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Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Montag 22. Mai 2017, 19:39
von Fulljez
Hallo Freunde,

Ist es besser die Brauanlage aus Edelstahl oder Kupfer zu haben? Oder kann man auch mixen?

FJ

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Montag 22. Mai 2017, 19:49
von Alt-Phex
Kupfer hat natürlich seinen Reiz, ist aber auch ziemlich teuer. Was genau möchtest du denn bauen ?
Im Normalfall benutzt man einfach passende Edelstahltöpfe aus dem Gastro-Bereich und fertig.
Da muss man nicht viel "bauen", da gibt es sogar fix und fertige Lösungen mit Hahn und Thermometer.

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Montag 22. Mai 2017, 20:48
von Jomsviking
Kupfer hat Natürlich einen ganz anderen Reiz. Sieht halt besser aus.
Braucht jedoch auch viel mehr Pflege als Edelstahl. --> Polieren

Im Endefekt ist es reine Geschmacksache.
Ja, du kannst auch mischen. Das ist überhaupt kein Problem.

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Montag 22. Mai 2017, 21:04
von §11
Kupfer hat natuerlich auch technologische Vor- und Nachteile. Der Waermeuebertrag ist besse, dafuer ist das Material weicher und oxidiert eben auch.

Jan

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Montag 22. Mai 2017, 22:24
von Biermensch
Naja, Kupfer ist halt wesentlich schöner, aber auch sehr pflegeintensiv....das sind z.B. zwei meiner früheren Kupfer-Anlagen auf Basis von einem Edelstahlkessel. Die anderen Fotos finde ich gerade nicht, aber ich habe immer gerne mit Kupfer gearbeitet. Aber Kupfer will gestreichelt werden :) Technisch gesehen ist die Wärmeleitfähigkeit sseeeeeehr viel besser, wer es mal geschweißt hat, weis Bescheid.

Ich habe hier irgendwo gelesen, dass es sich positiv auf den Geschmack auswirken soll, andererseits ein Katalysator ist. Aber da kenn ich mich nicht so aus....

Edit: Pflegeintensiv, wenn man das hellrote Leuchten behalten will. Es ist natürlich auch schön, wenn man es oxidieren lässt. Wenn man direkt in Kupfer braut, kann man die innere Oxidschicht sehr einfach mit einer verdünnten Säure entfernen. Nach dem Brauen ist es eh wieder blank.
DSC_0028_6.JPG
DSC_0097.JPG

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Dienstag 23. Mai 2017, 00:28
von Unbewegter Beweger
...mit Kupfer hast du die Gefahr, dass radikalischer Sauerstoff entsteht. Cu II wird dabei zu Cu I reduziert. Wie oben schon beschrieben ist die Reaktion katalytisch, weil Cu I durch andere Sauerstoffverbindungen wieder zu Cu II oxidiert wird.
Ob sich das dann stark bei der Alterung des Bieres auswirkt, weiß ich nicht genau. Vorstellbar ist das aber schon.
Liebe Grüße, Sven

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Dienstag 23. Mai 2017, 00:28
von Unbewegter Beweger
...schön aussehen tut es aber schon ;-)

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Dienstag 23. Mai 2017, 00:40
von Biermensch
Braut nicht der User "Bierjunge" schon ewig mit massiven Kupfertöpfen und hat das mal analysieren lassen? Den könnte man doch Fragen bzgl. Erfahrungen mit dem Endprodukt....

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Dienstag 23. Mai 2017, 07:11
von Bierjunge
Biermensch hat geschrieben:Edit: Pflegeintensiv, wenn man das hellrote Leuchten behalten will. Es ist natürlich auch schön, wenn man es oxidieren lässt. Wenn man direkt in Kupfer braut, kann man die innere Oxidschicht sehr einfach mit einer verdünnten Säure entfernen.
Es ist dabei auch zu bedenken, wie oft man braut:
In einer Brauerei mit trad. Kupfersudwerk, in dem täglich gebraut wird, haben die Pfannen überhaupt keine Chance, innen groß zu oxidieren. Jan schrieb mal (in anderem Zusammenhang :Smile ), dass auf Landebahnen kein Gras wachse...
Wenn ich als Hobbybrauer bloß alle ein oder zwei Monate braue, ist das natürlich schon eine elende Schrubberei, die Pfanne vorher innen wieder blank zu bekommen. Denn:
Nach dem Brauen ist es eh wieder blank.
Ja schon, aber wer will schon sein benutztes Metallputzmittel trinken? :puzz

Zu meinen Erfahrungen:
Die Säure-Aktion spare ich mir inzwischen meistens, weil das jungfräulich, hellrote Kupfer hernach umso schneller wieder anläuft.
Am Abend vor dem Brautag schrubbe ich einfach mit heißem Wasser und Spülschwamm, was nach einer längeren Sudpause schon eine längere, schweißtreibende Angelegenheit ist (15-20 min für meine 60 l-Pfanne). Am nächsten Morgen ist dann wieder eine hauchdünne braune Oxidschicht drin, aber da reicht dann einmal kurz mit dem Spülschwamm durchzuwischen.

Auf der Außenseite mache ich aus Faulheit gar nichst mehr, denn ich finde, dass der ledrig-braue Oxidton auch seinen Reiz hat. Solange es noch nicht grün wird...

Moritz

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Dienstag 23. Mai 2017, 07:14
von Bierjunge
Biermensch hat geschrieben:Braut nicht der User "Bierjunge" schon ewig mit massiven Kupfertöpfen und hat das mal analysieren lassen? Den könnte man doch Fragen bzgl. Erfahrungen mit dem Endprodukt....
Ja, aber das betraf nur die Kupferkonzentration selber und nicht irgendwelche Oxidationsprodukte.
Und bezüglich Kupfer-Ionen war alles, verglichen an der Trinkwasserverordnung, noch komplett im Normbereich.

Moritz

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Dienstag 23. Mai 2017, 07:28
von Bierjunge
Noch was:

Bild

Der Besitzer der abgebildeten Brauerei (40 hl) erzählte mir erst letzte Woche, dass bei einer Verkostung ein (hier nicht ganz unbekannter) Professor, der die Brauerei nie von innen gesehen hatte, nach dem ersten Schluck seines Bieres ohne zu zögern sagen konnte:
"Ach, Sie haben aber ein nettes, kleines Kupfersudwerk!"
Er wäre angesichts dieses Volltreffers fast rückwärts vom Stuhl gefallen.
Man kann also Kupfer definitiv schmecken. Und anhand der Konzentration sogar auf das Oberflächen-Volumen-Verhältnis schließen... :Shocked

Moritz

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Dienstag 23. Mai 2017, 14:34
von heizungsrohr
Mein Prof meinte neulich, es sei üblich die Kessel nach dem Putzen mit Zuckerlösung einzusprühen, um das Kupfer vor Oxidation zu schützen. Laut seiner Aussage würden die meisten Kessel ziemlich kleben, wenn man dranfasst.

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Dienstag 23. Mai 2017, 15:48
von Bierjunge
Genau. Klassiche Hausmittel in Brauereien mit Kupfersudwerken:
Putzen mit einer Mischung aus verdünnter Schwefelsäure, Hefe und Kieselgur; danach einpinseln mit Vorderwürze.
Alles Dinge, die eh in der Brauerei vorhanden sind...

Moritz

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Dienstag 23. Mai 2017, 16:11
von §11
Bierjunge hat geschrieben:Noch was:

Bild

Der Besitzer der abgebildeten Brauerei (40 hl) erzählte mir erst letzte Woche, dass bei einer Verkostung ein (hier nicht ganz unbekannter) Professor, der die Brauerei nie von innen gesehen hatte, nach dem ersten Schluck seines Bieres ohne zu zögern sagen konnte:
"Ach, Sie haben aber ein nettes, kleines Kupfersudwerk!"
Er wäre angesichts dieses Volltreffers fast rückwärts vom Stuhl gefallen.
Man kann also Kupfer definitiv schmecken. Und anhand der Konzentration sogar auf das Oberflächen-Volumen-Verhältnis schließen... :Shocked

Moritz
Wird dieser Professor dieses Jahr 92?

Der schmeckt auch den Hefestamm raus und noch erstaunlicher, er kann sich Geschmacksfehler wegdenken. Also wenn dieses Bier nicht zu warm vergoren waere, dann hat es zusaetzlich noch einen leichten Oxidationsgeschmack (der sich in der Analyse auch gezeigt hat). Ich hab nur die Hefe geschmeckt :Shocked

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Samstag 27. Mai 2017, 10:32
von Fulljez
Vielen Dank für eure vielen Antworten.

Wie sieht es bei den meisten Mirco Brauereien aus? Was wird hier meistens benutzt?

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Samstag 27. Mai 2017, 10:42
von Ladeberger
Natürlich Edelstahl und "meistens" ist noch stark untertrieben.

Gruß
Andy

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Samstag 27. Mai 2017, 17:26
von Seed7
Edelstahl (und Holz).

Wenn Kupfer, dann nur auf der warmen Seite der Brauerei,

Ingo

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 05:16
von Fulljez
Vielen Dank für die Antworten. Sehr Interessant.

ich bleibe bei Edelstahl

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 06:34
von ggansde
Ladeberger hat geschrieben:Natürlich Edelstahl und "meistens" ist noch stark untertrieben.

Gruß
Andy
Sehe ich jetzt ein bisschen anders. Die meisten, die ich kenne, und da waren z.B. auch die Brauereien dabei, die wir bei den Mitteldeutschen Hobbybrauertreffen besuchten, waren in Kupfer.
VG, Markus

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 09:09
von Ladeberger
In die Frage nach "Microbrauereien" hatte ich Craftbrauereien und jüngere Gasthausbrauereien hineininterpretiert. Historische Bestände in Kupfer möchte ich damit natürlich nicht diskreditieren ;)

Gruß
Andy

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 10:52
von Ruthard
In den 10hl Kaspar-Schulz Anlagen, die man heute in vielen Gasthausbrauereien sieht, kommt nur die kupferne Schleppkette mit dem Lebensmittel in Berührung. Alles andere Kupfer (und das ist viel) dient lediglich der Optik.

Cheers, Ruthard

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 11:19
von jemo
Falls denn Kupfer einen Einfluss auf den Geschmack haben sollte, könnte man sich auch das Prallblech oder den Rührflügel aus Kupfer anfertigen und weiterhin einen Edelstahlkessel nutzen. Oder auch ein paar Kupferbleche in den Kessel legen.

Re: Edelstahl oder Kupferanlage?

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2017, 22:58
von 420
Kupfer und Bier wird wohl nicht das Problem sein. Schlimmer wäre Kupfer mit Fruchtsäuren. D.h. Kirschen, Apfelsaft usw. wäre nicht so gut. Wenn das Kupfer stumpf war, sind die Kontaktflächen danach heller und das möchte ich im Bier nicht unbedingt trinken.

VG Franz