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Re: Immer wieder Messfehler mit Refraktometer

Verfasst: Samstag 14. Mai 2016, 14:10
von Johnny H
PabloNop hat geschrieben:Ich habe selbst noch keine systematischen Kalibrierungsversuche mit meinem Refraktometer (ein billiges Chinateil) gemacht, aber ein Fehler wie f=1,03 statt f=1/1,03 kann sich durch sprachliche Ungenauigkeiten einschleichen. Man denke nur mal nach, wie oft von kW/h statt kWh beim "Stromverbrauch" die Rede ist. Konkret bei Refraktometern zitiere ich mal aus der ansonsten hervorragenden Erläuterung von MMuM zu deren Refraktometer-Tool:
Da Bierwürze keine reine Zuckerlösung ist [...] muss der Brechungsindex noch um einen Korrekturfaktor von 1,02 (bzw. bis 1,06, je nach Literaturangabe) dividiert werden
Ich verstehe jetzt Deine Aussage nicht, Pablo. Bei MMuM steht doch in Bezug auf den Brix-Wert und dessen Umrechnung in °P genau das richtige: er muss durch den Faktor 1,02 (bzw. bis 1,06) dividiert werden, um den °Plato-Wert zu erhalten. Mit anderen Worten, die absolute Zahl des Brix-Wertes ist normalerweise größer als der Plato-Wert, d.h. normalerweise entsprechen z.B. 12°Bx in etwa 11,7°P. Sprachlich ungenau ist natürlich die Verwendung des Begriffs Brechungsindex (und des Wortes "um"), wo der Brix-Wert gemeint ist, aber das tut nichts zur Sache für die Umrechnung.

Bei meinem Refraktometer (und auch bei anderen, siehe die braukaiser-Diskussion) ist es aber definitiv andersrum. Da gibt es keine sprachliche Ungenauigkeit, sondern es liegen eindeutige Messwerte und demzufolge Fehlskalierungen vor. Das heißt, wenn ich mit meinem Refraktometer 12°Bx messe, dann erhalte ich mit meinen Spindeln 12,4°P.

Re: Immer wieder Messfehler mit Refraktometer

Verfasst: Samstag 14. Mai 2016, 14:27
von PabloNop
Ich will darauf hinaus, dass oft - und nicht nur bei MMuM, sondern auch an anderen Stellen - von einem Faktor geredet und z.B. 1.04 als Wert genannt wird. In der Formel wird aber dividiert. Man muss entweder von einem Faktor 1/1.04 reden oder von einem Divisor von 1.04. Das mag jetzt pingelig sein, aber es wundert mich nicht, wenn dadurch Missverständnisse entstehen.

Re: Immer wieder Messfehler mit Refraktometer

Verfasst: Samstag 14. Mai 2016, 14:41
von Johnny H
PabloNop hat geschrieben:Ich will darauf hinaus, dass oft - und nicht nur bei MMuM, sondern auch an anderen Stellen - von einem Faktor geredet und z.B. 1.04 als Wert genannt wird. In der Formel wird aber dividiert. Man muss entweder von einem Faktor 1/1.04 reden oder von einem Divisor von 1.04. Das mag jetzt pingelig sein, aber es wundert mich nicht, wenn dadurch Missverständnisse entstehen.
Ok, jetzt habe ich Dich verstanden. :thumbup

Diese sprachliche Unterscheidung war mir nicht bekannt - ich dachte, man kann auch sprachlich "durch einen Faktor x dividieren", und der Begriff des Divisors war mir bis eben schlichtweg nicht geläufig!

Re: Immer wieder Messfehler mit Refraktometer

Verfasst: Samstag 14. Mai 2016, 15:01
von Robsen
Johnny H hat geschrieben: Konstant von Messung zu Messung, oder ein konstant bleibender Wert während der Messung?

Ich halte einfach die Spitze des geschlossenen Refraktometers in die Flüssigkeit. Durch die Kapillarwirkung wird genügend Flüssigkeit für die Messung in den Spalt gezogen und fast nichts kann verdampfen. Beim Aufbringen eines Tropfens warmer Flüssigkeit verdampft m.E. durch die relativ große Oberfläche schon recht viel und man erhält einen Messfehler.
Beides. Der Wert verändert sich nach einer Weile nicht mehr und auch bei wiederholten Messungen erhalte ich das Gleiche Ergebnis. +- 0,1, (Verdunstung?) aber das ist für mich nicht wichtig.

Auch bei vergorener Würze springen die Werte nicht und ich kann exakt sehen, ob die Hefen ihren Feierabend verdient haben.

Ich würde jedoch nicht das Refraktometer in die Würze halten. Selbst bei kurzer Einwirkung erwärmt sich die Spitze Deines Messgerätes und kann ungenau werden. Ich nehme dazu immer einen Löffelstiel. Kurz eingetunkt und da der Löffel kalt ist, sinkt auch gleich die Temperatur der Probe. So kommen auch keine heißen sondern eher warme Tropfen auf das Prisma. Danach Schnabel zu und warten... Da sollte beim Auftragen nichts verdunsten.

Guter Tipp, das Teil mit der Probe umzudrehen. Versuche ich beim nächsten Sud gleich mal.

Re: Immer wieder Messfehler mit Refraktometer

Verfasst: Samstag 14. Mai 2016, 16:22
von DerWelcherDurstHat
Johnny H hat geschrieben:Bin ich eigentlich der einzige hier im Forum, bei dem die Refraktometer-Skala auf den falschen Würzekorrekturfaktor (f=1/1,03 anstatt 1,03) ausgelegt zu sein scheint?
Wie kann man das kontrollieren? Kann man eine Referenz-Lösung aus destilliertem Wasser und Haushaltszucker mit bekanntem Brix/Plato-Wert herstellen?

Korrigieren kann man das vermutlich nicht: die Stellschraube ist ja für den Null-Abgleich (also destilliertes Wasser).

Re: Immer wieder Messfehler mit Refraktometer

Verfasst: Samstag 14. Mai 2016, 17:48
von PabloNop
Ja, z.B. 14g Zucker abwiegen und in etwas Wasser vollständig auflösen. Zu dieser Lösung dann soviel Wasser dazugeben, dass es 100g sind. Wenn ich mich nicht irre, besteht diese Lösung dann zu 14 Masseprozent aus Zucker, was direkt 14 Plato sein sollten. Da es auch keine Bierwürze ist, müsste ein Refraktometer auch exakt 14 Brix anzeigen.

Stimmt das so?

Re: Immer wieder Messfehler mit Refraktometer

Verfasst: Samstag 14. Mai 2016, 18:28
von Seed7
Messmethode: Spritze ohne nadel voll ziehen mit dem zu messenden medium. Ueber die spitze einen kleinen schlauch mit etwas watte stuelpen. Alles auf zimmertemperatur bringen. Medium durch die watte druecken, der zehnte tropfen geht auf dem refraktometer. Bei jungbier ist man das CO2 los, bei wuerze die schwebeteilchen.

Die temperatur Korrection ist nicht fuer die wuerzetemperatur sondern lededlich fuer die instrumenttemperatur und funktionier nur in einem kleinen bereich, etwa 20 +/- 10 °C. Wer das ding in der hosentasche steck bekommt einen falschen wert, wer im kalten winter draussen arbeitet auch.

Heisse wuerze gehoert nicht auf dem instrument, die energie muss irgendwo hin, im prisma und dass gibt eine abweichung und eine groessere unsicherheit.

Ingo