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Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 20:45
von tauroplu
Guten Abend, zusammen,
endlich habe ich diesen Vergleich durchgeführt, das wollte ich schon seit Jahren mal machen. Den Salvator hatte ich vor Dekaden zuletzt getrunken, desgleichen den Andechser (zuletzt beim Bund, so um 1983 herum).

Hier nun meine persönlichen Eindrücke vom direkten Vergleich.

Allgemeine Angaben
Salvator: 7,9 Vol.-% Alk., Wasser, Gerstenmalz, Hefe, Hopfen, Hopfenextrakt.
Andechs: 7,1 Vol.-% Alk., Wasser, Gerstenmalz, Hopfen, Hopfenextrakt.

Aussehen
Salvator: Helles Kastanienbraun, dünner, feinporiger Schaum, der sich recht schnell abbaut.
Andechs: Dunkle, in Richtung Mahagoni gehende Farbe, feinporiger, sehr haltbarer Schaum.

Geruch
Salvator: Bockiger, alkohollastiger Geruch (ok, der hat ja auch signifikant höheren Alkoholgehalt als der Andechs Doppelbock, tritt aber trotzdem unangenehm hervor) und ausgeprägte Holzfassnoten, aber von der unangenehmen Sorte. Bei einem Wein würde man von einer deutlichen Firnis sprechen, die dort immer ein Zeichen für einen überlagerten Zeitpunkt spricht.
Da der Doppelbock aber nicht im Holzfass gelagert wurde, empfinde ich diesen Geruchston als deutliches Fehlaroma.
Andechs: Wow, das ist Bayerisches Malzbonbon pur, kombiniert mit leichten Karamellnoten. Alkohol ist leicht vernehmbar, fällt aber nicht unangenehm auf. Ein wenig später gesellen sich noch ein paar sehr feine Kakaonoten hinzu.

Geschmack
Salvator: Anfangs schöne Malzaromen, umspielt von einer ansprechenden Bittere. Der Doppelbock schmeckt relativ herb. Leider gesellt sich sehr schnell ein adstringierender und leicht pelziger Geschmack hinzu. Ein wenig später macht sich der Firniston dann auch geschmacklich deutlich bemerkbar.

Andechs: Jaaaa, so soll ein Doppelbock schmecken: Malzwuchtig (erinnert mich sehr an ein Bayrisches Blockmalzbonbon), aber es erschlägt einen aber nicht. Süffig und vollmundig, malzsüßlich, jedoch in keinster Weise mastig. Die Süße ist hier ausgeprägter als beim Salvator. Insgesamt passt das aber trotzdem perfekt, hinzu kommt eine schön eingebundene feine Bittere, die die Malzsüße wunderbar im Zaum hält. Am Schluss kommen angenehme schokoladige Geschmacksnuancen hinzu und runden dieses Bier perfekt ab.

Fazit: Nun, das ist offensichtlich: Der Andechser Doppelbock ist ein wahres Prachtexemplar seiner Gattung, das kann man eigentlich nicht perfekter machen. Für mich der eindeutige Gewinner dieses Vergleichstests. Selbst wenn ich mir den Holzfehlton beim Salvator mal weg“denke“ bleibt da nicht wirklich viel übrig. Insgesamt ein flacher Vertreter seiner Art, der einen mit seiner „wütenden“ Art vor allem im Geruch sofort umhaut. Das macht wirklich keinen Spaß, den zu trinken.

Wer also einen perfekten dunklen Doppelbock für die kommende dunkle und kalte Jahreszeit sucht, ist mit dem Andechser allerbestens bedient, klare Empfehlung meinerseits und er weist einen hohen Suchtfaktor auf. Allerdings muss man dem erhöhten Alkoholgehalt irgendwann denn doch Tribut zollen…
DoppelbockVergleich.JPG
Viele Grüße
Michael

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 21:08
von §11
Mutig mutig so einen Test anzutreten :Bigsmile

Ich will mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und evtl, tue ich Paulaner unrecht, aber deine Beschreibung des pelzigen, astringierenden Geschmacks kann gut durch viel Farbebier erzeugt warden. Das neigt dazu einen bitteren, "brandigen" Geschmack zu erzeugen. Halt so wie Farbmalz. Dagegen erzeugen dunkle Schuettungen halt eher malzige Aromen, vor allem bei hohen Stammwuerzen.

Interessant ist das bei Salvator Hefe mit angegeben ist?

Bist du dir sicher das das Aroma richtig Holzfass geht oder nicht eine Mischung aus Maggie und Kaffee/ Bitterschokolade? Das bekommt man manchmal bei dunklen Bieren mit hohem Anteil an Farbmalz/ Farbebier, wenn die Hefe autolysiert. Kommische Mischung, manschmal in Richtung eines alten Scherryfasses.....

Jan (der lieber helle Boecke mag)

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 21:16
von tauroplu
Ja, Du hast Recht, Jan, der Geruch geht ehe in Richtung altes Sherryfass, aber eben in unangenehmer Art und Weise, die mich an firne Weine erinnern, das mag ich ganz und gar nicht.

Ich mag helle Doppelböcke eigentlich auch lieber (demnächst test ich den hellen Doppelbock von Riegele), aber beim Andechser mach ich mal ne Ausnahme.

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 21:23
von §11
tauroplu hat geschrieben:Ja, Du hast Recht, Jan, der Geruch geht ehe in Richtung altes Sherryfass, aber eben in unangenehmer Art und Weise, die mich an firne Weine erinnern, das mag ich ganz und gar nicht.
Ist auch technologisch eher fragwuerdig. Wenn im Salvaltor tatsaechlich die Hefe noch drin ist, wuerde ich mal darauf tippen das die bei der hohen Stammwuerze und dem daraus resultierenden Alkohol ganz einfach autolysiert. Egal, geht man vom Usprung des Bieres als Brotersatz aus, gibt es wohl weniges was nahrhafter ist als Hefeextrakt :Ahh Schmecken tut's halt nicht....

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 21:28
von Thatguy
Aber Schneider haben doch auch ihre Hefe noch drin?

Naja, der Andechs klingt jedenfalls super, danke für's review.
Mal sehen wo's den hier gibt, Starkbiere sind meine Lieblinge :Drink

Jetzt begnüg ich mich erst mal mit 'nem Schmucker Doppelbock

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 21:32
von Migu0001
Zum Glück hab ich noch ein Salvator zuhause gehabt, anders wär hätt ich jetzt nur wegen dem Thread noch in den Supermarkt fahren müssen :-D

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 21:55
von Captain Brewley
Yes, ich war letzte Woche in Bayern und hab einige verschiedene Biere mitgenommen (hauptsächlich Weißbiere). Die beiden Böcke sind auch dabei, somit kann ich den Test selber mal nachvollziehen und noch um den Hacker-Pschorr Animator (mit 8,1%) und den hellen Andechser Bergbock erhöhen. Sicher interessant.

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 21:57
von schloemi
Vor zwei Wochen hatte ich auch zwecks Vorbereitung für ein Adting einen Vergleich von Salvator und Celebrator vorgenommen. Da war mein Eindruck des Salvators sehr nahe an Michaels Bewertung und lag am Ende relativ klar hinten. Werde das morgen auch mal mit dem Andechser gegen den Celebrator durchführen.

Danke für den Verkostungsbericht
schloemi

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 22:20
von §11
hellen Andechser Bergbock
Da sind wir in meiner Liga. Den hellen Andechser Bock gibt es aus gutem Grund am Wochenende nicht mehr auf dem hl. Berg. Da das eine der Stationen der "Europa in 4 Tagen" Busse auf dem Weg von Muenchen nach Neuschwanstein ist, hat man festellen muessen das einfach fuer zu viele Besucher einer der 4 Tage bereits hier zu Ende war :thumbsup Trinkt sich halt wie ein Export.....

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 22:35
von tauroplu
Der Andechser Bergbock ist ein vorzüglicher heller Bock der konventionellen Art, Oberklasse. Aber eben auch "nur" ein Bock, kein Doppelbock. Der von mir demnächst getestete Riegele Speziator ist eine völlig andere Liga (nicht nur weil er ein Doppelbock ist).

Der Celebrator ist übrigens mein absoluter dunkler Referenz Doppelbock, der spielt in einer Liga, die bisher von keinem anderen dunklen Doppelbock erreicht wurde. Das Zeugs ist außerirdisch und noch nochmal besser als der Andechser Doppelbock, kaum zu glauben, ist aber so...meiner bescheidenen Meinung nach.

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 23:39
von Griller76
Ich denke aber auch, dass bestimmte Böcke erst zu gewissem Essen von sehr gut zu phänomenal wechseln. Heute gab es z.B. abends einen scharf-würzigen arabische Rindfleischeintopf mit Kichererbsen, Lauch, Ingwer, Knoblauch, Zimt, Kurkuma und gestückelten Tomaten. Dazu schmeckte der rauchige Urbock vom Schlenkerla einfach phänomenal!

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 23:40
von §11
Also ich kann gutes Bier auch ohne Essen trinken :Bigsmile

Ich esse allerdings eh wenig. So wenig, das ich es auch trinken kann :P

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Freitag 28. Oktober 2016, 23:52
von tauroplu
:thumbup

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Samstag 29. Oktober 2016, 15:00
von Bergbock
tauroplu hat geschrieben:Der Andechser Bergbock ist ein vorzüglicher heller Bock der konventionellen Art, Oberklasse. Aber eben auch "nur" ein Bock, kein Doppelbock. Der von mir demnächst getestete Riegele Speziator ist eine völlig andere Liga (nicht nur weil er ein Doppelbock ist).

Der Celebrator ist übrigens mein absoluter dunkler Referenz Doppelbock, der spielt in einer Liga, die bisher von keinem anderen dunklen Doppelbock erreicht wurde. Das Zeugs ist außerirdisch und noch nochmal besser als der Andechser Doppelbock, kaum zu glauben, ist aber so...meiner bescheidenen Meinung nach.
100% Zustimmung Micha, der Celebrator ist wirklich unglaublich gut, auch ich halte ihn für noch etwas besser als den Andechser.
Versuch mal, ob Du von der Waldhaus-Brauerei im Schwarzwald deren hellen Doppelbock bekommst. Den fand ich auch faszinierend, zumal es nur wenige Vertreter heller Doppelböcke gibt. Schade eigentlich.

Hier der Link:
http://www.waldhaus-bier.com/bierspezia ... -bock-alt/

"Bockige" Grüsse!
Frank

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Samstag 29. Oktober 2016, 15:03
von §11
Ich liebe zum Beispiel auch den Augustiner hellen Bock.

Sehr schlank, ordentlich herb und vollmundig. Aber absolut nicht mastig. Sehr gefährlich :Bigsmile

Edit: allerdings auch kein Doppelbock sondern "nur" ein einfacher Bock

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Samstag 29. Oktober 2016, 15:10
von tauroplu
Hi, Frank, danke für den Tipp! Alter Schwede, 8,5 Vol.-% Alk! Das ist mal ne Ansage, schön, schön. Von Waldhaus hatte ich neulich das eine oder andere Bier getestet und für sehr, sehr gut befunden. Die machen ihre Sache echt gut, das muss man schon sagen.

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Samstag 29. Oktober 2016, 17:41
von flying
Ich glaube beide Böcke, der Ayinger Celebrator und der Andechser Doppelbock Dunkel sind (oder waren?) in den Top 100 der besten Biere des Planeten bei Ratebeer. Neben den ganzen anderen Kanonen von Westvleteren, Russian River, Deschutes usw..Wenn man bedenkt, dass die Votings da überwiegend von nichtdeutschen Bierfreunden kommen?
Das Beste ist, beide Delikatessen bekommt man hierzulande in den meisten Getränkemärkten für nen schlappen Euro :Smile

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Samstag 29. Oktober 2016, 18:00
von Griller76
Den Celebrator gibt es leider in meinen lokalen Getränkemärkten auch auf Bestellung nicht. Ich habe mich daher hier eingedeckt: http://www.getraenkevielfalt.de/?Action ... ption%5D=1

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Samstag 29. Oktober 2016, 21:03
von HrXXLight
Zufälliger Weise hatte ich noch 2 Flaschen des Salvatore und habe soeben eine geöffnet. Es ist zwar schade um das Bier aber nach 2 Schluck hat es den Weg des Abwassers angetreten, weil es einfach nur alkoholisch schmeckt. Jetzt erfreue ich mich eines Schneider Aventinus und Fahre Montag in den Getränkemarkt um irgendwo diesen gelobten Anleger Bock zu bekommen.

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Sonntag 30. Oktober 2016, 06:12
von aegir
Der Weltenburger Asam Bock spielt auch ganz oben mit. Laut Ettiket nur Bock, aber mit 18,2% Stw. ist er eigentlich auch ein Doppelbock. Schade dass es den bei mir in der Nähe nicht gibt.

Gruß Hotte

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Sonntag 30. Oktober 2016, 12:05
von Captain Brewley
Ebenfalls empfehlenswert ist der Kneitinger Bock aus Regensburg. Zwar auch "nur" ein normaler Bock, aber mit 16,9°P STW und 6,8% alc. nicht weit von manchen Doppelböcken entfernt.

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Sonntag 30. Oktober 2016, 13:51
von LupusLupulus
Danke für den Test, Michael. Dann weiß ich, wovon ich die Finger lassen muss.

Zu den hellen Doppelböcken: Schönbuch Bräu aus Böblingen hat auch einen sehr guten.

@aegir: Der Heinrich hat den Asam Bock laut Homepage. Ich muss da morgen eh hin, werde mal schauen ob er auch tatsächlich da ist.

Gruß,
Flo

Re: Doppelbock, ein Vergleich: Paulaner vs. Andechs

Verfasst: Sonntag 30. Oktober 2016, 18:16
von aegir
LupusLupulus hat geschrieben:
@aegir: Der Heinrich hat den Asam Bock laut Homepage. Ich muss da morgen eh hin, werde mal schauen ob er auch tatsächlich da ist.

Gruß,
Flo
Au ja, sag Bescheid. Dann fahr ich da auch mal wieder hin.