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Hefepfropfen in Flaschenhals

Verfasst: Sonntag 16. Oktober 2016, 19:59
von reinhold_eins
Hi zusammen,

ich habe vor einigen Wochen das Dark Impact von Boludo nachgebraut und gestern nach Hauptgärung und zusätzlichen 5 Tagen Hopfenstopfen in Flaschen (0,33l Steinie + Longneck) abgefüllt.

Heute ist mir bei Temperatur- und Druckkontrolle aufgefallen dass sich besonders in den Longneck-Flaschen ein richtiger Hefepfropfen im Flaschenhals gebildet hat.
Selbst bei Neigung der Falsche um ca. 45° bleibt der Pfropfen dicht und kein Bier kommt dadurch..

Die Longneck-Flaschen habe ich als letztes abgefüllt, ist hier viel zu viel Hefe in die Flaschen gekommen? Umgeschlaucht habe ich zwischen Gärung, Stopfen und Abfüllen nicht. Den Gärbehälter habe ich schräg gehalten um natürlich auch die letzten ml aus dem Eimer zu bekommen..

Habt ihr das schon mal gehabt? Bekomm ich das Bier da nach der Reifung überhaupt raus ohne Korkenzieher? :Shocked

Anbei ein paar Bilder:
Pfropfen in Longneck
Pfropfen in Longneck
45° Test
45° Test
Minimale Hefedecke in der Steinie-Flasche
Minimale Hefedecke in der Steinie-Flasche
Hefedecke in Druckkontrollflasche
Hefedecke in Druckkontrollflasche
Grüße,

Rey

Re: Hefepfropfen in Flaschenhals

Verfasst: Sonntag 16. Oktober 2016, 20:03
von Dr.Edelherb
Sowas hab ich noch nie gesehen :Shocked
Hätte als erstes mal Angst vor Flaschenbomben..
Was zeigt dein Manometer an?

Oh sorry das letzte Bild zeigts ja... hmm keine Ahnung wies sowas gibt.. da müssen die Profis ran

Re: Hefepfropfen in Flaschenhals

Verfasst: Sonntag 16. Oktober 2016, 20:03
von hutschpferd
Interessant. Hab ich hier im Forum schon 2-3 mal gesehen, weiß aber nicht mehr weswegen dieses Phänomen auftritt.

Re: Hefepfropfen in Flaschenhals

Verfasst: Sonntag 16. Oktober 2016, 20:47
von Griller76
Das schaut für mich so aus, als ob zum Zeitpunkt der Flschenabfüllung die Hauptgärung noch nicht ganz durch war. Nun ging diese irgendwie in der Flasche wieder los und Du hast eine Gärdecke im Flaschenhals. Ist zwar nur ne Vermutung von mir, aber anders kann ich mir dieses Phänomen nicht erklären. Hast Du den Endvergärungsgrad vor der Abfüllung gemessen?

Re: Hefepfropfen in Flaschenhals

Verfasst: Sonntag 16. Oktober 2016, 21:56
von Kurt
Schade das das Bier keine Gose ist, das wäre dann mal so richtig authentisch!

Re: Hefepfropfen in Flaschenhals

Verfasst: Dienstag 18. Oktober 2016, 09:20
von reinhold_eins
Griller76 hat geschrieben:Das schaut für mich so aus, als ob zum Zeitpunkt der Flschenabfüllung die Hauptgärung noch nicht ganz durch war. Nun ging diese irgendwie in der Flasche wieder los und Du hast eine Gärdecke im Flaschenhals. Ist zwar nur ne Vermutung von mir, aber anders kann ich mir dieses Phänomen nicht erklären. Hast Du den Endvergärungsgrad vor der Abfüllung gemessen?
Morgen Griller,

der SVG war 81% von 21°P auf 4°P nach HG gespindelt, 6 Tage später noch immer 4°P gespindelt und dann gestopft.
Vor dem Abfüllen habe ich erneut 4°P gemessen .. Kann es sein dass durch Sauerstoffeintrag beim Abfüllen der letzten Falschen die Hefe noch mal aufgewacht ist?

Gruß,

Rey

Re: Hefepfropfen in Flaschenhals

Verfasst: Dienstag 18. Oktober 2016, 10:52
von Bergbock
Vorsichtig schütteln bis sich der Propfen löst.
Bekanntes Problem wenn zu viel Hefe in die Flasche kommt, die Gärung noch läuft und das CO2 die Hefe nach oben drückt oder man Bügelflaschen (mit zu viele Hefe) entlüftet.

Sprich : der Propfen ist kein Problem aber den Flaschendruck solltest du im Auge behalten.

Franjk

Re: Hefepfropfen in Flaschenhals

Verfasst: Dienstag 18. Oktober 2016, 18:58
von Griller76
Hallo Rey,

Sauerstoff braucht die Hefe nur ganz am Anfang, wenn Du die Würze anstellst. Dass nun die Hefe erst durch erneuten Sauerstoffkontakt wieder aktiv wurde, glaube ich nun nicht. Behalte bitte die kritischen Flaschen drucktechnisch im Auge und probiere zu gegebener Zeit eine betroffene Flasche sensorisch.

freundliche Grüße

Alexander

Re: Hefepfropfen in Flaschenhals

Verfasst: Dienstag 18. Oktober 2016, 22:39
von olibaer
Hi Rey,
reinhold_eins hat geschrieben:Die Longneck-Flaschen habe ich als letztes abgefüllt, ist hier viel zu viel Hefe in die Flaschen gekommen
Ja, definitiv. Während der Nachgärung/Flaschengärung vermehrt sich die Hefe nicht oder kaum mehr. Die Hefe, die man auf den Bildern erkennen kann ist bereits beim Abfüllen in die Flasche gelangt. Deine Verfahrensbeschreibung unterstreicht das.

Damit sich solch ein Hefepfropfen im Flaschenhals bilden kann, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

- genug Hefe in der Flasche
- zügig einsetzende und kräftige Nachgärung
- genügend Gasraum
- Ausgeprägte Verjüngung des Gärgefäßes im unteren Bereich der Grenzfläche Flüssigkeit/Gas

Damit sich die Partialdrücke zu Beginn der Nachgärung einstellen können, muss zunächst sehr viel (CO2)Gas aus der Flüssigkeit in den Gasraum austreten. Die aufsteigenden CO2-Blasen nehmen mit der Verjüngung zum Flaschenhals an Geschwindigkeit zu, reißen die Hefezellen mit und "schieben" sie über den Flüssigkeitsspiegel hinaus in den dünnen Flaschenhals. Gleichzeitig läuft, bedingt durch die Schwerkraft, Flüssigkeit aus dieser Hefemenge wieder zurück in die Flasche, während Kohäsion und Adhäsion die jetzt "leichtere" Hefe im Flaschenhals halten.
Diese gleichzeitig ablaufenden Vorgänge bilden "oben", als Maß für eine Hefezellenverdichtung, einen Pfropfen. Wenn man so möchte wurde die Hefe "nach oben ausgespült".
Sorry, aber solche Vorgänge in Worte zu fassen ist einigermassen "gruselig" ;-)

Im umgekehrten Sinne provoziert das Gärrohr nach Lietz ein ganz ähnliches Verhalten. Ziel hier allerdings ist, dass sich ein Hefeüberschuß am Ende eines "heftigen" Gärverlaufs vollständig unten absetzt. Die ca.45 cm hohe Glaskonstruktion kennt zu diesem Zwecke dreierlei Durchmesser:
  1. unten = dünn (Hefereservoir, soll am Ende der Gärung die Hefe wieder aufnehmen. Geringe Grenzfläche zur Flüssigkeit verhindert "Autolyseextrakt" in der Probe
  2. mitte = sehr dünn (sorgt für tüchtig Konvektion. 0,3-0,5 m/s)
  3. oben = sehr dick (reduziert Konvektion nahezu auf Null, der steile Konus sorgt dafür, dass die Hefe in 1. "zurückrutschen" kann)
Eingefüllt werden 200 ml Würze/Gärprobe mit einem Hefeüberschuß, der Endvergärungsgrad kann nach 24-30h in der Probe bestimmt werden - ganz ohne Magnetrührer etc..

In einem Gedankensprung nimmst Du jetzt das Gärrohr nach Lietz und stellst es auf den Kopf. Mit ein wenig Phantasie kannst Du jetzt Deine unterfüllte Longneck-Flasche erkennen ;-)


Gruß
Oli