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plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 25. Oktober 2016, 18:06
von emjay2812
Ich habe im Juli ein Bier mit der Windsor Hefe gebraut. Alles lief wunderbar, das Bier schmeckt toll.
Nun habe ich nach langer Lagerzeit im kühlen Keller (ca. 12°C) einige Flaschen mit starkem Gushing.
Vorher war die Karbonisierung normal!
Das Bier schmeckt nach wie vor einwandfrei, eine Infektion schließe ich daher aus.
Meine Theorie geht momentan in zwei Richtungen:
a) versehentlich bei einigen Flaschen doppelt Zuckerlösung eingebracht
b) die Hefe hat einfach weiter gearbeitet - aber warum?
Das Bier hatte 10,5°P und die Gärung stoppte bei 3°P.
Vielleicht weiß jemand hier Rat. Das Rezept sah so aus:
2300g PiMa
3oog MüMa
45 Minuten bei 63°C, 30 Minuten bei 73°C.
Bitterung mit East Kent Goldings auf 35 Ibu eingestellt.
Re: plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 25. Oktober 2016, 18:09
von Alt-Phex
Mess doch jetzt nochmal den Restextrakt
Re: plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 25. Oktober 2016, 18:23
von Boludo
Die Windsor kann, so viel ich weiß, wie die S33 keine Maltotriose verstoffwechseln. Daher der niedrige Vergärungsgrad. Anscheinend gibt es aber doch Fälle, bei denen die Hefe sich anpasst und es dann trotzdem kann.
Könnte was in der Richtung sein.
Stefan
Re: plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 25. Oktober 2016, 18:54
von Bierwisch
...ähm, es gibt auch Fremdhefen/-organismen, die sich nicht unbedingt negativ auf den Geschmack auswirken.
Vor einiger Zeit hat hier mal ein User (sorry, vergessen wer das war) eine Laboruntersuchung von Hobbybrauerbieren angeboten und eins meiner eingeschickten Biere hatte einen extrem hohen Vergärgrad jenseits der 90%.
Das Bier schmeckte einwandfrei, aber bei allen Flaschen gushte es nach ein paar Wochen, was das Zeug hielt. Ich vermute mal, daß es bei mir eine verschleppte Saisonhefe war, wobei auch jede Menge anderer Viecher in Frage kommen würden.
Nur mal als Denkanstoß.
Gruß,
Bierwisch
Re: plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 25. Oktober 2016, 19:22
von Johnny H
Manchmal tun sich die Hefen etwas schwer mit den letzten Resten an Maltose oder Maltotriose. Wenn man dann Haushaltszucker (einfache Saccharose) zur Karbonisierung zugibt, dann wird der zwar umgehend verstoffwechselt und die Karbonisierung stimmt, die "schwierigeren" Zucker bleiben aber zunächst drin, und die Hefe arbeitet dann ganz langsam weiter.
Ich hatte letztes Jahr auch eine sich bei Kellertemperatur nach und nach einstellende leichte Überkarbonisierung bei einem untergärigen, und so habe ich es mir erklärt. Gemessen habe ich diesbezüglich aber nichts. Die Gärung schien mir zum Abfüllzeitpunkt fertig (3-5 Tage konstanter Restextrakt).
Ich habe dann die Flaschen ein paarmal entlüftet, dann ging es wieder.
Re: plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 25. Oktober 2016, 19:22
von inem
Bierwisch hat geschrieben:
Vor einiger Zeit hat hier mal ein User (sorry, vergessen wer das war) eine Laboruntersuchung von Hobbybrauerbieren angeboten
U-Tube/Gebhard
Re: plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 25. Oktober 2016, 19:28
von Bierwisch
Jawollja.
Danke nochmal an Gebhard!
Re: plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 25. Oktober 2016, 19:41
von Bitter
Ich zitiere mal aus Wikipedia:
Bezüglich der Ursachen unterscheidet man zwei Formen des Gushings, die als primäres bzw. sekundäres Gushing bezeichnet werden. Für das primäre Gushing werden als Ursache Rohstoffeinflüsse (Braugetreide bei Bier, Trauben und Früchte bei Sekt und Saftschorlen) vermutet, während für das sekundäre Gushing verschiedene technologische Ursachen wie Partikel und Kristalle im Getränk oder Rauhigkeiten auf der Innenseite der Flaschen oder Dosen, die als Kondensationskeime dienen, gefunden werden konnten. Die technologischen Ursachen sind weitgehend bekannt und können bei entsprechender technologischer Führung beherrscht und vermieden werden.[3][5]
Die Ursachen für das primäre Gushing sind dagegen noch nicht abschließend aufgeklärt und zahlreiche nationale und internationale Forscherteams befassen sich mit der Aufklärung der Ursachen. Zurzeit wird als wahrscheinliche Ursache die witterungsbedingt schwankende Qualität der natürlichen Rohstoffe hierfür verantwortlich gemacht.
Da bei Dir nicht alle Flaschen betroffen sind, was eigentlich die Rohstoffeinflüsse ausschließt, tippe ich auf das sekundäre Gushing. Möglicherweise sind einige Flaschen in der Tat mit Kondensationskeimen belastet.
Gruß Lothar
Re: plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 25. Oktober 2016, 19:44
von olibaer
Hallo zusammen,
mess' doch mal den CO2-Gehalt in einer Flasche:
Flaschenmanometer drauf, Handtuch um die Flasche wickeln, kräftig schütteln, Druck ablesen. Flasche entspannen, Temperatur im Bier messen, CO2-Rechner mit den Meßdaten füttern.
Dann:
Gushing hat erst mal nichts mit hohem CO2-Gehalt zu tun.
Auch Biere mit 7, 8 oder 9 g/l CO2 müssen nicht zwangsläufig aus der Flasche "hüpfen" und wenn sie es tun, muss es sich dabei nicht unbedingt um Gushing handeln.
(-> Hefebodensatz , raue Stellen in der Flasche, z.B. Kalkränder, Kratzer, ... .Diese Rauheiten fungieren als Kondensationskeime für gelöstes CO2 und können damit ein Überschäumen verursachen)
Gruß
Oli
Edith: siehe Post #8 von "bitter".
Re: plötzlich starkes Gushing nach langer Lagerung
Verfasst: Dienstag 1. November 2016, 10:42
von emjay2812
Die Möglichkeit den Flaschendruck zu messen habe ich leider nicht.
Aber es liegt anscheinend wirklich an einzelnen Flaschen. Am Wochenende habe ich zwei Flaschen geöffnet.
Die eine war ohne Fehler, bei der anderen kam eine regelrechte Schaumfontäne aus der Flasche.
Beide Flaschen hatte ich vor vorsichtig geöffnet, bei der einen bemerkte ich auch einen deutlichen Überdruck.
Auf manchen Flaschen ist also zu viel Druck, aber warum nur auf einigen? Ist da vielleicht noch
eine Hefezelle einer anderen Hefe drin, die noch nachgärt?
Geschmacklich hat das Bier keinen Fehler!