Seite 1 von 1

Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 11:32
von JoHa1989
Hallo Forum,
ich bin neu hier und plane mit einem befreundeten Brauer (aktuell nur privat) eine kleine Brauerei zu eröffnen. Daher bin ich auf dieses Forum gestossen. (Die Anlage ist soweit vorhanden und in einem alten Gasthaus (das wir erst anmieten müssen) untergebracht). Uns ist bewusst, dass wir hier noch einiges investieren müssen. Hierzu haben wir uns eine befreundete Gründungsberatung mit ins Boot geholt. Er meinte, er kann uns sehr gerne bei der Gründung unterstützen. Da er ein guter Freund ist, wird er es auch "so" machen. (link entfernt!). Aber er meinte, es wäre toll, wenn wir uns für den Businessplan (ohne Investitionskapital werden wir nicht zurechtkommen) ein paar Rahmendaten zusammenstellen könnten... (Er hat uns ein paar Beispiele gezeigt und auch, was man wie "rechnen" / kalkulieren kann... Aber er möchte, dass die Sache Hand und Fuss hat). Daher die Frage, wie kalkuliere ich die Abnahmemenge von Endkunden? Es ist nur ein regionaler Verkauf im Großraum Heilbronn geplant. Vorerst kein Lieferservice, nur der Verkauf über regionale Getränkemärkte. Ggf. haben wir die Chance, als Hausbrauerei in ein paar kleinere Restaurants / Hotels zu kommen. Der privat gebraute Gerstensaft kommt bei Freunden und Bekannten sehr gut an. (Aber das ist wohl "normal"...) :-)
Danke Johann

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 12:01
von uli74
Danke für die Werbung!

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 12:31
von Schickermann
Meines Erachtens ist es ein völlig falsch Ansatz, die Abnahmemenge kalkulieren zu wollen. Und die Frage danach sollte mit "Lasst es lieber sein" beantwortet werden. Hinter der Frage steckt nämlich, dass ihr keinen blassen Schimmer von dem Markt habt.

Den Ansatz, den ich verfolgen würde ist folgender: Die jährliche Ausbringungsmenge der Anlage muss vermarktet werden und welche Kanäle werden bedient? Dann wisst ihr auch ganz schnell wie die Sache weitergehen muss.

Mal angenommen, ihr schafft im Monat 1.500 Liter fertiges Bier und bekommt für einen Liter 3 Euro vom Einzelhandel. Dann habt ihr im Jahr 54.000 Euro Umsatz müsst davon Materialeinsatz, Zinsen, Miete, Krankenversicherung, Rentenversicherung, Steuern, etc. bezahlen.

Wenn die das Zeug selber ausschenken möchtet, dann nehmt ihr bspw. 9 Euro pro Liter und habt dann 162.000€.

Die Frage ist dann: Gibt es für die Menge Bier einen Markt? Was ist euer Alleinstellungsmerkmal? Warum sollten die Heilbronner gerade eurer Bier kaufen/saufen? Laut Google gibt es schon mindestens 3 Brauereien in Heilbronn. Darunter Eichbaum (haben die nicht gerade das Craftbeer für Lidl produziert?).

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 12:35
von OS-Schlingel
Hallo Johann,

die Abnahmemenge der Kunden kannst Du am Besten erfragen!
Läuft der Absatz Deiner Biere gut, also es interessieren sich genug Leute für Dein Bier, steigt der Umsatz, die andere Richtung ist aber auch möglich.

Sonst würde ich mir an Deiner Stelle die BWA Deines Vorgängers der Brauerei besorgen.
Da sollten alle Kostenstellen und Absatzzahlen vermerkt sein, wenn es nicht nur Hobby war.
Wareneinsatz-, Ausschlagsvolumen und Energiekosten müßte man dann nur aktualisieren.

Die höhe Deiner Lohnkosten kannst Du selbst festlegen....bis auf den Teil, für den sich das Finanamt interessiert....



Viel Erfolg


Stephen


P.S. irgendwo gabs hier mal einen Tröd, wo eine einwöchige "Ausbildung/ Unterweisung" für ca. € 1.000,- von einer Art Handwerkskammer angeboten wurde....

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 12:53
von Malzwein
Mal angenommen, ihr schafft im Monat 1.500 Liter fertiges Bier
Bier "schaffen" und Bier umsetzen sind zwei verschiedene Paar Schuhe, besonders bei einer verderblichen Ware.

Abgesehen davon, dass ich die Echtheit des Fragestellers bezweifle.

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 12:57
von Schickermann
Malzwein hat geschrieben:
Mal angenommen, ihr schafft im Monat 1.500 Liter fertiges Bier
Bier "schaffen" und Bier umsetzen sind zwei verschiedene Paar Schuhe, besonders bei einer verderblichen Ware..
Siehe auch mein letzter Satz :Wink

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 13:02
von hufpfleger
Schickermann hat geschrieben:Meines Erachtens ist es ein völlig falsch Ansatz, die Abnahmemenge kalkulieren zu wollen. Und die Frage danach sollte mit "Lasst es lieber sein" beantwortet werden. Hinter der Frage steckt nämlich, dass ihr keinen blassen Schimmer von dem Markt habt.
In einen Businessplan gehören nicht nur die Ausschlagmenge, sondern auch der kalkulierte Absatz, ich spreche da aus Erfahrung.

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 13:12
von Alt-Phex
JoHa1989 hat geschrieben: Der privat gebraute Gerstensaft kommt bei Freunden und Bekannten sehr gut an. (Aber das ist wohl "normal"...) :-)
"Freibier" schmeckt immer gut. Ob es aber so gut ist, das die Leute das entsprechende Geld dafür bezahlen,
ist eine ganz andere Geschichte. Die lokalen Getränkemärkte und Gastronomen warten auch nicht händeringend
auf dein Bier. Marketing wird auch immer gerne unterschätzt. Ein guter Grafiker/Werbefuzzi kostet auch sein Geld.
Und Nein, das können die wenigstens selber machen, egal wie schön die Verwandschaft die Word-Etiketten auch findet.

Der Betrieb einer Brauerei bedeutet was ganz anderes als lustig Bier zu brauen. Für letzteres fehlt dir nämlich schnell
die Zeit und dann wird es zum Stress. Ich will das niemandem ausreden, aber die meisten Anfragen in der Richtung
weisen schon heftige Defizite in den grundlegenden Dingen auf.

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 13:22
von Schickermann
hufpfleger hat geschrieben:
Schickermann hat geschrieben:Meines Erachtens ist es ein völlig falsch Ansatz, die Abnahmemenge kalkulieren zu wollen. Und die Frage danach sollte mit "Lasst es lieber sein" beantwortet werden. Hinter der Frage steckt nämlich, dass ihr keinen blassen Schimmer von dem Markt habt.
In einen Businessplan gehören nicht nur die Ausschlagmenge, sondern auch der kalkulierte Absatz, ich spreche da aus Erfahrung.
Ja, völlig richtig. Ich finde den Ansatz aber falsch und eine Absatzmengenplanung wird ein bisschen schwierig, wenn keine Vergleichskennzahlen aus den vergangenen Geschäftsjahren vorliegen und wenn ich nicht weiß, wieviel ich faktisch produzieren kann und sogar MUSS :Shocked

Und überhaupt, ne? Ich habe habe jetzt im letzten Absatz geschrieben, wie es weitergeht. Da steht zwischen den Zeilen ganz dick "ABSATZPLANUNG" :Drink

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 13:28
von hufpfleger
Hallo schickermann,

wir reden hier vom Erstellen eines Businessplanes, nicht von der Planung einer Brauerei, die sollte bereits bestehen

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 14:41
von Ladeberger
Schickermann hat geschrieben: Und überhaupt, ne? Ich habe habe jetzt im letzten Absatz geschrieben, wie es weitergeht. Da steht zwischen den Zeilen ganz dick "ABSATZPLANUNG" :Drink
Und was genau ist der Unterschied zwischen Planung der Abnahmemenge und Absatzplanung?

Gruß
Andy

Re: Businessplan - Kalkulation Abnahmemenge

Verfasst: Montag 12. Dezember 2016, 14:43
von §11
Hallo Johann,

Gratulation zum Mut den Schritt zu wagen. Das was uns in Deutschland haeufig fehlt, Mut.

Allerdings sollte Risikobereitschaft nicht gleich Leichtsinn sein. Meiner Erfahrung nach aus einer eigenen kommerziellen Biermarke und einigen (teilweise sehr erfolgreichen) Projekten denen ich helfen durfte, kann ich eins sagen: Gutes Bier zu brauen ist der wesentlich leichtere Teil den eine erfolgreiche Brauerei ausmacht. Die Distanz zwischen deinem Sudkessel und dem Kunden ist der letzte Meter an dem viele scheitern.

Du sprichst von Absatz ueber regionale Getraenkemaerkte. Hierzu ein paar Fragen/ Ueberlegungen

WIe soll das Bier zu diesen Getraenkemaerkten kommen?
- Rein technisch, wie wollt Ihr eure Flaschen abfuellen? Das ist im Hobbymassstab noch mit Abfuellroehrchen und Flaschengaerung moeglich, im kommerziellen Massstab braucht Ihr einen Gegendruckfueller und zwar einen der mehr als eine Flasche in der Minute schafft.
- Flaschen ist der eine Teil, aber wo sollen die Flaschen rein? Bierkisten sind normalerweise erst aber einer Menge von etwa 200- 400 Stueck zu haben. Das bindet zusammen mit den Flaschen Kapital und braucht Lagerflaeche
- Was macht Ihr mit dem dreckigen Leergut das euch der Getraenkemarkt vor die Tuere stellt?

Habt Ir bereits mit diesen lokalen Getraenkemaerkten Gespraeche gefuehrt? Meiner Erfahrung nach warten die naemlich nicht gerade drauf eine weitere unbekannte Brauerei im Sortiment zu haben die weiteren Lagerplatz wegnimmt.
Wie wollte Ihr euch preislich positionieren? Habt Ihr schon einmal eine Vollkostenrechnung eures Bieres angestellt? Das ist fuer einen Getraenkemarkt sehr interessant. Ein Preis von 20 Euro je Kiste zahlen Kunden und kaufen eine Kiste. Bei einem Preis von 2 Euro je Flasche, also 40 Euro die Kiste, wird der Kunde euer Bier eher Flaschenweise kaufen. Das heist aber fuer den Getraenkemarkt mehr Arbeit.

In diesem Zusammenhang, welche Gebinde wollt Ihr verwenden? Auch das ist fuer den Handel interesant, da sich dadurch zusaetzliche Arbeit ergeben kann. Auf der anderen Seite sind zum Beispiel 0,75 Buegelverschlussflaschen in einer 6er Kiste gut um auch einen hoeheren Literpreis besser zu kaschieren.

Um es kurz zu machen, eure Vorgehensweise muss eine andere sein. Macht eine Vollkostenrechnung und geht den Weg rueckwaerts. Wieviel Bier muss ich verkaufen um mit diesen Kosten auch kostendeckend arbeiten zu koennen. Die naechste Frage ist dann, wie kann ich diesen Absatz realisieren.

Gruss

Jan