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Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus Japan

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 12:45
von Boludo

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 12:58
von Bierwisch
Hab es auch gerade hier reinstellen wollen.

Wie üblich wieder jede Menge halbgares:
Wer lieber Wein statt Bier trinkt, gilt gemeinhin als besonders kultiviert - Craftbier-Trend hin oder her. Zudem bietet der Wein mit unzähligen Rebsorten und unterschiedlichen Wetter- und Bodenverhältnissen sicher mehr Vielfalt. Anders sieht es aber bei der Hefe aus - hier liegt das Bier vorne, zumindest bei obergärigen Bieren wie Kölsch, Alt, Weizenbier oder dem englischen Ale.
Was bietet wohl mehr Vielfalt - Bier oder Wein?

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 13:16
von flying
In vielen alten Berichten kann man lesen das bayrische Weißbiere historisch mit Torulaspora- Hefen vergoren wurden. Ulrich von Weihenstephan versichert jedoch, dass die Weißbierhefen alle waschechte S. Cerevisia sind.
Was sagt und das? Tja liebe Bayern. Das bayrische Weißbier ist (wie alle anderen deutschen Weißbiere) quasi eigentlich ausgestorben. Das was ihr alle sauft ist vermutlich eine neuzeitliche Rekonstruktion bei der auf die aromatischen Sakehefen ausgewichen wurde..? :P :Wink

Ach, schöne Theorie. Finde ich lustig!

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 13:27
von Bierwisch
@René
Aber wenn das stimmt, muß es ja in der Vergangenheit mal einen Zeitpunkt gegeben haben, an dem das Weißbier plötzlich anders geschmeckt hat.

Und da die europäischen Handelsbeziehungen mit Japan auch erst seit historisch kurzer Zeit bestehen, sollte sich dieser Zeitpunkt doch feststellen lassen.

Oder es war ganz anders...

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 13:46
von Ladeberger
Ich habe den Artikel nur überflogen und verstehe das meiste darin sowieso nicht, aber woran leitet ihr ab, dass TUM 68 aus Japan stammt? Ich finde soweit nur die Aussage, dass TUM 68 wohl in genetischer Nachbarschaft zu den Sake Hefen steht. In welcher Richtung der Transfer lief oder ob es eine bisher unbekannte, gemeinsame Quelle gibt, kann ich dem Artikel oberflächlich nicht entnehmen.

Gruß
Andy

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 13:47
von flying
Das bayrische Weißbier war schon mal so gut wie weg vom Fenster. Bis auf wenige Enklaven. Dann kam Erdinger mit seinen massiven Werbekampagnen in den 70-igern. So wurde es auf einem niedrigen Niveau wieder populär. Heute ist es einen bundesweit etablierte Sorte. Da müssen wir Erdinger eigentlich alle dankbar dafür sein.

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 13:52
von flying
Ladeberger hat geschrieben:Ich habe den Artikel nur überflogen und verstehe das meiste darin sowieso nicht, aber woran leitet ihr ab, dass TUM 68 aus Japan stammt? Ich finde soweit nur die Aussage, dass TUM 68 wohl in genetischer Nachbarschaft zu den Sake Hefen steht. In welcher Richtung der Transfer lief oder ob es eine bisher unbekannte, gemeinsame Quelle gibt, kann ich dem Artikel oberflächlich nicht entnehmen.

Gruß
Andy
Hi Andy,

die Smileys sollten eher Humor signalisieren und das ich die Sache lustig finde wegen der "urbayrischen" Herkunft. Ableiten tue ich gar nix, nur spintisieren.. :Greets

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 14:01
von gulp
Wieso sollte Weizenhefe aus Bayern kommen? So weit ich weiß kommt das Weißbier aus Böhmen und war sehr beliebt. Die Degenberger aus Furth im Wald haben dann angefangen selber Weißbier zu brauen und sich das Weißbiermonopol um 1520 für den ganzen Bayerischen Wald unter den Nagel gerissen. Nachdem der letzte Degenberger im Jahr 1602 verstorben war, ging das Weißbiermonopol auf die Wittelsbacher über, die es auf ganz Bayern ausweiteten. Die haben sich dann eine goldene Nase damit verdient. Aber ich schweife ab. Wo letzen Endes die Weißbierhefe herkam ist vermutlich schwierig zu beantworten. Bayerisch ist sie wohl nicht. :Greets

Gruß
Peter

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 14:12
von docpsycho
Gude (und etwas OT)
gulp hat geschrieben:Wieso sollte Weizenhefe aus Bayern kommen? So weit ich weiß kommt das Weißbier aus Böhmen und war sehr beliebt. Die Degenberger aus Furth im Wald haben dann angefangen selber Weißbier zu brauen und sich das Weißbiermonopol um 1520 für den ganzen Bayerischen Wald unter den Nagel gerissen. Nachdem der letzte Degenberger im Jahr 1602 verstorben war, ging das Weißbiermonopol auf die Wittelsbacher über, die es auf ganz Bayern ausweiteten. Die haben sich dann eine goldene Nase damit verdient. Aber ich schweife ab. Wo letzen Endes die Weißbierhefe herkam ist vermutlich schwierig zu beantworten. Bayerisch ist sie wohl nicht. :Greets

Gruß
Peter
sag mal Peter, gibt es, in diesem Sinne ein empfehlenswertes Buch zur Bierhistorie?

Grüße, der Doc.

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 14:15
von §11
Interessant. Leider weiss man bei solchen Artikeln halt nie was wissenschaftlich wirklich dahintersteckt und was der Reporter "falsch verstanden" hat.

Solche Aussagen sind ja auch immer eine Frage der Betrachtung. Im Endeffekt kann man auch sagen Weizenbier ist nicht aus Bayern, weil es Funde von Weizenbieren in Nordafrika gibt die schon wesentlich aelter sind.

Bin mal gespannt ob Matthias da zu einem Schluss kommt. Waere ja moeglich das man genau weiss am Tag X kam die Hefe aus Japan hier an.

Jan

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 14:16
von Schlafwagenschaffner
Ladeberger hat geschrieben:Ich habe den Artikel nur überflogen und verstehe das meiste darin sowieso nicht, aber woran leitet ihr ab, dass TUM 68 aus Japan stammt? Ich finde soweit nur die Aussage, dass TUM 68 wohl in genetischer Nachbarschaft zu den Sake Hefen steht. In welcher Richtung der Transfer lief oder ob es eine bisher unbekannte, gemeinsame Quelle gibt, kann ich dem Artikel oberflächlich nicht entnehmen.

Gruß
Andy

Ich zitiere aus dem Artikel:
Überrascht waren die Forscher von dem Ergebnis, dass die Stämme TUM 68 und TUM 127 asiatischen Ursprungs sind.

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 14:26
von Ladeberger
Ähm, ich meinte natürlich den Original-Artikel: http://www.cell.com/current-biology/ful ... 16)30984-8

Den Artikel von Spiegel Online habe ich soweit gelesen und verstanden ;)

Gruß
Andy

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 14:31
von Malzwein
Wo ist das Problem? Wir sind doch auch afrikanischen Ursprungs ... also die Bayern auch. :P

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 14:43
von gulp
sag mal Peter, gibt es, in diesem Sinne ein empfehlenswertes Buch zur Bierhistorie?
Da gibt es inzwischen ein paar gute Werke. Z.B. hier Ganz unten. Oder das:. Dann noch das hier:

Btw, gibts auch einen Vornamen zum Doc? :Smile

Gruß
Peter

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 14:50
von Ladeberger
Malzwein hat geschrieben:Wo ist das Problem? Wir sind doch auch afrikanischen Ursprungs ... also die Bayern auch. :P
Jetzt wo du's sagst: Gibt es da nicht dieses afrikanische Bananenbier? Vielleicht hat der Bayer den Geschmack noch in den Genen und ist daher beim Weißbier hängen geblieben!

Gruß
Andy

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 14:52
von philipp
Erbgut - der Mensch ist zur Hälfte eine Banane
http://www.morgenpost.de/kultur/berlin- ... anane.html

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 15:01
von Boludo
Wenn ich im Marketing einer Weißbierbrauerei wäre, würde ich jetzt ein Sorachi Ace Hefeweizen herausbringen. Das liese sich sicher irgendwie vermarkten :Devil
Die Idee, dass die Bayern ihr Weißbier den Japanern verdanken, finde ich übrigens ziemlich amüsant.

Stefan

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 15:27
von §11
Wir sind ja eigentlich Japaner.

Wir essen Radi
Wir haben keinen Hals
Wir sitzen Stunden lang stoisch unter Bäumen und philosophieren
Wir essen mit Steckerl (Stäbchen) unseren Fisch
....

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 15:30
von docpsycho
gulp hat geschrieben:
sag mal Peter, gibt es, in diesem Sinne ein empfehlenswertes Buch zur Bierhistorie?
Da gibt es inzwischen ein paar gute Werke. Z.B. hier Ganz unten. Oder das:. Dann noch das hier:

Btw, gibts auch einen Vornamen zum Doc? :Smile

Gruß
Peter
Vielen Dank, da werde ich mal reinschauen.

Natürlich gibt es da einen. Gude Peter, ich bin der Felix.

Grüße, (trotzdem) der Doc :Bigsmile

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 15:41
von auftauer
Malzwein hat geschrieben:Wo ist das Problem? Wir sind doch auch afrikanischen Ursprungs ... also die Bayern auch. :P

Stimmt darum sind in Bayern auch so viele schwarze......Hat der Hans Söllner schon gesungen...Kokain, weißer Rum und blos schwarze umadum (zu deutsch umher), des ist wie auf Jamaika...ach so das ist ja gar nicht Afrika, die Banane kommt übrigens aus Südamerika

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 16:39
von Malzwein
Spannend ist es ja schon, wann die japanische Hefe den einheimischen Markt übernommen hat. Vor allem in Blick auf historische Biere, worüber hier ja auch viel spekuliert wird. Spätestens bei der Hefe verlieren wir doch vermutlich den Anschluß an historische Wirklichkeit. Da werde ich doch mal in einer Empfehlung von Peter schmökern.

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 16:54
von §11
Malzwein hat geschrieben:Spannend ist es ja schon, wann die japanische Hefe den einheimischen Markt übernommen hat. Vor allem in Blick auf historische Biere, worüber hier ja auch viel spekuliert wird. Spätestens bei der Hefe verlieren wir doch vermutlich den Anschluß an historische Wirklichkeit. Da werde ich doch mal in einer Empfehlung von Peter schmökern.
Haben nicht schon japanische Elektrogeraete den einheimischen Markt uebernommen :P

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 17:29
von flying
Bei uns werden wohl 90% der Weißbiere mit der 68 vergoren. Die Japaner haben ein ähnliches Problem. Die meißten Sake werden mit der "Nummer 9", entdeckt 1953 in der Präfektur Kumamoto, vergoren. In Japan wurden vor rund 100 Jahren angefangen bisher 15 Hefen zu isolieren und reinzuzüchten. Von den 15 nummerierten Stämmen sind wohl nur noch 3 oder 4 im Umlauf. Seit einiger Zeit erlebt Sake ein Revival, ähnlich der Craftbeer-Welle. Man experimentiert mit alten und neuen Hefesorten, auch welche die bisher nichts mit Sake zu tun hatten.

Die Nummer 9 ist dennoch die Nummer eins. Anders als Weißbier vergärt die bei tieferen Temperaturen. Sie bringt reine und klare Strukturen mit ausgewogener Frucht-Säure- Struktur nach Apfel und Melone. Besonders bei edlen Ginjos wird sie genutzt. Sakehefen gehen mitunter bis 20% Alkohol. Das hat allerdings was mit der multiplen parallelen Fermentation zu tun aber eine Weißbierhefe schafft das jedenfalls nicht.

Re: Weizenhefe 3068 kommt gar nicht aus Bayern sondern aus J

Verfasst: Montag 10. Oktober 2016, 17:43
von Griller76
Aus Asien kommen inzwischen ja die besten Dinge, warum dann nicht auch unsere Weizenhefe?

Vielleicht gibt es ja in Zukunft Omega3-Bier mit Japanischer Sushi-Hefe? Das wäre dann das neue Superfood! :Bigsmile