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Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Mittwoch 12. April 2017, 12:04
von Balu
Hallo Leute,

hätte mal eine Frage an die Metallbauer und Lebensmittelchemiker unter euch ;)

Zur Vorgeschichte:
Wir haben mal einen Edelstahltank geschweißt. Als Gärtank. Leider schmeckte das fertige Bier nach Metall - ungenießbar.

Da ich zu den Holzbefeuerer gehöre und der Kessel außen steht, ist dieser leider durchgerostet.
Wir haben gestern noch einen neuen Boden rangeschweißt. Dieser ist blank und wird rost ansetzen. (Ursprunglich war der Boden eig. emailliert mit abplatzern -> auch rostig)

Mir stellt sich nun die Fragen ob das trotzdem so in Ordnung geht, oder ob geschmacklich was passiert.
Ich denke gehört zu haben, dass aber auch Brauereien schwarzen Stahl im Kessel haben/hatten.
Was meint ihr?

Und soll ich die Schweißnaht abbeizen?

Danke für eure Auskünfte :thumbup

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Mittwoch 12. April 2017, 13:13
von Ladeberger
Eisen-Ionen sind ganz schlecht für das Bier. Sie katalysieren Oxidation, darunter auch von Fettsäuren, die dann für diesen typischen metallischen/blutigen/tintigen Geruch und Geschmack sorgen. Die Schweißnähte in eurem Edelstahlgärtank waren daher wohl nicht fachmännisch ausgeführt.

Schmeißt das Gerümpel raus und holt euch fix-und-fertige Edelstahlpötte.

Gruß
Andy

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Mittwoch 12. April 2017, 13:40
von §11
Da hast du etwas falsches gehört. Schwarzstahl Ist außer in Maschinenrahmen und Bühnenkonstruktionen (beide ohne Produktkontakt und dann auch nicht spritswasser geeignet) in der Lebensmittelindustrie nirgends zu finden, zumindest nicht in Anlagen die nach den 1950ern gebaut wurden


Jan

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Mittwoch 12. April 2017, 14:12
von Biermensch
Also falls du von Abbeizen von Edelstahlnähten sprichst, musst du selbstverständlich abbeizen. Oder MINDESTENS mit einer INOX Drahtbürste für Akkuschrauber die Anlauffarben wegschrubben. Klar rostet Edelstahl wenn die Nähte nicht bearbeitet werden.

Schwarzstahl kannst vergessen fürs Brauen, zumindest bei Bier/Würze/Maische/Wasser-Kontakt.

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Mittwoch 12. April 2017, 15:15
von Balu
Es geht mir nun ja nicht um den Gärtank mehr, dieser wurde bereits stillgelegt.

Wir brauen schon immer in leicht rostigem Kessel
Nun hat er nur einen Stahlboden bekommen und eine Schweißnaht. Somit ist die u. U. rostige Oberfläche etwas größer geworden.

Daher die Frage ob das auch zum gefürchteten Eisengeschmack führt, wegen ein paar Std Kontakt
und wenn ja, warum haben wir Ihn sonst nicht?

d.h. schwarze nähte muss man dann auch nciht beizen?

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Mittwoch 12. April 2017, 16:21
von Ladeberger
Es gibt eben sehr unterschiedliche Wahrnehmungsschwellen und per Ferndiagnose kann niemand sagen, wieviele Eisen (oder was sonst noch) genau in Lösung geht. Mir sind aber genügend Erfahrungsberichte in Erinnerung, wonach schon Abplatzungen an der Emaille, unfachmännische Edelstahl-Schweißnähte oder rosthaltiges Leitungswasser zu besagten Fehlaromen führten.

Gruß
Andy

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Donnerstag 13. April 2017, 13:00
von Balu
Das werde ich dann wohl nur rausfinden durch probieren ...
Wäre nicht das erste mal, dass ich Lehrgeld zahle ^^

Außer es läuft mir bis dahin noch ein Kessel über den Weg.
(Abgeplatztes Email haben sie wohl alle, Die die vorbei laufen haben alle Durchrostungen da alle lieblos ins Eck gestellt werden)

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Donnerstag 13. April 2017, 13:58
von Alt-Phex
Irgendwie verstehe ich dein Einstellung nicht. Hauptsache umsonst, rostig und vom Müll ?
Vernünftige Edelstahltäpfe kosten nicht die Welt und man kann sauber damit brauen.

Ihr stellt ein Lebensmittel her, denkt doch mal nach :Ahh

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Donnerstag 13. April 2017, 14:01
von Balu
Es geht darum, dass ich mit Holz befeuere und das auch beibehalten möchte.
Außerdem bin ich mir sicher, dass Stahl nicht gesundheitsschädlich oder dergleichen ist.
Jahrelang wurde verzinktes Rohr in den Wasserleitungen verwendet, welche bis heute noch verbaut sind, Grenzwerte einhalten und dennoch vor sich hin rosten.

Oder warum denkst du, ist dein Blut rot?

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Donnerstag 13. April 2017, 14:08
von Ladeberger
Es gibt genug Hobbybrauer, die mit V2A-Töpfen + offenem Feuer arbeiten. Aber ich glaube das ganze hier hat sowieso mehr mit einer Lagerfeuerromantik rund Omas alten Wurstkessel zu tun, stimmt's?

Gruß
Andy

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Donnerstag 13. April 2017, 14:10
von afri
Balu hat geschrieben: Oder warum denkst du, ist dein Blut rot?
Naja, das schmeckt aber auch nicht wie Bier oder sollte es tun...
Achim (im edelstählernen Einkocher brauend)

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Donnerstag 13. April 2017, 16:50
von Biermensch
Balu hat geschrieben:.....

d.h. schwarze nähte muss man dann auch nciht beizen?
Naja, die verbruzelten Stellen sollten so oder so weg, aber das Beizen hat bei Edelstahl ja die Funktion, das Metall von Anlauffarben und Verzunderungen zu befreien, damit sich die schützende Chromoxidschicht ausbilden kann. Das fällt beim Norm-Stahl eh weg.
Du kannst die Rostanfälligkeit reduzieren, wenn du den Stahl spiegelglatt polierst. Aber das ist nur eine Frage der Zeit, bis wieder Rost kommt. Bevor Chromstahl verbreitet war, war das die gängige Methode Stahl "rostfrei" zu bekommen, von Beschichtungen mal abgesehen.

Selbst wenn man mal über die Auswirkungen im Bier hinwegsieht, scheint mir Stahl langfristig keine sinnvolle Lösung zu sein.

Über welche Kesselgröße sprechen wir eigentlich, dass ein neuer VA Pot nur widerwillig in Frage kommt? :puzz

Re: Blanker Stahl im Kessel

Verfasst: Donnerstag 13. April 2017, 17:28
von Burkhart
Hi,

als langjähriger 'Waschkessel-Brauer' kann ich gut verstehen, wenn man gerne bei dem Gerät bleibt.
Wollte ich auf einen Edelstahlkessel umstellen, müßte ich mir erstmal Gedanken über die passende Feuerstelle machen!
Und so ein Waschkessel heizt und funktioniert wunderbar!

Ich habe aber meinen 150l Email-Kessel auch aussortiert, da er einen Abplatzer und folglich eine Roststelle hatte. Ich hatte den Eindruck, dass man das, je nach Bier, schon geschmeckt hat.
Ich hab' den Kessel durch einen passenden 170l Kupferkessel ersetzt....