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Gärung stehen geblieben oder Vergärungsgrad erreicht ?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2017, 13:07
von Chrissi_Chris
Moin Moin,

Nun habe ich auch zum ersten mal Probleme mit meinem Gärverlauf.
Ich hab am Donnerstag letzte Woche also vor 6 Tagen ein SmaSh Wiener Malz mit El Dorado Hopfen gebraut um diesen zu testen da ich auf Pfirsich Aromen gespannt war.
Dazu passend eine Flüssighefe die Omega Yeast DIPA die ja laut Datenblatt auch recht fruchtig in Richtung Pfirsich vergären soll.
Passt also gut, nach der Hauptgärung hatte ich vor mit dem El Dorado Hopfen zu stopfen.
Der Brautag lief wie immer unspektakulär und ohne besondere Vorkommnisse. Temperaturen wurden auf das Grad genau eingehalten.
Ich habe mich diesmal für eine Kombirast entschieden im oberen Temperaturbereich (69 Grad Celsius) um es etwas vollmundiger zu machen.
Passte auch gut mit der Hefe zusammen, da diese mit 70-75% nicht zu hoch vergärt.

Hier ein Paar Eckdaten:

13,5 % Stw
40 Ibu
12,7 EBC
24 L HG
9 L NG
5,5g CO2 /L


Schüttung
5,2Kg Wiener Malz 100%

Hopfen:
El Dorado 45g in 3 Hopfengaben.

Hefe:
Omega Yeast DIPA Ale Flüssig Hefe
Letzte Woche bestellt, kühl gelagert und 4 Std vor dem anstellen auf Zimmertemperatur gebracht (21grad) wie beschrieben.

Rasten:

Eingemaischt bei 72 Grad
Kombirast bei 69 Grad Celsius für 70 min.
Jodnormal abgemaischt bei 69

Anstell Temperatur : 21 Grad (hätten vielleicht 1-2 grad weniger gedurft)

Nun zu meinem Problem, die Gärung kahm nach ca. 18 Std richtig in fahrt und ich habe den Gärspund noch nie über 2 Tage so Aktiv gesehen. Nach ca. 3 Tagen liess die Gärung doch deutlich nach und es stand still. Den Gärverlauf und Temperatur kann man hier bestens verfolgen dank iSpindel. Messabweichung ausgeschlossen, da mit Spindel überprüft wurde.
https://app.ubidots.com/ubi/datasources ... 36faabf095

Nun steht das ganze bei 5,9 Grad Plato fest und einem EVG von knapp 57 %und es tut sich nichts mehr. Das durch die Kombirast im oberen Bereich weniger vergärbare Zucker gelöst wurden ist mir klar und ich damit nicht auf die 70-75% EVG komme war geplant.
Doch jetziger stand stellt mich nicht ganz zufrieden. Abfüllen kommt für mich jetzt absolut nicht in Frage.

Ich hatte folgendes schon Probiert:
- Gäreimer leicht hin und her bewegen um Hefe aufzuwirbeln das sie die Arbeit wieder aufnimmt.
- Wärmer stellen auf bis zu 23,5 Grad.

Nun bin ich am überlegen was nun ein sinnvolles Vorgehen ist.

- Nach pitchen mit US 05.
- Umschlauchen und stopfen um mehr Bewegung herein zu bekommen.( kein Lufteintrag)
- Einfach stehen lassen eine Woche und wie gewohnt stopfen mit Pellets im Gäreimer

Viel dank im voraus,

Lieben Gruß Chris

Re: Gärung stehen geblieben oder EVG erreicht ?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2017, 13:22
von Bierjunge
Chrissi_Chris hat geschrieben:Ich habe mich diesmal für eine Kombirast entschieden im oberen Temperaturbereich (69 Grad Celsius) um es etwas vollmundiger zu machen.
Passte auch gut mit der Hefe zusammen, da diese mit 70-75% nicht zu hoch vergärt.
Genau daran dürfte es liegen:
70 min Kombirast bei 69°C ist schon ziemlich hoch und bevorzugt die alpha- gegenüber den beta-Amylasen deutlich.
Du wolltest es offenbar so...

Ich habe gerade mal in meinen Sudprotokollen nachgeschaut: Die EVGs meiner 100%-WieMa-Biere streuen, je nach Maischverfahren und Hefe, zwischen 59% und 75%. Dass Du Dich mit den o.g. Vorgaben eher am unteren Rand einsortierst, ist nicht erstaunlich.
Chrissi_Chris hat geschrieben:Nun bin ich am überlegen was nun ein sinnvolles Vorgehen ist. (...)

- Umschlauchen und stopfen um mehr Bewegung herein zu bekommen.( kein Lufteintrag)
Vor dem Stopfen von der sedimentierten Hefe zu ziehen ist m.E. ohnehin sinnvoll.
Kann zwar sein, dass durch die dabei erfolgende Umschichtung die Gärung nochmal anspringt, glaube ich aber nicht.
Falls nicht, schadet es nicht, indem es zur Klärung des Bieres und zur Verringerung der Autolysegefahr beiträgt.

Moritz

Re: Gärung stehen geblieben oder EVG erreicht ?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2017, 13:22
von Ladeberger
Wohl wie so oft eine Mischung aus "schlecht vergärbar und schlecht vergoren", wie das Oli demletzt sinngemäß formulierte. Gründe für letzteres hier womöglich: Geringe Hefevitalität, zu geringe Belüftung, zu frühe Flokkulation, etc. vgl.: viewtopic.php?f=7&t=11031&view=unread#unread

Das Risiko mit hohen Kombirasten ist zusätzlich, dass man sich hier vollständig auf die Präzision des Thermometers verlassen muss. Wenn das 1 - 2 K zu wenig anzeigt, hast du real bei > 70 °C gemaischt und damit der beta-Amylase keine nennenswerte Chance gelassen, Maltose zu produzieren. Hinzu kommt hier um bis zu 50 % geringere Enzymkraft von Wiener Malz ggü. einem hellen Malz. So eine Ausgangssituation macht eigentlich eine intensivere Maischeführung rund um die Optima der beta-Amylase notwendig, nicht noch mehr Zugeständnisse ans unvergärbare Zuckerspektrum.

Gruß
Andy

Re: Gärung stehen geblieben oder EVG erreicht ?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2017, 15:48
von Chrissi_Chris
Also durchweg gut geplant von mir :Ahh Nicht...

Gut ich werde dann wie gewohnt mit dem Stopfen beginnen und daraus lernen.

Ich Danke euch für die ausführlichen und sehr aufschlussreichen Antworten

Vielen Dank und lieben Gruß

Chris

Re: Gärung stehen geblieben oder EVG erreicht ?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2017, 16:51
von §11
Das sage ich jetzt nur weil die Frage von Chriss kommt und ich weiss das er es gerne genau nimmt. Will also weder Haare spalten noch klugscheissen.

Deine Frage muesste heissen:" Gaerung stehen geblieben oder Ausstoss Vergaerungsgrad (VGA) erreicht?

Der EVG wird im Labor bestimmt (Schnellvergaerprobe) und stellt das Limit dar das diese Hefe mit der Wuerze erreichen kann. Dabei gehen wir aber Davon aus das im Labor Idealbedingungen herrschen, den in der SVG ist Hefe im Ueberschuss, sie steht warm und wird permanent geruehrt.

Haettest (ja wenn dieses Woertchen nicht waere) du jetzt eine ebensolche SVG zur Hand, wuesstest du wo der EVG liegt und du wuesst damit ob deine Gaerung abgeschlossen ist.

Also nicht den Kommentar nicht krumm nehmen :Wink

Jan

Re: Gärung stehen geblieben oder EVG erreicht ?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2017, 17:18
von Ladeberger
§11 hat geschrieben: Deine Frage muesste heissen:" Gaerung stehen geblieben oder Ausstoss Vergaerungsgrad (VGA) erreicht?
Wäre es nicht sinnvoll diese Frage zu "akzeptabler Ausstoßvergärungsgrad" zu ergänzen?

Denn der Ausstoßvergärungsgrad ist doch zunächst einfach der VGs bei Abfüllung ins finale Gebinde. Wenn man mit 60 % VGs abfüllt, hat man einen AVG von 60 %. Völlig unbeachtet des höheren EVG. Das einzige was man sich daher ohne bekannten EVG fragen kann ist, ob der aktuell ermittelte VGs entlang der Rezeptparameter (Rohstoffe, Maischearbeit, Hefestamm) realistisch und in der Folge als AVG akzeptabel wäre.

Gruß
Andy

Re: Gärung stehen geblieben oder Vergärungsgrad erreicht ?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2017, 17:18
von §11
:thumbsup

Re: Gärung stehen geblieben oder EVG erreicht ?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2017, 17:19
von Chrissi_Chris
§11 hat geschrieben:Das sage ich jetzt nur weil die Frage von Chriss kommt und ich weiss das er es gerne genau nimmt. Will also weder Haare spalten noch klugscheissen.

Also nicht den Kommentar nicht krumm nehmen :Wink

Jan

Nööö :Smile stimmt ja was du sagst.. habe den Betreff daraufhin geändert Danke dir. :thumbup


LG Chris

Re: Gärung stehen geblieben oder EVG erreicht ?

Verfasst: Mittwoch 31. Mai 2017, 17:24
von Chrissi_Chris
Ladeberger hat geschrieben:
§11 hat geschrieben: Deine Frage muesste heissen:" Gaerung stehen geblieben oder Ausstoss Vergaerungsgrad (VGA) erreicht?
Wäre es nicht sinnvoll diese Frage zu "akzeptabler Ausstoßvergärungsgrad" zu ergänzen?

Denn der Ausstoßvergärungsgrad ist doch zunächst einfach der VGs bei Abfüllung ins finale Gebinde. Wenn man mit 60 % VGs abfüllt, hat man einen AVG von 60 %. Völlig unbeachtet des höheren EVG. Das einzige was man sich daher ohne bekannten EVG fragen kann ist, ob der aktuell ermittelte VGs entlang der Rezeptparameter (Rohstoffe, Maischearbeit, Hefestamm) realistisch und in der Folge als AVG akzeptabel wäre.

Gruß
Andy

Man könnte auch noch weiter Fachsimpeln und es ganz genau auf die Goldwaage legen aber im Grunde hat jeder verstanden was gemeint war und zufriedenstellend würde es auch beantwortet.

Danke

LG Chris