Hallo zusammen,
eine gelungene Beleuchtung der Zusammenhänge.
Im Artikel werden die Dinge aus Sicht des GFGH und des FGHs beleuchtet. Ganz ähnliche Mechanismen, die ebenfalls eine Verramschung von Bierprodukten andeuten, werden bei einem Gaststättenbesuch deutlich. Auf einen Literpreis bezogen ist das Bier im Wirtshaus das "
billigste" Getränk auf der Karte. Das geht/ging sogar so weit, dass der Gesetzgeber an dieser Stelle einschreiten musste(natürlich aus anderen Gründen). Auszug Gaststättengesetz, § 6 Ausschank alkoholfreier Getränke:
"
... davon ist mindestens ein alkoholfreies Getränk nicht teurer zu verabreichen als das billigste alkoholische Getränk. Der Preisvergleich erfolgt hierbei auch auf der Grundlage des hochgerechneten Preises für einen Liter der betreffenden Getränke.."
Hier wird dem Wirt via Zwang auferlegt, dass mindestens ein Wasser/eine Schorle/ein Saft auf der Karte günstiger sein muß, als eine identische Menge Bier(
...das billigste alkoholische Getränk, § 6 <- damit ist Bier oder ein Biermischgetränk gemeint). Im Ergebnis ist,
an ein Gesetz gebunden, Bier
nicht das billigste Getränk auf der Getränkekarte.
Auch ganz ohne die Drehscheibe "
Handel" hats' der Brauer nie verstanden sich aus der Ecke "
Rausch für kleines Geld" zu lösen und eine gemeinsame Wertigkeit ohne Markenattribute dauerhaft zu etablieren. Lieber hat man sich Jahrzente lang gegenseitig in die Pfanne gehauen und war so beschäftigt damit, dass man gänzlich blind war für das was drumherum passierte. Eine ganz dumme Arroganz mit vernichtender Wirkung.
In den letzten Jahren kommt der Gesundheitsaspekt "on top", der u.a. so etwas wie einen "
Wasserboom" ausgelöst hat. In Summe nichts, dass der Bierbrauerei in Wert und Ansehen zuträglich wäre.
Flankierend mussten die Brauer/Mälzer die letzten 15-20 Jahre viel Geld in die Hand nehmen. Unsummen wurden inverstiert, um entlang der Wertschöpfung alleine Primäreinsätze zu reduzieren. Hier ein paar Zahlen zum Vergleich:
- Spezifischer Stromverbrauch in kWh/hl: Jahr 2000 = 11, Jahr 2014 = 8
- Spezifischer Energieverbrauch in MJ/hl: Jahr 2000 = 210, Jahr 2014 = 150
- Spezifischer Wasserverbrauch in hl Wasser/hl Bier: Jahr 2000 = 9, Jahr 2014 = 6
- CO2-Emissionen in kg CO2/hl: Jahr 2000 = 8, Jahr 2014 = 6
- Anzahl Unfälle pro 100 Vollzeitstellen: 2000 = 9, Jahr 2014 = 1,5
Ich kann die Wandlungen seit Jahren mitverfolgen und am Wochenende ist mir eine weitere "Wandlung" aufgefallen. Eine große Supermarktkette hat in manchen Filialen so etwas wie eine "
CraftBierEcke" eingerichtet. Sie bietet so manches, aber längst nich alles - ein "
Einsteiger" wird hier sicher fündig und kann sich quer durch die Bierstile bedienen und findet auch die Marken die gerade "
gehypt" werden. Obwohl in geringen Mengen präsentiert ist die Staubschicht auf manchen Flaschen aktuell so dick, dass, wenn dann, nur noch der Freak zugreift.
Am Anfang war die Situation eher die, dass die Produkte die man wollte nicht verfügbar waren. Zwischen der "
Ist-Situation" und meiner historischen Wahrnehmung(Produktmangel) liegen ca. 24 Monate - ein Wandel der vor allem das aktuelle Konsumverhalten unserer Gesellschaft reflektiert.
Hier "
vergammelt" in Zeitlupe ein qualitativ hochwertiges und gehyptes Frischeprodukt vor aller Konsumentenaugen zur Rückstellpobe. Freilich hat der Brauer an dieser Stelle und auf Neudeutsch formuliert keinen Einfluß mehr - er ist "
out of business". Die Situation ändert sich für den Braumeister erst dann wieder, wenn der
Hype mit abgelaufenem MHD und als Rückbier auf dem Hof steht. Schliesslich brauchts ja einen der für eine Gutschrift verantwortlich zeichnet.
Mit Blick auf unsere Branche hat "
Neugier befrieden" die klassische "
Markentreue" abgelöst und nicht selten überdauert die Lagerung einer Produktvariante einen angesagten
Hype. Aus Sicht eines Produzenten ein "
Orkus" in dem nichts verlässlich planbar ist und innovative Weitsicht zum Reiben an der Glaskugel verkommt.
Insgesamt bitter, dass zwischen "
Verramschen" und "
Nische mit unsicherem Ausgang" kein Platz mehr ist.
Gruß
Oli