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Re: Hausbrauer-Bier - eine fränkische Tradition

Verfasst: Dienstag 19. Dezember 2023, 10:53
von rauchbier
Ja, denke ich auch. Er sagt ja "Pumpen die Hälfte hoch und machen den Vorgang ganz genauso nochmal." Das wird dann auf jeden Mal zumindest eine zweifache Dekoktion sein.

Re: Hausbrauer-Bier - eine fränkische Tradition

Verfasst: Dienstag 19. Dezember 2023, 12:21
von Ladeberger
So habe ich das auch verstanden. Aber Vorsicht, Falle: Bei den genannten 46 °R = 57,5 °C zum "Anmaischen" ist sicherlich die Temperatur des Hauptgusses gemeint, nicht die resultierende Einmaischtemperatur. Ich schätze diese wird eher in Richtung 50 °C liegen. Die Wärmneverluste in diesem Sudhaus dürften auch nicht ohne sein.

So etwas nachzuahmen bedeutet daher in erster Linie, es sorgfältig in den eigenen Anlagenkontext zu überführen und hierfür ggf. auch Parameter anzupassen, damit sich der Temperaturverlauf der Gesamtmaische noch in enzymaktiven Intervallen bewegt.

Gruß
Andy

Re: Hausbrauer-Bier - eine fränkische Tradition

Verfasst: Dienstag 19. Dezember 2023, 12:50
von gulp
Klasse Film!

Das sind halt Praktiker. Die Theorie ist wohl eher zweitrangig, um das mal vorsichtig auszudrücken.

Und für alle die tagelang aufs Ankommen der Gärung warten:
Und nach an Dach muss dann scho was zu seh sei. (Und nach einem Tag muss man da schon etwas sehen).
Am zweiten Tag Berglandschaften! Hauptgärung EINE WOCHE.

Jetzt würde ich das gerne mal probieren. Lechz. :Smile
Was die Leute aber besser als wir superperfekten Hobbybrauer hinbekommen, ist Gemeinschaft.
:Shocked
Mit Verlaub, aber das ist Quatsch!

Gruß
Peter

Re: Hausbrauer-Bier - eine fränkische Tradition

Verfasst: Dienstag 19. Dezember 2023, 13:17
von rakader
gulp hat geschrieben: Dienstag 19. Dezember 2023, 12:50
Was die Leute aber besser als wir superperfekten Hobbybrauer hinbekommen, ist Gemeinschaft.
:Shocked
Mit Verlaub, aber das ist Quatsch!
Ach so, dann sind die Betrachtungen und Forschungen von Volkskundlern/Europäischen Kulturanthropologen wie in Freiburg oder Eichstätt also auch Quatsch. Alles klar, man lernt nie aus.

Gruß
Radulph

Re: Hausbrauer-Bier - eine fränkische Tradition

Verfasst: Dienstag 19. Dezember 2023, 13:54
von guenter
rakader hat geschrieben: Dienstag 19. Dezember 2023, 13:17
gulp hat geschrieben: Dienstag 19. Dezember 2023, 12:50
Was die Leute aber besser als wir superperfekten Hobbybrauer hinbekommen, ist Gemeinschaft.
:Shocked
Mit Verlaub, aber das ist Quatsch!
Ach so, dann sind die Betrachtungen und Forschungen von Volkskundlern/Europäischen Kulturanthropologen wie in Freiburg oder Eichstätt also auch Quatsch. Alles klar, man lernt nie aus.

Gruß
Radulph
Wenn du mal in Romrod dabei gewesen wärst, wüsstet du, was Peter meint. So pauschal passt der Satz ja nicht, zumal nicht jeder Hobbybrauer superperfekt sein will.

Re: Hausbrauer-Bier - eine fränkische Tradition

Verfasst: Dienstag 19. Dezember 2023, 21:06
von afri
guenter hat geschrieben: Dienstag 19. Dezember 2023, 13:54zumal nicht jeder Hobbybrauer superperfekt sein will.
Genau, das war auch mein Gedanke.

Und noch eins: Wir wissen ja nicht wie das fertige Bier schmeckt, das kann genausogut ein Spitzentropfen sein wie es eine durchoxidierte Plörre sein kann. So ein Gemeinschaftsbrauhaus ist sicherlich eine gute Sache, aber das heißt nicht zwangsweise dass es besser oder schlechter ist.
Achim

Re: Hausbrauer-Bier - eine fränkische Tradition

Verfasst: Dienstag 26. Dezember 2023, 02:36
von Scheibelhund
Ich befasse mich seit Jahrzehnten mit dem Thema. Ging los also wir unsere eigenen Holzfässer auf einer Tour dabeihatten und beim Brauhaus Höchstadt ein 5 Liter Faß mit "Kellerbier" so nannte man es dort. Der außergewöhnlich niedrige Preis von 1,30 DM deutete auf Hausbräu hin. Daß das Bier eigentlich noch reifen mußte wußten wird nicht. Beim Öffnen ein paar Tage später bekamen wir einen Vorgeschmack auf das Potential was das hatte. Denn vom Bierbrauen hatten wir außer Durst keinerlei Ahnung.

Ausgerüstet mit einem der ersten Bierführer, der ein eigenes Kapitel darüber enthielt und eine Liste mit den Orten hatte schlugen wir beim Rittmayer in Aisch auf und bekamen von ihm eine Adresse drei Ortschaften weiter, wo uns ein Landwirt ein paar Moußn über den Zaun reichte. Promillemäßig auch damals eine Katastrophe, aber das Bier war sozusagen der Nullpunkt an Geschmack, wo sich alle anderen nur hintendranstellen konnten.

Ich wollte schon immer gastronomisch tätig werden. Für eine eigene Brauerei reichte das Geld nicht also gings mit dem Hausbräu vom Rittmayer los. Zeitweise hatten wir 10 % seines Ausstoßes bis durch den Erwerb des Hochzeiterschlößchens schräg gegenüber Platz für eine Brauerei war. Aber nur eine Brauerei für Hausbräu, also Jungbier. Denn der Rest spielte sich im Kühlraum unter dem Gastraum ab.

Im Laufe der Zeit bekam man die Feinheiten dieses Verfahrens mit. Etwa daß die Kühlraumtemperatur mit 6 ° C gerade ausreichte daß das Bier ein Stockwerk im Glas die richtige Trinktemperatur hatte. Oder daß man die Fässer bei noch erhöhtem Restextrakt auch mal aufschrauben konnte und gar nicht schließen brauchte weil durch die Kälte die nötige Kohlensäure für ein ungespundetes Bier verblieb. Oder daß eine erhöhte Hopfengabe fehlende Kohlensäure in der Spritzigkeit ersetzen kann, Und überhaupt, daß es nicht nötig ist millimetergenau zu arbeiten sondern gern mal nach Gefühl.

Insgesamt ein so gut wie unbekanntes Verfahren, was viele Vorteile für alle Beteiligten bringt. Dem Brauer, daß er nur den Hahn aufdrehen muß und keine Arbeit mit Fässern hat. Dem Wirt der günstige Preis und dem Gast ein super Bier.

Erhältlich ist Hausbräu in kleineren Privatbrauereien etwa von Forchheim bis Seßlach für jedermann. Weiter nördlich im Landkreis Hildburghausen bis hin zur Rhön in einem der Gemeindebrauhäuser, die aber nur für die Mitglieder der Braugemeinde Bier abgeben und nur 2 mal im Jahr brauen.