Captain hat geschrieben: ↑Dienstag 18. Juni 2024, 17:51
Mal davon abgesehen, dass der Wert an sich halt viel zu hoch ist...

Das passiert mir bisher bei fast allen Suden, und da bin ich noch auf der Suche nach der Ursache...
Nachdem das Thema mit der verschwundenen Kurve verstanden ist (danke Frédéric für die Aufklärung), komme ich nochmal auf mein Problem der regelmäßig zu hohen CO2 Gehalte in meinen Suden zurück: Ich bin auf der Suche nach der Ursache, warum ich in meinem Bier mit dem Flaschenmanometer offensichtlich viel zu viel CO2 messe.
Ich beschreibe mal an einem Beispiel (Pils), wie ich vorgegangen bin:
Hauptgärung
Ich habe die Messwerte meiner iSpindel als Grundlage für die Kurven und die Berechnung des Restextrakts verwendet. Die iSpindel habe ich mit dem optischen Refraktometer in einem gärenden Sud auf BRIX kalibriert.
Da ich der Kalibrierung noch nicht so ganz traue, habe ich parallel zwischendurch immer mal wieder mit einem optischen Refraktometer und mit einem elektronischen Refraktometer ST335A gemessen (in den Bermerkungen tlw. als "SS" bezeichnet). Alle 3 Geräte zeigen tlw. deutlich unterschiedliche Werte an, vermutlich den unterschiedlichen Messprinzipien und dem Einfluss von Hefe und anderen Schwebstoffen geschuldet, so dass hinter den Absolutwerten mindestens ein Fragezeichen zu setzen ist (Werte siehe Kommentarspalte). Aber der Verlauf der Gärung machte mich dennoch hinreichend sicher, dass es durchgegoren und "reif" zum Abfüllen war.
Ich habe das Jungbier dann mit einem Abfüllröhrchen "bis oben" in Flaschen abgefüllt, so dass im Flaschenhals ca. 6 cm Luft blieb.
Karbonisierung mit Haushaltszucker
Im Rezept habe ich eine Karbonisierung von 4,5 g/l CO2 vorgesehen.
Temperatur vor Karbonisierung: 18 °C, das ist die Temperatur vor und nach dem Cold Crash, also in diesem Fall auch die Abfülltemperatur. Diesen Wert habe ich eingetragen ("Wassermenge für Zuckerlösung" lasse ich an dieser Stelle leer). Kbh berechnet 2,9 g Zucker pro Flasche, insgesamt 154 g. Ich habe also (inkl. Reserve) 180 g Zucker mit 180 g Wasser zu einer 1:1 Lösung vermischt, diese kurz aufgekocht, und pro 0,5 Liter Flasche mit einer Spritze 5,8 g Lösung vorgelegt. Aufgezogen habe ich die Spritze jeweils nach der ml-Skala, nachdem ich das Volumen einmalig mit der Feinwaage herausgemessen habe.
Nachgärung
Und so stellte sich die Nachgärung dar: Druck steigt konvergierend auf 2,9 bar, daraus berechnet Kbh 8,2% CO2. Was viel zu viel ist.

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Beim Öffnen der Flasche ploppt der Bügelverschluss sehr deutlich hörbar, der Plopp ist intensiver als bei einem Kaufbier. Das Pils ist lecker, aber recht spritzig. Ob es tatsächlich zu viel (viel zu viel?) Kohlensäure hat, da bin ich mir unsicher, in Ermangelung einer Sommelier Ausbildung ;-)
Interpretation
- Habe ich zu früh abgefüllt? Ich denke eigentlich nicht, s.o., alle Indizien sprechen m.E. dagegen...
- Misst der Flaschenmanometer grob falsch? Unwahrscheinlich, denn das ist ja ein Standard-Bauteil und darf sooo falsch eigentlich nicht messen... ich werde mir wohl mal einen zweiten bestellen.
- Ist die Berechnungsformel im kbh falsch? Nein, denn der MMuM Rechner liefert dieselben Werte, und wenn doch, dann wäre das vor mir schon vielen anderen Leuten aufgefallen...
- Mache ich irgendwo einen groben Denkfehler? Hmmm, so kompliziert ist das alles ja auch wieder nicht... aus Demut vor dem Leben ("und was, wenn ich mich irrte?") schließe ich es aber nicht gänzlich aus
Würde mich freuen, wenn Ihr das mal nachvollziehen und mir einen sachdienlichen Hinweis geben könntet.
Wie gut trefft Ihr normalerweise den angestrebten CO2-Gehalt?
Schöne sommergewitterliche Grüße
Johannes
Grainfather G30v3 • Grain Gorilla • Camlock Conversion • Gärung im 30l Eimer • iSpindel • Flaschenabfüllung