Schon zu Beginn der Adventszeit habe ich von von Wichtel Christan (mediterror) ein großartiges Paket mit einem ganzen Strauß an unterschiedlichen Bieren bekommen. Ein riesiges Dankeschön!!
Wie die letzten Wochen lang und dunkel waren eröffneten sich dann auch reichlich Gelegenheiten zur Verkostung, so dass von den Bieren inzwischen nur noch wenige übrig sind. Meine Eindrücke wollte ich kurz hier mit euch und vor allem dem Brauer teilen.
Rezepte oder Erklärungen lagen den Bieren leider nicht bei, aber die Etiketten waren auch für sich schon sehr aussagekräftig. Aus den hiesigen Forenbeiträgen von Christian geht hervor, dass er zum einen eigene Wirtshausbrauerei bertreibt, als auch ein bekennender Hophead ist. In den handwerklich ausgezeichneten und überwiegend eher hofenbetonten Bieren lässt sich dies als persönliche Note wiederfinden, was ich sehr sympathisch finde
Als erstes fand der "Büchsenöffner" den Weg ins Glas. Ein untergäriges Honigbier mit 8% Honig. Erster Kommentar meiner Frau: "Ooh ja lecker, das ist wirklich gut!" Somit wäre dann schonmal die Herkunft des Namens geklärt.
Der wenige Schaum ist schnell verschwunden, das stört bei so einem Bier aber nicht. Der Geruch lässt schon viel von dem üppigen Honigaroma erahnen, das sich dann auch im Geschmack sehr deutlich und vordergründig wiederfindet. Die Bittere balanciert diesen süßen Geschmack sehr gut aus und im Abgang bilde ich mir ein, auch etwas vom Eisbonbon Charakter des Polaris zu schmecken. Ein nahezu öliges Mundgefühl und die eher leichte Karbonisierung passen sehr gut zum Thema. Dieses Bier könnte ich mir sogar vorstellen, warm zu trinken. Rundum gelungen!
Selbst habe ich noch nie was mit Honig gebraut. Ich würde gern wissen, wie man es hinbekommt, so viel Aroma ins fertige Bier zu transportieren, ohne dass das alles vergoren bzw. bei der Gärung ausgeblubbert wird?
Dann gab es eines der vier Hausbiere, die offenbar ständig bei Christian im Ausschank sind - Das Zwanzger Hausbräu, ein Kellerbier.
Perfekter Schaum auf diesem überraschend klaren Bier sowie der typische Geruch der W34/70 lassen erahnen, was einen hier erwartet. Beim ersten Schluck überrascht dann aber doch eine dominant hohe Bittere, die ich so bei diesem Stil gar nicht erwartet hatte. Dahinter finden noch leichte Malzaromen vom Münchner Malz und ein Hopfenaroma Platz, das ich als erdig bezeichnen würde. Das Mundgefühl ist schön samt und perlig, so gefällt mir das. EIn Bier, das es mit seiner Bitterkeit sicher nicht jedem Recht macht, das ich mir zu einem deftigen Essen in einem Wirtshaus aber als guten Begleiter vorstellen kann.

Spätestens am ersten Weihnachtstag habe ich meistens die maximale Sättigung mit Zimt, Anis und allen anderen typischen Weihnachtsgewürzen erreicht und nichts mehr in dieser Richtung ertragen. Das "Zimtsternmassaker 2.0", ein Gewürz Ale, habe ich daher vorsichtshalber schon vor Heiligabend verkostet. Ähnlich wie beim "Büchsenöffner" von oben löst sich auch hier der Schaum schnell auf, genau ist das aber auch bei diesem Bier nicht störend. Dies steht dunkel und undurchsichtig im Glas und verströmt ein tolles Aroma von eben Zimt und allen möglichen anderen Weihnachtsgewürzen. Diese finden sich selbstverständlich auch im Geschmack wieder, sehr treffend begleitet von einer leichten Fruchtigkeit, die in der Kombination dann die Erinnerung an Glühwein weckt. Ein tolles cremiges Mundgefühl und deutliche Honigaromen. Die finde ich in diesem Bier, das so schon so viel zu bieten hat, fast etwas zu viel. Zum Schluss bildet hier eine stolze Bittere einen guten Gegenpol, der mir persönlich aber einen Tick schwächer hätte ausfallen können. Davon abgesehen ein tolles und sehr ausgewogenens Weihnachtsbier!

Als nächstes das Back in Black, Untertitel "Dunkles trifft Honig"
Wie fast alle Biere von Christian ist auch dieses sehr gut geklärt. Kommt vielleicht daher, dass auch dieses mit der W34/70 vergoren wurde. Der Schaum ist feinporig, hält aber nur kurz. Vom Honig kann zunächst nichts erschnuppern, deshalb gleich mal probieren. Ein ausgewogenes, feinperliges Dunkles mit einem überaus samtigen Mundgefühl. Der Honig ist sehr präsent, retronasal ist auch hier eine leichte Mentholnote vom Polaris wahrnehmbar. Zumindest wenn man's weiß :) Die Bittere passt perfekt, ein leckeres und ausgewogenes Bier, das gut in die kalte Jahreszeit passt.
Gleich zwei Biere tragen den Namen SiHoLA. Ich nehme an, diese gleichen sich weitgehend im Rezept. Laut Etikett sind sie aber mit verschiedenen Hopfenvarianten hergestellt. Beide Hopfen, nämlich Atlas auf der einen und Sybilla auf der anderen Seite sind mir völlig unbekannt.
Gemein ist beiden ein hervorragender, voluminöser und feinporiger Schaum, der lang im Glas anhält. Ein ganz bisschen Trübung ist noch vorhanden, die Farbe ist für ein Bier, das ausschließlich mit Pilsner Malz hergestellt wurde, eher dunkel. Im Geruch kündigt sich schon die kräftige Hopfung dieses Lagers an. Im Geschmack kommen beim der Variante mit Atlas eine Variante von Birne durch, zur Sybilla Variante hab ich mir schändlicherweise keine Notizen gemacht.. Sehr präsent und kräftig ist die Bittere, die in diesem ansonsten eher schlanken und rezenten Bier für meinen Geschmack zu viel von den anderen Dimensionen überlagert. Hier kommt wohl der Hopfenliebhaber im Brauer durch :) Da es nicht auf dem Etikett steht würden mich hier mal die errechnen IBUs interessieren?
Das nächste Bier ist wieder ein Hausbier: Das Zwanzger Vollbier. Klare Bernsteinfarbe, wenig Schaum, angenehme Restsüße und überaus vollmundig und süffig. Perfekt rund. Schmeckt mir richtig gut!!

Alter Schwede heißt dieses Bier, ein "Hopfiger Rauchweizendoppelbock" mit 8,2% aus 18°P Stw. Das sind ja ganz schön viele Attribute in einem Namen, ich bin sehr gespannt! Zunächst ist das Bier im Glas deutlich dunkler als ich gedacht hätte. Der Schaum ist 1A, voluminös, fein und langanhaltend. Es riecht, wie ein Bockbier eben riechen sollte, von Hopfen oder Rauch nehme ich zunächst nichts wahr. Im Geschmack dominieren Malzaromen, auch der kräftige (sprich hochprozentige :) Charakter dieses Bieres braucht sich nicht zu verstecken. Alter Schwede! Die hohe Hopfendosis ist hier wohl eher als Bitterhopfen denn als Aromahopfen zum Einsatz gekommen. Den braucht es zwar bei dieser Stammwürze, für meinen Geschmack hätten ein paar IBUs weniger die Sache allerdings runder gemacht. Beim letzten Schluck muss ich aber sagen - einfach gut! Ganz leichte, tatsächlich Mandarinenaromen vom Mandarina Bavaria kommen im Abgang auch noch durch.

Ein ganz besonderes Bier ist das Windheimer Flüssig Brot. Laut Etikett ein Gemeinschaftssud, der nach historischem Vorbild in ebenso historischem Verfahren hergestellt wurde. Wie der Name schon erahnen lässt, ist hier Roggenbrot mit im Spiel :)
Das Bier ist dunkel-bernsteinfarben, der Schaum ist nicht viel, aber ein bisschen davon bleibt auf dem Bier die ganze Zeit über zurück. Das Aroma verrät nicht viel von den Qualitäten, die da im Glas ruhen.. vielleicht stimmt auch was mit meiner Nase nicht, habe das Gefühl, das hab ich in der Art schon mehrmals geschrieben jetzt.. Der Geschmack ist wunderbar würzig, kernig, vollmundig und das Roggenbrot scheint zudem eine leichte Säure mit eingebracht zu haben, die hervorragend hierher passt und das Bier trotz des eher brotigen Charakters unwahrscheinlich erfrischend macht. Für mich neben dem Vollbier das beste Bier aus dem Paket! Mich würde noch interessieren, ob es untergärig oder obergärig ist?

Abgerundet wird Christians Paket von einem Grünhopfenbier, dem "Black Hops". Das hat mich zunächst ziemlich überrascht, denn trotz des Namens hatte ich mir anhand des Malzes (Pilsner, CaraPils und Röstmalz) eher ein helles, hopfiges Bier vorgestellt, und mir als Aperitiv zu einem Thai Curry die Flasche aufgemacht. Beim Einschenken kam dann aber die Einsicht, dass der Name eben doch kein Zufall ist - das Bier im Glas ist tiefdunkel und sehr klar, der Schaum ist voluminös und eher grobporig. Der Grünhofen lässt sich hier schon im Geruch wahrnehmen, auch das Röstmalz hält sich nicht versteckt. Diese finden sich natürlich auch im Geschmack wieder, wenn auch weniger dominant als erwartet. Das Bier ist insgesamt recht schlank, der Geschmack kernig und leicht säuerlich, die Bittere hoch, aber noch im Rahmen. Ein interessantes Bier, das ich erstmal gar nicht einzuordnen vermag. Ein untergäriges, hopfenaromatisches Alt? :) Für meinen Geschmack insgesamt etwas unrund, aber dennoch sehr erfrischend.
Nur das Zwanzger Dunkel steht jetzt noch allein mit meinen Bieren im Kühlschrank, ich möchte an dieser Stelle aber schonmal ein riesen Dankeschön an Christian/Mediterror für dieses großzügige und abwechslungsreiche Bierpaket loswerden! War mir eine Freude, die ganzen verschiedenen Biere zu verkosten!