp »

Colindo hat geschrieben: Sonntag 30. April 2023, 17:43 Hi Peter, toller Artikel! Besonders gefreut hat mich, dass du erwähnst, dass die ersten Stammwürzemessungen aus England kamen. Durch die Arbeit von Karl Balling 60 Jahre später geht das einigen Autoren kurioserweise unter.

Welche Hefe würde man denn idealerweise verwenden, um ein historisches Eimbecker Bier zu brauen? Irgendeine, hauptsache kühl bei Kellertemperatur? Oder lieber eine Kölsch- bzw. Alt-Hefe, damit sie wenigstens deutscher Herkunft ist?
Servus,

Die Engländer waren uns halt weit voraus. Dazu ein Zitat von hier: https://biergrantler.de/09/2018/gabriel ... -juengere/

"Englisches Bier hatte damals den besten Ruf in der Bierwelt. Man war dem Kontinent um Jahrzehnte voraus. Josef von Baader (Wegbereiter der Eisenbahn in Bayern und ein Bekannter von Gabriel Sedlmayr dem Älteren): „Man muss in England gewesen seyn, und alle Meisterwerke gesehen und studirt haben, um sich von der demüthigenden Wahrheit zu überzeugen, daß wir in diesen Fächern noch wenigstens um ein Jahrhundert hinter jenen Insulanern zurückgeblieben sind“".

Zum Eimbecker Bier kannst du ja mal hier vorbeischauen: viewtopic.php?p=494972&hilit=Ainp%C3%B6 ... er#p494972

Ich halte aber nicht viel davon, dergleichen historische Biere nachzubrauen. Es gibt keine exakten Rezepte, die Rohstoffqualität war äußerst schwankend, usw. usw. Deswegen habe ich mir auch keine Gedanken gemacht, wie man das hinbringen kann.

In meiner Literaturliste findet sich das hier:

Schmidt-Wiegers, Holger: Das Bier unserer Ahnen. Norddeutsche Brauereigeschichte mit Rezepturen, Hamburg, Diplomica Verlag 2020

Das Buch ist mit Rezepten und es wird die Schalke Hefe (S04) verwendet. Mindestens genauso wichtig ist die Verwendung von Luftmalz, beim Gersten-und Weizenmalz. Stammwürze 18 P, 7,2 % Alk. Vol.

Ich mag lieber eine moderne Interpratation beim Maibock, natürlich untergärig. :Cool

IBU : 32 (Tinseth)
BU/GU : 0.43
Farbe : 12 EBC
Stammwürze ~ 17 P
Alk. Vol. ~ 7 %

Sudgröße : 21 L

Vergärbare Zutaten (7.35 kg)
6.2 kg - Pilsner Malt 3.5 EBC (84.4%)
1 kg - Munich I 14 EBC (13.6%)
150 g - Carahell 25.5 EBC (2%)

Hopfen (55 g)
Vorderwürze 70 - 15 g - Sorachi Ace - 13% (22...
30 min - 25 g - Hallertauer Mittelfrueh - 4%...
10 min - 15 g - Hallertauer Mittelfrueh - 4%...

Hefe
1500 ml - Zymoferm Z001 Die ist aktuell mit Vorsicht zu genießen. Nach 24 Stunden war da noch nichts los im Gärbehältnis, dann habe ich noch eine zwei Jahre alte Diamond Lager aufgestreut und alles wurde gut. :Angel


Gruß
Peter
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#23

Beitrag von Colindo »

Ja, tatsächlich gibt es viele solcher Zitate in der historischen Literatur, die das damalige englische Bier loben. Leider ist davon heute wenig übriggeblieben, nicht zuletzt weil die deutschen Brauer doch sehr aufgeholt haben. Mir gefällt auch das Zitat von hier: https://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/ ... om/1817246
Der Porter, den man in London gemeiniglich Bier zu nennen pflegt, ist unter den Malz-Getränken das vollkommenste.
Danke für den Input zum Maibock. Ich fand die Idee ganz charmant, ein obergäriges Äquivalent hinzukriegen, aber die S-04 wäre natürlich nicht meine erste Wahl. Mal sehen, ob ich da etwas Sinnvolles zusammenstellen kann.
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#24

Beitrag von Rainerc »

Danke für die schöne Zusammenstellung über Bockbiere.

Hier noch eine Ergänzung zu Einbeck:
In Harland, Geschichte der Stadt Einbeck : nebst geschichtl. Nachrichten über d. Stadt u. ehemalige Grafschaft Dassel, d. um Einbeck liegenden Dörfer, Kirchen, Kapellen, Klöster, Burgen u. adeligen Sitze. 1, Einbeck 1857
https://www.digitale-sammlungen.de/de/ ... sb10019377

findet sich folgende Zusammenfassung der Eigenschaften des „alten“ Einbecker Bieres:

1. Zwei Drittel Gerstenmalz, ein Drittel Weizenmalz. Das Bier war gelb und klar
2. Obergärig, aber kein Normalbier, kein Weißbier, kein Doppelbier
3. Es wurde nur im Winter gebraut

Auch in Band 2 gibt es weiteres über das Einbecker Bier zu lesen.
Gruß
Rainer
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#25

Beitrag von Woidzeig »

Vielen Dank für diesen Artikel! Informativ und schön geschrieben. Das Schmökern hat Spaß gemacht :Smile
Gruß Daniel

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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#26

Beitrag von Boludo »

olibaer hat geschrieben: Freitag 28. April 2023, 14:40
Das klingt jetzt recht restriktiv, allerdings gab es (und gibt es) keinerlei Einschränkungen hinsichtlich einer Kombination aus Bierart und Biergattung.
Der Brauer konnte/kann sich aus seinen Rohstoffen ungehindert einen "obergärigen Weizendoppelbock" oder ein "untergäriges Schankbier" basteln - ganz wie er möchte und das schon immer.

Damit dürfte sich aufklären, weshalb es einen "Weizenbock" geben darf oder besser: nie nicht gegeben hat.
Ich denke, eine Einschränkung gibt es schon:
Untergäriges Weizenbier.
Und soviel ich weiß gilt das auch für alle anderen nicht Gerstenmalze.
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#27

Beitrag von Colindo »

Boludo hat geschrieben: Dienstag 2. Mai 2023, 11:36 Ich denke, eine Einschränkung gibt es schon:
Untergäriges Weizenbier.
Und soviel ich weiß gilt das auch für alle anderen nicht Gerstenmalze.
Das könnte an der gleichen Ursache liegen, wie die Tatsache, dass es keine untergärigen britischen Ales gibt: Die Hefe ist für den Geschmack so wichtig, dass man nicht auf die neutralere, kalte Gärung setzen kann.
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#28

Beitrag von renzbräu »

...oder die restriktive Gesetzgebung im Bayernland i.v.m. dem Mantra des angeblich Jahrhunderte bestehenden Reinheitsgebots. :Wink
Grüße Johannes

- hausgebraut, handgeklöppelt & mundgetrunken -
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#29

Beitrag von Boludo »

Colindo hat geschrieben: Dienstag 2. Mai 2023, 16:27
Boludo hat geschrieben: Dienstag 2. Mai 2023, 11:36 Ich denke, eine Einschränkung gibt es schon:
Untergäriges Weizenbier.
Und soviel ich weiß gilt das auch für alle anderen nicht Gerstenmalze.
Das könnte an der gleichen Ursache liegen, wie die Tatsache, dass es keine untergärigen britischen Ales gibt: Die Hefe ist für den Geschmack so wichtig, dass man nicht auf die neutralere, kalte Gärung setzen kann.
Natürlich ist ein Weißbier mit untergäriger Hefe witzlos.
Das ist allerdings nicht der Grund, warum es sowas nicht gibt, es ist schlicht und einfach nicht erlaubt.

So und jetzt ganz schnell zurück zum Thema Maibock :Greets
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#30

Beitrag von gulp »

Rainerc hat geschrieben: Montag 1. Mai 2023, 16:04 Danke für die schöne Zusammenstellung über Bockbiere.

Hier noch eine Ergänzung zu Einbeck:
In Harland, Geschichte der Stadt Einbeck : nebst geschichtl. Nachrichten über d. Stadt u. ehemalige Grafschaft Dassel, d. um Einbeck liegenden Dörfer, Kirchen, Kapellen, Klöster, Burgen u. adeligen Sitze. 1, Einbeck 1857
https://www.digitale-sammlungen.de/de/ ... sb10019377

findet sich folgende Zusammenfassung der Eigenschaften des „alten“ Einbecker Bieres:

1. Zwei Drittel Gerstenmalz, ein Drittel Weizenmalz. Das Bier war gelb und klar
2. Obergärig, aber kein Normalbier, kein Weißbier, kein Doppelbier
3. Es wurde nur im Winter gebraut

Auch in Band 2 gibt es weiteres über das Einbecker Bier zu lesen.
Gruß
Rainer

Gerne und Merci für den Link!

Gruß
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#31

Beitrag von Colindo »

Boludo hat geschrieben: Dienstag 2. Mai 2023, 18:22 Das ist allerdings nicht der Grund, warum es sowas nicht gibt, es ist schlicht und einfach nicht erlaubt.
So und jetzt ganz schnell zurück zum Thema Maibock :Greets
Brauen kann man, was man will. Man kann es nur nicht verkaufen. Aber als Hobbybrauer ...
Und in normalen Bundesländern kann man auch Ausnahmegenehmigungen beantragen.
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Re: Maibock, was ist das eigentlich?

#32

Beitrag von lina44w »

gulp hat geschrieben: Donnerstag 27. April 2023, 13:44 Ein neuer Artikel ist online:
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