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Hefe für Farmhouse Ale aus dem deutschsprachigen Raum?

Verfasst: Freitag 20. Januar 2017, 13:25
von tbln
Hallo! Begeistere mich seit einiger Zeit für belgische Saison/Farmhouse Ales wie denen von Dupont. Neben den belgischen Hefekulturen findet man bei Hefebanken auch diverse skandinavische wie Kveik uä. Ich frage mich, ob es ähnliche Hefekulturen aus dem deutschsprachigen Raum insbesondere vlt aus Franken gibt, wo Kleinstbrauerein ja noch immer weite Verbreitung finden? Internetrecherche ergab leider bisher wenig.

Re: Hefe für Farmhouse Ale aus dem deutschsprachigen Raum?

Verfasst: Freitag 20. Januar 2017, 14:10
von gulp
tbln hat geschrieben:Hallo! Begeistere mich seit einiger Zeit für belgische Saison/Farmhouse Ales wie denen von Dupont. Neben den belgischen Hefekulturen findet man bei Hefebanken auch diverse skandinavische wie Kveik uä. Ich frage mich, ob es ähnliche Hefekulturen aus dem deutschsprachigen Raum insbesondere vlt aus Franken gibt, wo Kleinstbrauerein ja noch immer weite Verbreitung finden? Internetrecherche ergab leider bisher wenig.
:Shocked :Shocked Außer Weizen ist hier in Franken untergärig angesagt. Ehrlich ich liebe Farmhoeuse Ales, aber mit Franken hat das so gar nichts zu tun. :Greets

Gruß
Peter

Re: Hefe für Farmhouse Ale aus dem deutschsprachigen Raum?

Verfasst: Freitag 20. Januar 2017, 14:17
von nacron
Das ist hier leider alles ausgestorben. Es gibt noch ein paar Bretts von Berliner Weissen.
Hier wurde schon frühzeitig industrialisiert und zwei Kriege und keine wirklich unzugänglichen Gegenden haben da ihr übriges getan.
Wenn du willst kann ich dir meine Berliner Weisse Kultur zukommen lassen.

Re: Hefe für Farmhouse Ale aus dem deutschsprachigen Raum?

Verfasst: Freitag 20. Januar 2017, 14:46
von §11
Naja, Franken nicht, aber es gibt ein paar "Ueberlebende" OG Hefen in Deutschland (neben Weizen), naemlich Alt und Koelsch. Daneben scheinen im Bayrischen Wald auch noch Dampfbierstaemme zu existieren die entweder mutierte Weissbierstaemme sind oder eben auch ueberlebt haben.

Interessant ist uebrigens bei Weissbierhefe von ueberlebt zu sprechen, den bei der beaknntesten besteht der Verdacht das es sich um eine japanische Sake Hefe handelt. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 15908.html

Jan

Re: Hefe für Farmhouse Ale aus dem deutschsprachigen Raum?

Verfasst: Freitag 20. Januar 2017, 17:08
von flying
Neben den Dampfbierbrauern aus dem bayrischen Wald gab es auch im Münsterland noch lange Bauerhöfe die sich ihr eigenes, oft saures Münsterländer Altbier brauten. Meines Wissens verwendete aber niemand eigene Hefen. Sie alle holten ihre Hefen aus lokalen Brauereien, welche dann mehr oder weniger geführt wurden und sich mit der lokalen Hausflora vermischten. Alle heute verwendeten Saison-Hefen sind Reinzuchthefen die möglicherweise mal aus dieser alten Tradition entstanden sind und isoliert wurden.

Im alten Forum habe ich irgendwann mal von Leuten gelesen, die ihre einmal besorgte Hefe über 17 Jahre immer wieder weiterwendet/geführt haben. So etwas ist dann eine echte Haushefe. Bei der Mutationsrate von Hefen dürften das völlig neue Stämme sein. So sind übrigens alle Hefestämme entstanden bis die Reinzucht der Hefeevolution ein Ende setzte.

Re: Hefe für Farmhouse Ale aus dem deutschsprachigen Raum?

Verfasst: Freitag 20. Januar 2017, 17:17
von tbln
Danke für die Infos bis hierher! Hab Lars Garshol (Larsblog) mal angeschrieben. Hat mich verwiesen auf das Buch: Bäuerliche und handwerkliche Arbeitsgeräte in Westfalen, Hinrich Siuts, Münster, 1982

Werd mal schauen, ob da was verwertbares an Informationen zu finden ist.

@nacron: Vielen Dank fürs Angebot. Ich komm bei Gelegenheit evtl. drauf zurück.

Re: Hefe für Farmhouse Ale aus dem deutschsprachigen Raum?

Verfasst: Freitag 20. Januar 2017, 18:20
von christianf
flying hat geschrieben:Neben den Dampfbierbrauern aus dem bayrischen Wald gab es auch im Münsterland noch lange Bauerhöfe die sich ihr eigenes, oft saures Münsterländer Altbier brauten
Pinkus Alt ist meines Wissens noch so ein saures Münsterländer Alt. Keine Ahnung, ob die eine eigene Hefe haben ...

Re: Hefe für Farmhouse Ale aus dem deutschsprachigen Raum?

Verfasst: Freitag 20. Januar 2017, 18:58
von §11
Es ist schon ziemlich erstaunlich wenn man bedenkt das wir in Deutschland obergaerige Biere gebraut haben und in die ganze damals bekannte Welt exportiert haben. Wenn man bedenkt das die Hanse Teile ihres Reichtums durch den Export von obergaerigen Bier gemacht hat. Diese Biere haben lange lange Zeit den deutschen "Biermarkt" bestimmt. Dann, etwa vor 450 (1551), spricht das erste mal jemand davon das die Bayern die Untergaerung beherschen. Trotzdem ist bis dahin fast die gesamte Bierwelt obergaerig.

Dann machen die Englaender mitt des 19. Jhr. die Entdeckung das man auch helles Malz Darren kann. Am 5.10.1842 kombiniert nun ein 29 jaehriger bayrischer Brauer in Pilsen beides, die Untergaerung und helle Malze und 175 Jahre spaeter sind 9 von 10 Bieren die weltweit getrunken werden hell und untergaerig. :Shocked

Das wissen um die alte Brauart teilweise fuer immer verloren..... und das nicht nur in Deutschland. 1940 wurde der letzte Sud Porter in England gebraut und erst 30 Jahre spaeter wurde das Porter brauen wieder neu belebt....

Jan

Re: Hefe für Farmhouse Ale aus dem deutschsprachigen Raum?

Verfasst: Freitag 20. Januar 2017, 20:10
von gulp
Am 5.10.1842 kombiniert nun ein 29 jaehriger bayrischer Brauer in Pilsen beides, die Untergaerung und helle Malze und 175 Jahre spaeter sind 9 von 10 Bieren die weltweit getrunken werden hell und untergaerig.
Anton Dreher war noch ein Jahr früher dran. 1841 kam das erste "Wiener Lager" in den Verkauf. Groll hat halt das Pilsener erfunden, auch nicht schlecht. :Bigsmile
Dann, etwa vor 450 (1551), spricht das erste mal jemand davon das die Bayern die Untergaerung beherschen. Trotzdem ist bis dahin fast die gesamte Bierwelt obergaerig.
In Nürnberg braute man schon ab Anfang des 14. Jahrhunderts untergärig und vermutlich hat sich von da aus auch die untergärige Brauart ausgebreitet. :Greets

Gruß
Peter