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Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Sonntag 1. Januar 2017, 20:55
von PSJaeger
Ersteinmal ein frohes neues Jahr!
Um in dieses Jahr zu starten wurde der Braukessel angeworfen und unter Mithilfe meiner Oma der 14. Sud eingebraut.
Es soll ein Black India Ale werden. Geplant war den frischen Hopfen aus der Sammelbestellung einzusetzen.
Und genau hier erscheint auch schon das erste Problem. Um 8Uhr morgens das Auto gepackt, Braukessel rein, Frau rein, Kleinkram rein, Abfahrt.
So nach 70km - ich gehe den Brauvorgang im Kopf durch - stelle ich fest, dass ich den Hopfen daheim gelassen habe. Naja, dann werden halt die Vorräte an Pellets herhalten müssen.
Rezept
BLACK INDIA ALE
55l - 16°Plato - 60IBU - 42EBC
7,7 kg Pilsener Malz
4,9 kg Münchener Malz I
0,8 kg Cara hell
0,7 kg Haferflocken
0,45 kg Pale Chocolate Malz (kalt eingemaischt)
67g Chinook (12%) VWH
15g Simcoe (13%) 20min
15g Mosaic (12,7%) 20min
19g Simcoe 10min
19g Mosaic 10min
16g Simcoe 0min (flame-out)
16g Mosaic 0min (flame-out)
Wyeast #1450 Dennys Favorite 50 (3l Starter)
Einmaischen bei 60°C
57°C für 5min
66°C für 75min
72°C für 10min
Gesamtkochzeit 60min + 10min Nachisomerisierungszeit
Aber seht selbst...

- Die Malze und die Haferflocken. Das Chocolate Malz hatte ich am Vortag mit 5l Wasser vermischt und bei circa 15°C über Nacht ziehen lassen. Ich erhoffe mir eine ähnliche Wirkung wie beim Kaltauszug von Kaffee: weniger harsche Bittere, mehr Aroma. Mal schauen wie das wird...

- Und weiter ging die Pannenserie. Gerade das Wasser eingefüllt (50l), als es am Hahn anfing zu tropfen. Argh! Alles wieder raus. Aus einer Silikonbackmatte (das blaue Zeug) eine neue Dichtung zusammengeschnitten und dann alles wieder zurück. War dann endlich dicht!

- Den Kaltauszug haben wir dann durch ein Küchensieb gefiltert und mit zum Hauptguss gegeben. Wer es nocht nicht weiß, die junge Dame im Bild ist meine Oma (78) und sie hilft mir immer sehr kräftig beim Brauen. Außerdem gibt es lecker essen und heute wurden sogar noch Hemden gebügelt.

- Die restlichen Malze haben wir dann regulär bei 60°C eingemaischt.

- Die Temperatur für die Kombirast fast getroffen. Da es draußen kalt war (um die 0°C) musste ich in den 75min mehrmals nachheizen. Demnächst gibt es eine Isolierung für den Topf.

- Nach der Verzuckerung war alles Jodnormal. Hab dann bei 72°C geläutert.

- Ein Läutergrant damit kein zu starker Sauerstoffeintrag stattfindet. Bei circa 60 Litern, kann das Läutern schon mal etwas dauern.

- Während des Läuterns konnte ich etwas entspannen und Oma hat die Vorderwürzhopfung vorgenommen. Den Brenner für die Sudpfann habe ich schonmal angeschmissen. Hat trotzdem ewig gedauert bis es wallend gekocht hat.

- Beschaulich brauen im Ruhrpott.

- Nachdem das ganze 40min gekocht hatte, wurden dann in 10min Abständen die Aromahopfen gegeben. Den anderen Topf habe ich in der Zeit sauber gemacht und dann gab es lecker Frikadellen.

- Um das ganze schnell auf Anstelltemperatur zu bekommen habe ich zwei Kühlspiralen in Serie geschaltet und für die letzten 10min mitgekocht. Bei den kalten Außentemperaturen ging es dann erfreulich schnell.

- Und dann wurde es dunkel. Der Rest der Arbeit musste also im spärlichen Licht zwei kleiner Lampen erledigt werden.

- Das Hopfenfiltern lief mehr oder weniger gut, wobei der Whirlpool nicht sonderlich gut funktioniert hat. Mit der klebrigen Würze an den Fingern war fotografieren leider nicht drin. Deshalb hier die finale Messung der Stammwürze. Es sind circa 15°Plato geworden. Weniger als gerechnet, was daran liegen könnte, das das Chocolate Malz als normal gemaischt berechnet wurde, aber der Extrakt deutlich geringer war. Außerdem weiß ich nicht, ob der Extraktwert bei den Haferflocken im kBH stimmt.

- FERTIG. Den Sud habe ich aufgeteilt, zwecks eventueller Stopfung oder anderen Experimenten. Vom Starter hatte ich die Flüssigkeit abdekantiert, dann den Rest gut aufgeschüttelt und in die Gärbottiche gegeben.
Das Bier gärt jetzt bei circa 18-20°C Raumtemperatur vor sich hin. Ich lasse es immer 2-3 Wochen stehen bevor ich überhaupt drangehe. Ob ich einen Teil des Sudes noch stopfen werde, überlege ich mir. Der Comet aus der Sammelbestellung riecht fantastisch, vllt findet er seinen Weg in den Gärbottich.
Brautechnisch wird es auf jeden Fall noch eine Isolierung für die Töpfe geben und auch der Topf zum Maischen wird einen angeschweißten Nippel bekommen, dann ist er endlich dicht.
Ich halte euch auf dem Laufenden.
Gruß
Philipp
PS:
Ende 2016 veranstalteten die Kölner Bierhistoriker einen Hobbybrauerwettbewerb. Es gab die Kategorie Wiess und Dubble. Ich habe für beide Bierstile meine Biere eingereicht und konnte beim Wiess den 3. Platz und beim Dubble den 2. Platz erreichen. Deshalb einen großen Dank an alle hier im Forum, denn das Wissen und die Diskussionen rund ums Bier, haben mir das Bierbrauen beigebracht.

- Team "GJIVA"
Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 07:32
von purudin
Top Doku.
Deine Oma hats drauf.

Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 13:50
von chaos-black
Return of Oma - So Nice!
Gratuliere auch zu den guten Platzierungen beim Wettbewerb!
Beste Grüße,
Alex
Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 14:08
von Ulrich
Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 16:42
von Michael Wendt
Gratulation, und: tolle Doku!
Für 0 Grad seid ihr ja richtig luftig angezogen. Schlage Isolierung für Topf und Kopf vor
Gruß
Michael
Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 16:45
von PSJaeger
Michael Wendt hat geschrieben:Gratulation, und: tolle Doku!
Für 0 Grad seid ihr ja richtig luftig angezogen. Schlage Isolierung für Topf und Kopf vor
Ich habe nicht lange draußen gestanden. Ein bisschen gerührt, gemessen und dann wieder ins Warme.
Habe vorhin mit meiner Oma telefoniert und die Hefe scheint gut angekommen zu sein. Hatte die Hefe schon in meinem Imperial Stout und die hat da einen sehr guten Job gemacht.
Gruß Philipp
Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Montag 2. Januar 2017, 20:45
von coyote77
Made my day!
Super Doku, ich liebe solche Bilder! Krieg ich sofort Lust, selber zu brauen
Und am besten war der Aha-Effekt mit der Silikonbackmatte - die Dichtung für meinen 3/8 zoll Hahn von amihopfen hats letztes Mal zerfetzt und ich hab mich die ganze Zeit gefragt, wie ich es umgehen kann, 2€ plus Porto für ne neue Dichtung auszugeben - Danke dafür!
Grüße,
Andreas
Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Dienstag 3. Januar 2017, 08:24
von mcl
Ein großes Lob! Finde das in vielen Hinsichten genial:
- Die Oma einbezogen. Das ist richtig gut für die alten Menschen, ein toller Zug von Dir!
- Die tolle Bilddoku
- Das gute Ergebnis (=Bier)
- Die einfache Anlage. Dort war ich auf dem falschen Trichter, eine komplexe Anlage alleine macht noch kein gutes Bier. Das kommt vom Wissen rund um den Brauvorgang
Weiter so

Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Donnerstag 5. Januar 2017, 10:37
von PSJaeger
gestern war ich kurz bei meiner Oma und habe gemessen und probiert.
Restextrakt nach 3 Tagen ist bei 9° Plato, das ist im Rahmen, ich lasse normalerweise immer 2-3 Wochen gären, bevor ich abfülle.
Geschmacklich hatte ich nicht allzu viel erwartet (bei so jungem Bier), aber es zeichnet sich ab, dass hier was gutes heranreift.
In der Nase leichte Malznote, ein bisschen Schokolade auch. Dazu gesellt sich ein angenehmes Fruchtaroma. Im Antrunk findet sich das ganze wieder, dann gesellt sich aber auch eine gute Bittere vom Hopfen dazu. Insgesamt natürlich noch recht süß, aber als Basis schon vielversprechend.
Gruß
Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Samstag 7. Januar 2017, 09:35
von Saeko
Super Beitrag mit klasse Bilden. Ich glaube ich werde mich auch an meinen nächsten Sud machen. Der Tipp mit der Backmatte ist einfach nur genial. Ich hatte gesten das gleiche Problem mit dem Hahn und eine passende Dichtung hatte ich nicht bekommen. Und siehe da es kann so einfach sein :-) Danke für den Tipp.
Gruß Karsten

Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Dienstag 17. Januar 2017, 15:59
von PSJaeger
Und nochmal ein kleines Update:
Das Bier wurde am Sonntag abgefüllt.
Restextrakt blieb bei 3,8° Plato stehen, dass entspricht einem SVG von 75% und sollte in 6,7 Vol% Alkohol resultieren.
Es hat eine dunkel-braune Farbe und einen sehr schönen Geruch nach Aprikose, Mango, Passionsfrucht. Weniger in Richtung Zitrusfrüchte.
Im Geschmack kommt die Bittere noch sehr durch, aber bei Jungbier ist es immer schwer das einzuordnen.
Da ich noch Spaß an einem kleinen Experiment hatte, habe ich 4 x 0,75l separat abgezwackt und ein "Stopfversuch" gemacht.
Anstatt mit Hopfen habe ich mit einer Mischung aus Szechuanpfeffer, Kubebenpfeffer und weißem Pfeffer gestopft.
Jeweils mit 1g, 2g und 5g je 0,75l Flasche. Mal sehen wie das wird. Als "Kontrolle" habe ich die vierte Flasche mit 3g Monroe gestopft.
Gruß
Philipp
Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Donnerstag 19. Januar 2017, 09:05
von jojo78
Hallo ,
Super Sache leider ist meine Oma (92 Jahre) nicht mehr Fit genug mir beim brauen zu helfen aber zum verkosten ist sie immer bereit
Nee mal ne Frage du benutzt ja so ein Hocker Kocher mit vermutlich 11 KW oder ? Wie genau kann man damit die Rasttemperaturen einhalten ?
Gruss Jörg
Re: Black India Ale mit cold steeping - Return of Oma
Verfasst: Donnerstag 19. Januar 2017, 09:10
von PSJaeger
jojo78 hat geschrieben:
Nee mal ne Frage du benutzt ja so ein Hocker Kocher mit vermutlich 11 KW oder ? Wie genau kann man damit die Rasttemperaturen einhalten ?
Hallo Jörg,
ja das sind 10,5kW Kocher. Die Rasttemperaturen halten ganz gut, manchmal muss man ein bisschen nachheizen, aber generell sind die Brenner aus wenn ich raste.
Dadurch dass ich große Sude habe, ist natürlich auch eine große thermische Masse (Maische) vorhanden.
Gruß