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Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Donnerstag 18. August 2016, 08:04
von Enfield
Guten Morgen!
Mich treibt grade die Anschaffung eines Bitterhopfen um, mit dem ich eine möglichst große Bandbreite an Bierstilen und Varianten brauen kann.
Darum mal eine grundsätzliche Frage: durch das lange Kochen (60 min und mehr) der Bitterhopfengabe werden doch so ziemlich alle Aromen ausgetrieben. Spielt es dann überhaupt eine Rolle, welchen Bitterhopfen ich nehme? Es geht mir hier nicht darum, ob es geschmacklich besser ist, Aromahopfen oder Bitterhopfen für die Bittergabe bei Kochbeginn zu verwenden sondern ob es einen Unterschied macht, welche SORTE Bitterhopfen zur Bitterung verwendet wird.
Beispiel:
Ich möchte ein IPA brauen mit Aromen von Golding und Fuggle als Aromagabe und Whirlpoolhopfung. Macht es nun geschmacklich einen Unterschied, ob ich die Grundbittere (Gabe bei Kochbeginn) z. b. mit Admiral oder Herkules einstelle?
Bin auf eure Meinungen gespannt!
lg
Max
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Donnerstag 18. August 2016, 08:29
von Kurt
Eher nicht. Ich denke Magnum ist beispielsweise ein guter Bitterhopfen. Wichtig wäre mir ein möglichst hoher Alphawert. Für IPAs habe ich Apollo da, der hat glaube ich 17%. Damit bekommt man auch bei 100+ IBU keinen Chlorophyllgeschmack.
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Donnerstag 18. August 2016, 08:44
von Boludo
Im IPA mag ich gerne Columbus. Bei anderen Bieren Herkules.
Stefan
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Donnerstag 18. August 2016, 08:58
von DerDallmann
Ich stelle mal spontan eine Nebenfrage zu dem Thema:
Ich habe kürzlich kurz hintereinander 2 Bier mit relativ altem Herkules gebittert, den ich noch hatte. Kaufdatum ca. Oktober 2015.
Lagerung im Kühlschrank, aber im durchsichtigen Vakuumbeutel (nicht immer wieder vakuumiert nach Gebrauch).
Gefühlt fehlten mit bei den Bieren ca. 50% der IBUs aus dem Herkules. Kann es sein, dass der durch die Lagerung so stark abgebaut hat?
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Donnerstag 18. August 2016, 09:10
von Johnny H
Das Thema Hopfenalterung ist komplex. Die Alphasäuren nehmen zwar durch Oxidation ab, aber das muss nicht nötigenfalls bedeuten, dass auch die Bittere im Bier abnimmt, weil andere Substanzen (oxidierte Beta-Säuren, Weichharze) das teilweise wieder auffangen können.
Ich habe zu dem Thema und der durchaus nicht immer angemessenen Benutzung von Hopfenalterungsrechnern (die den Abbau der Alphasäure berücksichtigen) mal eine kurze Zusammenfassung geschrieben und ein paar Threads verlinkt:
viewtopic.php?f=6&t=3692
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Donnerstag 18. August 2016, 09:17
von DerDallmann
Danke!
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 07:37
von Enfield
Also bleibt doch soviel Aroma vom Bitterhopfen übrig, dass man hier einen Unterschied schmecken kann?
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 07:48
von holledauer
Ich weiß z.B. einen Brauerei, die bittert mit einem Bitterhopfen und mit Saphir zu je gleichen Teilen. Die Bittere soll damit "runder" werden.
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 07:51
von Seed7
Normalerweise fuer leichtere Biere niedrich Alpha hopfen zur bitterung, fuer schwere Biere hoch alpha. Ausnahmen die Belgier, immer niedrich Alpha, American IPA Hoch Alpha. Eigentlich kann mann fuer alle Deutsch stile Aroma als bitter verwenden oder 50/50 Aroma/bitter zur bitterung. Wichtig ist das TAnninen wenn nicht zu viel da sind positiv zum mundgefuel beitragen. Eine andere ausnahme die mir einfaellt, Barley Wines mach die mit niedrich alpha hopfen zur bitterung um die mengen an restzucker zu balancieren
Und nein, dur 60 -90 minuten kochen gehen nicht alle aroma's verlohren, ich habe ein historische IPA gemach mit theoretischen 120 IBU nur East Kent Goldings ~5%, das hopfenaroma im jungbier war umwerfend.
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 08:12
von malzkeimpunktde
Ich weiß z.B. einen Brauerei, die bittert mit einem Bitterhopfen und mit Saphir zu je gleichen Teilen. Die Bittere soll damit "runder" werden.
Die kenn ich auch ;-)...
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 08:19
von holledauer
wollte keine Details verraten ;-)...
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 08:40
von Enfield
Gleiche Teile im Sinn von Gewicht oder IBU?
Ich habe nämlich dieses Rezept hier im Kopf für meinen nächsten Sud:
http://www.maischemalzundmehr.de/index. ... 2=Amarillo
Leider habe ich keinen Simcoe und hätte gedacht, ich könnte ihn vielleicht durch Herkules ersetzen beim Würzekochen. Zum Stopfen würde ich ihn nicht nehmen (oder?) und durch Amarillo und Cascade ersetzen.
Was meint ihr?
P.S. von dem Herkules hab ich mal 100 g gekauft und durch die hohe Bittere von 17,3 % Alpha wird die Packung einfach nicht weniger
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 12:39
von deralex
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es vor allem eine Rolle spielt mit was man bittert, wenn man ausschließlich mit Bittergabe arbeitet. Ich habe teils meine "Restbestände" an Aromahopfen als Bittergabe gegeben und konnte dann das Hopfenaroma doch klar durchschmecken trotz 80 Minuten kochen. Zwar nicht intensiv aber wahrnehmbar. Auch ist vom Cascade mangels anderem Hopfen was in der Bittergabe gelandet und auch das war klar zu erkennen. Sobald man allerdings Flavor- oder Aromagaben macht ist es aus meiner Sicht zweitrangig was man nimmt zum Bittern. Für die deutschen Stile nehme ich mittlerweile Magnum, früher hab ich überall Northern Brewer reingehauen, oder aber den Aromahopfen den ich auch später als Aromagabe hinzugebe. In deinem Fall denke ich ist es egal welchen Hopfen du zum bittern nimmst, das schmeckst du wohl kaum raus.
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 17:22
von olibaer
Hallo Johnny,
Johnny H hat geschrieben:
Ich habe zu dem Thema und der durchaus nicht immer angemessenen Benutzung von Hopfenalterungsrechnern (die den Abbau der Alphasäure berücksichtigen) mal eine kurze Zusammenfassung geschrieben und ein paar Threads verlinkt:
viewtopic.php?f=6&t=3692
Füge diesen
link bitte hinzu. Es findet sich hier eine Zusammenfassung des Artikels
"
Einsatz von Hopfenpellets aus früheren Ernten" aus der
BRAUWELT 11/16.
Meiner Ansicht nach das aktuellste und umfangreichste was es zu diesem Thema derzeit gibt.
Gruß
Oli
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 18:09
von Johnny H
Danke Oli, mach ich.
Deinen Post vom März hatte ich offensichtlich übersehen. Ergänzt das Gesamtbild.
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Freitag 19. August 2016, 18:15
von DevilsHole82
Enfield hat geschrieben:... Zum Stopfen würde ich ihn nicht nehmen (oder?) und durch Amarillo und Cascade ersetzen.
Was meint ihr?
Ich finde, dass durch einen Bitter- oder Hochalphahopfen beim Stopfen das Hopfenprofil abgerundeter schmeckt. Bei einem IPA hab ich mal Columbus mit Simcoe und Amarillo gestopft. Fand das sehr geil. Kann es sein, dass es durch einen Bitterhopfen im Kaltbereich grasiger/kräuteriger schmeckt?
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Dienstag 6. September 2016, 22:30
von Hopfenprinz
Enfield hat geschrieben:Also bleibt doch soviel Aroma vom Bitterhopfen übrig, dass man hier einen Unterschied schmecken kann?
Bei mir: ja. Ich probiere noch viel herum. Meine UG Pilsener Art habe ich lange mit Hallertauer Tradition gebittert, da ich anfangs eine recht große Menge davon angeschafft habe (Rauch- und andere Lagerbiere auch). Letztens habe ich Magnum zum Bittern verwendet. Magnum ist bei gleichen IBU's nach 70 min Kochzeit in meinen Bieren noch deutlich erkennbar. Die Untergärigen kommen wesentlich markanter, leicht "griffig" auf die Zunge. Target oder H. Tradition sind da bei mir wirklich schmeichelnder und für mich angenehmer zu trinken.
deralex hat geschrieben:Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es vor allem eine Rolle spielt mit was man bittert
Ich also auch. Mit Magnum alleine werde ich die nächsten Biere nicht mehr bittern, da darf dann lieber noch was anderes ran.
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Dienstag 6. September 2016, 22:43
von Enfield
Danke für den Erfahrungsbericht! Ich habe bisher hauptsächlich mit Herkules und Aromahopfen gebittert. Muss also auch noch viel Erfahrung machen und rumprobieren.
Bisher kann ich sagen, dass der Hallertauer Mittelfrüh als Bitterhopfen missbraucht eine sehr dezente und angenehme Bittere macht, auch bei höheren Ibu-Werten.
Re: Wahl des Bitterhopfens
Verfasst: Mittwoch 7. September 2016, 21:58
von afri
Hier wird vielfach mit Magnum gebittert, ich habe jedoch fast immer Nugget genommen, mit ~ 16% alpha. Meine Ergebnisse geben mir recht, hat zumindest mir immer gut geschmeckt, wobei ich nicht so der Bitterfanatiker bin und reichlich Aromahopfen spät gebe. Diese Aromahopfen werden den Aromaeindruck vom Nugget sicherlich maskiert haben, wenn er denn einen solchen hat. Zuletzt habe ich jedoch negative Erfahrungen mit relativ bitterem Sorachi Ace machen müssen, der mir in WP und gestopft ziemlich viele IBU eingebracht hat (obwohl nur als Aromahopfen gedacht), die nicht besonders harmonisch waren. Zitat meines Cousins jüngst: Untrinkbar!!1
Meiner unmaßgeblichen Meinung nach kann man mit jedem Hopfen bittern, wobei natürlich immer auch etwas vom spezifischen Aromaprofil hängen bleiben wird. Sonst würde das mit der VWH in meinen Augen auch nicht funktionieren. Demnach hat der Nugget offenbar nicht allzuviel Aroma zu bieten. Meine Erfahrungen dazu sind jedoch begrenzt, bitte nicht als Anleitung verstehen, liebe Einsteiger.
Achim (in Zukunft lieber wieder alphaschwachen Aromahopfen verwendend)