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Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 10:32
von santacruz
Endlich hab ich auch mal was, das in diese Kategorie passt: Mein 13. Sud und zugleich mein schönster.
1. weil an einem wunderbaren Ort
2. weil in Gemeinschaft
3. weil mit besonderer Oberaufsicht
4. und überhaupt

Gestern rief Axel Kiesbye (Braumeister der Trumer Privatbrauerei in Salzburg) zum Waldbier-Workshop auf der Postalm (Natur pur zwischen Wolfgangsee und Dachstein).
Anm: Ich persönlich habe mit Trumer nix zu schaffen – hätt ein Braumeister einer unserer anderen Privatbrauereien geladen, würden jetzt deren Namen da oben stehen.
Location
Location
18 Neugierige ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen und ich war auch dabei.
Das Waldbier ist eine Spezialedition von Axel in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Bundesforste die heuer bereits zum 6 mal eingebraut wurde. Näheres ist ganz einfach zu ergoogeln.
Bei Kaiserwetter (der war sicher auch schon mal da, Helmut Kohl wahrscheinlich auch) wurde dies mit bescheidenen Mitteln nachgestellt.

Aber der Reihe nach …

Das Einmaischen:
Kupferkessel über offenem Feuer
2200 g Gerstenmalz
200 g Karamellmalz
8 l Wasser
Natürlich mit Rührwerk
Einmaischen
Einmaischen
Eine der Rasten:
Rast
Rast
Jodprobe: noch positiv
Jodprobe
Jodprobe
In der Zwischenzeit wurde im Wald die „Läuterhexe“ gesucht.
Und gefunden – Moos und Fichtenzweige dienten als zusätzlicher Läuterboden:
Läuterhexe
Läuterhexe
Der Kessel war so schnell wieder heiß, dass der Nachguss (7 l) locker nach Läuterbeginn noch heiß genug wurde.
Man beachte den Gartenschlauch :P
Nachguss
Nachguss
Nicht im Bild: Nach dem Läutern wurde die Würze noch durch eine mit Ameisensäure benetzte Windel – zuvor durch Schwenken über einem Waldameisenhaufen geerntet – gefiltert.

Würzekochen:
Mit Spalter Select
Kochen
Kochen
Spindelprobe:
16,5 ° P bei etwa 40° C
Danach wurde dann abermals auf 15 l gestreckt.
Spindelprobe
Spindelprobe
Whirlpool:
Ja, schimpfts nur! :P
Whirlpool
Whirlpool
@tauroplu: Achtung! Ab nun kommt Fichtenzeugs ins Spiel :Smile ;-)
@RHGfreaks: bitte auch wegschauen

In der Zwischenzeit wurde wieder in den Wald ausgeschwärmt, denn ein Waldbier braucht Zutaten.
Hier sollte jeder das sammeln wonach er Lust hatte.
Beeren, Rinde, Flechten, Pilze, Zweige, Kräuter, Harze bildeten dann als Zugabe nach dem Kochen die Zutaten für die jeweils individuelle Würze.
Schätze
Schätze
ich entschied mich für Fichtenharz, das ich in etwas Alkohol gelöst habe.
Hier meine befüllte Flasche mit der Harzlösung obenauf.
Harz
Harz
Stärkung gabs natürlich auch:
Einerseits Köstlichkeiten der Feldküche
Wildschweinsalami
Wildschweinsalami
und dazu Kostproben von Axel –
z.B. die Sour Edition des 2015er Walbieres (im offenen Holzbottich im Wald gereift).
Traumhaft spritzig mit dezenten Apfelaromen.
Sour
Sour
Durchlaufkühler und Vorbereitung der Hefegabe:
S 189
Hefe
Hefe
Das Tagewerk:
Die Flaschen bekam natürlich jeder samt Anleitung fürs weitere Handling mit nach Hause.
Ausbeute
Ausbeute
Meine macht inzwischen (17 h später) folgenden Eindruck:
Gärung
Gärung
Fazit: Bierbrauen kann so wunderschön sein.
Ich halts ab nun verstärkt wie bei meiner zweiten Leidenschaft, den schönen Offroadern aus England: Chip-Tuning hat hierbei nix verloren!
Wenn schon Raspberries, dann ins Bier damit.

Danke Axel!

:Drink
max

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 10:40
von Maex
:thumbup

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 11:46
von Steve LeCocq
:Drink :thumbsup

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 12:11
von s3b0
:thumbsup

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 12:21
von Sura
Danke. Wunderbarer Bericht. :thumbup

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 12:25
von happyhibo
Schönes Projekt...
Das ermutigt zur Nachahmung :thumbsup :thumbup

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 12:31
von marsabba
Das hätte mir auch gefallen... Neid !

Aber erlaube mir noch ein paar Fragen:
* Was sollte denn das Ameisenhaufenschwenken eigentlich bringen ? Mehr Waldgeschmack oder eine besondere Art der Desinfektion ?
* Die ganzen Waldzutaten sind nach dem Kochen in die (schon kalte ?) Würze gekommen ? Ich vermute, ein Sauerwerden ist in diesem Fall bewusst in Kauf genommen worden ?

Grüße
Martin

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 13:11
von santacruz
marsabba hat geschrieben:Das hätte mir auch gefallen... Neid !

Aber erlaube mir noch ein paar Fragen:
* Was sollte denn das Ameisenhaufenschwenken eigentlich bringen ? Mehr Waldgeschmack oder eine besondere Art der Desinfektion ?
* Die ganzen Waldzutaten sind nach dem Kochen in die (schon kalte ?) Würze gekommen ? Ich vermute, ein Sauerwerden ist in diesem Fall bewusst in Kauf genommen worden ?

Grüße
Martin
Hallo Martin!

Weitere Hobbybrauer haben eh gefehlt – die restlichen Teilnehmer waren fast ausschließlich Presseleute österr. Gazetten.
*1) zusätzlich zum Waldgeschmack wurde auch eine Optimierung des ph-Werts angepeilt (beruhte auf Erfahrungswerten von Axel, der schon einige Tage auf der Hütte verbrachte und Testsude anstellte)
*2) wir haben die noch heiße Würze mit den "Zutaten" vermengt, quasi "Whirlpool-Hopfung". Manche möcht ich allerdings auch nicht kosten (Eierschwammerl*-Sud z.B.)
Andere (hab ich leider nicht fotografiert) sahen wiederum super aus – eins war durch Preiselbeer/Heidelbeer-Matsch knallrot.

lgmax

Edit: *) Pfifferlinge

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 20:16
von Bronkhorst
Ich glaube das war ein super Erlebnis und zeigt das Brauen auf eine irgendwie ursprüngliche, altertümliche
Weise.
Gefällt mir und macht Lust auf Nachahmung!

Jens

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Sonntag 4. September 2016, 21:35
von MachdenDeckelRund
Tolles Projekt, habe ich auch auf meiner Das-Brau-Ich-Demnächst-Mal-Wunschliste. :Smile

Verstehe ich das richtig, dass Ihr ein Grutbier gebraut habt? Also Kräuter anstatt Hopfen eingesetzt habt? Berichte doch mal, wie (sauer) es nach der Flaschenlagerung schmeckt.

VG
Ralf.

Re: Mein schönster Sud

Verfasst: Montag 5. September 2016, 06:51
von santacruz
MachdenDeckelRund hat geschrieben:Tolles Projekt, habe ich auch auf meiner Das-Brau-Ich-Demnächst-Mal-Wunschliste. :Smile

Verstehe ich das richtig, dass Ihr ein Grutbier gebraut habt? Also Kräuter anstatt Hopfen eingesetzt habt? Berichte doch mal, wie (sauer) es nach der Flaschenlagerung schmeckt.

VG
Ralf.
Guten Morgen Ralf!
Nein, gehopft wurde schon. Mit Spalter Select aus dem Mühlviertel (Oberösterreich). Nur manche Mitstreiter haben dann zusätzlich mit Kräutern aus der Umgebung gewürzt (Wilde Minze, Salbei, Wacholder). Von meinem Fichtenharz-Bier berichte ich natürlich – bin ja selbst sehr gespannt.

lgmax