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NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 07:34
von bierkind
Um auch in die hall of fame der blödsten Braufehler zu kommen, hier meiner:
Angefangen hat das Desaster, dass ich bei HuM versehntlich 1 Malz geschrotet bestellt hab. Was tun? Spontaner Brautag natürlich
Damit sich das Ganze "anpatzen" der Sachen auch lohnt macht man dann natürlcih zwei Sude.
Angefangen habe ich um 9.00 vormittags und um 21 uhr war dann alles fertig, in den gärfässern und geputzt. Hat leider wieder Komplikationen mit der Schrotmühle und einer vereisten Gasflasche gegeben
Am Ende des langen Tages setzte ich noch die Starter an. Eine notti und eine W34/70. Dann räumte ich die zwei gläser an den vorgesehen Ort und wollte Sie MO früh in die Würze kippen. Tjo. So. Welches Glas hat jetzt was drinnen? Hirn war schon auf Stand by und hat daher nix beschriftet. Ich dachte zwar zu wissen welche die W34 war, jedoch war mir das zu riskant. Daher schüttete ich die vermeintliche W34 in das UG Bier, hier könnte ich mir noch vorstellen, dass es im Worst Case auch als OG nach was schmeckt. Für das OG Bier setzte ich einen neuen Starter mit der notti an und kippte das gestern ins OG Bier.
Gebraut wurde von MMuM:
OG: BBB Indra
UG: Smokey Hias
Schlussendlich kam ich drauf, dass ich auch die Fässer vertauscht habe, sprich das Indra mit der vermeintlichen W34 und das Smoky mit der Notti.
Das Indra gärt jetzt schon bei 12°C fröhlich einen Tag dahin und nicht mal schlecht. Ich denke hier habe ich wirklich die W34 erwischt.
Lange Rede kurze Frage: Was würdet ihr tun? Das Indra nochmals aufkochen, um die Hefe zu töten und neu mit der notti infizieren? Was würdet ihr beim Smoky machen?
Könntet ihr an einem Bild erkennen, ob das Indra mit der W34 oder der Notti infiziert ist?
Danke
Alex

Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 07:41
von Boludo
Lass dich überraschen.
Ich würde auf keinen Fall die Hefe aufkochen und wechseln.
Vermutlich werden beide Biere trotzdem sehr gut trinkbar.
Ich mach zB in letzter Zeit ganz gerne India Pale Lager. Also im Prinzip ein IPA mit 3470. Das sind sehr gute Biere.
Stefan
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 07:43
von bierkind
Echt?
Also ich bin grundsätzlich ein Freund von Experimenten, aber das Indra, ein IPA mit hohem Weizenanteil UG zu vergären mit der W34? Weiß nicht, ob das so ein Geschmackserlebnis wird

Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 07:46
von Boludo
bierkind hat geschrieben:Echt?
Also ich bin grundsätzlich ein Freund von Experimenten, aber das Indra, ein IPA mit hohem Weizenanteil UG zu vergären mit der W34? Weiß nicht, ob das so ein Geschmackserlebnis wird

Warum denn nicht? Die Nottingham hinterlässt jetzt auch nicht so besonders viele Spuren.
Ein Hefeseizen oder ein Wit mit 3470 wäre schlimm. Aber ein IPA untergärig, also ein IPL ist wie gesagt richtig gut.
Stefan
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 07:47
von beercan
Dann vergär es doch mit der W34 obergärig. Habe ich auch schon mal mit einem Teil eines Pilssudes gemacht. War recht lecker. :)
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 07:55
von hutschpferd
Ja ned aufkochen, einfach weiter machen.
zum thema gasflasche:
stell sie in einen wasserbottich, das hilft immer.
und wenn du draussen braust, lager die gasflasche nicht draussen, sondern drin, und nimm sie, grad bei den jetzigen temperaturen, erst beim brauen raus.
beschriften nie nie nie vergessen :)
zum glück gehören meine 12h brautage der vergangenheit an ;)
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 08:25
von Karhu
hutschpferd hat geschrieben:
zum glück gehören meine 12h brautage der vergangenheit an ;)
Die 12h hast Du selbst bei einem 3-Sud-Tag nicht gebraucht! ;-)
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 08:49
von bierkind
Zu meiner Verteidigung:
Ich musste ja noch eine Grundplatte für die Malzmühle herschneiden, Garage putzen, Schläuche konfektionieren, etc
Gasflasche hab ich dann auch ins Wasserbad gestellt, aber hält halt alles ein wenig auf, Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist :D
Normalerweise brauch ich für 2 Sude angefangen von herräumen bis alles geputzt und wieder verstaut ca 8-9h
Die W34 bei 20°C zu vergären wäre auch meine Idee gewesen. Mal sehen wies ausgeht

Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 09:59
von hutschpferd
Karhu hat geschrieben:hutschpferd hat geschrieben:
zum glück gehören meine 12h brautage der vergangenheit an ;)
Die 12h hast Du selbst bei einem 3-Sud-Tag nicht gebraucht! ;-)
naja, beim ersten damals schon, und wenn mal was nicht hinhaut, dann auch.
aber stimmt, wir werden immer schneller.
speedbrewing ^^
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 10:01
von hutschpferd
bierkind hat geschrieben:Zu meiner Verteidigung:
Ich musste ja noch eine Grundplatte für die Malzmühle herschneiden, Garage putzen, Schläuche konfektionieren, etc
Gasflasche hab ich dann auch ins Wasserbad gestellt, aber hält halt alles ein wenig auf, Kleinvieh macht ja bekanntlich auch Mist :D
Normalerweise brauch ich für 2 Sude angefangen von herräumen bis alles geputzt und wieder verstaut ca 8-9h
Die W34 bei 20°C zu vergären wäre auch meine Idee gewesen. Mal sehen wies ausgeht

Ja das kennen wir eh alle.
Mir war beim Brauen noch nie fad, irgendwas wird immer nebenbei optimiert oder abgeändert.
Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe :)
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 10:40
von Boludo
bierkind hat geschrieben:
Die W34 bei 20°C zu vergären wäre auch meine Idee gewesen. Mal sehen wies ausgeht

Und was soll das bringen?
Stefan
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 11:00
von Seed7
Boludo hat geschrieben:bierkind hat geschrieben:
Und was soll das bringen?
Gutes Bier ;) Naja 'enttauschen' geht ja nicht mit hefe, alles auf 18°C ist sicherheit einbauen bevor der falsche kalt gestellet wird. Und ehrlich, warm vergorene W34 biere schmecken wirklich gut,
Ingo
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 14:32
von Blancblue
Haha, ein typischer Klassiker - wäre mir gestern fast auch passiert.
Mach Dir keinen Kopf, das werden beides trinkbare Bier werden!
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 16:45
von s3b0
Wir haben auch mal zwei Gärfässer vertauscht:
Münchner Hell mit der 34/70
Triticum Wormatia (Weissbier) mit der W68
Somit haben wir das Weissbier mit der 34/70 bei 10°C vergoren und das Helle mit der W68 bei 20°C
Wurden beides super Biere! Lass Dich überraschen
(und das bestätigte sogar unser "Hefe-Uli")

Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Dienstag 15. November 2016, 19:23
von gulp
Warum tut man sich dann ordentliche Gärführung an, wenn das eh alles gut schmecken wird, vor allem bei dem Hellen? Hat doch immer geheißen, dass das sooo schwierig ist.
Gruß
Peter, der kein Bier mit warm vergorener W 34/70 mag.
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Mittwoch 16. November 2016, 07:33
von Dekoktor
gulp hat geschrieben:Warum tut man sich dann ordentliche Gärführung an, wenn das eh alles gut schmecken wird, vor allem bei dem Hellen? Hat doch immer geheißen, dass das sooo schwierig ist.
...weil angeblich von 39 professionellen Verkostern bloß 13 ein warm vergoreses Pilsener herausschmecken können, sofern man den Versuchen von Brülosophy Glauben schenken mag:
http://brulosophy.com/2015/06/22/fermen ... t-results/ und
http://www.popularmechanics.com/home/fo ... periments/:
We asked, what if we brewed a traditional pale lager (a Bohemian pilsner) but fermented it at warmer, ale-level temperatures? Would we be able to tell the difference? I'm sure almost every professional brewer would tell you 'yes, of course'—the theory being that the warmer fermentation temperature will imbue a lager with fruitier, spicier, but unappetizing off-flavors. So we tested whether that was true or not. We brewed a batch of beer, split it up into two fermentation vessels, and fermented one at 50 degrees (lager temperature) and the other at 66 degrees (ale temperature).
We then had 39 tasters at the National Homebrewers Conference in San Diego compare the two pilsners using a method called the triangle test. Basically, you have three unmarked cups filled with the two beers (so two of the cups have the same beer), and ask your taster to tell you which one is different. Keep in mind, 19 of our tasters were BJCP certified judges, 9 were provisional judges awaiting their scores to become certified, and the rest were homebrewers and devout beer aficionados. We let them taste the beer, and only 13 could tell the difference! That is just mind-blowing to me. I mean, keep in mind this is only one data point, certainly not enough to justify saying that 'the fermentation temperature doesn't matter at all, it'll all taste the same', but... wow. It really goes against everything homebrewers are taught, and I'm still not sure what to do with the information.
gulp hat geschrieben:Peter, der kein Bier mit warm vergorener W 34/70 mag.
Sag bloß, Du widersprichst der gängigen Lehrmeinung "Bier wirds immer"?

Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Mittwoch 16. November 2016, 09:23
von bierkind
Ich denke so etwas ist immer schwierig, jeder Mensch hat ja doch eine subjektive Warhnehmung, sprich wenn man weiß das es warm vergoren wurde betrachtet man das gleich mit Argwohn.
Ich hab bis vor kurzem auch keine Möglichkeit gehabt richtiges UG zu machen- ein Märzen mit der W34 bei 20°C Gärtemperatur hab ich daher auch schon gemacht. Hat mir sehr gut geschmeckt.
Einzig ein "Weizen" mit UG Hefe hätte ich mir nicht getraut, aber wie gesagt da lass ich mich jetzt überraschen
Das Indra blubbert jetzt wie verrückt bei 20°C dahein, das Smoky bei ca 15°
Den Testbericht finde ich äußerst interessant.

Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Mittwoch 16. November 2016, 09:37
von Boludo
Ja klar, Gärnebenprodukte kann man gar nicht schmecken und die Brauereien geben nur Unsummen für Kühlung aus weil ihnen langweilig ist und sie nicht wissen wohin mit ihrem Geld.
Stefan
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Mittwoch 16. November 2016, 14:34
von gulp
Sag bloß, Du widersprichst der gängigen Lehrmeinung "Bier wirds immer"?
In der Tat widerspreche ich. Das ist einfach nur ein dummer Spruch. Das kann nicht mein/unser Anspruch sein irgendwelche Brühe herzustellen, die an Bier erinnert. Da ist mir meine Zeit zu schade.
Gruß
Peter
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Mittwoch 16. November 2016, 19:44
von uli74
gulp hat geschrieben:
In der Tat widerspreche ich. Das ist einfach nur ein dummer Spruch.
Hast Du grad Jehova gesagt?
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Mittwoch 16. November 2016, 20:16
von grüner Drache
gulp hat geschrieben: Das kann nicht mein/unser Anspruch sein irgendwelche Brühe herzustellen, die an Bier erinnert.
Hallo!
Na, das hört sich ja schon fast so an als sei UG-Bier bei 20 Grad vergoren schlimmer als Nicht-RHG-"Bier"
Nein, Nein, ich will hier keine Diskussion vom Zaun brechen. Ich hab auch schon Brauer reden hören, dass der Unterschied nicht zu schmecken sei, aber ich kann auch nicht wirklich dran glauben. Ich denke Kontrolle ist einfach besser, jedenfalls bereue ich es nicht mir eine Kühltruhe als Gärkammer angeschafft zu haben.
Dennoch interessiert mich, was aus dem Bier des Threaderstellers jetzt genau wird.
Viel Glück!
Allzeit gut Sud!
Ciao, Alex !
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Mittwoch 16. November 2016, 20:24
von beercan
Unterschiede gibt es definitiv habe einen Sud (Pils) aus Platzgründen gesplittet. Einen im Kühlschrank bei 10 Grad und einem bei etwa 20 Grad. Beide mit der W34. Geschmacklich war da ein ziemlicher Unterschied zu schmecken.
Re: NOTFALL: Hefe vertauscht
Verfasst: Mittwoch 7. Dezember 2016, 20:45
von bierkind
Die Tage wars dann soweit, die Biere mussten her
Ich habe beide Biere schonmal davor gebraut, ich kann daher auf einen wagen Wissensschatz zurückkgreifen
1. Sicher OG vergorenes Smokey Hias:

- Smokey Hias aus der Flasche
Was mir aufgefallen ist, dass der Rauchbier Geschmack etwas intensiver ist und anders schmeckt, als mein erster Versuch vor 1 Jahr UG. Damals war das UG aber auch relativ warm vergoren. Ich bilde mir ein damals hatte das Bier eher eine Schinkennote. Diesmal war der Rauchgeschmack eher so wie das Rauchmalz im Rohzustand riecht. Ansonsten sehr sanft, nicht zu malzig, auch der Hopfengeschmack hält sich sehr im Hintergrund. Ich finde es eigentlich sehr gelungen. Vom Geschmack her komplexer als mein erstes Smokey Hias. Das kann aber auch an meinem verbesserten Verständnis der Materie und Brauweise liegen.
Getrunken wurde eine Flaschenabfüllung.
2. BBB Indra OG oder UG

- Indra vom Zapfhahn :)
Meine Freunde sind begesistert, ich finds interessant.
Es hat leider eine sehr starke Malznote, was ´daran liegt dass ich anstatt dem hellen Weizenmalz ein dunkles verwenden musste. Wow dachte mir nie dass das solche extremen Unterschiede macht

(Großer Dank gebührt an dieser Stelle DHL die es nicht zustande gebracht haben 1 von 2 HuM Paketen innerhalb von 2 Wochen zu liefern)
Da hat mir mein erster Sud besser geschmeckt, leider schlägt sich hier der fruchtige Hopfengeschmack mit den Malznoten. Im Abgang amortisiert sich das Ganze jedoch und man hat lange, interessante und ausgewogene Aromen im Gaumen.
An dieser Stelle sei gesagt man braucht grundsätzlich keine Panik schieben wegen vertauschten Hefen. Sicher wird man das geschmacklich kennen. Aber nur wenn man zwei Sude komplett ident braut und dann unterschiedlich vergärt.
lg
Alex